Rißtissen ist ein Ortsteil von Ehingen (Donau) mit ca. 1.200 Einwohner. Der Ort liegt an der Riß, nahe der Mündung dieses Flußes in die Donau und ist eine Enklave, die von den Gemarkungen von Öpfingen, Erbach,Untersulmetingen, Laupheim und Griesingen umgeben ist und nirgends an das Stadtgebiet von Ehingen angrenzt.
Geschichte
Antike.
Im Jahr 15 v.Chr. eroberten die Adoptivsöhne des römischen Kaisers Augustus, Drusus und Tiberius in der Absicht die Einfälle der Kelten aus dem Alpenraum nach Norditalien zu unterbinden das nahezu entvölkerte Land zwischen den Alpen und der oberen Donau. Die Keltenstämme der Brigantii ( Bregenzer ) und der Vindeliker wurden in einer Seeschlacht auf dem Bodensee vernichtend geschlagen. Die obere Donau wurde so zwar noch nicht gleich politisch, aber zumindest de facto zur Militärgrenze zwischen dem von den Römern besetzten Gebiet Oberschwaben ( damals Rätien genannt ) am rechten und der Alb ( damals Germanien ) am linken Donauufer. Zur Absicherung dieser Eroberungen wurden am südlichen Ufer der Donau von Regensburg bis Tuttlingen eine Reihe von befestigten militärischen Lagern ( lat. sing. castrum) errichtet, die unter sich und mit der wichtigsten römischen Garnison und späteren rätischen Provinzhauptstadt Augsburg ( damals Augusta Vindelicorum ) durch eine Strasse verbunden waren.
In Rißtissen entstand das Donaukastell Nr.159, wie es heute die Geschichtswissenschaftler bezeichnen. Es handelte sich um eine längliche rechteckige militärische Befestigung mit einem Tor auf jeder Seite. Die Befestigung dieses ersten Kastells bestand aus Holzpalisaden, Wall und trockenem Graben. Es befand sich auf der höchsten Erhebung Rißtissens, in der unmittelbaren Nähe des heutigen Wasserturms. Im Römermuseum in der Schule von Rißtissen befindet sich ein Grundriß.
Im Jahre 46 n.Chr.46 , während der Regierungszeit des Kaisers Claudius (41-54 n.Chr.) wird eine neue Hauptverkehrsstraße, die Via Claudia Augusta von Oberitalien über Verona, Fernpaß, Füßen, Augsburg bis zum Kastell Burghöfe an der Donau eingeweiht. Inzwischen war das militärisch besetzte Rätien zur römischen Provinz gerworden. Ihre Hauptstadt war Kempten und später Augsburg. Die obere Donau wird dadurch für einige Jahre offiziell zwischen Tuttlingen und Regensburg auf einer Länge von über 300 km zur Nordgrenze der römischen Provinz Rätien und damit offiziell zu einem Teil der Nordgrenze des römischen Weltreiches. Die militärische Verbindungsstraße zwischen den Donaukastellen hatte mit der Via Aurelia Augusta Anschluss an das internationale Fernstraßennetz nach Rom. Die gut ausgebaute etwa 450 cm breite, kerzengerade, wichtige Militär- und Handelsstraße führte vom Römerkastell Unterkirchberg am Illerübergang kommend auf der Trasse der heutigen Heerstraße, der Schloßstrasse und der Sulmetingerstraße durch Rißtissen und über eine Furt durch die Riß zu dem römischen Kastell in Emerkingen und dann weiter nach Mengen und Tuttlingen. Die Besatzung des Kastells Rißtissen, das damals möglicherweise Riusiava hieß (Knorr, R.: Rißtissen, das Riusiava des Ptolemaeus; Germania, 16, 143 - 144) hatte einen Abschnitt der Donaugrenze zu sichern, den Flußübergang der Donaustraße über die Riß zu schützen und im Bereich der damals bestehenden Donaufurt bei Öpfingen den grenzüberschreitenden Personen-, Waren- und Zollverkehr abzuwickeln. Entlang der Donauheerstraße, zwischen dem Militärlager auf der Höhe im Osten und der Furt durch die Riß im Westen entstand ein typisches Lagerdorf vicus. Dort lebten die Familien der überwiegend schweizerischen Hilfstruppen helvetische Auxiliarkohorten. Dort siedelten dicht gedrängt auf militärisch gesichertem Gelände Handwerker, Händler, Bauern, Gastwirte und Angehörige all der Berufe deren Dienste von Soldaten von jeher in Anspruch genommen werden. Dazu zählen allerdings nicht die Betreiber einer Falschmünzerwerkstatt, die 1920 im Bereich des vicus ausgegraben wurde. Zur Zeit der Falschmünzerwerkstatt um das Jahr 222 nach Chr. d.h. zu Zeiten des römischen Kaisers Elegabal gab es keine römische Garnison mehr in Risstissen. Aber zurueck ins erste Jahrhundert n.Chr.:
Nach dem Selbstmord des Kaisers Nero im Juni des Jahres 68 n.Chr., gab es Streit um und grosse Unruhen wegen seiner Nachfolge. Während des Vierkaiserjahres 69 n.Chr. kam es fast im ganzen römischen Reich zu bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen, auch in den Rhein- und Donauprovinzen. In diesem Zusammenhang wurde das Holzkastell Riusiava abgebrannt. Das ist durch entsprechende Bodenfunde nachgewiesen. Unter Kaiser Vespasian wurden um das Jahr 71 n.Chr. die Donaukastelle, darunter auch Riusiava und die Nachbarkastelle in Unterkirchberg und Emerkingen diesmal in fester Steinbauweise etwa an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Im neuen Kastell zu Rißtissen hat man damals drei große Lagerhäuser errichtet. Das deutet darauf hin, dass Riusiava schon damals zum Nachschubdepot für die ab dem Jahr 90 weiter nach Norden zum sog. Germanischen Limes verlegten Truppen eingerichtet wurde. Waehrend der Unruhen des Jahres 69 hatte sich herausgestellt, dass die Truppen, die von der Donau zum Niederrhein verlegt wurden den weiten Umweg über Basel nehmen mussten um z.B. von Riusiava nach Mainz und Köln zu gelangen. Kaiser Vespasian liess deshalb eine neue, befestigte Straße zwischen Tuttlingen und Straßburg bauen. Damit war Rißtissen auch im Westen an das Fernstraßennetz nach Frankreich Gallien und zu den wichtigen Städten Mainz und Köln im Norden angeschlossen. Riusiavu entwickelte sich nun von einer Garnison zur Straßenstation wissenschaftlich S 24 genannt Es mußte nun die Verkehrsteilnehmer auf der Donaustraße versorgen Martin Kemkes . Es ist gut denkbar, daß es eine Poststation der kaiserlichen Post cursus publicus mit Gasthäusern stationes, mansiones , Gespannwechseldiensten mutationes und Ställen stabulae gab. Eine Kutsche konnte auf der Donaustraße damals bei entsprechenden Gespannwechseln täglich bis zu 80 km zurücklegen.
Behauene Quadersteine von einem römischen Tempel mit Motiven, die mit dem unter den römischen Soldaten verbreiteten orientalischen Mitraskult in Verbindung gebracht werden, befinden sich in der südlichen, äußeren Grundmauer der im 18. Jahrhundert errichteten Pfarrkirche.
Im Jahre 260 n.Chr. konnten die Römer den etwa 100 km nördlich von Rißtissen gelegenen Grenzwall, den Obergermanischen Limes gegen den Druck der Germanenstämme nicht mehr halten. Alemannen drangen von Westen nach Raetia Secunda ein, wie Oberschwaben damals hiess . Die Römer gaben die Gebiete nördlich des Bodensees und östlich des Rheins, sowie westlich der Iller auf. Die römische Grenze verlief jetzt von Regensburg auf dem südlichen Donauufer bis zur Illermündung bei Neuulm und von dort nach Süden entlang des östlichen Illerufers bis in die Nähe des Bodensees. Ab Bregenz bildete das südliche Bodensee- und weiter im Westen dann das südliche Rheinufer die schwer befestigte Markierung zwischen Römern und Germanen. Rißtissen lag nicht mehr auf römischem Boden , sondern gehörte zu Germanien. Aus Riusiava wurde Tissa und später wohl zur Unterscheidung von Illertissen Rißtissen. Nur wenige Kilometer im Osten von Rißtissen, auf der anderen Seite der Iller, in GünzburgGuntia hielten sich die Römer ungefähr noch weitere 230 Jahre bis zum Jahr 488 n.Chr. .
Einrichtungen
- Grundschule mit Römermuseum
- Wasserturm
- Kieswerk
Golfplatz
Während der letzten Jahre spalteten heftige Diskussionen über das Projekt eines Golfplatzes die Bevölkerung von Rißtissen. Daneben standen sich die in einer Bürgerinitiative organisierten überwiegend bäuerlichen Golfplatzgegner den Ehinger Initiatoren des Golfplatzes in einer unversöhnlich geführten Protestkampagne gegenüber. Inzwischen wurde mit dem Bau des Golfplatzes begonnen. Er soll Mitte 2007 erstmals bespielt werden können.