Die Reblaus (Daktulosphaira vitifoliae) ist eine Art aus der Familie der Zwergläuse (Phylloxeridae) und gehört zu den Insekten. Sie ist ein bedeutender Schädling im Weinbau.
Reblaus | |||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | |||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | |||||||||||||
Daktulosphaira vitifoliae | |||||||||||||
Geschichte
Im 19. Jahrhundert führte der Rebschädling im europäischen Weinbau zu dramatischen Verwüstungen, der Reblauskatastrophe. Die aus Nordamerika stammende Blattlaus-Verwandte wurde Mitte des 19. Jahrhunderts nach Frankreich eingeschleppt (ab 1863 nachgewiesen) und breitete sich in der Reblausinvasion rasant von dort über sämtliche europäische Weinbaugebiete aus. Die französische Regierung rief 1870 eine Kommission zur Bekämpfung der Reblaus unter Vorsitz Louis Pasteurs ins Leben, die angeblich über 700 Vorschläge prüfte und trotzdem erfolglos blieb.
In Klosterneuburg im Weinbaugebiet Donauland trat die Reblaus erstmals 1867 auf, in deutschen Weinbaugebieten erstmals 1874 in der Nähe von Bonn in der Gartenanlage Annaberg, dann um 1885 in Loschwitz bei Dresden, 1907 im Mosel-Saar-Ruwer-Gebiet und schließlich 1913 im Weinbaugebiet Baden.
Bekämpfung
Zur Schädlingsbekämpfung wurden reblaustolerante Weinreben ("Unterlagsreben" der Arten Vitis riparia und Vitis berlandieri) aus Amerika mit einheimischen Edelreisern (Vitis vinifera) bepfropft, so konnte der komplizierte Fortpflanzungszyklus unterbrochen werden.
Im Ertragsweinbau gibt es weltweit nur wenige wurzelechte (ungepfropfte) Lagen. Sandböden haben den Vorteil, dass die Reblaus sich hier nicht halten kann. Deshalb blieben während der Reblaus-Katastrophe solche Weingärten als einzige verschont, beispielsweise im Weinbau Ungarns.
Lebenszyklus
Im Frühjahr schlüpfen aus den Wintereiern die Fundatrices ("Maigallenlaus"), die auf Blättern und Ranken Gallen induzieren und dort Eier ablegen. Die geschlüpften Läuse vermehren sich innerhalb der Gallen weiter. Ab etwa der 4. Generation entstehen aus manchen Eiern blattgeborene Wurzelrebläuse, die einen längeren Saugrüssel besitzen und zur Wurzel wandern, um sich dort weiter zu vermehren. Durch die Saugtätigkeit an den Wurzeln entstehen Gewebewucherungen, die bei Feinwurzeln rundlich ("Nodositäten") und bei dickeren Wurzeln länglich geformt sind ("Tuberositäten"). Nach 5-6 unterirdischen Generationen entstehen geflügelte Nymphen ("Reblausfliege"), die den Boden verlassen und durch Wind und eigene Flugleistung verbreitet werden. Sie legen am Blatt kleine männliche und größere weibliche Eier ab, aus denen die Sexuales (Geschlechtstiere) schlüpfen. Die Sexuales nehmen keine Nahrung auf und die befruchteten weiblichen Tiere legen jeweils ein Winterei am Stamm der Rebe ab, das den Winter dort überdauert. Unter günstigen Bedingungen kann ausgehend vom Winterei noch im gleichen jahr der Zyklus von neuem beginnen.
Schäden an der Rebe
Den bedeutendsten Schaden richten die Wurzelrebläuse an, da durch Ihre Saugtätigkeit die Leitgewebe der Wurzeln geschädigt werden. Die Folge für die Pflanze ist Wasser- und Nährstoffmangel, der zum Absterben der Rebe führen kann. Der Befall der Blätter ist dagegen meist nicht Lebensbedrohend für die Rebe. Eine weitere Gefahr geht von sekundären Infektionen durch Bakterien, Pilze und Viren aus.