Friedrich Lapp (* 24. April 1928 in Weidenau; † 27. April 2021 in Bonn)[1] war ein deutscher Altphilologe, Althistoriker und Historischer Geograph.
Werdegang
Der älteste Sohn eines Schuhhandelsvertreters besuchte nach dem Umzug der Familie nach Düsseldorf die Rethel-Schule (Goethe-Gymnasium). Nach einer Zeit in der Kinderlandverschickung wechselte er 1943 an die städtische Oberschule für Jungen in Siegen (heute Gymnasium am Löhrtor). Der Unterbrechung der Schulzeit als Luftwaffenhelfer (Januar 1944 bis März 1945) folgte 1947 die Reifeprüfung (Abitur) an der Oberschule in Siegen.
Mangels eines Studienplatzes in Bonn studierte er zunächst 1950–1951 in den USA an der University of Pennsylvania die Fächer klasssische Philologie und Archäologie und nahm 1951 an Ausgrabungen der Abteilung for Archäologie in Gordion in der Türkei teil.[2] Von 1951 bis 1955 setzte er das Studium der klassischen Philologie, der alten Geschichte und historischen Geographie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn fort. 1959 promovierte er bei Prof. Dr. Hans Herter in Bonn auf Latein mit einer Arbeit über Kallimachos: De Callimachi Cyrenaei tropis et figuris.
Nach seiner Zeit als Studienreferendar 1960-62 in Kevelaer und Krefeld und 1962-64 als Studienassessor am Amos Comenius Gymnasium in Bonn-Bad Godesberg wechselte er 1964 an das Seminar für historische Geographie der Universität Bonn, wo er von 1967-1973 als wissenschaftlicher Assistent von Ernst Kirsten tätig war. In diese Zeit fielen u.a. zusammen mit Ernst Kirsten die von Wolfgang Aly begonnene Arbeit und Publikation der kritischen Ausgabe von Strabons Geographie "STRABONIS [STRABO] GEOGRAPHICA Recensuit W. Aly. Cuius Post Mortem Edenda Curaverunt E. Kirsten Et F. Lapp. Vol. I; Praemonenda De Nova Geographicorum Editione; Libri I-II (Prolegomena Strabonis)" Seine Forschungen im Rahmen einer 1975 geplanten, aber nicht erfolgten Habilitation in Byzantinistik über die Theophanes Continuatus blieben bislang unveröffentlicht[3].
Forschungen zur Historischen Geographie Kleinasiens
Seit 1962 führten in jährlich mehrfach Forchungsaufenthalte zur historischen Geographie von Kleinasien in die Türkei und deren Nachbarländer. Neben Aufenthalten am Deutschen Archäologischen Institut in Istanbul führte Feldforschungen v.a. im Kaukasus, im Osten der Türkei und Syrien durch. Durch seine umfangreichen Sprachkenntnisse (Arabisch, Aramäisch, Armenisch, Farsi, Georgisch, Hebräisch, Russisch, Sorani, Syrisch, Türkisch, ...) nutzte er u.a. zur Erforschung der mündlichen Überlierfung (Oral History) von Orts- und Flurnamen in Interviews mit der ortsansäsigen Bevölkerung, insbesondere auch der ethnischen Minderheiten in für Ausländer kaum zugänglichen Regionen. Hierzu wurde vor allem von den Forschungsreisen des Bonner Geographen Alfred Philippson, angeregt, mit dessen Teilnachlaß im Geographischen Institut der Universität Bonn er sich intensiv befaßt hatte.[4]
Der bislang unvervöffentlichte umfangreiche wissenschaftliche Nachlaß und Archiv zur historischen Geographie Kleinasiens von Friedrich Lapp soll u.a. mit Hilfe des Historikers Michael Rathmann, dem 1. Vorsitzenden der Ernst Kirsten Gesellschaft, der Internationalen Gesellschaft für Historische Geographie der Alten Welt, untersucht werden.
Veröffentlichungen
- De Callimachi Cyrenaei tropis et figuris. 1965
- mit Wolfgang Aly und Ernst Kirsten: Strabonis Geographica. Strabons Geographika in 17 Büchern. Habelt, Bonn 1968
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeigen von Friedrich Lapp | Frankfurter Allgemeine Lebenswege. Abgerufen am 30. Juni 2021 (deutsch).
- ↑ After Six Decades, Penn Archaeologists Carry on a Tradition of Research and Discovery in Turkey. Abgerufen am 30. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Ihor Ševcenko: Chronographiae quae Theophanis Continuati nomine fertur Liber quo Vita Basilii Imperatoris amplectitur. Recensuit Anglice vertit indicibus instruxit Ihor Ševcenko. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-022739-0, S. IX: "... in 1975 Dr . Friedrich Lapp (BonnBeuel) announced that he was continuing his work on a critical edition of the whole "Theophanes Continuatus"."
- ↑ Eckhard Wirbelauer: Alfred Philippson und die Altertumswissenschaften. In: Claus-C. Wiegand (Hrsg.): Colloquium Geographicum. Band 29. Asgard-Verlag, 2007, ISSN 0588-3253, S. 114: "Die Deutung dieser religionsgeschichtlich wichtigen Inschrift wird Peter Hermann verdankt, der durch Vermittlung der Bonner Geographen und Altertumswissenschaftler Ernst Kirsten und Friedrich Lapp Kenntnis von Philippsons Aufzeichnung erhalten hatte."
Personendaten | |
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NAME | Lapp, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Altphilologe, Althistoriker und Historischer Geograph |
GEBURTSDATUM | 24. April 1928 |
GEBURTSORT | Weidenau |
STERBEDATUM | 27. April 2021 |
STERBEORT | Bonn |