Francis Drake
Sir Francis Drake (* um 1540; † 28. Januar 1596) war ein englischer Freibeuter, Entdecker und Admiral und der erste englische Weltumsegler. Als Navigator und Seemann gilt er bis heute als eine der herausragenden Persönlichkeiten der englischen Seefahrt.

Die frühe Karriere
Kindheit und Jugend
Francis Drake wurde etwa 1540 in der Nähe von Tavistock, Devon, als ältestes von 12 Kindern geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist - wie bei vielen seiner Zeitgenossen - nicht bekannt. Er war Spross einer protestantischen Bauernfamilie, die bei einem katholischen Aufstand von ihrem Land vertrieben wurde und nach Kent flüchtete. Da sein Bruder Thomas von Drake's Vater Edmund als Erbe vorgesehen war, mussten Francis und seine Brüder bereits früh selber für ihr Fortkommen sorgen. Sein Vater brachte ihm lesen und schreiben bei, bevor er dann mit etwa 13 Jahren seine Ausbildung zum Seemann begann.
Seemannsausbildung
Zunächst als Schiffsjunge, dann als Matrose und schließlich als Steuermann fuhr er auf einem kleinen Küstenschiff zwischen Plymouth und den spanischen Niederlanden. Der Schiffer war kinderlos geblieben und sah in Francis so etwas wie einen Adoptiv-Sohn. Von ihm lernte Francis die Kunst des Navigierens. Bevor der Schiffer verstarb, vermachte er dem jetzt etwa 20-jährigen Francis sein Schiff. Zu diesem Zeitpunkt verhängte Spanien ein Embargo über die englischen Kaufleuten, welche die Niederlande anliefen. Man warf ihnen vor, den Protestantismus zu verbreiten. Damit war auch Drake's Aussicht auf finanzielle Unabhängigkeit und Wohlstand schlagartig beendet. Er betrieb das geerbte Geschäft zwar noch eine Zeit lang, war dann aber wohl gezwungen, das Schiff zu verkaufen, und sich statt dessen bei seinem Vetter John Hawkins zu verdingen. So fuhr er auf einem Handelsschiff seines Vetters als Zahlmeister auf einer Reise nach Nordostspanien (1564). Interessanterweise hatte er versucht, einen Teil der Besatzung seines Küstenfahrers auf eigene Rechnung beizubehalten, eine Tatsache, die wohl viel über seinen Charakter aussagt. Auch in späteren Jahren hat er wohl nie ganz vergessen wo seine Ursprünge lagen.
Erste Unternehmungen
Erfahrungen im Sklavenhandel und Piraterie
Am 9. November 1566 begann die Reise des James Lovell zu den Kapverdischen Inseln, an der Francis Drake als Offizier teilnahm. Während dieser Unternehmung wurden eine Reihe portugiesischer Schiffe aufgebracht. Dies stellte einen Akt der Piraterie dar, für Drake bedeutete diese Episode die Erfahrung seines ersten 'Seegefechtes'. Das Unternehmen bestand im wesentlichen aus dem Versuch, dass von König Philipp II. von Spanien gehaltene Monopol auf den Sklavenhandel zu unterlaufen. Hierzu wurde zunächst die Küste Westafrikas angelaufen, um Sklaven zu fangen. Diese wurden dann in die Karibik transportiert, um sie an die dortigen spanischen Siedler zu verkaufen. Den Siedlern war es streng untersagt, mit den englischen Protestanten Handel zu treiben. Das Verbot hatte jedoch nur wenig Wirkung. Fern des Einflusses des Mutterlandes nahmen die Siedler den Engländer die Ware bereitwillig ab. Drake hatte zu diesem Zeitpunkt das Konzept des Sklavenhandels wohl nicht in Frage gestellt sondern stillschweigend akzeptiert. Lovell's Reise war dennoch ein finanzieller Fehlschlag, da der zuständige Gouverneur von Rio de la Hacha (dem heutigen Riohacha) der königliche Schatzmeister Miguel de Castellanos, sich weigerte, auf das Einfuhrverlangen der Engländer einzugehen. Rio de la Hacha war zwar nur eine winzige Ortschaft an der Küste des heutigen Kolumbiens. Zu diesem Zeitpunkt stellte sie jedoch einer der beiden Eintrittspunkte für das kolumbianische Hochland dar (der andere war Santa Marta).
Erste Konflikte mit Spanien
Nicht lange nach Drake's Rückkehr von der Reise wurde ein weiteres Unternehmen vorbereitet, diesmal durch seinen Vetter John Hawkins. Das Ziel war das gleiche wie das der Reise Lovells: Sklaven fangen und diese unter Umgehung des spanischen Handelsmonopols an die Siedler in Mittelamerika zu verkaufen. Diese Unternehmung stand jedoch unter keinem guten Stern. Sechs Schiffe verließen den Plymouth Sound am 2. Oktober 1567 mit insgesamt 408 Personen an Bord. Nachdem in der Nähe der Kapverdischen Inseln die Portugiesische Karavelle Gracia Dei erobert worden war, übernahm Drake das Kommando über das Schiff. Bei einem Angriff auf eine Siedlung am Conga/Tagarin-Fluss im heutigen Sierra Leone im Januar 1568 wurden 250 Sklaven gefangen. Danach segelte die Flotte in die Karibik und lief dort zunächst die kleine Insel Dominica und anschließend Borburata (im heutigen Venezuela) an. Der Gouverneur weigerte sich jedoch, mit den Engländern zu handeln. Drake wurde zu diesem Zeitpunkt an Bord der nur 50 Tonnen großen Judith versetzt. Im Juni 1568 erreichte Hawkins Rio de la Hacha. Die Spanier feuerten auf die als Vorhut geschickte Judith, worauf Drake das Haus des Gouverneurs beschießen ließ. Die Engländer blockierten nun den Hafen und zwangen den Gouverneur Miguel de Castellanos zum Handel. Hawkins konnte 200 seiner Sklaven verkaufen. Im Juli 1568 lief Hawkins Santa Marta an. Nachdem Hawkins' Musketiere in die Luft feuerten und so einen Angriff vortäuschten, gelang es ihm, weitere 110 Sklaven zu verkaufen. Der vermeintliche Angriff sollte den örtlichen spanischen Beamten ermöglichen, sich später geschickt aus der Affäre zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 57 Sklaven an Bord von Hawkins' Schiffen. Ein Versuch auch die restlichen Sklaven 'loszuwerden', diesmal in Cartagena, misslang.
Auf der Rückreise gerieten die Schiffe in einen schweren Sturm. Danach war Hawkins' Flaggschiff, die 700 Tonnen große Jesus of Lübeck, die 1545 von der Hanse gekauft worden war, kaum noch seetüchtig. Nach schweren Wassereinbrüchen im Achterschiff wurde ein Teil der Aufbauten entfernt. Das Schiff erreichte danach mit Mühe und Not San Juan de Ulloa, eine winzige, etwa 250 Meter lange Reede, bestehend aus einigen Häusern, einer Kapelle und einer Geschützbatterie. Nichtsdestotrotz war diese 'Ortschaft' jedoch einer der Hauptumschlagplätze für die Schiffe der spanischen Flota, der Silberflotte. Drei Tage vor seiner Ankunft am 15. September 1568 erfuhr Hawkins vom Kapitän eines spanischen Schiffes, dass die Silberflotte in kürze San Juan de Ulloa erreichen würde.
Die Engländer wurden zunächst von dem stellvertretenden Gouverneur von Vera Cruz, Martin de Marcana und dem Schatzmeister Francisco de Butamante begrüßt, da diese den neuen Generalgouverneur Don Martin de Enriques erwarteten, der sich an Bord eines der spanischen Silberschiffe befand. Hawkins übernahm die Kontrolle über den Hafen und begann mit der Reparatur seiner Schiffe. Die Spanische Flota, bestehend aus 13 Schiffen, von denen zwei Kriegsschiffe waren, erreichte San Juan de Ulloa zwei Tage später. Hawkins weigerte sich zunächst, den spanischen Schiffen den Zugang zum Hafen zu erlauben. Er war sich jedoch auch über die möglichen Konsequenzen im Klaren, sollten den Spaniern aus seiner Handlungsweise irgendwelche ernsthaften Schäden entstehen. Verhandlungen wurden geführt und Geiseln ausgetauscht. Die Spanier durften ihre Schiffe in den Hafen bringen und den Engländern wurde garantiert, dass sie unbehelligt ihre Schiffe reparieren durften.
Don Martinez de Enriquez hielt sich jedoch nicht an die Zusagen. Statt dessen wurden 120 Soldaten aus Vera Cruz herbeordert und auf den nun im Hafen liegenden spanischen Schiffen wurden während der Nacht zusätzliche Geschütze in Stellung gebracht. Die Soldaten und örtlichen Milizionäre verbargen sich an Bord der nahe der Jesus of Lübeck ankernden Schiffe. Beim Gefecht am 23. September 1568 wurden mit Ausnahme der Minion und der Judith alle englischen Schiffe vernichtet. Den Kanonieren der Jesus of Lübeck gelang die Versenkung des spanischen Admiralsschiffes und eines der Handelsschiffe, der Capitana. Das Vize-Admiralsschiff wurde in Brand geschossen, wobei 34 Spanier den Tod fanden. Hawkins gelang die Flucht an Bord der Minion. Drake entkam an Bord der Judith. Beide Schiffe gelangten im Januar 1569 zurück nach England. Von den 408 Besatzungsangehörigen der englischen Schiffe überlebten jedoch nur eine Handvoll. Jene, die nicht schon bei dem eigentlichen Gefecht getötet wurden, wurden gefangen genommen und fielen der spanischen Inquisition zum Opfer. Von den restlichen Überlebenden kamen während der strapaziösen Rückreise, aufgrund der unzureichenden Wasser- und Lebensmittelbestände oder durch Erschöpfung, ums Leben.
John Hawkins machte ihm im nachhinein Vorwürfe und behauptete, Drake habe ihn und seine Kameraden im Stich gelassen. Es stellt sich jedoch die Frage welche Hilfe Drake mit seiner nur 50 Tonnen großen Nussschale, die nur mit sehr leichter Bewaffnung ausgerüstet und ohnehin schon mit Überlebenden der Jesus of Lübeck überladen war, überhaupt hätte leisten können. Der Zwischenfall hatte damals wesentlich dazu beigetragen, das sich die Stimmung in England gegen Spanien wandte. Für Drake war er von entscheidender Bedeutung. Seit dieser Unternehmung hegte Drake einen sehr persönlichen Hass auf König Phillip II. von Spanien und ganz besonders auf dessen Statthalter in Mexiko, Don Martinez de Enriquez. Man kann davon sprechen, dass sich Drake's Aversionen nach und nach in einen sehr persönlichen Privat-Krieg gegen Spanien steigerten.
Piraterie unter eigenem Kommando
Erste Kaperfahrten (1570)
Am 4.Juli 1569 heiratete Drake in der Kirche zu St. Budeaux in der Nähe von Plymouth. Die Ehe mit Mary Drake blieb kinderlos. 1570, nicht lange nach der Hochzeit, bereitete Drake jedoch schon eine erste Kaperfahrt in die Karibik vor. Die Reise selbst war wohl ereignislos. Drake selbst behauptete später, sie habe dem Zweck der Aufklärung gedient.
Kurze Zeit später, ebenfalls noch 1570, folgte eine zweite Fahrt. Hierbei verfügte Drake über die winzige Swan mit 25 Tonnen. West-Indien erreichte er im Februar 1571. Am 21. desselben Monats griffen Drake's Männer eine spanische 'Frigata' an, wobei mehrere Spanier getötet oder verwundet wurden. Drake ließ eine Note an Bord des ausgeplünderten Schiffes zurück:
"An den Kapitän und die Besatzung dieser 'Frigata'. Wir waren überrascht dass ihr in dieser Art und Weise vor uns davonlieft, und euch auch später geweigert habt mit uns unter unserer Parlamentärflagge zu sprechen, nachdem ihr uns nun kennt, und vor einigen Tagen selber erlebt habt dass wir unter unserer Parlamentärflagge niemandem Schaden zufügen, sondern nur wünschten mit euch zu sprechen. Und da ihr euch geweigert habt mit uns unter unserer Parlamentärflagge ohne Bosheit und Schaden zu sprechen, findet ihr euer Schiff nun durch eure eigene schuld verwüstet. Jenen die kommen unter unserer Parlamentärflagge höflich mit uns zu reden tun wir keinen Schaden; und jene die nicht (mit uns reden) sind selber schuld. Glaubt auch nicht dass wir uns vor jenen Schiffen (gemeint war das Wachgeschwader unter Diego Flores de Valdes) fürchten; mit der Hilfe Gottes wird es sie ihr Leben kosten bevor sie über uns triumphieren. Nun habt ihr den Beweis dafür dass es besser gewesen wäre mit uns zu sprechen - denn in eurer 'Frigata' gab es nicht mehr als den Gegenwert von vier Silber-Real. Ausgeführt von Engländern, die wohlgesonnen sind falls ihnen kein Grund für das Gegenteil gegeben wird. Falls uns ein Grund für das Gegenteil gegeben wird, werden wir eher Teufel als Menschen sein - gez. Francis Drake".
Als nächstes lief Drake Venta Cruces an, einen der Hauptknotenpunkte für den Weitertransport des von den Spaniern in Südamerika 'erwirtschafteten' Gold und Silbers. Hier erbeutete er ca. 100.000 Pesos in Handelswaren. Anfang Mai erreichte er Bastimentos wo rund ein Dutzend kleinere Schiffe ausgeplündert wurden. Hierbei wurden Handelswaren im Wert von weiteren 150.000 Pesos erbeutet. Am 8. Mai 1571 wurde ein spanisches Depeschenboot erobert, wobei zwei Spanier getötet und mindestens sieben verwundet wurden. Ein spanischer Mönch wurde danach nackt ausgezogen und von den englischen Seeleuten verhöhnt. Gegen Ende Mai wurden weitere spanische Schiffe gekapert, wobei die Beute diesmal gut 400.000 Dukaten betrug. Die offizielle Auflistung der angerichteten Schäden belief sich auf 160.000 Pesos, was bei dem damals üblichen Wechselkurs von 8 Shilling 3 Pence dem Gegenwert von 66.000 Pfund in (Tudor) Geld entsprach. Zu diesem Zeitpunkt hörte König Philipp II. von Spanien zum ersten Mal etwas von Drake und seinem offensichtlichen Privatkrieg. Die Spanier nannten Drake fortan El Dragòn (Der Drache). Die Reise stellte den Beginn der englischen Piraterie in der Karibik dar.
Die zweite große Kaperfahrt in die Karibik (1572)
Am 24. Mai 1572 begann die nächste Unternehmung. Diesmal hatte Drake zwei Schiffe zur Verfügung, die Swan mit 25 Tonnen und die Pasco mit 70 Tonnen. Insgesamt befanden sich 73 Personen an Bord beider Schiffe. Hierunter waren auch zwei seiner Brüder, John und Joseph.
Überfall auf Nombre de Dios
Einige Zeit nach der Ankunft der englischen Schiffe in der Karibik traf Drake auf den englischen Kapitän James Raunse. Letzterer hatte an John Hawkins' Unglücksreise nach San Juan de Ulloa als Kommandeur des Handelsfahrers William and John teilgenommen, hatte die Reise jedoch vorzeitig abgebrochen und war nach England zurückgekehrt. Drake und Raunse taten sich zusammen und beschlossen Nombre de Dios anzugreifen, einen weiteren Hauptknotenpunkt für den Transport von Gold und Silber nach Spanien. Zu diesem Zeitpunkt bestand die englische Streitmacht aus ca. 100 Mann.
Der Angriff begann am 28. Juli 1572 um etwa 2-3 Uhr morgens. Nach einem kurzen Scharmützel mit der örtlichen Miliz waren Drake und seine Leute praktisch im Besitz der Ortschaft. Allerdings erlitt Drake selber bei dem Angriff eine Schussverletzung am Bein, die er jedoch zunächst verbarg. In einem Lagerhaus fand sich ein Stapel Silberbarren "... 70 Fuss lang, 10 Fuss breit und 12 Fuss hoch ... die einzelnen Barren hatten ein Gewicht von 35 bis 40 Pfund ..." Aufgrund des Blutverlustes durch seine Beinwunde brach Drake schließlich zusammen. Daraufhin brachen die Seeleute die Aktion ab, aus Furcht, ohne Drake verloren zu sein.
Am Morgen des 29. Mai zogen sie sich auf die Insel Bastimentos zurück. Der Bürgermeister (Alcalde) von Nombre de Dios schickte einen Emissär und ließ nachfragen, ob es sich bei Drake ‚’“... um den gleichen Drake handele der schon einmal in dieser Gegend gewesen sei, und der durch seine Menschlichkeit einen Ruf erworben habe.“’’ Außerdem wollte er wissen ob die Pfeile der Engländer vergiftet gewesen seien und ob Drake Lebensmittel benötige. Die Antwort war wie folgt:
"Unser Kapitän, obgleich er glaubte das dieser Soldat nur ein gewöhnlicher Spion sei, behandelte ihn dennoch sehr höflich und antwortete ihm auf die Fragen seines Herren dass er sehr wohl jener Drake sei, und das es nie seine Praxis sei seine Pfeile zu vergiften; die Spanier könnten ihre Verwundeten durch gewöhnliche Medizin heilen ... was die angebotenen Lebensmittel betreffe, so hätte die Insel Bastimentos genug zu bieten, und das ihm lediglich nach etwas von jener besonderen Ware dürste die dieses Land zu bieten habe (d.h. Gold und Silber) um sich und seine Gesellschaft zu befriedigen. Daher riet er dem Bürgermeister seine Augen offen zu halten, denn falls Gott ihm Leben und Gesundheit verleihe, würde er gerne etwas von dem ernten welches sie (die Spanier) gesät hätten, welches sie aus der Erde holten um damit Unglück über die gesamte Erde zu bringen".
Der Bote wurde zurückgeschickt "... so überladen mit englischen Geschenken, dass er erklärte er sei noch nie in seinem Leben so geehrt worden". Die Verteidigung in Nombre de Dios wurde nachträglich verstärkt und die benachbarten Ortschaften alarmiert. James Raunse hatte genug und segelte nach Hause. Drake hingegen segelte nach Cartagena. Am 15. August 1572 fuhr er in den Hafen und erbeutete zwei Schiffe.
Die Swan wurde jetzt immer mehr zu einer Belastung. Drake wollte das Schiff aufgeben, wusste jedoch nicht wie er diese Nachricht seinen Brüdern schmackhaft machen sollte. Die beiden hingen an dem kleinen Schiff und Francis wollte ihre Gefühle nicht verletzen. Um ihnen den Schmerz zu ersparen, befahl er dem Zimmermann der Pasco, Thomas Moone, der ein sehr enger Freund Drakes war (möglicherweise war er bereits mit Drake zusammen an Bord des kleinen Handelsfahrers während dessen Lehrzeit als Schiffsjunge), sich an Bord der Swan zu schleichen. Er hatte Moone zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. An Bord der Swan schlich er sich unter Deck und bohrte eine Reihe von Löchern in den Boden des Schiffes und stellte dann sicher dass das Wasser nicht zu schnell stieg. Am nächsten Tag ruderte Drake zur Swan hinüber und fragte ob sein Bruder Lust hätte Angeln zu gehen. Nachdem dieser zugesagt hatte später nachzufolgen, legte er wieder ab, drehte sich dann noch einmal um und fragte ganz harmlos warum die Swan so tief im Wasser läge. John Drake und seine Besatzung versuchten mehrere Stunden lang das Schiff zu retten; es sank am Ende unter ihren Füßen. Drake übertrug das Kommando über die Pasco seinem Bruder und zog selber auf eine der mitgeführten kleinen Pinassen um.
Fort Diego und die Blockade von Cartagena
Zu diesem Zeitpunkt entschloss er sich Kontakt mit den Cimarrónes aufzunehmen, entflohenen schwarzen Sklaven, auf die er vorher schon vereinzelt gestoßen war, und die zu jener Zeit eine erheblich größere Gefahr für die spanischen Kolonisten darstellten als die gelegentlichen Piratenüberfälle oder die Indios, mit denen Drake ebenfalls in Berührung kam. Ein ehemaliger Sklave namens Diego war in Nombre de Dios geflohen und Drake gefolgt. Er blieb auch weiterhin bei Drake und kehrte mit diesem nach England zurück (Diego nahm später an Drake's Weltreise teil und dürfte damit der erste Afrikaner gewesen sein, der eine Weltumsegelung vollbrachte). Das ein Mensch, der aus seiner Heimat als Sklave von Europäern entführt wurde, sich nach seinen Erfahrungen freiwillig einem Mann wie Drake anschloss, bezeugt, dass Francis Drake aus einem anderen Holz geschnitzt war als sein Vetter John Hawkins, für den Schwarze "... nicht einmal Menschen" waren. Von diesem Zeitpunkt an hatte Drake einen höchst ausgeprägten Respekt vor Menschen anderer Hautfarbe oder Kultur, obwohl er immer auch ein Kind seiner Zeit blieb.
Drake's Bruder John brach zusammen mit Diego auf, um nach den Cimarrónes zu suchen. Nachdem der Kontakt hergestellt war, trafen zwei Gruppen von Cimarrónes ein. Am 14. September wurde eine Allianz geformt und die Ausarbeitung detaillierter Pläne begann. Auf einer Insel einige Seemeilen vor der Küste östlich des Vorgebirges von Cativa wurde ein Fort errichtet und nach seinem Architekten Fort Diego getauft. Drake überließ dann das Kommando seinem Bruder John und segelte nach Cartagena um Lebensmittel und Informationen zu beschaffen. Einige Tage später tauchte ein spanisches Schiff auf. John Drake, bewaffnet mit einem abgebrochenen Degen und einem Kissen als Schild, wurde bei dem Versuch, das Schiff zu erobern von einem spanischen Musketier erschossen.
Den Herbst 1572 verbrachten Drake und seine Leute damit, den Hafen von Cartagena praktisch zu blockieren. Dabei achtete er immer darauf, dass die Gefangenen sicheres Land erreichten. Dabei mussten sie gelegentlich vor dem unbändigen Hass der Cimmarrónes geschützt werden, die verständlicherweise den Spaniern gegenüber keinerlei Zuneigung verspürten. Am 27. Oktober trieb Drake eine spanische 'Frigata' auf den Strand. Das Schiff hatte eine Ladung Gold und Silber an Bord. Der Versuch, das Schiff zu übernehmen, scheiterte jedoch als mehrere hundert spanische Kavalleristen auftauchten. Nach der Rückkehr nach Fort Diego brach unter der Besatzung Gelbfieber aus. Innerhalb von zehn Tagen starben 10 Besatzungsmitglieder. Unter ihnen befand sich auch Joseph, der zweite von Drake's Brüdern. Zum Schrecken der Seeleute führte Francis eine Obduktion an der Leiche seines Bruders durch, in der Hoffnung irgendeinen Auslöser für die tödliche Krankheit zu finden. Doch der Versuch erbrachte nichts. Am Ende waren fast 40 Prozent der Seeleute der Krankheit zum Opfer gefallen.
Überfall auf eine spanische Karavane vor Panama
Drake wandte sich nun seinem eigentlichen Ziel zu. Er plante einen Überfall auf einen der regelmäßigen Karavanentransporte, der über den Isthmus (Geographie) von Panama Gold und Silber an die Karibikküste zur Verschiffung nach Spanien transportierte.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt zeigten die Cimarrónes Drake einen hohen Baum, in den sie Kletterrungen eingeschnitten hatten. Der Baum wurde von ihnen als Beobachtungsturm genutzt. Von diesem Baum konnte Drake auf der einen Seite die Karibik sehen, und auf der anderen Seite Panama und den Pazifischen Ozean. Er tat in dem Moment einen Schwur: "Er bat den Allmächtigen in seiner Güte darum ihm (ein langes) Leben zu geben, damit er einst in diesem Ozean in einem Englischen Schiff segeln möge".
Nachdem die Cimarrónes durch einen Spion herausfanden, dass der Schatzmeister von Lima im Begriff war, Panama mit einer Karawane zu verlassen, bereitete Drake einen Hinterhalt vor. Einige Meilen von Venta Cruces entfernt versteckten die Engländer und ihre Verbündeten sich beidseits des Trampelpfades, der Panama und Venta Cruces verband. Um sich in der Dunkelheit erkennen zu können, trugen sie weiße Hemden über ihrer Kleidung. Ein betrunkener Seemann namens Robert Pike wanderte jedoch ins Freie, worauf die Spanier flohen. Drake's Männer erbeuteten lediglich einige Lamas, die zur Vorhut gehört hatten. Auf dem Rückweg zur Küste begegneten sie einer Gruppe spanischer Reisender. Bei dem folgenden Scharmützel wurden mehrere Spanier getötet, der Rest floh. Drake selbst wurde verwundet. Man zog sich zunächst nach Venta Cruces zurück.
In einem Haus befanden sich mehrere Frauen, die gerade Kinder geboren hatten und sich verständlicherweise große Sorgen machten, besonders wegen der Cimarrónes. Drake garantierte ihre Sicherheit und ließ sie, um Zwischenfälle zu vermeiden, bewachen. Ein Teilnehmer der Expedition sagte später: "Jenen die von uns gefangengenommen wurden taten wir niemals Gewalt an nachdem sie unter unserer Kontrolle waren, sondern entließen sie entweder sofort in die Freiheit oder hielten sie noch für einige Zeit bei uns...Wir sorgten für ihre Ernährung wie für uns selbst, und schützten sie vor der Wut der Cimmarrónes".
Am 23. Februar 1573 kehrten sie zu den Schiffen zurück. Einen Monat später begegneten sie dem französischen Kapitän Jean le Testu, der ihnen von dem Massaker am Bartholomäustag berichtete. Drake und le Testu beschlossen zusammenzuarbeiten. Letzterer war von der Organisation der Engländer und besonders von deren engen Bindung mit den Cimarrónes beeindruckt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 31 Engländer übrig. Sie hatten außer den Pinassen noch ein spanisches Schiff von etwa 20 Tonnen zur Verfügung, das zwischenzeitig gekapert worden war. Le Testu besaß ein Schiff von etwa 80 Tonnen mit etwa 70 Mann Besatzung. Man kam überein in der Nähe des Francisca-Flusses, etwa fünf Meilen östlich von Nombre de Dios zu landen und die Schiffe zu verstecken. Dann wollte man einen weiteren Hinterhalt legen. Die Beute sollte ehrlich geteilt werden und die Schiffe bekamen Anweisung, die Korsaren in der Nähe des Francisca-Flusses am 3. April wieder aufzunehmen. Der Marsch begann am 31. März 1573. Am 1. April stießen sie auf drei Maultierkarawanen mit insgesamt etwa 200 Tieren. Die Karawanen wurden von 45 Soldaten begleitet, die jedoch nur schwach bewaffnet waren. Einige der Soldaten liefen barfuss und leisteten nur geringen Widerstand. Ein Cimarróne wurde getötet und le Testu wurde von einer Kugel in den Bauch getroffen.
Die Maultiere transportierten etwa 200.000 Pesos in Gold und Silber: "Jene die Kapitän Testu begleiteten nahmen soviel sie nur tragen konnten; sogar die Sklaven die die Tiere führten feuerten sie an, aus Hass gegen die Spanier- und zeigten ihnen wo das Gold war, damit sie nicht mit Silber herumspielen mögen. Da gab es Platten aus Gold, wie zwei verschiedene Siegel der Hoch-Kanzlei Frankreichs, manche von kastillianischen Dukaten, andere von Pistoles ..." Etwa 100.000 Pesos in Gold wurden zurück zu den Schiffen gebracht und 15 Tonnen Silber wurden vergraben. Die Beute belief sich auf etwa 40.000 Pfund in Tudor-Währung. Dies entsprach etwa ein Fünftel der jährlichen Steuereinnahmen der englischen Krone. Die Beute wurde wie vereinbart unter den Engländern und Franzosen geteilt. Le Testu war schwer verwundet und konnte nicht mithalten. Er wurde schließlich von den Spaniern eingeholt, die ihn enthaupteten und sein Herz herausschnitten.
Drake und seine Leute erreichten den Francisca-Fluss am 3. April, fanden dort aber statt ihrer Schiffe sieben spanische Schaluppen mit Artillerie und 85 Musketieren vor. Drake ließ ein Floß bauen (bezeichnet als "verrückte Konstruktion") und machte sich dann zusammen mit einem Engländer und zwei Franzosen auf die Suche nach seinen Schiffen. Sie fanden sie etwa drei Meilen vor der Küste. Wie sich herausstellte war ein Franzose in Testu's Begleitung bei dessen Tod von den Spaniern gefangen genommen worden und hatte den Standort der Schiffe verraten, die daraufhin geflohen waren. Nachdem die restlichen Besatzungsmitglieder aufgenommen und die Beute geteilt worden war, segelten die Franzosen nach Hause. Der betrunkene französische Seemann wurde gefunden und berichtete ihnen von Testu's Tod. Im nachhinein wurden noch 13 der versteckten Silberbarren geborgen. Die Schiffe wurden instand gesetzt und man bereitete sich auf die Rückreise vor. Drake lud die Cimarrónes ein, sich Geschenke auszusuchen. Ihr Anführer Pedro wählte ein goldenes Schwert, das Drake von le Testu erhalten hatte. Drake hätte das Schwert gern selber behalten, schenkte es aber dann bereitwillig Pedro.
Die Rückkehr erfolgte am Sonntag, dem 9. August 1573. Sie erregte soviel Aufsehen dass die Kongregation in der Kirche von St. Andrews mitten in der Messe die Kirche verließ um Drake zu sehen. In der Zwischenzeit hatte sich das Verhältnis zwischen England und Spanien etwas entspannt. Man bedeutete Drake, dass es besser wäre, wenn er eine Zeitlang nicht auffallen würde. Daher ist nicht genau zu ermitteln wo er sich während des Jahres 1574 aufgehalten hat. Möglicherweise hat er in diesem Jahr an einer Handelsreise nach Hamburg teilgenommen. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt nahm er seinen Vetter John Drake unter seine Fittiche. Der kinderlose Drake, der während seiner Zeit als Schiffsjunge selber von seinem Kapitän als Sohn angesehen worden war, tat nun das gleiche für seinen Vetter.
Unterstützung des Grafen von Essex in Irland (1575)
Im Jahr 1575 war Robert Devereux, der Graf von Essex mit einem privaten Unternehmen beschäftigt, welches als Geschäftsinvestition ausgelegt, jedoch auf die Kolonisierung und Besiedelung Nordirlands abzielte. Dabei stieß er auf den erbitterten Widerstand des O'Neill-Clans unter dem Clanführer Turlough O'Neill, sowie dessen angeworbene Söldner des schottischen McDonnell-Clans unter Sorley Boy McDonnell. Nachdem der Widerstand der O'Neills geschwächt war, wandte Devereux sich gegen die Schotten. Diese hielten die zwischen der nordirischen und schottischen Küste gelegenen Insel Rathlin Island besetzt. Die Anhänger Sorley Boy McDonnels sahen die Insel als sicheren Zufluchtsort für ihre Familien und hatten Frauen und Kinder dorthin geschickt, um sie dem Zugriff der Engländer zu entziehen.
Der Graf von Essex wollte ein Exempel zu statuieren. Zu diesem Zweck hatte er einen Söldnerführer namens John Norris angeworben, der die militärischen Operationen zu befehligen hatte. Devereux warb auch Drake, auf Empfehlung von John Hawkins, an. Drake's Aufgabe bestand aus dem Transport der Truppen nach Rathlin Island. Danach sollte er in den Gewässer zwischen der Insel und dem Mull of Kintyre patrouillieren, um zu verhindern das die Schotten in das Geschehen eingreifen bzw. die Insel später wieder einnehmen könnten. Zu diesem Zweck stellte er drei der kleinen Schiffe zur Verfügung, die er auf seiner Reise nach Panama den Spaniern abgenommen hatte.
Die Operation verlief reibungslos. Die Vorbereitungen begannen am 1. Mai 1575. Die Landung auf Rathlin Island folgte am 22. Juli und die schottischen Verteidiger ergaben sich nach kurzer Zeit. Was folgte war ein unwürdiges und grausames Gemetzel, bei dem mit Ausnahme der Söhne einiger schottischer Adliger, die als Geiseln festgehalten wurden, mehr als 600 Menschen grausam getötet wurden. Die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder. Drake kommandierte zu dieser Zeit eine kleine spanische 'Fregata', die auf den Namen Falcon getauft worden war. Das Schiff hatte eine Besatzung von 25 Mann inklusive Drake selbst und seines 13-jährigen Stewards John Drake. John Norris brachte 300 Fuß- und 80 Kavallerie-Soldaten sowie Belagerungsgerät nach Rathlin Island. Daher kann man davon ausgehen, das Drake mit den militärischen Operationen oder dem Massaker selbst nichts zu tun hatte. Das Massaker selbst wurde damals keineswegs kritisiert, im Gegenteil. Elisabeth gratulierte dem Grafen von Essex und es darf als sicher gelten, dass das Ganze als 'abschreckendes Beispiel' für potentielle Rebellen gedacht war.
Während seines Aufenthaltes in Irland lernte Drake einen Kaufmann namens James Sydae sowie einen Söldner namens Thomas Doughty kennen. Beide sollten einige Zeit später noch eine Rolle bei der berühmten Weltreise spielen. Drake's Rolle in Irland endete im September 1575, als er aus den Diensten des Grafen von Essex entlassen wurde. Anfang 1576 kehrte er jedoch noch einmal zurück. Bei dieser Gelegenheit diskutierte er seine Pläne für eine Reise in den Pazifik mit Doughty und, was bedeutungsvoller war, mit dem Grafen von Essex. Letzterer stellte ihm einen Einführungsbrief aus, mit dem er einige Zeit später nach London reiste um seine Pläne dem führenden Staatsminister Francis Walsingham zu unterbreiten. Damit begannen die Vorbereitungen für seine bekannteste Unternehmung (The Famous Voyage).
Weltumsegelung
Politische und finanzielle Unterstützung
Mit der Empfehlung des Grafen von Essex fand Drake in Francis Walsingham einen mächtigen Förderer seiner Pazifik-Pläne. Walsingham, der unter anderem als Chef des Geheimdienstes über die Absichten der Spanier sehr gut informiert war, vertrat am Elisabethanischen Hof eine harte anti-spanische Linie. Er brachte in den nächsten Wochen und Monaten nach Drake's Besuch eine Reihe von Persönlichkeiten zusammen, die sich an dem geplanten Unternehmen finanziell beteiligten. Unter ihnen so einflußreiche Personen wie Robert Dudley (der Graf von Leicester), Edward Clinton (der Graf von Lincoln und Englands Großadmiral) und Sir Christopher Hatton (den Captain der königlichen Leibgarde).
Die Unternehmung wurde unter strengster Geheimhaltung geplant und vorbereitet. Hierzu wurde unter anderem eine Genehmigung vom Sultan von Alexandria für eine Handelsreise nach Ägypten eingeholt. Wohl einer der Gründe warum die Spanier keinen Verdacht hegten und Gegenmaßnahmen, beispielsweise die Sperrung der Magellanstraße, einleiteten. Bis heute ist jedoch unklar, warum sie die fadenscheinige Nebelwand nicht durchschauten, da ihnen die Vorbereitungen kaum entgangen sein konnten.
Unter der Regentschaft Elisabeth I. gab es in England verschiedene Pläne für eine Expedition in den Pazifik bzw. durch die Magellanstraße. Die sich immer wieder ändernde politische Situation hatte jedoch die Folge, dass die Pläne immer wieder in der Versenkung verschwanden, um bei einer Verschlechterung des politischen Klimas wieder hervorgeholt zu werden. So erging es fast allen Pläne, die sich offen gegen die Interessen Spaniens richteten. Daher gab es noch einen anderen wichtigen Grund für die Geheimniskrämerei. Das Unternehmen musste unbedingt vor Elisabeths Schatzmeister und Berater, William Cecil (Baron von Burghley) verborgen werden. Burghley war Walsinghams Intimfeind. Er hatte mehr als einmal ähnliche Pläne sang und klanglos zu Fall gebracht. Königin Elisabeth war sich über die möglichen Konsequenzen einer offenen Auseinandersetzung im Klaren und verfolgte daher einem vorsichtigen Kurs, der die opportunistische Nutzung von günstigen Gelegenheiten jedoch nicht ausschloss.
Ziele der Reise
Über die genauen Ziele der Reise gibt es in der Geschichtsschreibung zahlreiche abweichende Informationen. Zu einen wird immer wieder die Suche und Erforschung des bis dahin sagenumwobenen südlichen Kontinent Terra Australis erwähnt, den man südlich, bzw. auf der pazifischen Seite, der Magellansstraße vermutete. Ebenso sicher erscheint der Auftrag zur Suche der Straße von Anián (spanische Bezeichnung der heutigen Nordwestpassage) vom Pazifik aus. Grake's Landsmann Martin Frobisher versuchte zur gleichen Zeit auf drei Entdeckungsreisen (1576-1578) sein Glück vom Atlantik aus. Angeblich hatte Drake auch den Auftrag, die Gewürzinseln (die heutigen Molukken) geschäftlich zu besuchen. Wiederum andere Geschichtsschreiber meinen, dass Drake beim Anblick der Stadt Panama auf seinem Raubzug gegen die spanische Schatzkaravane 1572 den Entschluss faßte, Panama vom Pazifik aus anzugreifen. Keines dieser Ziele ist bis heute zweifelsfrei bestätigt.
Vorbereitungen
Die Schiffe
Drake hatte einen Zuschuss für den Neubau von Schiffen beantragt und wohl auch erhalten. Insgesamt wurden für die Expedition fünf Schiffe neu gebaut, bzw. angeschafft:
- Pelican, 100 Tonnen, 18 Kanonen, ca. 60 Mann Besatzung
- Elisabeth, 80 Tonnen, 16 Kanonen, ca. 50 Mann Besatzung
- Swan, 50 Tonnen, 5 Kanonen, ca. 30 Mann Besatzung
- Marygold, 30 Tonnen, 16 Kanonen, ca. 20 Mann Besatzung
- Benedict, 15 Tonnen, 1 Kanone, ca. 10 Mann Besatzung
Die Pelican ist eigens für das Unternehmen gebaut worden. Hierbei lässt sich nicht eindeutig sagen, ob das Schiff von einem englischen oder ausländischen, z. B. holländischen, Baumeister entworfen wurde, da keinerlei Bauunterlagen existieren. Die Abmessungen des Trockendocks, welches später extra für das Schiff gebaut wurde, lassen auf eine Länge von etwa 22,50 Meter, eine Breite von ca. 6 Metern und einen Tiefgang von ca. 2,70 Meter schließen. Sie war mit Fock- und Vormarssegel, Groß- und Großmarssegel, Blindesegel und Lateinerbesan getakelt. Der Bau des Schiffes wurde 1576 begonnen und Anfang 1577 abgeschlossen.
Die Elisabeth wurde in Depthford neu gebaut. An Bord der beiden großen Schiffe wurden vorgefertigte Einzelteile für insgesamt vier Pinnassen mitgeführt.
Bei der Swan handelte es sich interessanterweise um ein 'Dutch Flyboat' (deutsch 'Flieboot' (Quelle)). Die holländischen Wassergeusen verwendeten diese zweimastigen Küstenschiffe bei ihrem Kampf gegen die Spanier. Das Schiff war als schwimmendes Lager und Werkstatt gedacht.
Die Marygold war eine 'Barque', die hauptsächlich mit leichten, drehbaren Hinterlader-Kanonen bewaffnet war. Sie dürfte als schwimmende Batterie vorgesehen gewesen sein.
Bei der Benedict handelte es sich um eine Pinasse, die teils als Depeschenboot und teils zur Aufklärung dienen sollte.
Die Besatzung
Drake nahm einen persönlichen Stab bestehend aus acht Personen mit. Dazu gehörten sein Sekretär (der Vikar Francis Fletcher), ein Mundkoch, sein Vetter John als Knappe, Diego (der offiziell als 'Diener' deklariert war, den Drake jedoch als Freund und wichtigen Verbündeten ansah), sowie vier Musiker. Unter den Letzteren befand sich der persönliche Trompeter von Christopher Hatton und Hattons Privatsekretär Thomas Doughty.
Die Crew bestand neben den Seeleuten auch aus zusätzlichen Spezialisten und Handwerkern. So gab es auf der Pelican auch eine komplette Feldschmiede. Insgesamt waren zur Zeit des Auslaufens im September 1577 insgesamt 164 Personen an Bord aller fünf Schiffe.
Startschwierigkeiten
Die kleine Flotte lief am 15. November 1577, um 5 Uhr nachmittags, aus dem Plymouth Sound aus und geriet kurz danach in einen schweren Sturm. Die Marygold hatte Grundberührung und wurde beschädigt. Auf der Pelican sah sich die Besatzung gar gezwungen, den Großmast des Schiffes umzuhacken. Die Schiffe retteten sich zunächst in den Hafen von Falmouth, um dann für die nötigen Reparaturen nach Plymouth zurückzukehren. Die umfangreichen Arbeiten dauerten bis zum Dezember 1577 an. Das der Großmast der Pelican über Bord geworfen werden musste, wies auf unzureichenden Ballast hin. Das erkannte Drake und entließ den für Proviant, und damit auch für den an Bord befindlichen Ballast, verantwortlichen Kaufmann, James Sydae.
Im Atlantik
Am 13. Dezember liefen die fünf Schiffe zum zweiten Mal aus und erreichten am 27. Dezember die Insel Mogador. Auf Mogador wurde die erste der fünf mitgeführten Pinassen zusammengebaut und auf den Namen Christopher getauft. Ein Seemann von der Pelican wurde von Einheimischen entführt und blieb spurlos verschollen. Als nächstes lief Drake die Kapverdischen Inseln an, um seine Vorräte zu ergänzen. Unterwegs wurden insgesamt sechs spanische und portugiesische Fischerboote erbeutet, wobei Drake die Besatzungen der Schiffe entschädigte. Bei einer dieser Gelegenheiten überließ Drake die Pinnasse Benedict der Besatzung eines portugiesischen Schiffes. Im Gegenzug behielt er das portugiesische Schiff. Kurz darauf wurde die portugiesische Karavelle Santa Maria gekapert und gegen das andere portugiesische Schiff getauscht. Den an Bord befindlichen Navigator, Nuno da Silva, behielt Drake als Gefangenen an Bord.
Am 5. April 1578 erreichten Drake's Schiffe Brasilien. Hier traf man zum ersten Mal auf Indios. Drake hinterließ Geschenke, die an Holzstöcke gehängt wurden, so dass die Indios sie gefahrlos abholen und eigene Geschenke zurücklassen konnten. Auf diese Art und Weise wurde zunächst Vertrauen aufgebaut. Einer der Mitreisenden beschrieb die Indios als "... zumeist nackt ... sie hatten lange Haare und hatten ihre Körper rot, weiß und schwarz bemalt und gegen die Kälte eingeölt ... ihr Erscheinungsbild war Furcht einflössend, sie hatten sich kleine Knochen durch Nase und Ohrläppchen gesteckt, waren aber sehr freundlich". Diese Eingeborenen hatten eine Vorliebe für Musik, und interessierten sich besonders für die Trommeln und Trompeten der Engländer. Sie führten zu Ehren ihrer Gäste Tänze auf, wobei John Winter (der Kapitän der Elisabeth) "... zum großen Vergnügen seiner Leute ..." sich an einem dieser Tänze beteiligte. Einer der Indios stahl Drake's Kopfbedeckung - eine Kappe aus Samt, die mit einem Goldband verziert war. Drake amüsierte sich nur darüber. Einer der Seeleute, Edward Cliffe, sagte dazu später: "(Drake) ließ es nicht zu, dass irgendjemand ihnen auch nur ein Haar krümmte". Ungefähr zu diesem Zeitpunkt entschied sich Drake, die Swan aufzugeben. Sie wurde abgewrackt, um ihr Eisenzeug zurückzugewinnen.
Am 3. Juni 1578 verließen die Schiffe Brasilien und erreichten am 20. Juni Port St. Julian, (spanisch Puerto San Julián), wo sie ein Überbleibsel der Reise des Ferdinand Magellan vorfanden: den Galgen den Magellan bei der Hinrichtung zweier Meuterer benutzte. Drake ruderte in Begleitung von sechs Männern an Land, um nach Trinkwasser zu suchen. Hierbei kam es zu einem schweren Zwischenfall. Einige Eingeborene waren an den Strand gekommen. Sie waren zunächst auch freundlich. So interessierte sich einer von ihnen besonders für den englischen Langbogen, den einer der Seeleute namens Robert Winterhie bei sich trug. Als dieser den Bogen spannte, um ihn vorzuführen, riss die Bogensehne. Der Indio erschrak und schoss Winterhie aus zwei Metern Entfernung einen Pfeil durch den Leib. Der Meisterkanonier der Pelican, Oliver, trug die einzige Muskete. Das Pulver war jedoch nass geworden, und der Indio erschoss ihn ebenfalls. Drake zog die Überlebenden daraufhin am Strand zusammen und befahl denjenigen die Schilde trugen, die anderen damit zu decken. Alle Pfeile die erreicht werden konnten, wurden zerbrochen, um ein Wieder verwenden zu verhindern. Drake konnte schaffte die Muskete des toten Geschützmeisters erreichen. Er reinigte sie, lud sie neu und tötete den Indio, der die beiden Engländer erschossen hatte. Damit war der Angriff schlagartig beendet. Die restlichen Indios verschwanden im Dschungel.
Während des Aufenthaltes in Port St. Julian wurde die Marygold ebenfalls abgewrackt und verbrannt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Schiffe noch etwa 160 Personen an Bord.
An der Südspitze Südamerikas
Am 17. August 1578 verließen die Pelican und die Elisabeth ihre Ankerplätze und in Richtung Magellanstraße. Am 20. August passierten sie das Kap der Jungfrauen. Drake ließ eine Zeremonie durchführen, bei der die Schiffe Salut feuerten und die Königin geehrt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde die Pelican umgetauft. Der neue Name Golden Hinde bezog sich auf den Wappenschild des Christopher Hatton, auf dem eine goldene Hirschkuh dargestellt war.
Zwei Tage später erreichten die Schiffe die Einfahrt der Magellanstraße. Drake ankerte in der Nähe von drei kleinen Inseln, die er nach St. George, St. Bartholomäus und nach der Königin benannte. Keiner der anwesenden, auch Nuno da Silva nicht, war jemals so weit südlich gewesen. Der Pazifik wurde nach 14-tägiger Fahrt, am 6. September 1578, erreicht.
Den Kapitänen der Schiffe wurde mitgeteilt, sie sollten nach Drake in der Gegend 30 Grad südlich von Peru suchen, falls sie von der Flotte getrennt würden. Nachdem sie die Straße hinter sich gelassen hatten, drehten die Schiffe nach Nordwesten, und folgten damit den an Bord vorhandenen Karten in der Annahme die südamerikanische Küste läge in dieser Richtung. Etwa zwei Tage später stellte sich heraus, dass die Karten nicht stimmten. Drake bewies später das sich die chilenische Küste Nördlich der Magellanstraße befand, nicht Nordwestlich. Dies war Drakes erste geographische Entdeckung. Nach weiteren rund 70 Seemeilen gerieten die Schiffe in einen fürchterlichen Sturm. Gegen Ende September ging die Marygold mit 29 Mann Besatzung an Bord unter. Der Schiffszimmermann Ned Bright war gegen Thomas Moone, der anfänglich als Kommandeur der Pinasse Benedict agiert hatte, ausgetauscht worden und hatte sich an Bord der Marygold befunden. Drakes Sekretär Francis Pretty erklärte daraufhin, dass der Untergang der Marygold Gottes Strafe für Ned Bright war, der falsches Zeugnis wieder seinen Nächsten abgelegt habe.
Gegen Ende Oktober wurde die Elisabeth von der Golden Hinde getrennt. Sie drehte um und segelte nach Hause. Im Juni 1579 erreichte sie Plymouth und brachte erste Nachrichten über Drakes Schicksal nach England. Dieser stellte in der Zwischenzeit fest, dass die Magellanstraße kein Kanal zwischen zwei Kontinenten war. Südlich der Straße lag kein Terra Australis, sondern eine gebrochene Linie von Inseln, hinter denen sich die offene See erstreckte. Bei der Erkundung wurde eine Insel entdeckt, die, nach unterschiedlichen Angaben der Reiseteilnehmer, entweder 55, 56 oder 57 Grad Nord gelegen haben soll. Dabei könnte es sich um Kap Hoorn gehandelt haben. Der Vikar Fletcher errichtete einen Gedenkstein mit dem Namen der Königin und dem Ankunftsdatum. Drake legte sich am südlichsten Punkt der Insel nieder und erklärte das kein Europäer jemals so weit südlich gewesen sei.
Am 28. Oktober 1578, nach 50 Tagen, endete der Sturm. Zu diesem Zeitpunkt gab es viele Fälle von Skorbut an Bord der "Golden Hinde". Die Betroffenen erholten sich jedoch alle wieder.
Im Pazifik
Allein mit der Golden Hinde segelte Drake entlang der südamerikanischen Westküste gen Norden, griff die überraschten Spanier an und machte reiche Beute. So kaperte er am 1. März 1579 die mit Schätzen aus der Neuen Welt voll beladene Nuestra Señora de la Conceptión, aufgrund ihrer schweren Kanonenbewaffnung auch Cacafuego (Feuerscheißer) genannt. Nachdem Drake die Cacafuego gekapert hatte, nannte seine Besatzung sie Cacaplata (Silberscheißer). Der Gewinn aus dieser Prise: 26 Tonnen Silber in Barren und 13 Kisten in Münzen, 72 Pfund Gold sowie unzähligen Schachteln mit Juwelen und Perlen.
Für die Rückkehr nach England versuchte er die Straße von Anián als Verbindung zum Atlantik zu finden, was ihm jedoch nicht gelang. Im Jahr 1579 erhob er im Namen der englischen Krone Anspruch auf ein Land, das er Nova Albion nannte (das heutige Kalifornien).
Schließlich überquerte er den Pazifik und erreichte Java, wo er seine Schiffe reparierte.
Die Rückkehr
Bei seiner Rückkehr im September 1580 wurde er gefeiert als der erste Engländer, dem die Weltumsegelung geglückt war. Für seine Verdienste für die englische Krone wurde er 1581 zum Ritter geschlagen. Er wurde Bürgermeister von Plymouth und saß als Vertreter der Stadt von 1584 bis 1585 im englischen Parlament.
Die Weltumsegelung Drake's hatte ein Londoner Konsortium unter Führung von Thomas Gresham, dem Begründer der Londoner Börse, finanziert. Mit der Rückkehr Drake's erhielten die Teilhaber für jeweils 100 investierte Pfund 4700 Pfund ausgezahlt.
Kampf gegen die spanische Invasion
Jan Handrik hatte sich durch seine erfolgreiche Weltreise für Höheres empfohlen und so wurde er in maßgebliche Kommandopositionen bei der englischen Marine befördert. 1585 brach er wieder in die Karibik auf und zerstörte dort eine größere Anzahl spanischer Ansiedlungen.
Spanien reagierte zunehmend gereizt auf die englischen Angriffe. Zudem sah Philipp II. die Zeit gekommen, das vom Papst abgefallene England wieder zu rekatholizieren. Er rüstete daher zur Invasion und versammelte eine große Flotte im Hafen von Cádiz. Dort jedoch wurde die Flotte von englischen Schiffen unter dem Kommando Drakes im Jahre 1587 überrascht und teilweise zerstört, die geplante Invasion musste daher verschoben werden.
Ein Jahr später, 1588, war er als Vizeadmiral unter Lord Howard von Effingham maßgeblich am siegreichen Kampf gegen die spanische Armada beteiligt. Schlechtes Wetter, mangelhaftes seefahrerisches Können, technische Unterlegenheit und die geschickt agierende englische Flotte, in der Drake eine wichtige Rolle spielte, zwangen die Armada letztlich zum verlustreichen Rückzug um die Nordspitze Schottlands.
1595 unternahm er erneut einen Beutezug gegen spanische Siedlungen in der Karibik. Er versuchte vergeblich Panama-Stadt einzunehmen. Auf der Rückfahrt von dieser Unternehmung starb Drake am 28. Januar 1596 an Ruhr.
Historische Bedeutung
Wenn auch Spanien und Portugal noch für einige Zeit die Weltmeere dominieren sollten, prägte doch Francis Drake maßgeblich das Bild Englands als aufsteigende Seemacht. So nahm er den von Franzosen und Spaniern nicht beanspruchten Teil Nordamerikas für die englische Krone in Besitz und legte damit den Grundstein für den umfangreichen Kolonialbesitz Englands in Nordamerika. Zudem gelang es ihm, den spanischen Welthandel mit seinen Nadelstichen kontinuierlich zu stören. So trug er maßgeblich dazu bei, die Spanier zu kostspieligen Schutzmaßnahmen gegen die englischen Kaperfahrten zu veranlassen. Auch hatte er Anteil daran, dass die spanische Invasion der britischen Inseln scheiterte. All dies trug zum Aufstieg Englands zur Seemacht bei.
Die Wasserstraße zwischen den Britischen Jungferninseln wird ihm zu Ehren Sir Francis Drake Channel genannt.
Francis Drake als Romanfigur
Literarische Lebensbeschreibungen von Francis Drakes finden sich in:
- Andreas Venzke: Tagebuch des Heinrich Hasebeck: Gasparan oder Die letzte Fahrt des Francis Drake, Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X
- Hanns Kneifel: Ich, Francis Drake, Heyne Verlag München, 2005, ISBN 3-453-87806-X
außerdem:
- In der Heftromanserie Seewölfe, Korsaren der Weltmeere aus dem Pabel-Moewig-Verlag spielt er in zahlreichen Folgen eine wichtige, wenn auch oft zwiespältige, Nebenrolle.
Francis Drake als Figur im Film
- Im Film Herr der sieben Meere (The Sea Hawk, USA 1940) spielt Errol Flynn einen Freibeuter, dessen Geschichte deutlich an die Drakes angelehnt ist.
- Der Film Der Pirat der sieben Meere (Seven Seas to Calais, GB/I 1962) mit Rod Taylor in der Hauptrolle basiert auf Drakes Leben bis zur Seeschlacht gegen die spanische Armada.
außerdem:
- Die Abenteuer des Sir Francis Drake wurden in den Jahren 1962 bis 1963 in einer sechsteiligen englischen Fernsehserie verfilmt, die 1967 und 1970 in der Bundesrepublik Deutschland und 1975 in der DDR gesendet wurde.
Quellen
- Peter Padfield: Armada. Braunschweig 1988, ISBN 3-07-508985-0 (enthält eine Biographie und ausführliche Informationen zum Wirken Drake's während der Schlacht gegen die spanische Armada)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Drake, Francis |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Freibeuter, Entdecker, Admiral, erster englischer Weltumsegler |
GEBURTSDATUM | um 1540 |
STERBEDATUM | 28. Januar 1596 |