Kętrzyn

Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren
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Rastenburg (Kętrzyn)
Wappen fehlt noch Kętrzyn in Ermland-Masuren (Polen)
Basisdaten
Staat: Polen
Verwaltungsbezirk: Ermland-Masuren
Einwohner: 30.300 (2002)
Fläche: 23,6 km²
Bevölkerungsdichte: 1271 Einwohner/km²
Postleitzahl: 11-400 bis 11-409
Telefonvorwahl: (+48) 89
Geografische Lage: 54° 05' nördl. Breite
21° 23' östl. Länge
KFZ-Kennzeichen: NKE
Homepage der Stadt Kętrzyn

Rastenburg, heute polnisch Kętrzyn, ist eine Stadt von etwa 30.000 Einwohnern in Masuren.

Geschichte

Deutscher Orden

1329 wurde hier von der Komturei Balga des Deutschen Orden eine hölzerne Festung zum Rasten errichtet. Diese Rastenburg, die als Grenzposten Schutz vor den Angriffen der Litauer gewähren sollte, war nur Teil einer Kette von Burgen die von Ragnit über Insterburg bis nach Allenstein und Osterode führte.

1345 und 1347 griffen die Litauer unter Olgierd und Kynstut über die neue Burg her, plünderten sie und brannten sie nieder. Die Reimchronik des Wigand von Marburg beinhaltet Klagelieder zu den damaligen Ereignissen.

Aufgrund der überaus günstigen Lage für den Orden baute man die Burg allerdings jedesmal neu auf. 1350 wurde eine Wehrmauer errichtet. 1357 wurden der Ortschaft die Stadtrechte von dem Komtur von Balga, Henning Schindekopf zuerkannt. 1370 war die Ortschaft aber schon zu klein und man errichtete eine Neustadt. Die Burg war in der Folgezeit Sitz eines Pflegers der Komturei Balga. Ab 1410 unterstand der Pfleger direkt dem Hochmeister mit der Zuständigkeit für die Verwaltung der Gebiete Rastenburg, Rhein und Leunenburg, mit der kurzen Ausnahme der Jahre 1418-1422, wo die Burg zur Komturei Rhein gehörte. Michael Küchmeister von Sternberg (Hochmeister ab 1414) und Paul von Rußdorf (Hochmeister ab 1422) waren Pfleger in der Rastenburg. Letzterer erbat sich sogar 1440 vom Ordenskonvent die Rastenburg mit den damals vorhandenen Weinbergen zum Leibgedinge, denn damals wurde hier wie in den Gegenden vor Leunenburg, Rhein, Hohenrade im Kreis Königsberg, in Tapiau und auch bei Thorn Wein angebaut. 1440 trat Rastenburg dem „preußischen Bund“ bei.

Zu Beginn des Städtekrieges (1454-1466) standen die Bürger auf der Seite des Preußischen Bundes und gegen den Orden, der sich in der Rastenburg verschanzt hatte. 1461 schloss man einen Waffenstillstand, und im Frieden von Thorn 1466 kam Rastenburg an den Orden zurück.

Preußen

In Rastenburg stand das älteste preußische Regiment in Garnison, das 1626 gegründete Grenadier-Regiment, das sich später "König Friedrich der Große" nannte.

Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts galt Rastenburg als drittreichste Stadt in (Ost-) Preußen nach Königsberg und Memel mit einem zu versteuernden Vermögen, das auch 1067 Hufen (à ca. 16,5 ha) umfasste. Durch Naturkatastrophen, Stadtbrände, Plünderungen in den Kriegen der Nachordenszeit sowie durch die Pest ging der Reichtum allerdings verloren. Auf der Vermögensliste des Herzogtums rangierte Rastenburg 1698 nur an der 6. Stelle. Allerdings hatte die Stadt das Glück, dass die Befestigungsanlagen dem Ansturm der Tataren 1656 standhielten und dass die große Pest 1709-1711 die Einwohner verschonte.

Seit Anfang des 18. Jahrhunderts existierte der durch Veränderung der Verwaltungsstruktur entstandene Landkreis Rastenburg mit einem Landrat an der Spitze und umfasste die Hauptämter Bartenstein, Rastenburg, Barten sowie das Erbamt Gerdauen. Die dann bis 1945 geltende Landkreiseinteilung stammte von der großen preußischen Verwaltungsreform 1818.

Pferdezucht

Unter Pferdekennern war Rastenburg bekannt für sein Landgestüt, das neben denen in Braunsberg, Marienwerder und Georgenburg und zusammen mit dem Hauptgestüt in Trakehnen maßgeblichen Anteil an dem Erfolg der ostpreußischen Warmblutzucht hatte. Es befand sich östlich des Oberteichs nahe der Kreuzung der Straßen nach Lötzen (Giżycko) und nach Barten (Barciany) und wurde 1877 eingerichtet. Das Gestüt unterstand nicht mehr dem Landstallmeister in Trakehnen, auch wenn es seinen Hengstbestand aus Trakehnen bekam, sondern es sollte selbständig den südöstlichen Teil der Provinz mit Landbeschälern versorgen. Im Jahr 1938 standen hier 113 Warmbluthengste und 4 Vollbluthengste, die in jenem Jahr 7078 Stuten deckten (von 43.856 in ganz Ostpreußen) Nur wenige Tiere konnten vor der Eroberung Ostpreußens durch die Rote Armee in den Westen des Reichs gerettet werden. Die ca. 100 Hengste, die zunächst in den Gestüten bei Dresden und Halle (Saale) untergekommen waren, traten bald nach der sowjetischen Besetzung den Weg nach Russland an. Letzter deutscher Landstallmeister in Rastenburg war (seit 1937) Dr. Wilhelm Uppenborn.

Weltkriege

Im 1. Weltkrieg war Rastenburg knapp 2 Wochen lang von den Russen besetzt. Dabei gab es aber nur geringe Schäden, lediglich das Offizierskasino brannte ab. Der 2. Weltkrieg brachte dann erhebliche Zerstörungen, die jedoch vornehmlich nach der Besetzung eintraten.

Ab September 1940 wurde unweit von Rastenburg im Mauerwald (Mamerki) nahe dem kleinen Ort Görlitz (Gierłoż) unter höchster Geheimhaltung das Hauptquartier "Wolfsschanze" in Vorbereitung des Krieges im Osten angelegt, wobei man vorgab, Anlagen für die Chemischen Werke Askania zu bauen. Hitler hielt sich vom 24. Juni 1941 bis zum 30. November 1944 an rund 800 Tagen in der Wolfsschanze auf. Am 24. Januar 1945 – interessanterweise dem Geburtstag von Friedrich dem Großen – wurde die gesamte Anlage von deutschen Pioniertruppen gesprengt. Die Reste der Wolfsschanze sind heute ein Freilichtmuseum.

Polen

Nach dem Krieg wählten die Polen als neue Bezeichnung für die Stadt den Namen eines bedeutenden masurischen Historikers. Er lebte von 1838-1918, hieß ursprünglich Adalbert von Winkler und war Sohn eines preußischen Gendarmen. Später eignete er sich den masurischen Vaternamen seiner Vorfahren an und hieß nun Wojciech Kętrzyński. Er wirkte lange Jahre als Wissenschaftler am Ossolinski-Institut in Lemberg und engagierte sich als Propagandist für ein polnisches Masurentum.