Betriebswirt

Person, die sich mit den geschäftlichen Abläufen in einem und den Strukturen des Unternehmens befasst
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Als Betriebswirtin bzw. Betriebswirt bezeichnet man, im Allgemeinen, Personen mit höherer kaufmännischer Qualifikation. Die Berufsbezeichnung ist, im Gegensatz zum Diplom-Betriebswirt, gesetzlich nicht geschützt und Art und Inhalt der Ausbildung variieren stark. Man unterscheidet grundsätzlich die akademische Ausbildung an Hochschulen: Universitäten und Fachhochschulen; sowie die nichtakademische Ausbildung an Berufsakademien, Fachakademien, Fachschulen für Wirtschaft, Verwaltungsakademien und Kammern.

Ausbildungsinhalte

Der Beruf des Betriebswirtes unterscheidet sich vom Kaufmannsgehilfen in seiner Führungskompetenz und betriebsweiten Handlungsweise. Die Berufsbezeichnung ist, im Gegensatz zum Staatlich geprüften Betriebswirt, Staatlich anerkannten Betriebswirt und Diplom-Betriebswirt (FH/BA), gesetzlich nicht geschützt und Art und Inhalt der Ausbildung variiert stark.Er ist nicht ausführendes Organ ohne Eigeninitiative sondern plant und überwacht die Durchführung der kaufmännischen Arbeitsvorgänge sowie der Zielvorgaben. Als Manager ist der Betriebswirt regelmäßig auch Vorgesetzter und trägt zumeist Personal- und/oder Budgetverantwortung. Häufig sind gerade Prokuristen oder Geschäftsführer als Betriebswirt ausgebildet.

In den letzten Jahren ist im Zuge der Globalisierung von Arbeitsinhalten eine zunehmende Gewichtung der betriebswirtschaftlichen Ausbildung im Bezug auf Kompetenzen im Bereich von Sprachen und bei interkulturellen Fähigkeiten zu beobachten (sog. Schlüsselkompetenzen). Hier zeichnen sich vor allem die Berufsakademien und Masterstudiengänge mit ihrem oft sehr praxisnahen Ausbildungsinhalten aus.

Die Fachkompetenzen im Einzelnen

Im Bereich Finanzierung sorgt der Betriebswirt für die notwendige Liquidität, beschafft Eigen- und Fremdkapital, schlägt dem Unternehmer geeignete Instrumente zur Innenfinanzierung bzw. Außenfinanzierung vor und verantwortet das Controlling mit Hilfe von geeigneten Managementsystemen und Kennzahlen.

Im Bereich Rechnungswesen das Erstellen der Kosten- und Leistungsrechnung, Leitung der Lohn- und Finanzbuchhaltung, Erstellen der BWA, Investitionsrechnung, Etatbestimmung und -Verwaltung für Marketingmaßnahmen oder die Personalentwicklung sowie die Leitung des strategischen, operativen bzw. Bereichscontrolling.

Im Bereich Marketing das Analysieren der Marktsituation, Marktforschung und die Festlegung der Elemente des Marketing-Mix, ggf. die Steuerung des Beschaffungsmarketing. Weiterhin Vertriebsleitung und Mitarbeiterführung im Verkauf, Reklamationssteuerung sowie Qualitätsmanagement im Hinblick auf Kundenbindung und Image.

Im Bereich Personalwesen die Personalbedarfsplanung, die Personaleinsatzplanung, Instrumente und Strategien der Personalbeschaffung und Optimierung der Personalkosten, Rationalisierung, Personalentwicklungsplanung sowie Personalverwaltung mit den Bereichen Lohnbuchhaltung, Fürsorge, Einhaltung der Arbeitsstättenverordnung sowie die Sicherstellung von Maßnahmen zur Unfallverhütung am Arbeitsplatz und z.B. als Personalleiter auch die Begleitung konfliktfreier Freisetzung von Mitarbeitern.

Im Bereich Organisation lernt der angehende Betriebswirt Aufbau- und Ablauforganisation zu gestalten, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) im Unternehmen zu inititieren und zu erhalten, das Qualtitätsmanagement zu führen und nicht zuletzt den Waren- und Dienstleistungsfluss zu koordinieren (Logistik).

Im Bereich Produktion leistet der Betriebswirt die Kapazitätsplanung in praktischer Abstimmung mit den Technikern oder Dienstleistern, berechnet die Wirtschaftlichkeit der Materialwirtschaft und verschiedener Standortvarianten oder Fremdfertigung und koordiniert Zertifizierungsverfahren für das Qualitätsmanagement.

Im Bereich Recht sichert der Betriebswirt vor allem die Einhaltung von Handels-, Wettbewerbs-, Arbeits- und Sozialversicherungsbestimmungen. Außerdem verfasst er betriebsspezifische Geschäftsbedingungen und führt u.U. einfache erstinstanzliche Gerichtsprozesse in Vertretung des Unternehmers.

Akademische Ausbildung

Hochschulausbildung (Universitäten und Fachhochschulen)

Diplom-Betriebswirte lösen praxisbezogene kaufmännische oder betriebswirtschaftliche Probleme und komplexe Aufgabenstellungen in Unternehmen unter Zuhilfenahme wirtschaftswissenschaftlicher Methoden. Auch sind sie aufgrund Ihrer Ausbildung prädestiniert Führungsverantwortung und damit Leitungsaufgaben zu übernehmen. Möglich ist auch die Entwicklung zum Spezialisten in verschiedenen betriebswirtschaftlichen Funktionsbereichen wie Marketing, Personal, Controlling, Rechnungswesen und Steuerwesen. Wesentliche Bestandteile des Studiums sind die Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und die Rechtswissenschaften, insbesondere Wirtschafts- und Handelsrecht sowie quantitative Methoden, wie Mathematik, insbesondere Statistik, Ökonometrie, Operations Research und Wirtschaftsinformatik.

An Fachhochschulen wird im Bereich der Betriebswirtschaftslehre der akademische Grad eines Diplom-Betriebswirt (FH) bzw. einer Diplom-Betriebswirtin (FH), in einigen seltenen Fällen auch eines Diplom-Kaufmann (FH) bzw. einer Diplom-Kaufmann (FH), nach 7 bis 8 Semestern Regelstudienzeit vergeben. Fachhochschulabsolventen müssen den akademischen Grad mit dem Zusatz "(FH)" führen. Eine Sonderform stellt der Diplom-Verwaltungsbetriebswirt (FH) dar, den man allerdings bisher nur an einigen landeseigenen Verwaltungsfachhochschulen im Rahmen eines Vorbereitungsdienstes erwerben kann.

An Universitäten wird im Bereich der Betriebswirtschaftslehre der akademische Grad eines Diplom-Kaufmann, Diplom-Ökonom, Diplom-Wirtschaftswissenschaftler, Diplom-Handelslehrer, Diplom-Wirtschaftspädagoge oder Diplom-Volkswirt (mit Wahlpflichtfächern im Bereich der BWL) bzw. einer Diplom-Kauffrau, Diplom-Ökonomin, Diplom-Wirtschaftswissenschaftlerin, Diplom-Handelslehrerin, Diplom-Wirtschaftspädagogin oder Diplom-Volkswirtin (mit Wahlpflichtfächern im Bereich der BWL) vergeben. Die Regelstudienzeit beträgt in diesen Studiengängen 8 bis 10 Semester. Der akademische Grad eines Diplom-Betriebswirt wird von Universitäten nicht vergeben.

Aufgrund der Internationalisierung des deutschen Hochschulwesens werden zunehmend auch Bachelor- und Masterabschlüsse vergeben. Das Studium der Betriebswirtschaftlehre gliedert sich in zwei Studienabschnitte:

  1. Das Grundstudium mit einer Studienzeit von 3-4 Semestern dient der breiten Wissensvermittlung in den Grundlagenfächern Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften, Mathematik, Wirtschaftsinformatik und Sprachen. Den Abschluss bildet das Vordiplom, das entweder grundstudiumsbegleitend oder als Abschlussprüfung durch schriftliche und mündliche Prüfungsleistungen in den Grundlagenfächern erlangt wird und den Beginn des Hauptstudiums ermöglicht.
  2. Das Hauptstudium, welches sich an das Grundstudium anschließt vertieft die Grundlagenfächer und bietet die Möglichkeit aus einer Auswahl betriebswirtschaftlicher Funktionsfächer wie bspw. Unternehmensführung, Finanzierung, Investition, Marketing, Personal und fachspezifischer spezieller Wirtschaftszweiglehren wie Bankbetriebslehre, Industriebetriebslehre, Immobilienökonomie, betriebswirtschaftliche Steuerlehre oder betriebswirtschaftliche Prüfungslehre eine maßvolle Spezialisierung vorzunehmen. Das Hauptstudium dauert in der Regel 3-6 Semester.

Die Diplomprüfung wird über schriftliche und mündliche Prüfungsleistungen in den genannten Fächern sowie der Anfertigung einer Diplomarbeit abgeschlossen. Nach Absolvierung weitergehender Berufsexamina ist auch die Zulassung als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer möglich.

Gute Diplom- und Masterabschlüsse von Universitäten sowie sehr gute Diplom- und Masterabschlüsse von Fachhochschulen mit entsprechenden fachlichen Bezug sind Zugangsvoraussetzung zur Promotion.

Masterstudiengänge

Master of Arts / Master of Science

Für Absolventen eines Bachelor of Arts / Bachelor of Science in BWL bietet sich der Master of Arts / Master of Science an. Je nachdem, ob der Studiengang eher geistwissenschaftlich oder naturwissenschaftlich ausgerichtet ist, wird er dem Gebiet "Science" oder "Arts" zugeordnet. Rangunterschiede gibt dabei nicht. Master Programme gibt es für die unterschiedlichsten BWL-Beireiche, z.B. international business, marketing, finance, real estate, business law, etc. Diese aufgezählten Master sind konsekutiv. Anders als beim MBA wird auf bereits vorhandenes BWL-Wissen aufgebaut, Zulassungsvoraussetzung ist hier meist ein mit "gut" abgeschlossener Bachelor in einem BWL-Bereich. Anders als beim Diplom sind die Abschlüsse an Unis und FHs im neuen System gleichgestellt. Ein Master, den man an einer FH macht, berechtigt also genauso zu Promotion und zum höheren Dienst wie ein Master an einer Uni.

MBA.

Ein MBA-Studium richtet sich vor allem an Ingenieure, Naturwissenschaftler, Juristen und Mediziner, die sich auf Managementpositionen fixieren wollen und eine Alternative zu einem betriebswirtschaftlichen Aufbaustudium suchen. Es können sich jedoch auch Wirtschaftswissenschaftler durch ein MBA-Studium spezialisieren.

Man erwirbt im Laufe eines MBA-Studiums neben kaufmännischen Grundkenntnissen vor allem Denk- und Arbeitsinstrumente des Management, sowie Sozialkompetenz. Im Allgemeinen ist das MBA-Studium ein generalistisches Managementstudium.

Das MBA-Studium qualifiziert für anspruchsvollste Tätigkeiten und kann Karriereperspektiven weltweit erweitern, da es sich um einen international anerkannten akademischen Grad handelt. Da der MBA-Absolvent zum Generalisten ausgebildet wird erhöht sich seine Flexibilität in Bezug auf Branche und Tätigkeitsfeld, was ihn für Unternehmen besonders attraktiv macht.

Die Einstiegsgehälter von MBA-Absolventen aus Europa liegen zwischen 95.000 und 145.000 US-Dollar (Quelle: Akkreditierungseinrichtung AMBA), wobei Absolventen von europäischen MBA-Studiengängen in der Regel deutlich älter sind als MBAs in den USA, da es sich vorwiegend um eine Zusatzqualifikation für Berufstätige mit mehrjähriger Berufserfahrung handelt, die zuvor bereits über ein abschlossenes Hochschulstudium verfügen. 70% der Unternehmen, die MBA-Absolventen einstellen zahlen Berufeinstiegsprämien (Quelle: „Das MBA-Studium“, Staufenbiel Verlag).

Um den Berufs(-wieder)einstieg zu beschleunigen bieten die Universitäten regelmäßig recruitments an und stellen MBA-Absolventenbücher potentiellen Unternehmen zur Verfügung. Außerdem sind die internationalen Kontakte zu Professoren, Dozenten und Kommilitonen, die während eines MBA-Studiums entstehen können, u.U. die Grundlage für den Einstieg in die Führungspositionen internationaler Unternehmen.

Im Zuge der Umstellung der deutschen Hochschulgrade auf englische Bezeichnungen ist zu unterscheiden zwischen den bisherigen europäischen MBA-Studiengängen, die in erster Linie als Zusatzqualifikation für Akademiker mit bereits erlangter Berufserfahrung dienen und den traditionellen Universitätsstudiengängen der Betriebswirtschaftslehre, die nunmehr nicht mehr zum akademischen Grad eines Dipl.-Kaufmanns führen, sondern deren Absolventen nun einen Master-Titel erlangen.

Nichtakademische Ausbildung

Die Ausbildungsdauer nichtakademischer Betriebswirt-Ausbildungen ist abhängig von der Wertigkeit und Qualität der Ausbildung (Allgemeinbildung, Fort- und Weiterbildung). So dauert die Ausbildung zum Betriebswirt (BA/FA) an einer Berufs- und Fachakademie ca. drei bis vier Jahre (Quelle: BA/FA Mannheim). Zur Kammerprüfung "Betriebswirt IHK" kann man schon nach 7 Trimestern oder bereits nach 27 Unterrichtstagen (Zulassungsvoraussetzung: Fachwirt/in IHK, Fachkaufmann/-frau IHK oder gleichwertige kfm. Ausbildung/Kenntnisse) zugelassen werden (Quelle: Dr. Ebert Akademie, Königswinter).

Berufsakademie

Diplom-Betriebswirt (BA)

Der Diplom-Betriebswirt (BA) wird von Berufsakademien nach dem Abschluss eines 6-semestrigen Berufsakademiestudiums der Betriebswirtschaftslehre als staatlicher Abschluss vergeben. Dieser Abschluss ist kein akademischer Grad. Er ist in einigen Bundesländern (Baden-Württemberg, Sachsen, Berlin) ein Ausbildungsabschluss im tertiären Bildungsbereich (siehe Kultusministerkonferenz vom 29. September 1995). Die KMK empfiehlt in diesen Bundesländern berufsrechtlich diesen Abschluss wie einen FH-Abschluss zu behandeln (z.B.: im Öffentlichen Dienst). Die Einbeziehung der BA-Abschlüsse in die Hochschuldiplom-Richtlinien der Europäischen Union vom 21. Dezember 1988 ist ebenfalls staatl. gewährleistet und somit Grundlage der Ausbildungs-Gleichstellung (Fachhochschule/Berufsakademien).

Das Studium an einer Berufsakademie weist sich durch einen soliden Praxisbezug aus, da es zusammen mit einer betrieblichen Ausbildung absolviert wird. Im Unterschied zu einem Studium an einer Fachhochschule/Universität ist das Fächerspektrum auf ein bestimmtes Fachgebiet/Berufsfeld wie z.B. „Steuern und Prüfungswesen“ oder "Dienstleistungsmarketing" ausgelegt. Die Ausbildung zum Diplom-Betriebswirt (BA) ist vergleichbar mit der Weiterbildung zum "Staatlich geprüften Betriebswirt", da die Fachakademien / Fachschulen für Wirtschaft den Grundstein für die Berufsakademien gelegt und inhaltlich stark geprägt haben.

Die beruflichen Möglichkeiten bewegen sich im Rahmen eines Staatlich gepr. Betriebswirtes, jedoch in der Regel unterhalb denen von Diplom-Betriebswirten (FH), Diplom-Kaufleuten (FH) oder Diplom-Kaufleuten (univ.), da diese - insbesondere die universitären Abschlüsse - zusätzlich Tätigkeiten im wissenschaftlichen Bereich (Forschung und Lehre; Promotion und Habilitation) eröffnen. Hochschulrechtlich sind BA-Absolventen den Hochschulabsolventen (FH/Univ.) damit in der Regel nicht gleichgestellt. Berufsrechtlich wird die Gleichstellung mit FH-Absolventen empfohlen.

Unternehmen, die BA-Studenten betrieblich ausbilden, erwarten ein überdurchschnittliches Abitur, insbesondere in den Abiturfächern Mathematik und Deutsch, sehr gutes sprachliches Ausdrucksvermögen sowie Eigeninitiative und hohe Belastbarkeit.

Fachakademie / Fachschule für Wirtschaft

Staatlich geprüfter Betriebswirt

Der Staatlich geprüfte Betriebswirt (gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung) wird an Fachakademien oder Fachschulen für Wirtschaft nach einem zweijährigen Vollzeitstudium (optional vier Jahre Teilzeit) mit circa 2.100 Stunden Lehrumfang, über ein erfolgreich abgelegtes und bestandenes "Staatsexamen" (mindest. mit der Gesamtprüfungsnote "ausreichend"), erworben.

Diese Weiterbildung baut in der Regel auf einer kaufmännischen Berufsausbildung und einer praktischen Berufserfahrung auf. Sie soll die Allgemeinbildung sowie das kaufmännische Grundwissen erweitern und ein an betrieblichen Funktionen oder Wirtschaftszweigen orientiertes gehobenes Fachwissen vermitteln. Das Ziel dieses Bildungsganges besteht darin, Kaufleuten nach einer beruflichen Erstausbildung und einer einschlägigen praktischen Berufstätigkeit eine umfangreiche berufliche Weiterbildung zu vermitteln.

In vielen Bundesländern berechtigt allein das erfolgreich abgeschlossene "Staatsexamen" (Staatlich geprüfter Betriebswirt) zum ordentlichen Studium an einer Universität (z.B. Niedersachsen/Rechtswissenschaften).

Voraussetzungen sind:

  • Fachoberschulreife, Realschulabschluss oder das Versetzungszeugnis in die Klasse 11 eines Gymnasiums bzw. der Nachweis eines gleichwertigen Bildungsstandes sowie die Abschlussprüfung in einem kaufmännischen Ausbildungsberuf mit einer Regelausbildungsdauer von drei Jahren und eine anschließende einschlägige Berufstätigkeit von mindestens zwei Jahren

oder

  • eine Abschlussprüfung in einem kaufmännischen Ausbildungsberuf mit einer Regelausbildungsdauer von zwei Jahren und eine anschließende einschlägige Berufstätigkeit von mindestens vier Jahren

oder

  • eine kaufmännische berufliche Tätigkeit von mindestens sieben Jahren in Verbindung mit einer Abschlussprüfung nach § 40 Abs.2 des Berufsbildungsgesetzes (Externenprüfung) und bei ausländischen Bewerbern gute deutsche Sprachkenntnisse (Fachausdrücke der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre).

Als Sachbearbeiter oder in Leitungsfunktionen (Abteilungs- oder Bereichsleiter, Prokurist oder Geschäftsführer) übernehmen staatlich geprüfte Betriebswirte Führungsaufgaben. Aber auch in wirtschaftsnahen Verwaltungen sind staatlich geprüfte Betriebswirte in Führungspositionen (z.B in einer Stabstelle als Wirtschaftsförderer, als Kämmerer oder als Beigeordneter etc.) tätig. Wegen der Vergleichbarkeit der Abschlüsse Diplom Betriebswirt (BA) und dem staalich geprüften Betriebswirt kann auch hier eine berufsrechtliche Gleichstellung mit dem Abschluß zum Diplom Betriebswirt (FH) erfolgen (z.B. im öffentlichen Dienst; siehe Artikel Diplom Betriebswirt (BA)).

Branchenspezifische und/oder funktionsspezifische Ausbildungen zum Betriebswirt

Der Betriebswirt IHK / HWK / VWA wird von entsprechenden Kammern und Verwaltungsakademien, nach einem zumeist berufsbegleitenden Fortbildungskurs/-studium mit ca. 500-1000 Stunden Umfang, ausgebildet. Die Prüfungen der Kammern sind berufsbildende Fortbildungsprüfungen, zu deren Durchführung sie Kraft Berufsbildungsgesetz ermächtigt sind. Es sind keine staatlichen Prüfungen die unter anderem auch die Allgemeinbildung (FHR, HR) erhöhen; die prüfungsregelnden Statuten sind jedoch genehmigt. Beispiele sind:

  • Betriebswirt IHK (Voraussetzung: eine Kaufmännische Ausbildung, danach eine Fortbildung zum Fachwirt bzw. Fachkaufmann. Ausnahmen in der Zulassung sind möglich, werden aber von den IHK´s sehr genau überprüft)
  • Betriebswirt HWK (Voraussetzung: Handwerksmeister)
  • Betriebswirt VWA (Voraussetzung: Verwaltungsfachprüfung),
  • Bankbetriebswirtin/Bankbetriebswirt (Voraussetzung: Bankfachwirt),
  • Versicherungsbetriebswirtin/Versicherungsbetriebswirt (Voraussetzung: Versicherungsfachwirt),
  • Technischer Betriebswirt/-in IHK (Voraussetzung: Techniker, Industriemeister, Fachwirt bzw. Fachkaufmann)
  • Technischer Betriebswirt/-in HWK (Voraussetzung: Realschulabschluss, hohe Leistungsmotivation, Ausbildung im Handwerk).

Abweichend, von oben genannten Voraussetzungen, können zum "Betriebswirt HWK" auch Handwerksmitarbeiter, die über Kenntnisse im kaufmännischen Bereich und über die Ausbildereignungsprüfung verfügen, zugelassen werden (Quelle: Handwerkskammer zu Köln). Ferner kann zum "Betriebswirt IHK" auch zugelassen werden, wer glaubhaft macht vergleichbare Kenntnisse eines "Fachwirtes IHK" erworben zu haben (Quelle: IHK Berlin).

Der Betriebswirt IHK eröffnet die Möglichkeit unter Anrechnung bisheriger Leistungen ein (gebührenpflichtiges) universitäres Studium zum akademischen Abschluss "Master of Science" an der Donau-Universität Krems aufzunehmen. Das Master-Studium wird in zwei verschiedenen Fachrichtungen angeboten:

  • Supply Chain Management
  • Strategie, Technologie und ganzheitliches Management.

(Quelle: IHK Akademie München/Donau Universität Krems) [1] [2]

Die Ausbildung zum Technischen Betriebswirt HWK verbindet ein betriebswirtschaftliches Kompaktstudium mit einer handwerklichen Ausbildung. Auszubildende können ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse bereits während der Ausbildung im Betrieb anwenden. Technischen Betriebswirten (HWK) werden die Teile III und IV der Meisterprüfung auf Antrag anerkannt. (Quelle: Handwerkskammer Lüneburg-Stade) [3] Der "Technische Betriebswirt HWK" gilt (eingeschränkt für bestimmte Studiengänge) in Niedersachsen als Hochschulzugangsberechtigung an allen Hochschulen. Einzelheiten sind bei den Hochschulen zu erfragen. (Quelle: kfsn - Koordinierungsstelle für die Studienberatung in Niedersachsen) [4]

Als schulische Zugangsvoraussetzung ergeben sich somit der Hauptschulabschluss und in der Regel ein Fortbildungsabschluss im erlernten Beruf. Die Weiterbildungsmaßnahme kann durch Meisterbafög oder durch die Arbeitsagentur gefördert werden. Ziel dieser Fortbildungsmaßnahme ist, Berufspraktikern ein vertieftes betriebswirtschaftliches Wissen zu vermitteln.

Fachwirtausbildung

Nicht zum Abschluss als Betriebswirt im engeren Sinne und auch zu keinem akademischen Grad führen die diversen Fortbildungen zum Fachwirt, die es in vielen Branchen gibt (z.B. Bankfachwirt, Finanzfachwirt, Hotelfachwirt, Medienfachwirt, Touristikfachwirt, Handelsfachwirt). Die Fachwirtausbildung wird in Deutschland vor allem von privaten Bildungsträgern mit Abschlussprüfung bei einer IHK erworben. Ausbildungsinhalte sind hauptsächlich betriebswirtschaftlicher Natur (sämtliche vorgenannten Unterrichtsfächer) sowie ein, je nach Prüfungsordnung verschieden umfangreicher branchenspezifischer Fachanteil. Diese fachbezogene Ausbildung bezieht jedoch auch immer betriebswirtschaftliche Anforderungen im Bezug auf Kosten und Leistung des Unternehmens mit ein. Diese Ausbildungsgänge bewegen sich, obwohl nicht akademisch ausgerichtet, oft auf hohem Niveau. Das liegt daran, dass hier neben einem starken Praxisbezug auch eine vergleichbar tiefe theoretische Kompetenzvermittlung für eine spezielle Branche stattfindet. Die Aufstiegsmöglichkeiten für Absolventen sind auch in größeren Unternehmen gut.

Zu beachten ist, dass beispielsweise die englischsprachige Kammerübersetzung der Weiterbildungsprüfung zum Medienfachwirt IHK ("bachelor of media engineering CCI", wobei CCI= Chamber of Commerce and Industry bedeutet) eine Übersetzungshilfe und eine Einschätzung der Kammer zur Einordnung des Abschlusses wiedergeben soll (Quelle: IHK Düsseldorf), was Verwirrung stiftet, da es sich natürlich nicht um einen Hochschulabschluss handelt, und in dieser Form auch nicht geführt werden darf.

"Wer einen Bachelor (CCI) führt, macht sich wegen Titelmissbrauch nach § 132a. strafbar. Deshalb hat das Generalsekretariat der Kultussministerkonferenz inzwischen die Kultusminister der Länder aufgefordert, mit Anzeigen gegen die Kammern und ihre Scheinakademiker vorzugehen." (Quelle: Artikel im UniSPIEGEL vom 3. November 2004)

Siehe auch