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Claudia Ahlering (* 1972) ist eine deutsche Comiczeichnerin, Illustratorin und Malerin.
Biographie
Im Herbst 2003 ging Claudia Ahlering mit der Frage auf claire Lenkova zu, ob man gemeinsam ein Comic- und Kunstmagazin gründen wolle. Zusammen mit befreundeten Zeichnerinnen entstand in Hamburg zunächst die Künstlergruppe Spring, im Jahr 2004 erfolgte die erste Veröffentlichung der gleichnamigen Comicanthologie. Dabei soll jedes Heft nicht nur eine inhaltlich und stilistisch große Bandbreite abdecken, sondern die Macherinnen wollen ebenfalls den ihrer Meinung nach im Comicbereich unterrepräsentierten Frauen mehr Platz verschaffen.[1] Bei Spring handelt es sich um eine nicht-kommerzielle und selbstverwaltete Comic- und Kunstzeitschrift,[2] die in wechselnder Zusammensetzung ausschließlich von Frauen gestaltet und realisiert wird.[3]
Im Mai 2011 steuerte Ahlering die Geschichte Sparzwang zum Magazin für Illustration TRIx bei. Das Heft umfasst 28 Seiten, wurde von Christoph Mett, der den Beitrag Hausfreund zeichnete, Ende 2010 initiiert und erschien im Selbstverlag.[4][5]
Im Jahr 2015 veröffentlichte der avant-verlag ihre erste Graphic Novel. Ahlering illustrierte Ghetto Brother nach einem Szenario von Julian Voloj, das auf realen Ereignissen beruht.[6][7] Ghetto Brother handelt von der gleichnamigen Straßengang, die in den 70er Jahren mit über 2000 Mitgliedern zu den größten kriminellen Banden in der Bronx zählte. Im Jahr 1967 gründete der damals 14-jährige Benjamin Melendez oder „Yellow Benjy“ gemeinsam mit seinen Brüdern Victor und Robert die Ghetto Brothers. In dieser Zeit waren etwa 11.000 Jugendliche aus der Bronx in rund 100 Gangs aktiv. Die aus Puerto Rico stammenden Brüder schafften es mit den Ghetto Brothers 1971, einen Waffenstillstand im sogenannten „Hoe Avenue Peace Meeting“ zwischen den etwa 40 größten Gruppen auszuhandeln. Das Friedensabkommen fand medial große Beachtung, was auch auf den Mord an Cornell „Black Benjy“ Benjamin während der Verhandlungen zurückzuführen ist. In der Folge kam es zu einem Verfall der Gangkultur und zur Gründung der Hip-Hop-Bewegung. Im gleichen Jahr brachten die drei Brüder ihr einziges Musikalbum Power-Fuerza heraus, das frühen Hip-Hop mit Funk und Salsa kombiniert. Der Fotograf und Journalist Voloj dokumentierte die Geschichte anhand von Gesprächen mit Benjamin Melendez. Dieser beschreibt den Süden der damaligen Bronx als „Trümmerhaufen“, der von Gewalt dominiert wurde. Als sich zunehmend Drogen in ihrem Stadtviertel verbreiteten, nutzten die Ghetto Brothers ihren Einfluss, um Dealer aus ihrem Teil der Stadt zu vertreiben – im Zweifel auch gewaltsam. Gleichzeitig setzte sich die Gruppe für Gewaltlosigkeit ein, insbesondere zwischen den zahlreichen rivalisierenden Gangs. Das letzte Drittel der Graphic Novel beschäftigt sich mit dem Werdegang von Melendez nach seinem Leben als Anführer der Ghetto Brothers. Er setzt sich zum Beispiel mit der jüdischen Herkunft seiner Familie auseinander und besucht fortan eine Synagoge. Melendez lebt mittlerweile als verheirateter Familenvater in High Bridge, weil er nach seinem Rückzug von den Ghetto Brothers in seinem alten Viertel bedroht wurde, und ist als Sozialarbeiter tätig.[7][8][9] Die Zeichnungen sind in mattem Schwarz-Weiß gehalten, Kontraste stellt Ahlering mit Grautönen heraus. Die oft ineinander verschalteten Panels bleiben klar umrissen und präsentieren die vielen Fakten anschaulich. Großformatige Zeichnungen setzt die Künstlerin nur bei wichtigen Situation, wie etwa dem Friedensabkommen, ein.[8][9] Die Geschichte wurde mehrfach übersetzt.[10] Im gleichen Jahr erschien der Comic zum Beispiel in der englischen Ausgabe als Ghetto Brother: Warrior to Peacemaker bei NBM Publishing (ISBN 978-1-56163-948-9).[11] Es gibt weitere Übersetzungen ins Italienische, Portugiesische und Spanische.[12][13]
2016 erschien beim Knesebeck Verlag mit Die Judenbuche eine Comicadaption des gleichnamigen Romans von Annette von Droste-Hülshoff. Das Szenario schrieb erneut der aus New York stammende Voloj.[14][15] Ahlering wählte für ihre Umsetzung einen naturalistischen Stil und nutzt eine Mischung aus Zeichnungen und Aquarellen. Die Bilder sind in Schwarz-Weiß gehalten, die Linienführung kann als unruhig beschrieben werden. Obwohl die Panelanordnung zum Teil verschachtelt ist, bleiben diese trotzdem klar abgegrenzt.[14][16] Die Graphic Novel adaptiert nicht nur das Original von 1842, sondern geht auf Grundlage umfangreicher Recherchen über das ursprüngliche Material hinaus und setzt damit eigene Akzente. Zum Beispiel wenn das jüdische Leben in Ostwestfalen des 18. Jahrhunderts ausführlicher gezeigt wird oder auf einem Dorffest Annette von Droste-Hülshoff unter den Gästen zu sehen ist. Den beiden Comicautoren war für ihre Umsetzung wichtig zu zeigen, wie ein Mensch zum Mörder wird. Deswegen und da die meisten Leser ohnehin wüssten, dass der Händler im Laufe in der Geschichte umgebracht wird, stellten Ahlering und Voloj den Mord an den Anfang der Erzählung.[14]
Ihren Stil begreift die Künstlerin insgesamt als vielfältig, allgemein beschreibt sie ihn als „realistisch, kleinteilig [und] detailverliebt“. Auch bei den von Ahlering behandelten Themen zeigt sich eine gewisse Vielfalt, wobei ihr nach eigenem Bekunden insbesondere feministische Themen, Psychologie, gesellschaftlich Relevantes sowie Mensch und Natur am Herzen liegen.[17]
Claudia Ahlering lebt und arbeitet auf einem Biobauernhof in der Steiermark.[17][18]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Der Mitbewohner in Spring #1 – Nachstellungen. mairisch Verlag, Hamburg 2004, 72 Seiten, Schwarz-Weiß, Softcover.
- Eine kurze Geschichte der Scham in Spring #4 – Garten Eden. mairisch Verlag, Hamburg 2004, 138 Seiten, Schwarz-Weiß, Softcover.
- Ghetto Brother zusammen mit Julian Voloj (Text). avant-verlag, Berlin 2015, 128 Seiten, Schwarz-Weiß, Softcover, ISBN 978-3-945034-19-4.
- Die Judenbuche zusammen mit Julian Voloj (Text). Knesebeck Verlag, München 2016, 136 Seiten, Schwarz-Weiß, Hardcover, ISBN 978-3-86873-934-3.
Kritiken
Nach Christian Recklies auf splashcomics.de erzählt Ghetto Brother nicht nur die Geschichte der Gang, sondern auch die „Vorgeschichte zum Rap“. Dank der genauen Schilderungen von Benjamin Melendez können sich die Leser „sehr gut das Umfeld vorstellen, in dem die Zuwandererkinder aufwuchsen“. Der Abschluss der Erzählung, in der nicht mehr die Gang sondern Melendez selber im Mittelpunkt steht, sei ein gelungener Ansatz, „der den Leser stärker an die Hauptfigur bindet“. Man müsse sich zwar zunächst etwas an die vielen kleinen Grafiken gewöhnen, was aber ohne weiteres gelinge und man gerate „in einen Lesefluss bei dem Story und Grafik untrennbar miteinander verbunden sind und ein wirklich fesselndes Gesamtbild abliefern“.[8] Laut Jonas Engelmann auf comic.de gelingt es Ahlering und Voloj mit Ghetto Brother, das „Leben des Friedensstifters der Bronx in seiner Komplexität einzufangen“.[7] In der Musikzeitschrift Rolling Stone lobt Jason Newman die Graphic Novel. Ghetto Brother sei eine erfrischende und verdichtete Arbeit, die zwar einen weniger bekannten aber trotz allem wichtigen Teil der Geschichte nicht nur eines Musikgenres, sondern auch einer Stadt erzähle („a brisk, compact work highlighting an overlooked, yet pivotal, part of the history of both a genre and a city“). Ahlerings Zeichenstil fange die Grundstimmung der damaligen Zeit hervorragend ein und verleihe dem Buch einen unruhigen und ausgefallenen Charakter („Ahlering’s style […] mirrors the desolate vibe of the South Bronx circa 1971, giving the book an edgy feel that complements its source material perfectly“).[9] Ein gegenteiliges Fazit zieht hingegen eine kurze Review bei Publishers Weekly. Zwar seien die Texte sachlich und informativ, allerdings ließe die Struktur der Geschichte zu wünschen übrig. Manche Szenen fielen repetitiv aus, während andere zu große Zeitsprünge machten, wodurch die Geschichte an Spannung verliere („[t]he writing is matter-of-fact and informative, but the narrative is poorly structured – some scenes are repetitive while others skip too far ahead, obliterating any tension“). Auch wenn die Leidenschaft der Macher in ihrem Werk klar zu erkennen sei, würden Zeichnungen und Text trotzdem nicht miteinander harmonieren („despite the clear passion of the creative team, the art and writing are not harmonious“).[19]
Zur Adaption von Die Judenbuche schreibt Christian Muschweck bei comicgate.de, Voloj habe es verstanden, die Romanvorlage „stimmig auf ein Comicskript herunterzubrechen, ohne [sie] offensiv in eine von ihm präferierte Richtung zu interpretieren“. Auch wenn Ahlering und Voloj mit ihrer Umsetzung dem Kern des Originals sehr nahekommen, erfülle sich nach der Lektüre des Comics trotzdem das „Klischee, dass man […] auch das Original lesen sollte“. Die gelungene und stimmungsvolle Adaption sei deswegen eher „illustrativ als innovativ“.[16]
Auszeichnungen
- 2002: Elysée Preis für Malerei (2. Preis dotiert mit 2500 EUR)[20]
- 2016: Neunte Platzierung auf der Jahresbestenliste „Official 2016 Top Ten List“ des In the Margins Book Award für Ghetto Brother: Warrior to Peacemaker[21]
- 2017: Leseempfehlung für Ghetto Brother: Warrior to Peacemaker durch die Texas Maverick Graphic Novels Reading List. Die Liste wird von öffentlichen und schulischen Bibliotheken für Schüler in den USA zusammengestellt.[22][23]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Markus Koebnik: Zeichnende Mädchen: Das Kunst- und Comic-Magazin “Spring”. In: jetzt.de. 1. August 2006, abgerufen am 26. Mai 2021.
- ↑ Spring Magazin. In: comicfestivalhamburg.de. 2020, abgerufen am 26. Mai 2021.
- ↑ Andreas Platthaus: Die Arbeit, die uns freut, wird zum Ergötzen. In: faz.net. 27. August 2018, abgerufen am 26. Mai 2021.
- ↑ Trix. In: comicguide.de. Abgerufen am 13. Juni 2021.
- ↑ Claudia Ahlering: Trix. In: claudiaahlering.de. Abgerufen am 13. Juni 2021.
- ↑ Claudia Ahlering. In: avant-verlag.de. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ a b c Jonas Engelmann: HipHop, Peace und Judentum – „Ghetto Brother“. In: comic.de. 8. Juni 2020, abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ a b c Christian Recklies: Comic-Besprechung – Ghetto Brother. In: splashcomics.de. 16. April 2015, abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ a b c Jason Newman: New Graphic Novel Details How NYC Gangs’ Treaty Formed Hip-Hop. In: rollingstone.com. 1. Juli 2015, abgerufen am 4. Juli 2021 (englisch).
- ↑ Claudia Ahlering. In: comicfestival-muenchen.de. Abgerufen am 18. Juni 2021.
- ↑ Ghetto Brother: Warrior to Peacemaker. In: comics.org. Abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Ghetto Brother. In: goodreads.com. Abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Julian Voloj • Claudia Ahlering – Ghetto brother. In: addeditore.it. Abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ a b c Niels Beintker: Eine große deutsche Novelle als Graphic Novel. In: br.de. 31. Mai 2017, abgerufen am 13. Juni 2021.
- ↑ Die Judenbuche. In: knesebeck-verlag.de. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ a b Christian Muschweck: Die Judenbuche. In: comicgate.de. 12. Mai 2017, abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ a b Jens Wiesner: Claudia Ahlering. In: siebenaufeinenstrich.de. 2013, abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ Claudia Ahlering. In: knesebeck-verlag.de. Abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ Ghetto Brother: Warrior to Peacemaker. In: publishersweekly.com. 11. April 2015, abgerufen am 4. Juli 2021 (englisch).
- ↑ Elysée Preis für Malerei. (pdf) In: grand-elysee.com. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Shelley Diaz: The 2016 In the Margins Book Awards Are Unveiled. In: slj.com. 16. März 2016, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Texas Maverick Graphic Novels Reading List. In: txla.org. 2017, abgerufen am 18. Juni 2021 (englisch).
- ↑ 2017 Texas Maverick Graphic Novel List. (PDF) In: txla.org. 2017, abgerufen am 18. Juni 2021 (englisch).
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