Die Echte Aloe (Aloe vera L., Synonym: Aloe barbadensis Mill.,), auch Curacao-Aloe, Barbados Aloe, Socotrine Aloe, Venezuela-Aloe, Zanzibar Aloe genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Aloen (Aloe), welche zu den Affodillgewächsen (Asphodelaceae) gehören.
In der pharmazeutischen und kosmetischen Verwendung ist sie fast ausschließlich unter ihren synonymen wissenschaftlichen Namen Aloe vera bzw. Aloe barbadensis bekannt.
Echte Aloe | ||||||||||||
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![]() Habitus und Blütenstand mit roten Blüten. | ||||||||||||
Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Aloe vera | ||||||||||||
L. |


Die Aloen sind Blattsukkulenten, die nur in heißen und trockenen Zonen Afrikas beheimatet sind. Kultiviert werden sie auch in anderen Trockengebieten zum Beispiel Amerikas.
Beschreibung
Wenn die Pflanzen mehrere Jahre alt sind, bilden sie über 1 m hohe Blütenständen mit traubig angeordneten rötlichen, dreizähligen Blüten.
Nur ältere Pflanzen bilden einen höheren Stamm, bei jüngeren Pflanzen ist dieser gestaucht, so daß die Blätter relativ dicht am Boden sind. Die Blätter sind rosettenförmig angeordnet, etwa 40 bis 50 cm lang und an die 6 bis 7 cm breit. Sie bestehen aus drei unterschiedlichen Schichten, die jeweils spezifische Inhaltsstoffe enthalten. Eine graugrüne lederartige äußere Schicht schützt die Pflanze vor dem Austrocknen. Der gelbliche harzige Saft der darunter liegenden Faserschicht enthält u.a. Aloine, die durch ihren bitteren Geschmack die Pflanze vor Tierfraß schützen. Aus diesem harzigen Saft wird durch Eintrocknen das pharmazeutisch genutzte Curacao-Aloe gewonnen. Die innerste Schicht (Mesenchymschicht) stellt den eigentlichen Flüssigkeitsspeicher dar. Sie besteht aus einem Gel mit einem Wasseranteil von 96 %, das Stoffe enthält, welche die Abwehrkräfte des Menschen und die Wundheilung fördern sollen.
Nutzung
Aloe
Die starke abführende Wirkung des aus dem Blattharz gewonnenen „Aloe“ ist seit langer Zeit bekannt. Als Inhaltsstoffe zu erwähnen sind neben Aloin: Barbaloin, Isobarbaloin, Anthracen, Anthranol, Chrysophansäure, Zimtsäure und deren Ester.
Aloe vera-Gele
Für medizinische und kosmetische Zwecke, sowie als Nahrungsergänzung wird meist das Gel bzw. der Saft der Pflanze verwendet. Erhährungsphysiologisch ist leicht nachzuvollziehen, dass dabei die Vielzahl der Inhaltsstoffe - circa 400 sind bekannt - die gewünschte Wirkung nur in ihrer Gesamtheit entfalten.
Der Hauptwirkstoff ist das Acemannan, ein langkettiges Polysaccharid. Diese Substanz aktiviert in In-Vitro-Experimenten das Immunsystem, schützt die Zellmembranen und ist antibakteriell, antiviral und antimykotisch wirksam. Diese Substanz, die in der Zahnmedizin auch als Gebisskleber genutzt wird, kann jedoch nur über den Magen-Darm-Trakt in den Körper aufgenommen werden, wenn als natürlicher Bestandteil des reinen Blattmarks verwendet wird.
Daneben enthält die Aloe vera Mineralstoffe (Ca, Mg, Zn, Se u.a.), Vitamine, Aminosäuren und sekundäre Pflanzenstoffe (Flavonoide).
Folgende Anwendungsgebiete werden derzeit für Aloe vera-Gele beansprucht. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit für diese Gebiete wurden jedoch nur in den seltensten Fällen angestellt. Im Gegensatz dazu gibt es hunderte von empirischen Erfahrungsberichten aus der Anwendung als innerliches und äußerliches Hausmittel:
- Äußerliche Anwendung: bei Abszessen, Akne, Fußpilz, Neurodermitis, Herpes, schlecht heilende Wunden, Ekzemen, Schuppen, Haarausfall. Zur Linderung von Sonnenbrand- oder Neurodermitisbeschwerden dient Aloe vera als Hausmittel. Dazu können einige Zentimeter eines Blattes abgeschnitten, die Kanten entfernt und das Blatt quer geteilt werden. Das Gel kann dann direkt auf die Haut aufgetragen werden. Die Wirksamkeit von Aloe vera bei äußerer Anwendung wird derzeit kontrovers diskutiert.
- Schock: Tierexperimentelle Daten zeigen, dass ein polymeres Kohlenhydrat aus dem schleimigen Pflanzensaft bei dem durch starken Blutverlust bedingtem Schock kreislaufstabilisierend und durch den Zeitgewinn sogar lebensrettend wirken könnte.
- Immunmodulatorische Wirksamkeit: Zur Stärkung des Immunsystems bei Erkältung, aber auch bei AIDS und Krebs, werden Aloe vera-Gele beworben. Im Gegensatz zu ihrer nachgewiesenen immunmodulatorischen in-vitro-Wirkung, konnte in klinischen Studien ihre Unwirksamkeit bei Menschen mit AIDS oder verschiedenen Krebsformen gezeigt werden.
- Weitere Anwendungsgebiete: Arthritis, Gicht, Ischias, Rheuma; Problemen des Magens, der Niere und der Bauchspeicheldrüse; Arteriosklerose und Angina pectoris. Wirksamkeitsnachweise naturwissenschaftlilchen Charakters für diese Anwendungsgebiete sind nicht bekannt. Wohl aber auch hier zahlreiche Empirische.
- Zahnmedizin: Aloe vera - haltige Zahncreme wirkt besonders der Parodontitis entgegen.
Wichtige Voraussetzung zur Nutzung des Gels war, dass der texanische Apotheker Bill C. Coates ein Verfahren zum Schälen der Blätter und zur Konservierung des Blattgels entwickelte. In einer Filettiermaschine wird das Blattmark schonend von der Blattrinde getrennt, so dass die abführenden Anthracenderivate an der innenseite der Blattrinde das Gel nicht kontaminieren. Das Gel wird unter Zugabe der Vitamine C und E, nach einem patentierten Verfahren in Edelstahltanks "stabilisiert(R)". Unter bestimmten Niedrigtemperaturen kommt es zu einer chemischen Reaktion, welche die Erhaltung der hitzeempfindlichen Wirkstoffe ermöglicht.
Wechselwirkungen
Es können Wechselwirkungen mit Hydro-Kortisoncremes auftreten. Bei gleichzeitiger Anwendung von Diabetesmitteln kann der Blutdruck abfallen.
Vorkommen
Wild wachsende Aloe-Arten sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen vom 3. März 1973 geschützt - ausgenommen davon sind Pflanzenprodukte, die von außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes eingebürgerten oder von künstlich vermehrten Aloen stammen. Angebaut wird die Aloe vera neben Afrika auf Plantagen in Texas, Florida und Mexiko, auf den Kanaren, den niederländischen Antillen, in den Küstengebieten von Venezuela und seit Kurzem auch auf einer großen Plantage in Colonche, Ecuador.
Kulturgeschichte
Bereits Alexander der Große ließ Verletzungen der Soldaten mit dem Saft der Aloe vera behandeln. Nofretete und Cleopatra verwendeten eine Aloe-Paste zur Haut- und Schönheitspflege.
Der griechische Arzt Dioskurides (1.Jhd.) beschreibt die Aloe in der Materia Medica dann als eine Pflanze, die »[...] adstringirende, austrocknende, den Körper verdichtende, den Bauch lösende, den Magen reinigende Kraft [...]« habe, die mit Wasser getrunken gegen Gelbsucht helfen, aber auch als Abführmittel und aufgetragen bei Wunden und Geschwüren (vor allen im Bereich der Geschlechtsorgane) Wirkung zeigen soll. Auch die Ayurveda-Medizin kennt ähnliche Einsatzgebiete auf der Haut und bei Menstruationsbeschwerden. Noch nahe am Aberglauben war die Vorstellung, die Aloe verleihe Frauen die Kraft der Jugend und regeneriere die weibliche Natur.
Der Aberglaube kennt auch einen Phönix mit dem Namen Aloe (Alloê), der gern mit der Auferstehung Jesu verbunden wurde. Analog hierzu war Aloe auch der Name einer der drei am Grabe wachenden sogenannten »Frauen im Segen«. Die Verbindung der Ausdrücke untereinander wie auch zu der Pflanze bleibt unklar, zumal die orientalische Assoziation von Zauberkraft völlig weggebrochen scheint. (vgl. HdA). Im 10. Jahrhundert empfahl der Patriarch von Jerusalem Alfred dem Großen von England die Aloe-Pflanze als Heilmittel. So gelangte die Aloe nach Großbritannien.
In der frühen Neuzeit brachten die spanischen Conquistadores die Pflanze nach Mittelamerika, auf die Westindischen Inseln und nach Bolivien, die Mayas gaben ihr den Namen Quelle der Jugend. Christoph Kolumbus führte Töpfe mit Aloe vera auf seinen Schiffen mit, um wie Alexander die Verletzungen der Soldaten behandeln zu können. lm 16. Jahrhundert entdeckten spanische Jesuiten dann die wilde Aloe vera, die sich auch dort anpflanzen ließ, wo ihre kultivierte Schwester nicht gedeihen wollte.
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit der Verwendung von Röntgenstrahlen in der Krebstherapie die Aloe-Paste als Mittel gegen die Hautverbrennungen durch hohe Strahlendosen wiederentdeckt. Ab den 90er Jahren kommen Aloe-Varianten verschiedenster Pflegeprodukte auf den Markt, obwohl die dermatologische Wirkung weiterhin umstritten ist. Wie auch andere Kosmetika werden Aloe-Vera-Produkte häufig von Netzwerk-Marketing-Unternehmen vertrieben.
Siehe auch: Schockbehandlung
Literatur
- Marina Kameneva et al: Survival in a rat model of lethal hemorrhagic shock is prolonged following resuscitation with a small volume of a solution containing a drag-reducing polymer derived from Aloe vera, Shock. 22:151-156 (2004).
- Aloe vera - was ist dran? arznei-telegramm 33:64-65 (2002).
- Gabriele Vocke: Das grosse Buch der Heilpflanzen.Compact Verlag, München 2002, ISBN 3-8174-5399-X