Ferdinand Lorenz von Tilly
Ferdinand Lorenz Franz Xaver T'Serclaes von Tilly zu Breitenegg (* 11. August 1666 auf Schloss Holnstein; + 9. Januar 1724 in Linz) war ein durch Erbe reich gewordener Philosoph und Bauherr.[1]

Leben
Ferdinand Lorenz wurde am 11. August 1666 von Maria Anna Freiin von Haslang zu Hohenkammer (+ 1692) und Ernst Emmerich T'Serclaes von Tilly (+ 1675) auf Schloss Holnstein in der Oberpfalz geboren. Er entstammte dem alten Geschlecht der T'Serclaes. Seine Geschwister waren Maria Johanna (* Mai 1671, † 27. April 1672) Maria Elisabeth (* 1675; † 1676) und Maria Judith Monika (* 1667; † 13. Mai 1687), Maria Anna Katharina (* 1668; † 1744) und Anton Ferdinand (* 1663; † 1682 wahrscheinlich auf der standesgemäßen Kavalierstour in Venedig). Sein Großvater Werner Wenzel T'Serclaes von Tilly (* 1599; + 1653) kaufte während des Dreißigjährigen Krieges einige Herrschaften in Österreich und erbaute in Volkensdorf das Schloss Tillysburg. [1]
Ferdinand Lorenz verlebte seine Kindheit wahrscheinlich in Holnstein, wo in der Pfarrkirche ein Epitaph seiner Eltern und drei Schwestern zu sehen ist. Sein Vater starb 1675, als Ferdinand Lorenz neun Jahre alt war. Im Jahr darauf ging er an das Gymnasium des Jesuitenkollegs Ingolstadt, wo er Jura und Philosophie, wohl mit Privilegien, studierte. Ferdinand Lorenz’ älterer Bruder Anton Ferdinand starb 1682. Weitere zwei Jahre später übernahm der achtzehnjährige Ferdinand Lorenz die Regentschaft und schloss sein Studium 1685 unter den Professoren Maximilian Rassler und Balthasar Stromair mit der approbierten Disputation „Physiologia Tum Veterum Tum Novatorum De Rerum Corporearum Elementis“ (dt. Naturkunde sowohl alter als auch neuer physischer Elemente) ab, die er Kurfürst Max Emanuel und dessen Ehefrau Maria Antonia von Österreich widmete und auch im Druck erschien. In der Widmung erscheint er nur noch als Ferdinand Lorenz Reichsgraf von Tilly.[1]
Die mögliche, nach dem Studium übliche Kavalierstour ist nicht überliefert. Er lebte daraufhin wahrscheinlich hauptsächlich noch in der Oberpfalz, spätestens seit dem Spanischen Erbfolgekrieg aber in Linz.[1]
Giovanni Antonio Viscardi setzte er nun als Baumeister beispielsweise für ein Barockschloss, in das er die Höhenburg Helfenberg umbauen ließ, und die Wallfahrtskirche Maria Hilf in Freystadt ein.[1]
Als Im März 1703 bei Holnstein das Hochstift Eichstätt zum Angriff eintrifft, flüchteten Ferdinand Lorenz’ ungefähr einhundert Untertanen, nach Freystadt und hissten dort beim Eintreffen der „Kaiserlichen“ die weiße Fahne. Dieser Rückzug mit dem gleichzeitigen Kriegsausgang und den Folgen wird angesichts Ferdinand Lorenz’ wohl sehr genugtuenden Handelns historisch positiv gewertschätzt.[1]
Ferdinand Lorenz starb 1724 unverheiratet. Seine Mannlehen Freystadt, Hohenfels (mit Schloss) und Markt Holnstein gingen an Kurbayern zurück. Seine verwitwete Schwester Maria Anna Katharina, Reichsgräfin von Montfort verkaufte die ererbten Herrschaftssitze und Stadthäuser in Oberösterreich und zog sich nach Breitenbrunn zurück, wo sie 1744 starb. Sie waren die letzten zwei Familienmitglieder der T'Serclaes von Tilly.[1]