Hier wird eingetragen, woran ich derzeit arbeite bzw. arbeiten will.
Woran ich derzeit sitze (wenn ich Zeit habe): Hauptsächlich am Wikipedia:WikiReader/Antike (siehe nun: Benutzer:Benowar/Reader; ich hoffe, dass der Reader auch mal fertig wird...). Nächste Ziele: Hellenismus (Erweiterung in Teamarbeit), Völkerwanderung und vielleicht auch Parther - und irgendwann hoffe ich auch, den Artikel Frühmittelalter überarbeiten zu können - bei Mittelalter habe ich meine Hoffnungen faktisch begraben....
Vorher: Spätantike (der immer länger wurde...), Theodosius I., Thukydides (an den ich noch einmal ran muss), Peloponnesischer Krieg (mit dem ich doch zufrieden bin), Sassanidenreich (den ich für durchaus gelungen halte) und andere.
In den nächsten Wochen werde ich mich mal bemühen, sukzessiv den Artikel Konstantin der Große auszubauen. Dabei werde ich mich auf die Quellen sowie auf folgende Sekundärliteratur stützen: Vogt, Constantin der Große; Bleckmann; Lenski, Cambridge Companion; E. Stein, Geschichte des spätrömischen Reiches, Bd. 1, 1928; A. Demandt, Geschichte der Spätantike; Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit; D. Potter, The Roman Empire at Bay; wohl auch Brandt, Konstantin; Artikel aus dem Pauly (KlP, DNP, RE) und der Theologischen Realenzyklopädie sowie dem Bautz. Ich kann nicht sagen, inwieweit ich die einzelnen Teile ausbauen werde; manche Formulierungen (auch einige ältere von mir) müssen aber wohl ersetzt werden. --Benowar 17:26, 27. Apr 2006 (CEST)
UPDATE: die Erweiterung wird erstmal aufgeschoben, da unter anderem der Artikel Antikes Griechenland erweitert werden soll/muss (Literatur: siehe meine Literaturliste). Das ist m.E. nötiger. Wann das genau sein wird, steht aber noch nicht fest. Außerdem werde ich mich bemühen, den Artikel Virius Nicomachus Flavianus zu erweitern, was aber wohl auch noch etwas dauern wird. --Benowar 17:15, 8. Mai 2006 (CEST)
Römisch-persische Kriege
Über Jahrhunderte stellten das römische bzw. oströmische Reich und das neupersische Sassanidenreich die beiden vorherrschenden Staatengebilde im Mittelmeerraum und im Vorderen Orient dar. Obwohl es zwischen den beiden spätantiken Großmächten durchaus Phasen friedlicher Koexistenz gab, waren ihre zwischenstaatlichen Beziehungen maßgeblich von militärischen Konflikten geprägt. Diese begannen im 3. Jahrhundert n. Chr. und fanden erst mit dem Sieg des Herakleios 628 einen Abschluss.
Im Folgenden sollen sowohl die Militäroperationen der römisch-persischen Kriege grundrissartig beschrieben werden als auch ein Überblick bezüglich der politischen Ausgangslage der jeweiligen Konflikte und deren Ergebnisse gegeben werden.
Die Ausgangslage: Rom und Persien zu Beginn des 3. Jahrhunderts
Der Tod Kaiser Mark Aurels im Jahre 180 n. Chr. bedeutete für das römische Reich einen Wendepunkt. Die Regierungszeit des „Philosophen auf dem Kaiserthron“ war von einem permanenten Abwehrkampf an den Grenzen geprägt gewesen: Im Donauraum hatten die Markomannenkriege getobt und Roms letzte Reserven beansprucht, im Osten mussten die Parther niedergehalten werden. Und dennch war es Mark Aurel nicht gelungen, die Grenzen des Reiches nachhaltig zu stabilisieren. Sein Sohn Commodus, moralisch seinem Vater nicht annähernd gewachsen und als Kaiser wenig erfolgreich agierend, wurde 192 ermordet. Nach einem kurzen Bürgerkrieg begründete der aus Africa stammende Septimius Severus die Dynastie der Severer, die das Reich bis 235 regieren sollten. Dennoch bemerkten Zeitgenossen, wie der aus dem Osten des Reiches stammende Cassius Dio, dass mit dem Tod Mark Aurels das „goldene Zeitalter“ endete und eine Epoche von „Eisen und Rost“ begann.[1]
Die Macht der severischen Kaiser beruhte zu einem erheblichen Teil auf ihrer Kontrolle der Legionen. Die Donative für die Soldaten wurden ständig erhöht, womit sich aber auch gleichzeitig ihre Begehrlichkeiten steigerten. Andererseits gab es oft genug Palastverschwörungen, so etwa gegen Caracalla, der bei Volk und Militär durchaus beliebt war, aber auch skrupellos agierte und sogar seinen eigenen Bruder Geta hatte umbringen lassen. Oder gegen Kaiser Elagabal, dessen Religionspolitik viele Römer erzürnt hatte. Der letzte Kaiser des severischen Kaiserhauses, Severus Alexander, wurde schließlich von aufgebrachten Soldaten, die an seinem militärischen Sachverstand zweifelten, 235 ermordet. Alle nachfolgenden Kaiser hielten sich nur wenige Jahre, meistens aber nicht einmal mehr als ein paar Monate auf dem Thron. Das Reich geriet in eine Krisezeit, welche von der modernen Forschung als Reichskrise des 3. Jahrhunderts bezeichnet wird. Es sollte Kaiser wie Aurelian und schließlich Diokletian brauchen, um das Reich wieder nachhaltig zu stabilisieren.[2]
Einen nicht geringen Anteil an den Problemen Roms zu Beginn des 3. Jahrhunderts hatten Entwicklungen, die sich im Osten vollzogen hatten. Dort war 224 n. Chr. der Partherkönig Artabanos IV. von einem aufständischen Fürsten in einer Schlacht geschlagen und getötet worden. Der Name dieses Fürsten war Ardaschir. Er stammte aus einer Dynastie von Regionalfürsten, die in der Persis regierten und die ihre Ursprünge auf einen historisch kaum fassbaren Stammvater namens Sasan zurückführten. In der modernen Forschung werden die neuen Herren des Iran, die unter Ardaschir die Nachfolge der Parther antraten, daher auch als Sassaniden (oder richtiger: Sasaniden) bezeichnet. Ardaschir und seine Nachfolger sollten die nur locker organisierten Feudalherrschaft aus parthischer Zeit durch eine straffer geführte zentrale Königsherrschaft ersetzen. Was das bedeutete, sollten die Römer schon bald erfahren: Nur kurze Zeit nachdem Ardaschir seine Macht im Inneren gefestigt hatte, kam es zum Krieg mit Rom. Persische Panzerreiter, Kataphraktoi genannt, erwiesen sich den römischen Truppen mehr als ebenbürtig. Schon bald war Rom in einen kostspieligen Defensivkrieg verwickelt. Auch wenn die unterschiedlichen Stämme an Rhein und Donau ebenfalls eine ständige Bedrohung darstellten, waren sie doch nicht mit den gut organisierten Sassaniden zu verleichen, zumal diese sich als gefährlichere Gegner erwiesen, als es die Parther je waren.[3]
Persien, kulturell und militärisch hochentwickelt, wurde zur Nemesis Roms und sollte dies für die nächsten 400 Jahre bleiben. Rom erkannte das Neupersische Sassanidenreich bald schon als (fast) Gleichberechtigten an, ähnlich wie auch die Römer von den persischen Großkönigen in Ktesiphon angesehen wurden. Dies änderte freilich wenig daran, dass beide Großmächte daran gelegen waren, den jeweils anderen soweit wie möglich zu schwächen, wobei auch wirtschaftliche Interessieren eine Rolle spielten. Es war der Beginn eines Jahrhunderte andauernden Ringens, an dessen Ende jedoch keiner der beiden Staaten als der große Gewinner gelten konnte.
Ardaschir I. − Der Beginn der militärischen Auseinandersetzungen
Nachdem Ardaschir I. um 230 seine inneren Gegner niedergeworfen hatte, begann er mit der Erweiterung seines Herrschaftsbereichs, was ihn bald in Konflikt mit Rom bringen sollte. Ein erster Vorstoß war gegen Armenien gerichtet. Dieses Land hatte, aufgrund seiner geographischen Lage und seiner Ressourcen, einen ständigen Streitpunkt zwischen Rom und dem Partherreich dargestellt. Auch das Sassanidenreich sollte in Zukunft ein vitales Interesse an Armenien haben, zumal dort bis zu Beginn des 5. Jahrhunderts Mitglieder des alten parthischen Königshauses der Arsakiden regieren sollten, welche die Sassaniden als Usurpatoren ansahen.
Ardaschirs Offensive gegen Armenien hatte jedoch nicht den erhofften Erfolg, ebensowenig wie ein Angriff auf das Königreich Hatra in Mesopotamien, einem Verbündeten Roms. Der römische Kaiser Severus Alexander rüstete daraufhin zum Krieg und begann 232 eine Gegenoffensive gegen die persische Doppelhauptstadt Seleukia-Ktesiphon, die jedoch buchstäblich im Sande verlief. Auch die folgenden Kämpfe, die sich vor allem in Mesopotamien abspielten, brachten keine Entscheidung, sodass Severus Alexander die Operationen bald abbrach, um sich den Germanen am Rhein zuwenden zu können. Erst nach dem Tod des Kaisers im Jahre 235 unternahm Ardaschir eine erneute Offensive. Dieses Mal hatte der Großkönig mehr Erfolg: noch 236 fielen die strategisch wichtigen Städte Karrhai und Nisibis in persischer Hand, 240 auch endlich das hart umkämpfte Hatra.
Die Motive Ardaschirs für das Vorgehen gegen Rom sind in der Forschung oft diskutiert worden. Westliche Quellen unterstellen dem Großkönig, er wollte das alte Achämenidenreich erneuern.[4] Dabei ist zu beachten, dass die westlichen Quellen den Sassaniden in der Regel ohnehin feindlich gesonnen sind. Diesbezügliche Selbstzeugnisse Ardaschirs liegen uns nicht vor, zumal er sich nur als „König der Könige von Eran [Iran]“ bezeichnete und damit keineswegs ein übersteigertes imperiales Selbstverständnis zum Ausdruck brachte. Ardaschir dürfte es eher darum gegangen sein, sich im Kampf zu bewähren, seine Eignung als neuer König zu beweisen und dadurch seine faktische Usurpation zu legitimieren. Letztendlich bleibt aber vieles eine Frage der Interpretation der vorhandenen Quellen.[5]
Der Fall Hatras löste in Rom eine neue Entschlossenheit aus, gegen die Perser vorzugehen. Doch wohl 242 verstarb Ardaschir.[6] Sein Sohn und Nachfolger Schapur sollten den Kampf fortsetzen – und Rom eine seiner schmachvollsten Niederlagen bereiten.
Schapur I. – Triumph über drei Kaiser
Schapur I. gilt allgemein als einer der bedeutendsten Sassanidenkönige, dessen Andenken im Iran noch heute nicht ganz erloschen ist. Im Inneren betrieb er eine tolerante Religionspolitik und verbesserte die Reichsverwaltung, die nun auch stärker zentralisiert wurde.
Militärisch war Schapur nicht weniger erfolgreich. Er führte insgesamt drei Feldzüge gegen Rom, deren genaue Chronologie aber aufgrund der problematischen Quellenlage der modernen Forschung einige Schwierigkeiten bereitet. Bisweilen widersprechen zudem die westlichen (griechisch-römischen) Quellen, die allerdings nicht besonders reichlich fließen, den sassanidischen Selbstzeugnissen. Eine ungemein wichtige Quelle stellt die berühmte dreisprachige Inschrift (in Mittelpersisch, Parthisch und Griechisch) von Naqsh-i Rustam dar, die so genannten res gestae divi Saporis, einem Bericht Schapurs über seine Siege.[7] Auch wenn man eine gewisse Vorsicht bei der Nutzung des Tatenberichtes walten lassen muss, so wird sein Wert von der modernen Forschung doch als recht hoch eingeschätzt. Anders sieht es bei den westlichen Quellen aus, wie der höchst unzuverlässigen Historia Augusta; sie bieten kaum zuverlässige Details über den Verlauf der Kämpfe.[8]
Der erste Feldzug Schapurs fiel in den Zeitraum 242 bis 244 statt. Nach seiner Vita in der Historia Augusta, brach Kaiser Gordian III. von Antiochia am Orontes, einer der bedeutendsten Städte des Imperiums, nach Osten auf, um sich Schapur entgegenzustellen. Bei Resaina (in der Nähe von Nisibis) besiegte Gordian 243 den Perserkönig und erlangte die Kontrolle über die verlorenen Gebiete zurück. Anschließend jedoch intrigierte der Prätorianerpräfekt des Kaisers, Philippus Arabs, gegen Gordian und ließ ihn anschließend ermorden. Aus dem Tatenbericht Schapurs ergibt sich allerdings ein ganz anderes Bild: Demnach wurde Gordian zu Beginn des Jahres 244 bei Misiche (Misik, am Fluss Euphrat, wo dieser nahe an den Tigris fließt) geschlagen und getötet; anschließend wurde Philippus zum Kaiser erhoben. Auch spätere byzantinische Quellen (wie Johannes Zonaras) weisen nicht darauf hin, dass Gordian ermordet wurde; möglich ist, dass er seinen Verletzungen erlag, die er in der Schlacht von Mesiche davon getragen hatte.[9] Schapurs Version scheint insofern glaubwürdiger zu sein, als dass eine Verzerrung der Wahrheit in einem derartigen Dokument wenig plausibel erscheint. Offensichtlich schloss Philippus Arabs auch nach dem Tod Gordians einen Friedensvertrag mit Schapur. Dieser Vertrag, auf den nur wenige Quellen eingehen, war für die Sassaniden recht günstig: Er sah Zahlungen Roms an Persien sowie eventuell territoriale Zugeständnisse in Mesopotamien vor; wenigstens aber entzog Rom Armenien seine Unterstützung.[10]
Dass sich Philippus dennoch mit Siegesnamen wie Persicus schmückte, darf nicht über den Tatbestand hinwegtäuschen, dass die Römer eine recht empfindliche Niederlage erlitten hatten, die Schapur weidlich auskostete, indem er seinen Sieg auf zahlreichen Feldreliefs verewigte. 252 oder 253 unternahm Schapur einen Feldzug gegen Rom.[11] Der Verlauf dieser zweiten Expedition (der so genannten zweiten agoge), die bis 256/57 dauerte, ist wiederum vor allem aufgrund des Tatenberichts Schapurs rekonstruierbar. Offenbar hatte der neue römische Kaiser Decius wenig Interesse an einer Ausgleichspolitik mit Persien und hatte sich deshalb den persischen Ambitionen im Hinblick auf Armenien widersetzt. Dies sah Schapur als Kriegsgrund an. Zuerst eroberte er Armenien und drang dann, die Wirren nach dem Tod Kaiser Decius’ nutzend, in Syrien und Mesopotamien ein. Wahrscheinlich im Frühjahr 253 marschierte Schapur mit seinem Heer den Euphrat entlang auf römisches Territorium vor, wobei er die starken römische Festungen Circesium und Dura-Europos umging. Zwar erlitten die Sassaniden bei Emesa eine kleinere Niederlage (bezeichnenderweise nicht durch eine römische Heeresabteilung, sondern durch einheimische Kräfte), doch war dies nur ein geringer Rückschlag. Denn Schapurs Truppen, deren Kern die Panzerreiterei darstellte, eroberten Hierapolis und, dies war für die Römer am verherendsten, auch Antiochia.[12] Die Perser drangen anschließend bis nach Kappadokien vor und konnten 256 auch das schwer befestigte Dura-Europos stürmen, doch zog sich Schapur bald darauf zurück. Allerdings hatte der Großkönig eine im Nachhinein unkluge Entscheidung getroffen, als er ein Bündnisangebot des Königs der Oasenstadt Palmyra, Septimius Odaenathus, abgelehnt hatte; Odaenathus nahm daraufhin Kontakt zu den Römern auf, die für jede Hilfe dankbar waren.
Die Lage in Roms Orientprovinzen war derart ernst, dass sich Kaiser Valerian, der 253 an die Macht gekommen war, genötigt sah, persönlich in den Osten zu begeben. Valerian sammelte dort ein größeres Heer und zog gegen Schapur ins Feld. Im Frühsommer 260 kam es bei Edessa zur Schlacht, in der Valerians Heer vernichtend geschlagen wurde. Allein das wäre schlimm genug gewesen, wenn der Kaiser im Verlauf der Schlacht nicht auch noch in persischer Hand gefallen wäre. Die Gefangennahme Valerians – ein einmaliger und schmachvoller Vorgang in der römischen Geschichte – wurde von Schapur in seinem Tatenbericht sowie auf Felsreliefs festgehalten:
- Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm, eine Heeresmacht von 70.000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis.[13]
Einige der westlichen Quellen berichten, die Gefangennahme des Kaisers sei das Ergebnis eines Verrats von Seiten der Perser gewesen, die Valerian während laufender Verhandlungen überwältigt hätten,[14] doch bestätigen andere Autoren ausdrücklich die Darstellung Schapurs.[15] Valerian beschloss sein Leben in persischer Gefangenschaft, ebenso wie die überlebenden Römer, die von Schapur in das Sassanidenreich verschleppt wurden, wo sie in den vom Großkönig neugegründeten Stadt angesiedelt wurden. Nach der Schlacht nahm Schapur mehrere Städte ein, vor allem aber wurde Antiochia zum zweiten Mal geplündert. Rom war außer Stande, den Persern effektiven Widerstand zu leisten. Somit fiel die Verteidigung der römischen Orientprovinzen Odaenathus von Palmyra zu, der bei der Erfüllung dieser Aufgabe einigen Erfolg hatte und die persischen Truppen auf dem Rückmarsch schlagen konnte (Ende 260). Dennoch sollte es mehr als 20 Jahre dauern, bevor Rom wieder gegen die Perser in die Offensive gehen konnte.[16] Schapur hingegen, der sich stolz „König von Iran und Nicht-Iran“ nannte, hatte unter Beweis gestellt, dass das Sassanidenreich für Rom ein ebenbürtiger Gegner war.
Der Perserkrieg Diokletians
In den Jahren nach dem Tod Schapurs (ca. 272) herrschte an der römisch-persischen Grenze zumeist Ruhe. Dies lag zum einen an der Wirren im römischen Reich, die erst unter Kaiser Aurelian weitgehend überwunden werden konnten. Zum anderen hatten auch die Sassanidenkönige genug mit inneren Problemen zu kämpfen, wie dem Aufkommen des Manichäismus, der von Bahram I. und Bahram II. energisch bekämpft wurde. Als Bahram II. zusätzlich damit beschäftigt war, eine Rebellion im Osten seines Reiches niederzukämpfen, nutzten die Römer unter Kaiser Carus die Gunst der Stunde und fielen 283 in Mesopotamien ein; sie gelangten bis zur Hauptstadt Ktesiphon, doch dort verstarb Carus, sodass dieser Einfall eine Episode blieb.
Unter Kaiser Diokletian, der 284 an die Macht kam, endete endgültig die Krisenzeit des römischen Reiches, das in der Folgezeit von Diokletian und den von ihn ernannten Mitkaisern (siehe Römische Tetrarchie) tiefgreifend reformiert und gestärkt wurde. Diokletian beabsichtigte auch, an der römischen Ostgrenze für Ruhe zu sorgen. Es kam 287 zu Verhandlungen mit Bahram II., die mit einer Friedensgarantie für die Grenze endeten. Doch sollte diese Lösung nur vorübergehend sein, denn sobald Diokletian im Inneren des Reiches für Ruhe gesorgt hatte – neben der Grenzssicherung gegen die Germanen mussten auch lokale Aufstände niedergeworfen werden –, wandte er sich wieder den Persern zu. Den vertriebenen armenischen König Trdat III. setzte er 290 wieder in sein Königreich ein, womit aber auch sassanidische Interessen tangiert wurden. Der 293 an die Macht gekommene König Narseh reagierte denn auch schließlich auf das römische Vorgehen und griff, wohl auch das Vorbild seines Vaters Schapur I. vor Augen, 296 in Armenien ein. Diokletian, der damit beschäftigt war, in Ägypten eine Aufstand niederzuschlagen, hatte seinen Caesar (Unterkaiser) Galerius mit der Aufgabe betraut, den persischen Angriff abzuwehren. Zwischen Kallinikos und Karrhai in Mesopotamien erlitt Galerius jedoch eine schwere Niederlage.
Diokletian eilte aus Ägypten herbei und war derart erzürnt über die Niederlage seines Caesars, dass er den mit einem Purpurmantel bekleideten Galerius eine Meile vor seinem Wagen herlaufen ließ.[17] 298 (oder vielleicht noch 297) gingen die Römer wieder in die Offensive. Galerius rückte in Armenien ein, während Diokletian, auch als Flankendeckung, in Mesopotamien einfiel. Beim armenischen Satala wurde Narses von Galerius entscheidend geschlagen.[18] Sogar der Harem des Großkönigs samt einiger seiner Verwandten fiel den Römern in die Hände, sodass Narseh um Frieden bitten musste. Im so genannten Frieden von Nisibis verloren die Sassaniden fünf Provinzen jenseits des Tigris sowie das strategisch und wirtschaftlich bedeutende Nisibis, das auch als einziger Ort bestimmt wurde, an dem in Zukunft Handel zwischen den beiden Großmächten betrieben werden durfte.[19]
Der Sieg Diokletians bedeutete für Rom einen ungeheuren Prestigegewinn. Von den Persern wurden manche der Vertragsbestimmungen, wie die Übergabe von Nisibis, jedoch als Erniedrigung empfunden. Letztendlich hatte der Vertrag damit nicht dazu beigetragen, die bestehenden Spannungen zwischen den beiden Großmächten zu beseitigen, sondern diese höchstens überdeckt. Der Ausbruch neuer Kampfhandlungen war somit nur eine Frage der Zeit.
Gleichberechtigung trotz Konflikte: Constantius II. und Schapur II.
Julians Perserkrieg: Ein Abenteuer endet in der Katastrophe
Friedliche Koexistenz: Rom und Persien um 400 n. Chr.
Intermezzo: Die römisch-persischen Kriege im 5. Jahrhundert
Das 6. Jahrhundert
Die Kriege Kavadhs I.
Chosrau I. Anuschirvan − Ostrom in der Defensive
Pax Persica? Chosrau II. und der Gegenschlag des Herakleios
Rom und Persien: Eine Bilanz
Literatur
Quellen
Sekundärliteratur
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Cassius Dio 72,36,4.
- ↑ Zur „Reichskrise“ vgl. die Literaturangaben im entsprechenden Artikel. Einen knappen, teils aber problematischen Überblick bietet Michael Sommer, Die Soldatenkaiser, Darmstadt 2004.
- ↑ Einen aktuellen und umfassenden Überblick über die Zeit nach Mark Aurel, einschließlich des Untergangs des severischen Kaiserhauses und der Bedeutung des Sassanidenreichs, bietet Davis Potter, The Roman Empire at Bay, London/New York 2004. Bzgl. spezieller Literaturhinweise sei auf die Bibliographie im Artikel Sassanidenreich verwiesen.
- ↑ Herodian 6,2 und Cassius Dio 80,4,1.
- ↑ Vgl. dazu Erich Kettenhofen, Die Einforderung des Achämenidenerbes durch Ardašir: eine interpretatio romana, in: Orientalia Lovaniensia Periodica 15 (1984), S. 177–190.
- ↑ Die Chronologie vieler Sassanidenkönige ist aufgrund nur schwer datierbarer Quellenzeugnisse problematisch. Die folgenden Regierungsdaten orientieren sich an Josef Wiesehöfer, Das antike Persien, aktual. Neuaufl., Düsseldorf 2005.
- ↑ Grundlegend zum Tatenbericht Schapurs ist Philip Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šabuhrs I. an der Ka'ba-i Zardušt (ŠKZ), 2 Bde., London 1999. Für den Verlauf der Kampfhandlungen sei vor allem auf Erich Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts n. Chr., Wiesbaden 1982, hingewiesen.
- ↑ Einen Überblick hinsichtlich der Quellenlage für das 3. Jahrhundert, der Zeit der „Reichskrise“, bieten unter anderem Bruno Bleckmann, Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung. Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras, München 1992, sowie David S. Potter, Prophecy and History in the Crisis of the Roman Empire. A Historical Commentary on the Thirteenth Sibylline Oracle, Oxford 1990 (welches wesentlich mehr Informationen biete, als der Name der Monographie vermuten läßt).
- ↑ Vgl. David MacDonald, The death of Gordian III – another tradition, in: Historia 30 (1981), S. 502–508.
- ↑ Bzgl. des Feldzugs Gordians und seines Todes vgl. Christian Körner, Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats, Berlin u.a. 2002, S. 75ff.; zum Vertrag: ebd., S. 120ff. (mit recht ausführlicher Erörterung der Quellen und der Forschungsprobleme) sowie Engelbert Winter, Die sasanidisch-römischen Friedensverträge des 3. Jahrhunderts n. Chr. Ein Beitrag zum Verständnis der außenpolitischen Beziehungen zwischen den beiden Großmächten, Frankfurt a. M. 1988.
- ↑ Zur Problematik der Datierung vgl. Udo Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, Stuttgart 2001, S. 71f.
- ↑ Wann genau Antiochia von Schapur erobert wurde, ist nicht sicher. In der Forschung wird entweder das Jahr 253 oder 256 angenommen.
- ↑ SKZ, §§ 18–22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Engelbert Winter/Beate Dignas, Rom und das Perserreich, Berlin 2001, S. 98. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wurde auf die Ergänzungs- und Auslassungszeichen verzichtet.
- ↑ Zosimos 1,36,2; Aurelius Victor, De Caesaribus, 32,5
- ↑ Vgl. etwa Eutropius 9,7 sowie Zonaras 12,23.
- ↑ Dabei spielte auch der Umstand eine Rolle, dass sich Gallien und andere Gebiete im Westen von der römischen Zentralgewalt loslösten, während im Osten bald darauf Palmyra Roms Schwäche versuchte auszunutzen. Erst Kaiser Aurelian konnte das Imperium wieder stabilisieren; zusammenfassend vgl. dazu Potter, Roman Empire at Bay, S. 251ff..
- ↑ Eutropius 9,24 und Ammianus Marcellinus 14,11,10. Lactantius, der die Abhängigkeit Diokletians von Galerius betonen will, verschweigt diese Episode. Möglich ist freilich auch, dass Diokletian seinen Caesar mit dieser Aktion nicht demütigen, sondern vielmehr anstacheln wollte.
- ↑ Der Galeriusbogen in Thessaloniki stellt sowohl den Perserkrieg als auch den Triumph des Galerius dar.
- ↑ Zum Perserkrieg Diokletians vgl. Wilhelm Ensslin, Valerius Diocletianus, in: RE 7 A, 2 (1948), Sp. 2442ff. Die wichtigste Quelle für den Vertrag von 298 stellt Petros Patrikios dar (Fragment 13f.); zu den Details vgl. Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 144ff.