Concetto

scharfsinnige sprachliche Kombination zweier weit auseinanderliegender Sachverhalte
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Ein Concetto (ital.), auch concepto (span.), conceit (engl.), ist ein scharfsinniger Einfall, der zwei eigentlich disparate Wirklichkeitsbereiche in Form eines Vergleiches, einer Metapher, einer Allegorie oder eines Rätsels miteinander in Verbindung bringt, um aufgrund einer gesuchten Analogie eine besondere Überraschungswirkung zu erzielen und auf einprägsame Weise eine neue Einsicht zu ermöglichen. Die aristotelishe Vorschrift, dass die Vergleichsgegenstände der Metapher nicht zu weit hergeholt sein dürfen, wird dabei bis an die Grenzen ausgereizt oder auch bewußt überschritten. Das Concetto kann religiösen oder metaphysischen Tiefsinn ebenso wie spirituelle oder erotische Anspannung zum Ausdruck bringen, aber auch satirischen oder parodistischen Absichten dienen.

Die Stilrichtung, die das Concetto bevorzugt und mit besonderer Virtuosität einsetzt, nennt man italienisch Concettismo, spanisch Conceptismo.

Der Concettismo entstand im italienischen und spanischen Barock des ausgehenden 16. Jahrhunderts und erlebte seine europäische Blütezeit im 17. Jahrhundert. Die Stilpraxis war begleitet von einer eigenen ästhetisch-rhetorischen Theorie. Deren Hauptvertreter sind Baltasar Gracián (Agudeza y arte de ingenio, 1648), Matteo Pellegrini (Delle acutezze, che altrimenti spiriti, vivezze, e concetti volgarmente si appellano trattato, 1639) und Emanuele Tesauro, bei dem bereits der Titel des Traktats Il cannocchiale aristotelico (1654, erw. Ausg. 1670), zu deutsch "Das aristotelische Fernrohr", durch seine bewußt anachronistisch gefügte Metapher das Stilprinzip illustriert.

Siehe auch: Manierismus, Emblem Literatur: Henning Mehnert: Bugia und argutezza. Emanuele Tesauros Theorie von Struktur und Funktionsweise des barocken Concetto; in: Romanische Forschungen 1976,195ff.