- "Was ist ein Dichter? Ein unglücklicher Mensch, der tiefe Qualen in seinem Herzen birgt, dessen Lippen aber so geformt sind, daß, indem der Seufzer und der Schrei über sie ausströmen, sie klingen wie eine schöne Musik." Kierkegaard, Entweder / Oder
Ein Dichter (v. lat.: dictare diktieren ) ist der Verfasser eines sprachlichen Kunstwerkes.
Im Dt. taucht der Begriff tihtaere erstmals im um 1150 im Versepos König Rother auf. Auch Bezeichnungen wie Meister, Singer, Minnesinger, Meistersinger oder Poet, sowie scaffo (Schöpfer) und liudâri (v. ahd. Lied) finden sich.
Im Mittelalter findet vorwiegend der Begriff 'Poet' Verwendung, der mit der Wiedereinführung des Dichterbegriffs durch Gottsched im 18. Jahrhundert eine Abwertung erfährt.
Gegenwärtig werden eher Bezeichnungen wie Autor, Verfasser, Texter oder Stückeschreiber verwendet.
Der Dichter in der Geschichte
Am Anfang steht der Dichtermythos des Sängers Orpheus, der mit seinem Gesang jedermann, sogar die Unterwelt bezwang.
Eine wichtige Rolle für die Entstehung und Entwicklung der Dichtkunst und Mythologie spielten propetischen Sänger wie Homer oder Arion.
Als erste historisch fassbare Dichtergestalt tritt Hesiod in Erscheinung. In der griechischen Antike finden sich Autoren in festen Staatsdiensten wie Solon, höfische Bedienstete Anakreon oder der poeta doctus Euripides.
Ähnlich in Rom der freigelassene Sklave Terenz, der Bauernsohn Vergil, wo auch mit dem wohlhabenden Maecenas das Mäzenatentum entstand.
Im Mittelalter überwog die Zahl der Mönche, die anonym geistliche Dichtung hervorbrachten. (Otfried v. Weißenburg).
Weiterhin traten die Skalden, die keltischen Barden, sowie der Spielmann in Erscheinung.
Mit dem 12. Jahrhundert beginnt die Zeit der Troubadoure (Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Walter von der Vogelweide). Die Vagantendichter blieben anonym. Gleichsam als Handwerk verstanden die Meistersänger ihren Stand.
Hofdichter waren bis ins 18. Jahrhundert bestallt.
Gotthold Ephraim Lessing wird als der erste Berufsdichter angesehen.
Im 19. Jahrhundert bezeichnet Goethe den Dichter als "Lehrer, Wahrsager, Freund der Götter und Menschen".
Im 20. Jahrhundert bildet sich das Bild vom Dichter als dem Intellektuellen heraus.