Ein Suizid, deutsch Selbsttötung ist die Beendigung des eigenen Lebens durch eine eigene Handlung, sehr selten auch durch das Unterlassen einer Handlung, bei der die sich selbst tötende Person der tödlichen Konsequenzen dieser Handlung bewusst ist.
Häufig wird der Suidid als Selbstmord oder Freitod bezeichnet. Beide Bezeichnungen bringen eine moralische Beurteilung in den Begriff ein: Selbstmord eine tabuisierende, Freitod eine heroisierende.
Die bei weitem häufigste Suizidursache sind Depressionen. Suizide mit anderen Gründen (z.B. als Konsequenz eines "Gesichtsverlustes" oder einer Lebenskrise) sind relativ selten.
In seltenen Fällen geht einem Suizid die Tötung Anderer (meist Ehepartner, Kinder) voraus - in diesen Fällen spricht man von einem erweitertem Suizid.
Mit dem Suizid befassen sich Wissenschaften wie Soziologie, Rechtswesen, Psychologie und Philosophie. Sie haben eine zum Teil unterschiedliche Terminologie. Daneben gibt es die praktischen Ansätze zur Selbstmordverhütung und der Betreuung von überlebenden Suizid-Opfern.
Statistik
Die Zahl der Suizidversuche ist bei Frauen weit höher als bei Männern. Allerdings ist die Zahl der erfolgreichen Suzide bei Männern größer. Im Jahr 2000 waren in Deutschland 1,3% aller Todesfälle Suizide. Das Verhältnis der Suizidrate von Frauen zu Männern lag bei 1:3.
Zahlen 2001 (Deutschland): Von den 11.000 Menschen, die Selbstmord begingen, waren 74 Prozent Männer und 26 Prozent Frauen.
Suizid kommt gehäuft vor bei allen Psychosen, vor allem aber bei Depressionen, sowie in Lebenskrisen wie der Trennung vom Partner, Versagensängsten oder dem wirtschaftlichen Ruin.
Suizidprävention
Der österreichische Psychologe Erwin Ringel untersuchte Methoden, Selbstmorde zu verhindern und gründete 1948 das erste Selbstmordverhütungszentrum.
Oft wird ein Suizid vorher angekündigt, einschlägige Warnungen sind ernst zu nehmen. Viele Suizidopfer hinterlassen Abschiedsbriefe, in denen sie ihre Tat begründen.
Bei jungen (meist körperlich gesunden) Menschen kommt der Prävention eines Selbstmords eine besondere Bedeutung zu. Er ist eine sehr häufige Todesursache unter Jugendlichen, da diese nur selten eines natürlichen Todes sterben. Bei alten, meist schwer kranken Menschen, sind Selbstmordgedanken aus medizinischer Sicht oft verständlich. Das Recht, einen unabwendbaren langen Leidensprozess abzukürzen, wird in verschiedenen Ländern durch die Gesetzgebung unterschiedlich unterstützt. Dies erregte in einigen Ländern eine Debatte um die gesetzliche Zulässigkeit aktiver und passiver Sterbehilfe.
Suizid in Moral und Thologie
Die Frage der moralischen Zulässigkeit des Suizids wird kulturell sehr unterschiedlich betrachtet. Während westliche Gesellschaften den Suizid lange Zeit als unmoralisch und entehrend betrachteten, galt er in anderen Gesellschaften gerade als Methode, eine verlorene Ehre widerherzustellen.
Ansichten zum Suizid in der Antike
Der griechische Philosoph Hegesias (3. Jahrhundert v. Chr.) betonte in seinen Vorträgen das Elend der menschlichen Existenz. Er schrieb dem Einzelnen das Recht zu, sich umzubringen. Das menschliche Leben hätte an sich keinen besonderen moralischen Wert.
Ansichten zum Suizid im Christentum
Die christliche Lehre bezog lange Zeit keine eindeutig Stellung zum Suizid. Der Kirchenvater Augustinus (354-430) verurteilte als erster in seinem Werk "De Civitate Dei" den Suizid als Übel. Später verurteilte die Kirche den Suzid als Selbstmord kategorisch als Sünde. Lange Zeit wurde Suizidopfern die Bestattung in "geheiligter Erde" auf Friedhöfen verweigert.
Ansichten zum Suizid im Islam
Im Islam ist Selbstmord ebenfalls verboten, einigen Hadith zufolge wird Selbstmördern die Aufnahme ins Paradies verweigert und es droht ihnen ein ewiges Höllenfeuer. Auf der anderen Seite jedoch werden geade in jüngster Zeit islamistische Selbstmordattentäter mit dem Hinweis rekrutiert, dass ein Suizid, der die "Feinde des Glaubens" ins Verderben reißt, auf direktem Weg ins Paradies führe.
Ansichten zum Suizid in Asien
In anderen Kulturen kann die rituelle Selbsttötung gesellschaftlich akzeptiert sein. Zu nennen wären hier das japanische Harakiri oder das indische Sati.
Verschiedenes
Der elsässisch-jüdische Soziologe Emile Durkheim hat 1897 mit seinem Werk über den Selbstmord (Le suicide) die sozialen Zusammenhänge des Selbstmords auf empirischer Grundlage analysiert. Er unterscheidet zwischen dem egoistischen, dem altruistischen und dem anomischen Selbstmord. In jedem Falle ist nach Durkheim eine soziale Desintegration eigentliche Ursache.
Es empfiehlt sich, Menschen, die einen Selbstmordversuch durchgeführt haben oder planen, in ein Krankenhaus einzuweisen. Meist werden sie dort auf einer geschlossenen psychatrischen Station überwacht, bis einigermaßen klar ist, dass keine Selbstmordgefährdung mehr besteht. Betont ein Patient, auch weiterhin einen Selbstmord begehen zu wollen, wird er meist in eine Psychiatrie zwangseingewiesen.
Kritische Anmerkung: Diese "Empfehlung" entspringt einer ganz bestimmten Sicht des Selbstmordes. Es soll durch Zwangseinweisung verhindert werden, daß der Mensch einen Selbstmord begeht. Die praktische Inhaftierung eines Menschen wird so als moralisch höherwertig eingeschätzt als die Selbsttötung. Die Hüter dieser Moral fühlen sich berechtigt, den freien Willen des Patienten durch Einsperren zu unterlaufen.
Die Bezeichnung Selbstmord wird überwiegend benutzt. In der wissenschaftlichen Fachsprache und im professionellen Umgang mit den Betroffenen wird das Wort Suizid bevorzugt, in der juristischen Fachsprache häufig der Ausdruck Selbsttötung. Über die richtige Wortwahl herrscht Uneinigkeit. Die Bezeichnung Selbstmord wird von einigen als falsch angesehen, weil bei der Selbsttötung die juristischen und moralischen Aspekte eines Mordes fehlen. Sie stammt aus einer Zeit, als die (versuchte) Selbsttötung noch strafbar und moralisch geächtet war. Die Bezeichnung Freitod enthält andererseits den Gedanken der freien Wahl zwischen Leben und Tod. Meistens wird von den Menschen, die einen Suizid beabsichtigen, der eigene Tod jedoch als einzig möglicher letzter Ausweg gesehen, weshalb Freitod von vielen als allgemeine Bezeichnung für die Selbsttötung abgelehnt wird.
Bekannte Personen, die durch Selbsttötung aus dem Leben schieden:
- Sokrates († 399 v. Chr.)
- Hannibal (247 v. Chr.-182 v. Chr.)
- Kleopatra VII. (69 v. Chr.-30 v. Chr.)
- Seneca († 65)
- Nero (37-68)
- Heinrich von Kleist (1777-1811)
- Carl Barth (1787-1853)
- Vincent van Gogh (1853-1890)
- Paul Cassirer (1871-1926)
- Kurt Tucholsky (1890-1935)
- Ernst Toller (1893-1939)
- Ernst Weiß (1882-1940)
- Walter Benjamin (1892-1940)
- Jochen Klepper (1903-1942)
- Stefan Zweig (1881-1942)
- Adolf Hitler (1889-1945)
- Alan Turing (1912-1954)
- Ernest Hemingway (1899 - 1961)
- Bernd Alois Zimmermann (1918-1970)
- Paul Celan (1920-1970)
- Oskar Brüsewitz, (1929-1976)
- Jean Améry (1912-1978)
- Gert Bastian (1923-1992)
- Petra Kelly (1947-1992) (?)
- Hannelore Kohl (1933-2001)
Weblinks
Literatur
- Erwin Ringel (Hg.): Selbstmordverhütung ISBN 3-88074-224-3
- Emile Durkheim: Der Selbstmord ISBN 3518280317
Siehe auch: Selbstmordanschlag, Tod, Todesursache