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A. Paul Weber

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A. Paul Weber (* 1. November 1893 in Arnstadt; † 9. November 1980 in Schretstaken bei Mölln, Schleswig-Holstein), bürgerlich eigentlich Andreas Paul Weber, war ein bedeutender deutscher Lithograph, Zeichner und Maler.

Erinnerungstafel für A. Paul Weber in der Mauer vor seinem Wohnhaus in Großschretstaken

Leben

A. Paul Weber war Schüler der Realschule in Arnstadt. Anschließend besuchte er für kurze Zeit die Kunstgewerbeschule in Erfurt. Von den Jahren 1908 bis 1914 war er Mitglied im Jugendwandervogel. Diese Bewegung bürgerlicher Jugendlicher und junger Erwachsener war angeregt worden durch die Ideale der Romantik, deren Anhänger vor dem autoritären Druck der Gesellschaft durch Wandern und naturgemäße Lebensweise in die Natur flüchteten, um dort mehr nach ihren eigenen Überzeugungen zu leben. So wanderte auch A. Paul Weber durch große Teile Deutschlands, wobei seine Vaterlandsliebe und Naturverbundenheit geweckt wurde. In dieser Zeit entstanden die ersten autodidaktischen Versuche in der lithographischen Technik. Während des Ersten Weltkriegs wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und als Eisenbahnpionier an die Ostfront geschickt. Hier wurde er 1916 als Zeichner und Karikaturist bei der Zeitschrift der 10. Armee tätig und 1918 nach Spa versetzt.

Aus seiner Ehe mit Toni Klander, die er 1920 heiratete, gingen fünf Kinder hervor.

Weber hinterließ ein umfangreiches zeichnerisches und lithographisches Werk, vor allem zeitkritische, satirische Blätter. Unter anderem beschäftigte er sich mit den Themen Nationalsozialismus, Politik, Umwelt und Medizin. Des weiteren entwarf er Gebrauchsgrafik und etliche Buchillustrationen (z.B. zu Reineke Fuchs, Till Eulenspiegel, Münchhausen und zu Werken von Hans Sachs), und gab den Kritischen Kalender heraus. Weitere Bildserien sind Die Schachspieler, Portrait-Karikaturen, satirisch/allegorische Tierdarstellungen und Zeichnungen für die von Ernst Niekisch herausgegebene Zeitschrift Widerstand; am bekanntesten ist wohl die Lithographie Das Gerücht.

Umstritten ist die Bewertung der Serien Britische Bilder (1941) und Leviathan, die später als Kriegspropaganda kritisiert wurden. Einige Zeichnungen aus der Zwischenkriegszeit brachten Weber zudem den umstrittenen Vorwurf ein, er sei möglicherweise antijüdisch eingestellt gewesen.

A. Paul Weber war eine historisch höchst interessante - und höchst problematische Person. Sein ideologischer Hintergrund ist die völkisch-nationalrevolutionäre Bewegung der zwanziger Jahre. A. Paul Weber war ausgewiesener Antisemit und arbeitete in seinen Zeichnungen mit prägnanten völkischen Stereotypen. Sein „Antifaschismus“ ist ambivalent: er gehörte den nationalrevolutionären Kritikern des Nationalsozialismus an und fertigte doch für NS-Blätter antisemitische Karikaturen an, die allerdings seinem völkischen Weltbild auch vor 1933 entsprachen.

Seit den 1930er Jahren arbeitete er mit dem Widerstandskreis um Ernst Niekisch zusammen. 1931–1936 war Weber neben Niekisch Mitherausgeber der Zeitschrift Widerstand, für die er das Signet entwarf. Für den Widerstands-Verlag fertigte er zahlreiche politisch-satirische Illustrationen an. Dafür kam er am 2. Juli 1937 in das KZ Hamburg-Fuhlsbüttel und wurde in Gefängnissen in Berlin und Nürnberg bis zum 15. Dezember inhaftiert. 1939–1941 gab er seinen Bilderzyklus „Reichtum und Tränen“ ('Britische Bilder') heraus und wurde 1944/45 wieder zum Kriegsdienst herangezogen. Nach 1945 lebte er in Schretstaken (in der Nähe von Mölln). 1971 erhielt er das Große Verdienstkreuz. In diesem Jahr wurde er auch zum Professor ernannt.

1973 wurde auf der Domhalbinsel in Ratzeburg das A. Paul Weber-Museum eröffnet.

Literatur

  • A. Paul Weber. Graphik. Oldenburg und Hamburg, Stalling, 1956.
  • A. Paul Weber - Leben und Werk in Texten und Bildern. Schumacher/Dorsch, Mittler & Sohn (ISBN 3813208052).
  • Gerd Wolandt: A. Paul Weber. Künstler und Werk. Büchergilde Gutenberg / Lübbe, Frankfurt am Main, Olten und Wien / Bergisch Gladbach 1983 (ISBN 3-7632-2822-5).
  • A. Paul Weber. Handzeichnungen, Katalogbereitung Dr. Klaus J. Dorisch, Galerie Koch-Westenhoff 1986.
  • Wilhelm-Busch-Gesellschaft e. V. (Hrsg.): A. Paul Weber. 1893 - 1980 - Handzeichnungen und Lithographien. (Ausstellung, Wilhelm-Busch-Museum Hannover, 31. Oktober 1993 - 02. Januar 1994). 221 S (ISBN 3-7757-0432-9).
  • Klaus J. Dorsch: Eulenspiegel und Narr im Werk von A. Paul Weber. Lucifer, Lübeck 1988 (ISBN 3-923475-14-4).
  • Bernd Bornemann: A. Paul Weber. Seine zeitkritische und humoristische Druckgraphik (1945 - 1976) und ihr Verhältnis zur Karikatur. Lang, Frankfurt am Main 1982. 229 S. Basel, Univ., Dissertation 1982 (ISBN 3-8204-6952-4).
  • Thomas Dörr: "Mühsam und so weiter, was waren das für Namen ... " - Zeitgeist und Zynismus im nationalistisch-antisemitischen Werk des Graphikers A. Paul Weber. Schriften der Erich-Mühsam-Gesellschaft, Heft 18, 2000.

Siehe auch

Joseph E. Drexel, Ralph Steadman, Horst Janssen