Esten

Ethnie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. September 2006 um 19:27 Uhr durch Hans642 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Esten (Eigenbezeichnung Eestlased) sind ein nordeuropäisches Volk von eigenständigem Typus im Baltikum mit ca. 1 Million Angehörigen. Von der beträchtlichen Zahl an Auslandsesten leben alleine 40.000 in Russland, das sich mit Estland um die Region Setumaa streitet.

Sie bilden das Staatsvolk Estlands und sprechen die estnische Sprache. Zusammen mit den Samen und Finnen bilden sie die Völkergemeinschaft nordeuropäischen Typs innerhalb der finno-ugrischen Sprachfamilie, wobei sich der estnische Typus wiederum erkennbar von den anderen beiden abgrenzt.

Über die Vorgeschichte der Esten ist naturgemäß, wie bei allen Völkern ohne schriftliche Aufzeichnungen, nicht allzu viel bekannt. Eine biologische Verwandtschaft mit den Wolgafinnen oder Permjaken scheint, aus im wahrsten Sinne offensichtlichen Gründen, wenig wahrscheinlich. Andererseits weisen die Völker der Eismeerküste von den Nenzen im Osten bis zu den Samen im Westen eine ähnliche Kultur auf, was allerdings bei den klimatischen Gegebenheiten dort nicht allzu viel wundernimmt. Aber angesichts dessen, dass das Volk der Nenzen, mit gerade einmal ein paar tausend Angehörigen, es geschafft hat, sich in seinem Siedlungsgebiet zu behaupten, kann man die These, dass die finno-ugrischen Sprachen ihren Sprechern durch Invasion aufgezwungen wurden, wohl mit einiger Sicherheit verwerfen, womit zumindest eine Quelle biologischer Verwandschaft auszuschließen wäre und somit nur die räumliche Verteilung als Ursache verschiedener Weiterentwicklungen einer Grundsprache als einzige auf biologische Verwandschaft weisende Erklärung der Sprachengenese übrig bleibt.

Ihr gegenüber stünde die Sprachassimilation durch wirtschaftliche Kontakte. Der Tschuden-Mythos der Komi weist sogar noch auf eine weitere, freilich schon leicht esoterische Möglichkeit hin ("Tschude" vom russischen Wort für "Wunder".) Die Komi glaubten nämlich bis in die Neuzeit, dass es einst einmal ein mythisches Volk der Tschuden gab, mit magischen Fähigkeiten etc., das in grauer Vorzeit die Kultur der Komi begründet hatte. Dass sich das wirklich so zugetragen hat und ganze Völkerschaften damals staunend ihre Sprachen entgegennahmen, fällt natürlich schwer zu glauben. Die Existenz eines solchen Mythos' allein ist allerdings schon ein ziemlich sicheres Indiz für ein singuläres Ereignis in der Sprachgenese des betroffenen Volkes, wie z.B. eine Versammlung zum Zwecke einer Sprachnormierung.

Wenngleich dies alles Spekulation ist, erfüllt sie doch einen wichtigen Zweck, nämlich zu verdeutlichen, wo die Geschichte aufhört und die Legende anfängt.