Käfer

Ordnung der Klasse Insekten (Insecta)
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Verschiedene Arten der Gattung Carabus. Aus Edmund Reitter: "Fauna Germanica: Die Käfer des deutschen Reiches" 1909.

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Vorlage:Phylum: Gliederfüßer (Arthropoda)
Vorlage:Superclassis: Sechsfüßer (Hexapoda)
Vorlage:Classis: Insekten (Insecta)
Vorlage:Subclassis: Fluginsekten (Pterygota)
Vorlage:Superordo: Neuflügler (Neoptera)
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|- ! Wissenschaftlicher Name |- | class="taxo-name" | Coleoptera |- | class="Person" | Linnaeus 1758 |- ! Unterordnungen |- |

komplette Systematik der Käfer |}

Käfer (Coleoptera) sind mit über 350.000 weltweit verbreiteten Arten die größte Ordnung aus der Klasse der Insekten. In Mitteleuropa leben etwa 8.000 Käferarten. In Europa schwankt die Größe der Käfer zwischen 0,25 und 75 Millimetern, mit etwa 170 Millimetern ist die Art Titanus giganteus aus Brasilien die größte bekannte Käferart, der größte heimische Käfer ist der Hirschkäfer (Lucanus cervus). Käfer gibt es seit dem Perm (etwa 280 Mio. Jahre). Der älteste Käfer wurde 1944 bei Tshekarda im Ural (Russland) in Schichten aus dem entdeckt.

Körperbau

Da die Käfer zu den Insekten gehören, haben sie mit diesen alle wesentlichen Merkmale gemeinsam, insbesondere die definierende Eigenschaft der sechs Beine, das Strickleiternervensystem, das Blutsystem mit Röhrenherz, das Verdauungssystem mit den Malpighischen Gefäßen und das Tracheensystem für die Atmung.

Flügel
Die Käfer unterscheiden sich von den übrigen Insekten hauptsächlich dadurch, dass die beiden Flügelpaare verschieden ausgebildet sind. Die Vorderflügel (Elytren) sind am zweiten Brustring angewachsen und stärker chitinisiert. Sie werden bis auf wenige Ausnahmen beim Flug schräg nach vorn geklappt, um zu ermöglichen, dass die hinteren Flügel ihre Arbeit verrichten können. In der übrigen Zeit bedecken sie die kunstvoll zusammengefalteten Hinterflügel und den Hinterleib, um diese zu schützen. Die Hinterflügel sitzen am dritten Brustring und sind nur an den stabilisierenden Adern stärker chitinisiert, sonst häutig. Sie entfalten sich erst kurz vor dem Start und sind dann wesentlich größer als die Elytren. Nach dem Flug werden sie meist unter Zuhilfenahme der Hinterbeine wieder gefaltet und unter die Deckflügel geschoben. Dieser Vorgang kann mehrere Sekunden dauern.

Mundwerkzeuge
Die Mundwerkzeuge sind beissend-kauend. Vor dem Kopfschild ist als eine kleine Platte die Oberlippe angewachsen. Ihr gegenüber liegt, ebenfalls als Platte, die Unterlippe. Sie kann Taster tragen. Dazwischen liegen zwei Paar Kiefer, die sich waagerecht gegeneinander bewegen.

Die für Insekten typische Dreigliederung in Kopf, Brust und Hinterleib ist insofern abgewandelt, als bei den Käfern von oben Kopf, Brustschild und der unter den Elytren verdeckte restliche Körper eine abgeänderte Gliederung bildet, und von unten verdecken die Hüften des 3. Beinpaares oft mehrere Glieder des Hinterleibs.

Der Körperbau variiert bei den einzelnen Arten außergewöhnlich stark und spiegelt die Verwandtschaft der Tiere wider. Zum Beispiel bedecken bei den Kurzflüglern die Vorderflügel den Hinterleib nicht, bei den Laufkäfern fehlen häufig die Flügel, bei den Rosenkäfern bleiben die Elytren beim Fliegen geschlossen - ein Spalt an der Seite ermöglicht das Aus- und Einfalten der Flügel. Bei den Rüsselkäfern sitzen die Mundwerkzeuge auf einer Verlängerung, die wie ein Rüssel aussieht. Das Vorhandensein und der Bau von Lippen und Kiefertastern sind ebenfalls Merkmale, die zur Bestimmung der Familie benutzt werden. Ein weiteres wichtiges Verwandschaftsmerkmal ist die Ausbildung der Fühler.

Entwicklung

Die Käfer gehören zu den Insekten mit vollständiger Verwandlung: Aus den Eiern schlüpfen die Larven. Sie unterscheiden sich in Bau und Lebensweise erheblich von den adulten Tieren. Aber auch die Larven verschiedener Käferfamilien können sehr verschieden leben und aussehen. So leben z.B. die Larven der Gelbrandkäfer im Wasser, die Larven der Laufkäfer können ebenfalls gut laufen, die Larven der Schnellkäfer sind die bekannten Drahtwürmer, die Blattlauslöwen sind die Larven der Marienkäfer. Die Ölkäfer haben Larvenstadien, die sich in Aussehen und Lebensweise voneinander unterscheiden (Hypermetamorphose).

Die Larve des letzen Stadiums, die Endlarve, baut in der Regel einen Hohlraum für die Puppe, z.B. eine Erdhöhlung oder eine größere Höhlung im Holz. Die schlüpfende Puppe ist in der Regel eine freie Puppe, die schon im Wesentlichen die Form des Adults zeigt. Die Puppenruhe kann monatelang dauern, die Gesamtentwicklung mehrere Jahre. Auch das Imago kann mehrjährig werden.

Verhalten

Wie bei allen Insekten kann das Verhalten sehr kompliziert sein, aber innerhalb einer Art ist es streng festgelegt. So muss der Käfer nicht lernen, welche Nahrung für ihn geeignet ist. Laufkäfer, Gelbrandkäfer und Kurzflügler sind in der Regel Fleischfresser, andere fressen Fischmehl, Leder oder Sehnen. Die meisten Käfer fressen jedoch pflanzliche Nahrung, Blätter einer bestimmten Pflanze (monophag) oder verschiedener Pflanzen (polyphag), Samen, Blütenstaub, Holz, Dung, Pilze. Beim Kolbenwasserkäfer sind die Larven räuberisch, die adulten Tiere friedliche Pflanzenfresser.

Die Partnersuche erfolgt über Duftstoffe (Pheromone).

In der Regel beschränkt sich die Sorge der Mutter darauf, das Ei in ein geeignetes Substrat abzulegen. Bei einzelnen Arten kommt es zu einer ausgeprägten Brutfürsorge. Die bekanntesten Beispiele sind:

  • der Pillendreher, der aus Dung eine Kugel formt, diese an einer geeigneten Stelle vergräbt und ein Ei darauf ablegt.
  • der Totengräber, der als Nahrung ein kleines totes Säugetier vergräbt und mit dem verwesenden Fleisch die Larven füttert.
  • der Kolbenwasserkäfer. Er spinnt einen Kokon auf der Unterseite eines schwimmenden Blattes, den er mit einem "Schornstein" versieht, der vermutlich die Luftzufuhr für die ca 50 Eier in dem Kokon sicherstellt.

Systematik

Siehe auch: Systematik der Käfer

Allgemein

Da die Gruppe sehr alt ist, gibt es viele Käfer mit nur sehr weit entfernten Verwandten. Es gibt aber auch viele sehr nah miteinander verwandte Artengruppen. So treten die Grundprobleme der Systematik gehäuft auf: Viele Tiere sehen einander so ähnlich, dass es schwer entscheidbar ist, ob sie zur gleichen Art gehören oder ob eine neue Art vorliegt. So hat z. B. bei den Kurzflüglern die Untersuchung der Begattungsorgane, die normalerweise im Körperinnern liegen, dazu geführt, dass die Anzahl der Arten sprunghaft gestiegen ist. Bei vielen Arten ist es nicht klar, zu welcher Familie sie gehören. Oft sind die in einer Familie geführten Arten so verschieden, dass sie im Extremfall als der einzige Vertreter einer Familie betrachtet werden können. Die Anzahl der Familien schwankt also beträchtlich. Die Anordnung und Zusammenfassung der Familien soll eigentlich die natürliche Verwandtschaft widerspiegeln. Da diese zum größten Teil hypothetisch ist, gibt es viele widersprüchliche Auffasssungen.

Speziell

Im deutschsprachigen Raum zählt als Standardwerk Die Käfer Mitteleuropas.[1] Es gibt 93 Familien für Mitteleuropa an, deren Anordnung sich an dem fünfbändigen Werk Edmund Reitters Die Käfer des Deutschen Reiches[2] orientiert. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Artenanzahl in jedem Jahr wächst, meist durch eingeführte Tiere, aber auch durch Erstbeschreibungen.

Weltweit werden die Familien in vier Unterordnungen zusammengefasst:

Ordnung Käfer (Coleoptera)

Mensch und Käfer

schädlich-nützlich

Seit die Menschen die Kulturstufe des Jägers und Sammlers verlassen haben und ihre Grundnahrungsmittel anbauen, bieten sie damit für bestimmte Käfer ideale Fortpflanzungsbedingungen. Namen wie Kartoffelkäfer, Brotkäfer, Reiskäfer, Mehlwurm (Larve des Mehlkäfers) und Erbsenkäfer sprechen für sich. Jedoch pflanzt der Mensch nicht nur für seine Nahrung große Flächen mit nur einer Pflanzenart, sondern z. B. auch Baumwolle, Pappelwälder, Fichtenschonungen. So erlangten auch der Baumwollkäfer und der Borkenkäfer traurige Bedeutung. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass auch ohne Monokulturen die Käfer, die sich ja alle organische Substanz als Nahrungsquelle erschlossen haben, naturgemäß immer Konkurrenten des Menschen waren.

Auf der anderen Seite wird durch die Betrachtung der Käfer als Konkurrenten übersehen, dass es unter ihnen auch manche Nützlinge gibt. Am bekanntesten sind die Larven des Marienkäfers, die die Blattläuse in Grenzen halten. Aber alle vom Menschen als lästig oder schädlich eingestuften Insekten haben natürliche Feinde, die oft unter den Käfern zu finden sind. Mit der Bekämpfung des Schädlings trifft man häufig auch deren natürliche Feinde und erreicht so nur kurzfristig das gewünschte Ergebnis, langfristig aber das Gegenteil. Insgesamt gilt die Regel: Je mehr Tierarten vorhanden sind, desto dichter und stabiler ist das Netz, dass sie durch ihre Jäger-Beute-Beziehung bilden und desto unwahrscheinlicher ist, dass es zu einer Massenvermehrung einer Tierart kommt.

Durch einige Fernsehshows ist wieder ins Bewusstsein gerückt, dass Käferlarven früher für alle Menschen, für manche ursprünglich lebende Menschgruppen auch noch heute eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.

Nutzen oder Schaden verschiedener Käferarten für den Menschen sind wohl noch unerforscht. So soll wenigstens erwähnt werden, dass Käfer bei der Bestäubung von Pflanzen (Cantharophilie) eine Rolle spielen können.

Kultische Bedeutung

Das bekannteste Beipsiel kultischer Verehrung eines Käfers findet sich im antiken Ägypten. Der Scarabaeus, der für die Menschen ohne die entsprechenden naturwissenschaftlichen Kenntnisse augenscheinlich verschwand und dann wieder neugeboren aus der Erde kroch, wurde zum Symbol der Wiedergeburt und genoss religiöser Verehrung. Auch heute gilt er als Glücksbringer und ist auf jedem Bazar aufzufinden, wie auf den Flohmärkten Marienkäfer. Über die Frühzeit der Menschheit ist uns wenig bekannt, aber es ist anzunehmen, dass die Verehrung des Scarabäus in der ägyptischen Kultur kein isoliertes Phänomen darstellt.

Bei vielen Völkern wurden Käfer oder Käferteile, hauptsächlich Flügeldecken, für Ketten und anderen Schmuck verwendet. Es ist anzunehmen, dass dieser Schmuck ebenfalls kultische Bedeutung hatte.

weitere Bereiche

Bekannt ist auch die medizinische Nutzung von Käfern. Als Beispiel sei die Benutzung von Cantharidin für blasenziehende Pflaster durch das Zermahlen des Pflasterkäfers (Lytta vesicatoria) genannt.

Das helle Licht des Leuchtkäfers wurde in manchen Gegenden als Lichtquelle verwendet.

Literatur

  • Heinz Freude (Begr.), Bernhard Klausnitzer (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas, München, ISBN 3-334-61035-7
  • Karl Wilhelm Harde, Frantisek Severa, Edwin Möhn, et al.: Der Kosmos-Käferführer. Die mitteleuropäischen Käfer., Franckh-Kosmos, Stuttgart 1988, ISBN 3-440-05862-X
  • Edmund Reitter: Fauna Germanica - Die Käfer des Deutschen Reiches, 5 Bände, K. G. Lutz, Stuttgart 1908 - 1917
  • Jean-Henri Fabre: Ein Blick ins Käferleben (Souvenirs Entomologiques [Auswahl])., Franckh-Kosmos, Stuttgart 1910

Quellen

  1. H. Freude, K. W. Harde, G. A. Lohse, B. Klausnitzer (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. 15 Bände, Elsevier 1965-2004 ISBN 3-8274-0674-9
  2. E. Reitter: Fauna Germanica - Die Käfer des Deutschen Reiches. 5 Bände, K. G. Lutz, Stuttgart 1908 - 1917