Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution ist ein deutsches Filmdrama aus dem Jahr 2021. In der Hauptrolle spielt Janina Fautz eine Jugendliche, die sich in der Vorwendezeit einer Umweltgruppe anschließt und sich schließlich für die demokratischen Grundrechte einsetzt. Der Film ist seit dem 21. April 2021 in der ARD Mediathek abzurufen und wurde am 28. April 2021 im Ersten ausgestrahlt.[1]
Film | |
Titel | Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Länge | 89 Minuten |
Stab | |
Regie | Andy Fetscher |
Drehbuch | Thomas Kirchner |
Musik | Philipp E. Kümpel, Andreas Moisa |
Kamera | Matthias Papenmeier, Peter Nix |
Schnitt | Esther Weinert |
Besetzung | |
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Der Film ist eine freie Adaption des Buchs Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution: Wie eine Gruppe junger Leipziger die Rebellion in der DDR wagte. von Peter Wensierski aus dem Jahr 2017.
Handlung
Leipzig im Jahr 1988: Franka Blankenstein ist eine 19-jährige Abiturientin, die eine Ausbildung zur Druckereifacharbeiterin anstrebt und mit ihrer Freundin Trixi von Konzertbesuchen bei westlichen Stars träumt. Eines Nachts lernt sie durch Zufall Stefan Clausnitz kennen, als dieser vor der Polizei flieht. Unter dem Dach der Kirche engagiert er sich für den Umweltschutz in der Region, gemeinsam mit Gleichgesinnten, die in einem alten Abrisshaus wohnen und hier ihre Aktionen planen. Als Wehrdienstverweigerer und Wortführer der Gruppe ist er im Visier der Staatssicherheit und oft Repressionen ausgesetzt. Beruflich arbeitet er als Altenpfleger.
Franka verliebt sich in ihn, schließt sich der Gruppe an und wird schnell eine der Aktivsten und Mutigsten; so ist es ihre Idee, eine Demonstration als Gedenkumzug zu tarnen. Auch in der Schule fällt sie zunehmend durch staatskritische Äußerungen auf. Wie Stefan, dessen Vater durch einen vertuschten Arbeitsunfall ums Leben kam und dessen Mutter später Suizid beging, ist auch Frankas Engagement persönlich motiviert. Ihr jüngerer Bruder starb an Pseudokrupp, als sie mit ihrer Familie in einem Dorf in der Nähe des Braunkohlereviers bei Bitterfeld wohnte. Frankas Mutter hatte damals durch diverse Eingaben auf die Missstände hingewiesen, sich letztlich aber mit dem System arrangiert. Als hauptberufliche Mitarbeiterin des Demokratischen Frauenbunds wird sie nun wegen der Aktionen ihrer Tochter mehrfach vor die Parteileitung zitiert. Franka zu bespitzeln lehnt sie jedoch ab.
Die Arbeit der Gruppe wird mit der Zeit immer politischer. Im Januar 1989 beschließen sie, die Gedenkfeier für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu einer Demonstration für Meinungsfreiheit zu machen und mit Flugblättern dazu aufzurufen. Auf Frankas Initiative brechen sie nachts in ihre Schule ein, um die Druckmaschinen zur Herstellung von möglichst vielen Flugblättern zu nutzen. Diese verteilt die Gruppe in der ganzen Stadt, Franka auf eigene Faust weitere in ihrer Schule. Als die Polizei am nächsten Morgen dort auftaucht, kommt Franka ihrer Entlarvung zuvor und wird verhaftet, wie auch andere Mitglieder der Gruppe. Die Flugblattaktion indes zeigt Wirkung; die Versammlung auf dem Leipziger Marktplatz wird zu einer der Initialzündungen für die Friedliche Revolution. Sehr zum Unwillen der Staatssicherheit werden die Inhaftierten wieder freigelassen; die Staatsführung wünscht kein internationales Aufsehen. Nur von Stefan fehlt zunächst jede Spur. Ist er tatsächlich ein „IM“, wie die Stasi Franka gegenüber erpresserisch behauptet?
Von ihren Eltern unterstützt, übernimmt Franka Stefans Job in der Altenpflege, zieht zu der Gruppe ins Abrisshaus und engagiert sich weiter für Umweltschutz und Meinungsfreiheit. Eine Videobotschaft von Stefan bringt Klarheit: Er war in jener Nacht der Verhaftung knapp entgangen und in den Westen geflohen; die Zeit mit ihr bezeichnet er als die schönste seines Lebens.
Hintergrund
Der Film wurde vom 6. März 2020 bis zum 3. September 2020 unter anderem in Leipzig und Weißenfels gedreht.[1] Aufgrund der COVID-19-Pandemie mussten die Dreharbeiten unterbrochen werden, sodass sich die 22 Drehtage insgesamt auf knapp sechs Monate aufteilten. Weißenfels war als Drehort deshalb interessant, weil es in der Stadt noch einige unsanierte Straßenzüge gibt, wie sie auch in der Vorwendezeit existierten.[2]
In dem Film werden mehrere kulturelle und politische Ereignisse der Vorwendezeit thematisiert:
- Franka und Trixi überlegen, ob sie gemeinsam das Bruce-Springsteen-Konzert 1988 in Ost-Berlin besuchen sollen, das größte Konzertereignis in der Geschichte der DDR.[3]
- Als die Gruppe die Gedenkfeiner für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch die verteilten Flugblätter für eine Gedenkdemonstration „zur demokratischen Erneuerung unserer Gesellschaft“ nutzt, wird die Versammlung am 11. Januar 1989 thematisiert, die den Beginn der friedlichen Revolution in Leipzig darstellt.[4]
- Die Umweltverschmutzungen in der Region um Bitterfeld waren in den 1980er Jahren kaum mehr übersehbar. Bitterfeld galt zu dieser Zeit als dreckigste Stadt Europas[5], der illegal gedrehte Dokumentarfilm Bitteres aus Bitterfeld wurde in Teilen in der Sendung Kontraste im Programm der ARD am 27. September 1988 ausgestrahlt. Redakteur dieser Sendung war damals Peter Wensierski, der auch das Buch schrieb, auf dem Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution basiert.
- Die Gewässerverschmutzung der Pleiße, einem Fluss südlich von Leipzig, ist ein zentrales Thema der Umweltgruppe. Der Umzug entlang der Pleiße zum Weltumwelttag am 5. Juni 1988 mit symbolischer Wasserentnahme wird im Film dargestellt.[6]
Rezeption
Kritiken
Das Lexikon des internationalen Films kommt zu folgendem Urteil: „Dramatisierte Adaption eines Sachbuchs über die Wurzeln der friedlichen Revolution in der DDR.“[7]
Rainer Tittelbach vergibt für Film in seiner Besprechung bei tittelbach.tv insgesamt 5,5 von 6 möglichen Sternen. Er hebt positiv hervor, dass auf eine übermäßige Dramatisierung verzichtet wurde, weil die jungen Bürgerrechtler im Mittelpunkt stünden und die jugendliche Euphorie der Bewegung den Film trüge. Regisseur Fletscher und Drehbuchautor Kirchner würden „den jugendlichen Leichtsinn ‚authentisch‘ nachzeichnen“. Dies ließe „das Naiv-Konventionelle an der Heldengeschichte vergessen“. Lobend äußert sich Tittelbach auch über die Hauptdarstellerin: „[M]itreißend spielt Janina Fautz die weibliche Hauptfigur als frech-frische Verkörperung des Prinzip Hoffnung.“[8]
Oliver Armknecht vergibt auf film-rezensionen.de insgesamt 7 von 10 Punkten. Er lobt dabei, wie eine sympathisch auftretende Janina Fautz als Aushängeschild und Identifikationsfigur die Geschichte um eine Jugendbewegung persönlich und nachvollziehbar mache, auch wenn der Film dazu neige, die Dinge etwas zu vereinfachen. Sehenswert sei dabei vor allem die Entwicklung der Ereignisse und Figuren, wenn ein lokaler Protest gegen Umweltverschmutzung Teil einer viel größeren Freiheitsbewegung wird. Armknecht sieht in dem Tatendrang der Jugendlichen und ihrem Idealismus Parallelen zur Fridays for Future Bewegung.[9]
Einschaltquoten
Die Erstausstrahlung des Films am 28. April 2021 sahen in Deutschland 3,95 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 12,9 % entsprach.[10]
Literatur
- Peter Wensierski Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution: Wie eine Gruppe junger Leipziger die Rebellion in der DDR wagte. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2017, ISBN 978-3-421-04751-9.
Weblinks
- Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution in der ARD-Mediathek, abrufbar bis 28. Juli 2021
- Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution bei crew united
- Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution bei IMDb
Einzelnachweise
- ↑ a b Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution bei crew united, abgerufen am 26. April 2021.
- ↑ Alexander Kempf: Motive mit Seltenheitswert: Was eine Serienproduzentin an Weißenfelser Straßen schätzt. In: mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 3. September 2020, abgerufen am 26. April 2021.
- ↑ Steffen Gerth: Legendäre Konzerte – Stars and Stripes über Ost-Berlin. In: spiegel.de. Der Spiegel, 19. Juli 2008, abgerufen am 29. April 2021.
- ↑ Thomas Mayer: Vor 30 Jahren begann die Friedliche Revolution in Leipzig. In: lvz.de. Leipziger Volkszeitung, 15. Januar 2019, abgerufen am 29. April 2021.
- ↑ Verena Müller: Auf Gift gebaut. In: zeit.de. Die Zeit, 7. Dezember 2020, abgerufen am 29. April 2021.
- ↑ Pleiße-Gedenk-Umzug. In: www.jugendopposition.de. Jugendopposition in der DDR, abgerufen am 29. April 2021.
- ↑ Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 26. April 2021.
- ↑ Rainer Tittelbach: Fernsehfilm „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“. In: tittelbach.tv. 4. April 2021, abgerufen am 26. April 2021.
- ↑ Oliver Armknecht: Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution. In: film-rezensionen.de. 27. April 2021, abgerufen am 28. April 2021 (deutsch).
- ↑ Felix Maier: Primetime-Check - Mittwoch, 28. April 2021. In: Quotenmeter.de. 29. April 2021, abgerufen am 29. April 2021.