Gottow
Gottow Gemeinde Nuthe-Urstromtal
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| Koordinaten: | 52° 6′ N, 13° 16′ O |
| Fläche: | 5,6 km² |
| Einwohner: | 305 (31. Dez. 2017)[Ohne Beleg] |
| Eingemeindung: | 6. Dezember 1993 |
| Postleitzahl: | 14947 |
| Vorwahl: | 033731 |
Luppe am Hammerfließ
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Gottow ist ein Ortsteil der Gemeinde Nuthe-Urstromtal im Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg.
Geografische Lage
Gottow liegt südwestlich des Gemeindezentrums und ist im Wesentlichen von weiteren Ortsteilen der Gemeinde umgeben. Im Norden ist dies Schöneweide, gefolgt – im Uhrzeigersinn – von Schönefeld, Dümde, Stülpe, Jänickendorf, der Stadt Luckenwalde sowie dem Ortsteil Woltersdorf. Der überwiegende Teil der Gemarkung ist bewaldet oder wird landwirtschaftlich genutzt. Das Hammerfließ und der Flotte Graben fließen in nordwestlicher bzw. nordöstlicher Richtung durch den Ort. Zum Ortsteil gehört der westlich gelegene Wohnplatz Moldenhütten sowie seit frühester Zeit der Unterhammer. Er wird vom Lausebach und Eiserbach in Süd-Nord-Richtung durchquert.
Geschichte und Etymologie

Die von Slawen gegründete Siedlung wurde 1160 erstmals als coti und gocd (für slawisch Wald bzw. Waldaue) urkundlich erwähnt, als sie im Besitz der Bischöfe von Brandenburg an der Havel war. Dort verblieb sie bis in das Jahr 1173. Sie war Grenzfeste am Bischofsweg von Baruth/Mark nach Zossen. Unter der Leitung der Zisterziensermönche aus dem Kloster Zinna in Jüterbog, die den Ort 1397 übernahmen, entstand 1421 ein Eisenwerk. Aus dem Jahr 1506 ist die Existenz einer Mahlmühle am Hammerfließ überliefert, die 1538 Hans Kohlhase überfallen haben soll. 1547 errichteten die Brandenburger Herrscher am Hammerfließ einen Grenzzaun, Landwehr genannt. Eine Zollstation entstand, die den Warenfluss zwischen dem Erzbistum Magdeburg im Westen, dem Kurfürstentum Brandenburg im Norden und dem Kurfürstentum Sachsen im Osten regeln sollte. Im Dreißigjährigen Krieg fiel der Hammer bis auf eine Wassermühle nahezu wüst.
Im 18. Jahrhundert entdeckten Geologen in der Region Erz. Später führt dazu eine amtliche schriftliche Quelle aus, "der Gottower Eisenstein ist der beste".[1] In Folge der Entdeckung gründete sich 1753 die Königlich Preußische Eisenhütte Gottow, die am 1. Mai 1754 mit dem ersten Hochofen den Betrieb auf dem Hammer aufnahm. Die Mahlmühle wurde dabei umgebaut und produzierte aus Raseneisenstein das begehrte Material. Aus diesem wurden unter anderem Waffen für den Siebenjährigen Krieg produziert. Dieser wurde 1757 von österreichischen Truppen zerstört, aber bereits 1760 wiederaufgebaut. 1764 kam ein Betrieb hinzu, der Zain herstellte. 1775 bauten Handwerker eine Pechhütte. Im Jahre 1788 wird ein Gottowschen Teich[2] genannt, der vom Dümder Fließ gespeist dem Hüttenwerk dient. 1817 wird für die Kurmark insgesamt eine unbedeutende Eisenfabrikation festgestellt, dennoch liegen die Daten für das Werk in Gottow vor, 1,643 Zentner Stabeisen.[3] Ab 1818 wurde Kupfer hergestellt. 1835 stand der Ort in wirtschaftlicher Blüte; 295 Einwohner lebten im Ort. Gottow wurde zum Sitz eines königlichen Hüttenamtes sowie des Hütten-Amts-Gerichts des Regierungsbezirks Potsdams. An deren Spitze stand zu jener Zeit der Königlich Preußische Hüttenfaktor (Bergrat), Theodor Roeder. Er war vermählt mit Johanna Bliewert, deren vier gemeinsame Kinder sämtlich in Gottow geboren wurden.[4] Aus dem Jahr 1837 sind zwei Webstühle und eine Windmühle überliefert. Etwa zeitgleich wird für Gottow in einem Sachbericht der Begriff Kugelgiesserei verwendet.[5] Mitte des 19. Jahrhunderts übersiedelte der Berliner Unternehmer Wilhelm Schwechten nach Gottow und betrieb das Hüttenwerk als Fabrik.[6] Schwechten heiratete in zweiter Ehe die adelige Gertrud von Hertzberg, deren Bruder Richard Ferdinand von Hertzberg wiederum, seines Zeichens Kgl. Preuß. Rechnungsrat und Leutnant a. D. auch in Gottow lebte.[7]
Im Zweiten Weltkrieg wurde im Zuge des deutschen Uranprojektes westlich der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf die Chemisch-physikalische- und Atom-Versuchsstelle Gottow der Wehrmacht eingerichtet; im regionalen Sprachgebrauch Vers. Gottow genannt.[8] Die Anlage wurde nach dem Ende des Krieges weitgehend demontiert.
Gottow wurde am 6. Dezember 1993 in die neue Gemeinde Nuthe-Urstromtal eingegliedert.[9]
Sehenswürdigkeiten

- Hammerfließ, Gottower See mit Waldlehrpfad
- Forellenzuchtanlage
- Auf dem Friedhof erinnert eine Grabstätte an 18 Zwangsarbeiter. Sie steht unter Denkmalschutz.
Wirtschaft, Politik und Infrastruktur
Neben der Landwirtschaft und einigen Handwerksbetrieben, z. B. ein Ofenbauer, existieren touristische Angebote.
Der Ortsvorsteher ist Ulf Neugebauer.
Die Landstraße Am Hammerfließ führt in West-Ost-Richtung durch die Gemarkung und verbindet den Ort mit Luckenwalde und Schönefeld. Nach Norden bindet die Dorfstraße den Ort mit Scharfenbrück an. Die Verkehrsgesellschaft Teltow-Fläming bindet den Ortsteil mit den Linien 752 und 770 nach Luckenwalde, Stülpe und Zossen an.
Einzelnachweise
- ↑ J. A. Demian: Größtenteils nach eigner Ansicht und aus zuverlässigen Quellen. (Hrsg.): Statistische Darstellung der Preußischen Monarchie. Zitat:. Carl August Stuhr, Berlin 1817, S. 219 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Juli 2021]).
- ↑ Statistisch-Topographische Beschreibung der Kurmark Brandenburg. 1. Teil. Gedruckt und verlegt durch Johann Friedrich Unger, Berlin 1788, S. 120 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Juli 2021]).
- ↑ J. A. Demian: Größtenteils nach eigner Ansicht und aus zuverlässigen Quellen (Hrsg.): Statistische Darstellung der Preußischen Monarchie. Angabe. Carl August Stuhr, Berlin 1817, S. 339 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Juli 2021]).
- ↑ Genealogisches Handbuch der bürgerlichen Familien, ein deutsches Geschlechterbuch. In: Bernhard Koerner (Hrsg.): Standardwerk Genealogie. Band 14, Stammbaum der Familie Roeder, Gottower Unter-Ast. C. A. Starke, Görlitz 1908, S. 277–416 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Juli 2021]).
- ↑ Martin Lange (Hrsg.): Geschäftstaschenbuch oder Schreibtafel für das bürgerliche Geschäftsleben, insbesondere für Fabrikanten, Kaufleute, Reisende, Ökonomen, und Geschäfts-und Handelsleute aller Art. 1834 ist eine Annahme der veröffenlichenden Bibliothek Auflage. Druck und Verlag von Gottfr. Basse, Quedlinburg und Leipzig 1834, S. 72 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Juli 2021]).
- ↑ Genealogisches Handbuch der bürgerlichen Familien, dein deutsches Geschlechterbuch. In: Redaktions=Komitee des Vereins Herold (Hrsg.): Standardwerk Genealogie. Band 6, Familie Schwechten-Genthiner Unterzweig. C. A. Starke, Görlitz 1898, S. 247–249 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Juli 2021]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: Justus Perthes (Hrsg.): Gesamtreihe "des Gotha", bis 1942 gesruckt. 7. Auflage. Band 24. Justus Perthes, Gotha 1906, S. 302 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Juli 2021]).
- ↑ Günter Nagel: Atomversuche in Deutschland, Geheime Uranarbeiten in Gottow, Oranienburg und Stadtilm. Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft, Zella-Mehlis, Meiningen 2002, ISBN 978-3-930588-59-6, S. 46 (d-nb.info [abgerufen am 1. Juli 2021]).
- ↑ Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1993 StBA, abgerufen am 4. Mai 2018.
Literatur
- Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Provinz Brandenburg: Band IV, Die Kreise Schwiebus-Züllichau, Krossen, Landsberg a/W, Friedeberg, Arnswalde, Soldin, Königsberg, West- und Osthavelland, Zauch-Belzig und Jüterbogk-Luckenwalde (Gottow), Original: 1885, Reprint: Verlag Klaus Becker, Potsdam, ISBN: 9783883720036 (Gesamtreihe Industrie- und Handwerksgeschichte Bd. 4). Wichtige Sekundärliteratur für den Ort Gottow.
Weblinks
- Gottow auf der Website der Gemeinde Nuthe-Urstromtal, abgerufen am 7. Mai 2018.
- Gottow, Webseite des Fördervereins Baruther Urstromtal, abgerufen am 13. Mai 2018.
- Gottow, Beitrag des RBB in der Reihe Landschleicher, abgerufen am 13. Mai 2018.
