Klaus Stöhr

deutscher Epidemiologe
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Klaus Stöhr (* 1959 in Zerbst) ist ein deutscher Virologe und Epidemiologe. Während seiner 15-jährigen Tätigkeit für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) war er u. a. Leiter des Globalen Influenza-Programms und SARS-Forschungskoordinator. Von 2007 bis Ende 2017 arbeitete er in der Impfstoffentwicklung und weiteren Funktionen bei Novartis. Seit 2017 ist der dort berentet. Seit 2018 ist er freier Konsultant.[1]

Leben

Stöhr studierte Epidemiologie und Veterinärmedizin an der Universität Leipzig, an der er 1985 sein Diplom erlangte. Von 1984 bis 1987 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, verfasste dort seine Dissertation Zur Gegenstandsbestimmung sowie Methodik der Epizootiologie und Ableitungen zu epizootiologischen Untersuchungsgängen am Beispiel der Paramyxovirusinfektion der Tauben und wurde promoviert.[2] Von 1987 bis 1991 arbeitete er am Institut für Epidemiologie und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten an den früheren Standorten Wusterhausen und Tübingen des heutigen Friedrich-Loeffler-Instituts. Von 1989 an leitete er die Abteilung für Infektionskrankheiten.

Ab 1992 hatte er bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verschiedene Positionen im Bereich Übertragbare Krankheiten inne. Von 2001 bis 2006 leitete er das Globale Influenzaprogramm der WHO. Dort war er u. a. verantwortlich für die jährliche Festlegung der Impfstämme für die weltweite Influenzaimpfstoffproduktion und für die Pandemieplanung. Unter seiner Leitung entwickelte die WHO eine Globale Agenda für die Überwachung und Bekämpfung der Influenza.[3][4] Im Jahr 2003 war er Koordinator für SARS-Ätiologie, -Diagnose und -Behandlung. Das von ihm koordinierte globale Forschungsnetzwerk konnte innerhalb sehr kurzer Zeit SARS-CoV-1 als Erreger von SARS identifizieren[5][6][7][8]. Von 2004 bis 2006 war er Koordinator des Globalen Influenzaprogramms der WHO.[9] Anfang 2007 gab er seinen Posten bei der WHO auf und wechselte in die Impfstoffentwicklung der Pharmafirma Novartis am Forschungsstandort Boston/Cambridge und arbeitete dort bis 2015.[10] Ende 2015 wechselte er zur Novartis International AG in Basel/Schweiz, bevor er die Firma 2017 verließ.[11] Seit 2018 arbeitet er als freier Konsultant.[12]

Positionen während der COVID-19 Pandemie

Während der Covid-19-Pandemie war er ab Mitte 2020 als Experte in den Medien gefragt.[13][14] Er setzte sich für die Etablierung eines unabhängigen Expertengremiums zur Beratung der Exekutive ein und forderte u. a. eine langfristige Strategie der Pandemiebekämpfung auf der Grundlage einer strukturierten Risikobewertung und evidenzbasierter Maßnahmen[15].

Gemeinsam mit Detlev Krüger verfasste er einen offenen Brief an den Bundestag und sprach sich bei der geplanten gesetzlichen Normierung  des Infektionsschutzgesetzes dagegen aus, die „7-Tages-Inzidenz“ als alleinige Bemessungsgrundlage für antipandemische Schutzmaßnahmen zu definieren[16]. Zusammen mit der amerikanischen Virologin und ehemaligen Direktorin der Influenza Division bei CDC, Nancy J. Cox, drängte er im Januar 2021 auf eine globale Koordinierung der SARS-CoV-2 Impfstoffnovellierung zur Aufrechterhaltung der Impfstoffwirksamkeit.[17] Gemeinsam mit einer Gruppe von Fachkollegen veröffentlicht er auf der Plattform „Coronastrategie“[18] Vorschläge für die Schaffung eines elastischen, transparenten Stufenplans, der Deutschland ohne stetig neue Grundsatzdiskussionen bis zum Pandemieende führen soll, da sich die Situation durch die Jahreszeiten, die Populationsbewegungen, neue Varianten und den sich verändernden Bekämpfungserfolg sehr dynamisch verändert. Langfristig werde auch eine nationale Kommission benötigt, die vergleichbar der Ständigen Impfkommission beratend tätig sein soll.[19][20]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Zur Gegenstandsbestimmung sowie Methodik der Epizootiologie und Ableitungen zu epizootiologischen Untersuchungsgängen am Beispiel der Paramyxovirusinfektion der Tauben, Leipzig 1988. (gleichzeitig Dissertation)
  • Results of the 1st external quality assurance for SARS new coronavirus diagnostic PCR and serology, In: International Conference on SARS - one year after the (first) outbreak. Lübeck, 08.-11.05.2004, Düsseldorf ; Köln : German Medical Science, 2004, Doc04sars8.08.
  • Konrad Mrusek: Der Ätiologe. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Mai 2003, abgerufen am 22. März 2020
  • Ulrich Bahnsen und Edda Grabar: "Die zweite Welle wird uns viel härter treffen." Der Epidemiologe Klaus Stöhr kritisiert die Corona-Strategie der Bundesregierung – und empfiehlt Schweden als Vorbild. In: Die Zeit. 14. Oktober 2020 (zeit.de – Interview).
  • Klaus Stöhr bei IMDb

Einzelnachweise

  1. Beleg??
  2. Klaus Stöhr: Zur Gegenstandsbestimmung sowie Methodik der Epizootiologie und Ableitungen zu epizootiologischen Untersuchungsgängen am Beispiel der Paramyxovirusinfektion der Tauben. (dnb.de [abgerufen am 10. Februar 2021]).
  3. Klaus Stöhr: The Global Agenda for Influenza Surveillance and Control. In: Vaccines Band 2, Nr. 16, S. 1744–1748. 1. Mai 2003, abgerufen am 21. Juli 2021 (englisch).
  4. Klaus Stöhr: Avian influenza and pandemics - research needs and opportunities. In: New England Journal of Medicine. Band 352, Nr. 4, S. 405–407. 27. Januar 2005, abgerufen am 21. Juli 2021 (englisch).
  5. WHO announces discovery of virus that causes SARS. In: UN News. 16. April 2003, abgerufen am 12. Juli 2021 (englisch).
  6. Ron A. M. Fouchier, Thijs Kuiken, Martin Schutten, Geert van Amerongen, Gerard J. J. van Doornum: Koch's postulates fulfilled for SARS virus. In: Nature. Band 423, Nr. 6937, Mai 2003, ISSN 1476-4687, S. 240–240, doi:10.1038/423240a (nature.com [abgerufen am 12. Juli 2021]).
  7. K. Stöhr: A multicentre collaboration to investigate the cause of severe acute respiratory syndrome. In: The Lancet. Band 361, Nr. 9370, 17. Mai 2003, ISSN 0140-6736, S. 1730–1733, doi:10.1016/S0140-6736(03)13376-4, PMID 12767752 (thelancet.com [abgerufen am 12. Juli 2021]).
  8. Joseph S.M. Peiris, Kwok Y. Yuen, Albert D.M.E. Osterhaus, Klaus Stöhr: The Severe Acute Respiratory Syndrome. In: New England Journal of Medicine. Band 349, Nr. 25, 18. Dezember 2003, ISSN 0028-4793, S. 2431–2441, doi:10.1056/NEJMra032498, PMID 14681510.
  9. Klaus Stöhr. European Forum Alpach, 2006, abgerufen am 10. Februar 2021 (deutsch).
  10. Epidemiologe Klaus Stöhr zur Corona-Pandemie: Als Naturereignis nicht zu stoppen. In: SWR2. 16. Oktober 2020, abgerufen am 8. Februar 2021.
  11. LinkedIn Inc.: Business Profil Klaus Stöhr. In: https://www.linkedin.com/in/klaus-stohr-89662318/?originalSubdomain=ch. LinkedIn Inc., 2017, abgerufen am 22. April 2021 (englisch).
  12. Das «Getöse» um Virusvarianten und abstruses Testen (1). In: infosperber. 20. Juli 2021, abgerufen am 26. Juli 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
  13. Klaus Stöhr. In: IMDB. Abgerufen am 27. April 2021.
  14. James Paton: prognosis: Most of the World May Face Covid Without a Vaccine - “There will be another wave, and it will be very serious.” In: Bloomberg. 18. Juli 2020, abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).
  15. Bei der Pandemiebekämfung brauchen wir eine nationale Strategie. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  16. Novellierungen des Infektionsschutzgesetzes. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  17. COVID-19 vaccines: call for global push to maintain efficacy. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  18. Coronastrategie | Bekämpfungsstrategie und Entscheidungsfindung. Abgerufen am 4. Juli 2021.
  19. Virologe attackiert Corona-Entscheider: Regierung stützt sich auf falsches Berater-Konzept. In: Focus online. 17. März 2021, abgerufen am 27. April 2021.
  20. Coronastrategie | Bekämpfungsstrategie und Entscheidungsfindung. Abgerufen am 27. April 2021 (deutsch).