Thomas W. Lawson

Segelschiff
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Die "THOMAS W. LAWSON" war der größte Schoner, der einzige Siebenmastgaffelschoner und auch der einzige Siebenmaster überhaupt in neuer Zeit. Er war einer der wenigen Riesenschoner aus Stahl zu der Zeit. Die Zeit der großen Schoner begann interessanterweise im April 1900, als in Bath, Maine, bei Percy & Small der erste Sechsmastgaffelschoner aus Holz, die "GEORGE W. WELLS" von Stapel lief. Es sollten noch acht Sechsmaster aus Holz an der Ostküste folgen, darunter die "WYOMING", das längste Holzschiff der Welt. Die "THOMAS W. LAWSON" war 5218 BRT / 4914 NRT groß und damit nach der späteren "FRANCE II" und der "R. C. RICKMERS" das größte Segelschiff bzw. das zweitgrößte, wenn man nur reine Segelschiffe zählt. Die "LAWSON" hatte in der "WILLIAM L. DOUGLAS" (1903), einem Sechsmastgaffelschoner aus Stahl von 3708 BRT, eine Werftschwester. Sie hatte eine beträchtlich längere Lebensdauer. Beide entstanden auf den Helgen der 'Fore River Ship & Engine Building Co.', Quincy, Maine, für die Coastwise Transportation Co. (John G. Crowley), Boston, Massachusetts. Konstrukteur war der für seine Yachten bekannte Bowdoin Bradlee Crowningshield. Der große Schoner wurde, wie so oft bei amerikanischen Seglern üblich, nach einer prominenten Person benannt, dem damaligen Präsidenten der Bay State Gas Co. in Delaware, Thomas William Lawson (26.2.1857 - 8.2.1925) aus Boston, Mass. Th. W. Lawson schrieb derzeit ein Buch 'Finanzwahnsinn' (orig.: Frenzied Finance), das viel Furore machte. Der Schoner konnte maximal 11.000 ts laden. Wegen des hohen Tiefgangs konnte er damit die noch nicht entsprechend ausgebauten Ostküstenhäfen anlaufen, daher Reduktion der Ladung auf ca. 7600 ts. Seine Besatzung betrug nur 17 – 18 Mann (Kapitän, Maschinist für die Dampfanlage (Ruder, Winschen), Steward, 2 Steuerleute, 11-12 Matrosen). Schon nach einem Jahr zog Kapitän Crowley den Riesenschoner aus der Kohlenfahrt und vercharterte ihn nach Abtakeln der Stengen als Kohlenleichter, d. h. der Schoner wurde die amerikanische Ostküste hinauf- und hinuntergeschleppt. War der Schoner anfänglich hell gestrichen, erschien er in seiner weiteren Laufbahn mit schwarzem Schiffskörper. 1906 wurde er in Newport neu aufgetakelt und erhielt einen Umbau zum Segeltanker. Nach einigen Quellen dienten die Untermasten zur Entgasung der Tanks. Am 19. November 1907 startete die "THOMAS W. LAWSON" von Philadelphia aus ihre erste Transozeanfahrt über den Atlantik nach London. Bei den Scilly Inseln vor Südwestengland geriet sie nach stürmischer Überfahrt (Schäden am Rigg, Verlust der Rettungsboote) in einen Nebel, möglicherweise gab es Probleme mit der Positionsbestimmung in den klippenreichen Gewässern. Man fand sich westlich der Inselgruppe nahe dem "Bishop Rock" Leuchtturm. Der Leuchtturmwärter feuerte Signalraketen ab. Sturm kam auf, derweil der Lotse an Bord genommen wurde. Angebote, das Schiff aufzugeben, wies der Kapitän zurück. Die "LAWSON" ankerte mit beiden Bugankern in der Nähe des Hellweather’s Reef (Outer Ranneys), als nach Mitternacht gegen 2:50 Uhr die Lichter des Schoners verschwanden und der untrügliche Geruch von Rohöl in der Luft lag. Die Gewalt der See ließ die Backbordankerkette brechen, der Schoner schlug wild gierend hin und her, den Steuerbordanker slippend. Kapitän Dow befahl alle Mann in das Rigg. Das Schiff wurde auf einen Felsen geworfen, auf dem es hinter dem sechsten Mast auseinanderbrach, kenterte und sank. Kapitän Dow versuchte schwimmend das Ufer zu erreichen, von dem er aus vom Sohn des Lotsen F. Hicks mittels Seil gerettet wurde. Auch dem Maschinisten Edward Rowe gelang es Land zu erreichen. Ein dritter Seemann () starb an Land an seinen schweren inneren Verletzungen. Viele Seeleute wurden mit dem Rigg unter Wasser gedrückt. Dies alles geschah in der Nacht vom 13. Dezember auf den 14. Dezember 1907. Auch der bereits an Bord befindliche Lotse Wm. Thomas "Cook" Hicks aus St. Agnes kam ums Leben, ebenfalls war ein deutscher Seemann unter den zu beklagenden Opfern.

Für die Benennung der sieben Masten gab es mehr als neun verschiedene Systeme, auch eines nach den sieben Wochentagen (Sonntag-Samstag), das eher beim Erzählen als auf See Verwendung fand. Ursprünglich nur numeriert (no. 1, no. 2, no. 3, no. 4, no. 5, no. 6, no. 7) hießen sie u. a.:

fore, main, mizzen, jigger, driver, pusher, spanker; zu Deutsch:

Vor-, Groß-, Kreuz-, Jigger- (Tänzer-), Treiber-, Schieber-, Besanmast; auch:

foremast, mainmast, mizzenmast, spankermast, jiggermast, drivermast, pushermast; oder auch:

fore, main, mizzen, no. 4, no. 5, no. 6, spanker.

Mit "spanker" wurde meist das letzte und größte Segel auf den amerikanischen drei- und mehrmastigen Schonern genannt.

Im Gegensatz zu den europäischen Fünfmastrahseglern war sie nach dem Urteil mancher ein sehr schwerfälliges und wenig schönes Schiff (Vergleich mit einer Badewanne). Sie soll allein mit dem Rigg ohne Segel, also vor Top und Takel, 15 kn bei achterlichen Sturm machen. Den brauchte sie auch, um nicht aus dem Ruder zu laufen. Sie war schwer zu navigieren, Segelmanöver wurden oft auf den Wachwechsel verschoben, da die Riesensegel für die kleine Mannschaft eine extreme Belastung darstellten. Der Eigner erhoffte sich von diesem großen Schoner einen wirtschaftlichen Gewinn: viel Ladung mit wenig Besatzung in kurzer Zeit zu transportieren. Ersteres (11.000 ts) war wegen des Tiefgangs nicht möglich, die erwartete Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit wegen des zu fülligen Unterwasserschiffs und des zu immensen Riggs erfüllte sich ebenfalls nicht. Dennoch war die "THOMAS W. LAWSON" eine imposante Erscheinung, trotz der sechs gleichen Masten und dem siebten mit einem deutlich größeren Hauptsegel. Mit etwas weniger Fülligkeit, also einem schlankeren Unterwasserschiff, einem etwas günstigeren Segelriß und ein paar Seeleuten mehr an Bord wäre er wohl erfolgreicher gewesen.

Technische Daten

  • Typ/Rigg: Rumpf als Glattdecker aus Stahl; Rigg: Siebenmastgaffelschoner
  • Stapellauf: 10. Juli 1902
  • Bauwerft: Fore River Ship & Engine Building Co., Quincy, ME., USA
  • Reederei: Coastwise Transportation Co. (John G. Crowley), Boston, MA., USA
  • Vermessung: 5218 BRT / 4914 NRT
  • Verdrängung: ca. ~14.000 t (bei 11.000 ts Ladung); ~10.500 t bei 7.500 ts Ladung
  • Länge ü. a.: 132 m
  • Länge an Deck: 112,62 m
  • Breite: 15,25 m
  • Raumtiefe: 10,71 m
  • Seitenhöhe: 11.10 m
  • Tiefgang: 8,50 m (9,70 m)
  • Segelfläche: 4000 m² (43.000 sq. ft.)
  • Masthöhe: 58 m (Masttop-Kiel)
  • Baukosten: $ 248.000 Bau, gesamt: ~ $400.000
  • Hilfsmaschine: Dampfanlage für Segelwinschen und Ruderanlage