Die Lauvenburg steht in Kaarst im Rhein-Kreis Neuss, Nordrhein-Westfalen, östlich des Ortszentrums und westlich der Straßenkreuzung An der Lauvenburg/Broicherseite.
Lauvenburg | ||
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Staat | Deutschland | |
Ort | Kaarst | |
Entstehungszeit | vor 1300/1600/1900 | |
Erhaltungszustand | Neubau von 1900 vollständig erhalten | |
Geographische Lage | 51° 14′ N, 6° 40′ O | |
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Geschichte
Das ehemalige kurkölnische Lehen wurde vor 1299 erbaut, denn sie wurde ersterwähnt, als 1299 Heinrich von Lovenburg (Lauvenburg) der Abtei Kamp seinen Zehnten in Willich und eine Rente zu Langst schenkte.[1]
Das Haus war der Stammsitz der Herren von Lauvenburg.[2] Am Festtag des St. Kunibert (12. November) 1451 war in Büttgen noch ein Lambrecht von der Bloemen anders genannt von Loywenberg (Haus Lauvenburg bei Neuss) als Zeuge zugegen gewesen, als eine von Adelheit von der Neersen veräußerte Holzgerechtigkeit notariell an Henrich von Slickeim, den neuen Besitzer, übertragen wurde.[3] Durch Heirat mit der Erbtochter Jutta von Lauvenburg kam das Gut 1472 an Wilhelm von Calcum gen. Lohausen.[2] Im Jahr 1487 wird Heinrich von Hemberich vom Kölner Erzbischof mit dem Gut belehnt; anschließend verblieb es durch mehrere Generationen im Besitz der Herren von Hemberich (Hemmerich) zu Rautenberg.[2] Am Ende des 16. Jahrhunderts erwarb Heinrich von der Hoevelich, Amtmann zu Portz, das Gut Alt-Lauvenburg. Sein Enkel Freiherr Ferdinand von der Hoevelich, kurkölnischer Geheimer Rat, setzte 1680 den Freiherrn Franz Karl von Frentz zu seinem Erben ein.[2] Um 1895 befand sich das Gut im Besitz der in Kaarst wohnhaften Witwe von Wilhelm Peltzer.[2]
Der Gebäudekomplex der Lauvenburg bestand um die Mitte des letzten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts aus dem Herrenhaus mit nahezu quadratischem Grundriss, das von besonderen Gräben abgeschlossen war, und der Vorburg mit geräumigem Innenhof, an dem sich rechtwinklig aneinanderstoßende flache Wirtschaftsgebäude befanden. Das Hauptportal des Herrenhauses befand sich im Innenhof. Das aus Backsteinen gemauerte, verputzte Herrenhaus hatte über einem hohen Unterbau zwei Stockwerke unter einem hohen und steilen Walmdach, aus dem vier schlanke Kamine herausragten. An den Ecken des Gebäudes schmiegten sich vier achteckige Türmchen an, die mit geschweiften Hauben abgedeckt waren. Zum Hauptportal im Innenhof führte eine Freitreppe mit steinernen Balustraden, die zwei Absätze hatte. Zur Seite des Portals waren Wappenschilde mit Löwen als Schildhalter dargestellt, auf denen die Wappen der Familien Hoevelich und Schenk von Nideggen gezeigt wurden. Über dem Portal befand sich ein feingegliederter dreiteiliger Erker, dessen unterer schräger Vorsprung mit einem Renaissanceornament verziert war.[2]
Im Zeitraum 1892–1893 fertigte der spätere Dombaumeister Ludwig Arntz (1855–1941) im Auftrag des Kunsthistorikers Paul Clemen (1866–1947) Zeichnungen der Lauvenburg und ihres Hauptportals an, die letzterer in der von ihm herausgegebenen Schriftenreihe Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz veröffentlichte.[4] (Siehe Abbildungen in diesem Artikel.)
Im Jahr 1897 lässt der Neusser Schraubenfabrikant Christian Schaurte die Burgmauern der 1600 schon einmal neugebauten Burg von Kölner Pionieren sprengen und erbaut die heute noch erhaltene Villa. Er betreibt dann auf dem Anwesen ein Pferdegestüt, das auch heute noch besteht. Im Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Gelände ein Feldflughafen gebaut.
Denkmalbeschreibung
Die mittelalterliche Burg wurde um 1600 durch einen Neubau ersetzt, der seinerseits um 1900 den heutigen Gebäuden weichen musste. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Gebäude 1299 als Lovenburgh.[1] Das heutige Herrenhaus besteht aus einer zweigeschossigen Villa mit Bruchsteinsockel aus Tuffstein. Auffallend ist die offene Eingangshalle mit Balkon. Türmchen und Erker in historischen Schmuckformen verzieren das Hauptgebäude.
Zum Denkmal gehört auch das dreiflügelige Torhaus mit überhöhtem Mitteltrakt und großem Toreingang. Es ist in Neurenaissanceschmuckformen als Fachwerkbau errichtet und dient als Wohnung und Wirtschaftsgebäude.
Die Lauvenburg wurde am 9. Juli 1984 unter Nummer 17 in die Liste der Baudenkmäler in Kaarst eingetragen.
Literatur
- Paul Clemen (Hrsg.): Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 3: Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuss. L. Schwann, Düsseldorf 1895, S. 26–27.
- Kaarst mit Gut Laufenburg, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Kaarst einschließlich des Guts Laufenburg bei Kaarsterbrücke (östlich von Kaarst).
Weblinks
- Gestüt und Villa Lauvenburg (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 137); In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital.; (Abgerufen: 30. März 2020)
- Gestüt Lauvenburg - Historie
- Kunstroute Kunst.Kaarst - Die Lauvenburg
- Peter Böttner:"Von der Ritterburg zur Villa";In: NGZ-Online vom 26. Februar 2010
Einzelnachweise
- ↑ a b Joseph Mooren: Urkunden, die Pfarre Willich betreffend. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiöcese Köln, 1. Jahrgang, Heft 2, Köln 1855, S. 285–297, insbesondere S. 286-287, Nr. VI.
- ↑ a b c d e f Paul Clemen (Hrsg.): Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 3: Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuss. L. Schwann, Düsseldorf 1895, S. 26–27.
- ↑ E. von Schaumburg: Auf Churfürstl. Cöllnischen gndgst. Befehl vollzogene Theilung der Schlickumer Güther zwischen den vier Gebrüdern Werner, Hendrich, Geisbert und Diederich. Anno 1590. Nebst einigen Nachrichten über das Haus und die Familie von Schlickum. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiöcese Köln, Heft 16, Köln 1865, S. 20–38, insbesondere S. 31, Fußnote 1).
- ↑ Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuss, ebenda, S. VI.