Nacktreiten bezeichnet die Fortbewegung Unbekleideter auf dem Rücken eines Pferdes.

Ursprung
Nach der Einführung des Pferdes in Gebiete mit Naturvölkern, die nach europäischen Maßstäben wenig Kleidung trugen, war es dort natürlich auch üblich, in diesem Zustand zu reiten. Bestimmte Indianerstämme Nordamerikas, Indios in Teilen Südamerikas, z.B. im Norden Venezuelas oder die Araukarier in Feuerland, die Nubas im Sudan, und weitere Naturvölker lebten ganz oder fast ganz nackt und besaßen Pferde.
In Europa, bzw. in England geht die Geschichte des Nackreitens bis ins 11. Jahrhundert zurück, als Godiva, die Gattin von Graf Leofric von Mercia, durch Coventry zu Mittag ritt um damit die hohe Steuerlast zu mindern. Die Stadtbürger versprachen ihr dabei nicht zuzuschauen, nur der Peeping Tom (siehe auch Peepshow) hielt sich nicht an diese Abmachung und erblindete - angesichts ihrer Schönheit - so viel die Sage [1].
Intention
Nach Auffassung der Nacktreiter ergänzen sich Freikörperkultur und Reitsport in idealer Weise miteinander. Der nackte Aufenthalt in der Natur vermittelt den Anhängern der Freikörperkultur ein angenehmes Körper- und Freiheitsgefühl, da sie mit der gesamten Haut Sonne, Wasser, Wind und Temperaturunterschiede ungehindert wahrnehmen können. Auf dem Rücken eines großen, von ihnen als edel und anmutig empfundenen Tieres zu sitzen, und seine Bewegungen zu spüren, hat nach Ansicht der Reitenden wiederum eine positive Wirkung auf Körper und Geist. Darauf gründet auch das therapeutische Reiten.
Die Nacktreiter und Nacktreiterinnen reiten häufig auch ohne Sattel und Decke - das Pferd ist also auch "nackt". Pferde mit hohem, knochigen Widerrist und hervortretender Wirbelsäule sind für das Reiten ohne Sattel (ob mit oder ohne Kleidung spielt hierbei keine Rolle) allerdings weniger gut geeignet. Vergleichbares gilt für Pferde, die einen besonders schwungvollem Trab aufweisen. Gesundheitliche oder hygienische Probleme, die auf die Nacktheit beim Reiten zurückgeführt werden könnten, sind nicht bekannt. Natürlich ist bei einem Sturz die Verletzungsgefahr höher als beim Reiten mit schützender Kleidung. Ebenso kann es wegen der mechanischen Beanspruchung der Haut (Reibung) bei längeren und sehr schnellen Ritten zu Hautirritationen kommen. Vereinzelt wird von Tierhaarallergien berichtet. Je nach Jahreszeit und Vegetation können Dornen, hochwachsende Brennnesseln und Insekten störend sein. Daher sind Strandbereiche am Meer ideal für das Nacktreiten geeignet.
Beim Reiten ohne Sattel ist insbesondere anzumerken, dass sich aus Rücksicht auf die Pferdegesundheit längere Ausritte verbieten, da sich die Gesäßknochen des Reiters bei einem längeren Ritt wegen der punktuellen Belastung des Pferderückens ausgesprochen nachteilig bemerkbar machen.
Aktuelle Entwicklungen
Seit einigen Jahren wird Nacktreiten unter Anderem in der FKK-Anlage "La Chiappa" in Korsika, in "Pizzo Greco" in Kalabrien und in neuerer Zeit im "Sundance Natur Club" in der Türkei angeboten. In Namibia sind Nacktritte in die naturistisch orientierten Safaris eingebunden. Innerhalb Deutschlands wird unter Anderem auch in der Nordeifel nackt geritten.
Reaktion der Öffentlichkeit
Die nackt Reitenden berichten von neutralen, wohlwollenden und freundlichen Reaktionen bei zufälligen Begegnungen auf den Wegen in den wenig besuchten, abgelegenen Wäldern. Ihren Aussagen nach wird dort ihre Nacktheit von den Passanten und anderen unbeteiligten Augenzeugen, im Gegensatz zum üblichen Flitzen, nicht unbedingt als Provokation, sondern viel eher als ein zusätzlicher Ausdruck ihrer Naturverbundenheit verstanden.
Weitere Nacktsportarten
Neben dem Reiten werden von den Nacktsportlern auch die Sportarten Schwimmen, Wandern, Joggen, Radfahren, Segeln, Windsurfen, Bergsteigen und sogar Skilanglauf unbekleidet betrieben.