Schule Schloss Salem

Internat in Salem
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. September 2006 um 17:51 Uhr durch 88.65.13.99 (Diskussion) (Bekannte Schüler Salems (Ehemalige)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Schule Schloss Salem ist ein Internat, dessen Hauptsitz in der ehemaligen Reichsabtei Salem in der Gemeinde Salem, unweit des Bodensees gelegen ist.

Von Anfang an (1920) wurden auf Salem Jungen und Mädchen aufgenommen. Gründer Kurt Hahn hat aus seiner reformpädagogischen Überzeugung eine Reihe von Grundsätzen für Salem erarbeitet. Diese wurden im Laufe der Zeit weiterentwickelt, sind aber immer noch verbindlich für die Ausbildung in Salem.

Standorte

Die Schule Schloss Salem besteht heute aus drei Teilschulen, der Unterstufe Burg Hohenfels, der Mittelstufe Schloss Salem sowie der Oberstufe Salem College, bestehend aus den beiden Überlinger Standorten Schloss Spetzgart und dem neu hinzugekommenen Härlen. Schüler werden so voneinander getrennt und an unterschiedlichen Orten ausgebildet. Insgesamt besuchen 670 Schüler die Salemer Schulen, davon 610 intern und 60 extern, etwa 40 % Mädchen und 60 % Jungen; fast 20 % der Schüler sind Ausländer.


Geschichte

Die Schule wurde 1920 von dem Pädagogen Kurt Hahn mit Hilfe von Max Prinz von Baden und Karl Reinhardt gegründet. Hahn emigrierte 1933 nach Schottland, wo er das Internat Gordonstoun gründete.

1920 bis 1933

Die Schule Schloss Salem wird im April 1920 von Prinz Max von Baden (1867 - 1929), dem letzten Reichskanzler des kaiserlichen Deutschland, und dem Pädagogen Kurt Hahn gegründet. Aus den persönlichen Erfahrungen der beiden in der Zeit des Kaiserreiches und des 1. Weltkrieges erhält Salem bei Gründung einen eindeutigen Auftrag.

Kurt Hahn selbst beschreibt in einem Fernsehinterview 1964 diese Erfahrungen mit den folgenden Worten: "Man kann sagen, dass Salem geboren ist aus den Erlebnissen des Prinzen Max, des letzten Reichskanzlers und unseres Gründers. Er hatte es während des Krieges immer wieder erlebt, wie verhängnisvolle Entscheidungen getroffen wurden, während edle und weise Männer hilflos dabeistanden und das Verhängnis beobachteten und beklagten, dem sie hätten steuern können. So gab er uns im Jahre 1919 die Mahnung mit auf den Weg: Übt die euch anvertrauten Kinder in der Verantwortung, entwickelt ihre Fähigkeit zum bundesgenössischen Handeln, lehrt sie das große Geheimnis, wie sich Kräfte zur Kraft zusammenfinden.”

Der politische Auftrag einer Erziehung zur Verantwortung wird damit eindeutig gesetzt.

Die Gründer, vor allem der Politiker und Pädagoge Kurt Hahn, geben der Schule von Beginn an eine entschieden reformpädagogische Prägung, die, bei aller notwendigen Modernisierung von Erziehung und Unterricht, bis heute für Salem bestimmend geblieben ist. So ist Salem seit seiner Gründung im Jahre 1920 koedukativ. Die Erlebnispädagogik und der Gedanke selbstverantwortlicher Führung des Internats durch die Schüler haben hier ihre Wurzeln.

In den zwanziger und dreißiger Jahren folgen weitere Schulgründungen von Teilschulen an verschiedenen Standorten in der Nachbarschaft des Salemer Schlosses, die die Salemer Erziehung strukturell bis heute prägen. Stufenschulen wie z.B. die Juniorenschule Hohenfels (gegründet 1931) bieten heute wie damals die Möglichkeiten altersgemäßer, individueller Erziehung.

1933 bis 1945

In der Zeit des Nationalsozialismus geht Salem durch eine schwierige Phase seiner Geschichte. Kurt Hahn, der Jude war, wird bereits im März 1933 verhaftet und muss im Juli des Jahres nach England emigrieren. Dort hat er entscheidenden Anteil an der Gründung des renommierten Internats Gordonstoun in Schottland.

Hahn legt als Leiter von Gordonstoun und während seiner Zeit in Großbritannien Grundsteine für die Erlebnispädagogik. 1935 initiiert er den Seenotrettungsdienst an der Küste vor Gordonstoun und 1936 bereitet er mit dem sog. „Moray Badge“ den Weg für den späteren „Duke of Edinburgh’s Award“.

1941 gründet er mit anderen die Aberdovey Sea School und schaffte damit die Grundlage für die Gründung des Outward Bound Trust im Jahre 1946.

1938 wird Hahn britischer Staatsbürger und 1946 tritt er der anglikanischen Kirche bei.

Zwar kann Salem in dieser Zeit noch um den heute so wichtigen Standort Spetzgart erweitert werden, aber zwei Standorte müssen für Jahre geschlossen werden. Unter der klugen Leitung von Dr. Heinrich Blendinger kann Salem immerhin verhindern, sehr schnell unter nationalsozialistischen Einfluss zu geraten. Erst im August 1941 wird Salem unter die Aufsicht der Inspektion deutscher Heimschulen gestellt und die SS übernimmt für die Jahre bis Kriegsende die Leitung und Aufsicht der Schule. Im Juli 1945 werden die Salemer Schulen aufgelöst.

1945 bis 1970

Im November 1945 wird Salem unter der Leitung von Marina Ewald und mit Unterstützung von Berthold von Baden wiedereröffnet. Die anderen Teilschulen folgen in den nächsten Jahren. Die Gründung der Altsalemer Vereinigung (ASV) 1950 zeigt, dass Salem die Kraft zur Erneuerung hatte.

So gelingt Salem in den nächsten Jahren unter der wechselnden Leitung von Prinz Georg Wilhelm von Hannover, Axel von dem Bussche, Horst von Gersdorff und Hartwig von Bernstorff bis in die sechziger Jahre hinein eine Konsolidierung seiner Stellung in der deutschen Bildungslandschaft.

Kurt Hahn hat nach dem zweiten Weltkrieg entscheidenden Anteil an der Gründung folgender Schulen, die sich an seinen pädagogischen Prinzipien orientieren:

  • 1949: Anavryta, Griechenland
  • 1949: Louisenlund, Deutschland
  • 1955: Battisborough, England
  • 1959: Rannoch, Schottland
  • 1959: Box Hill, England
  • 1965: Athenian School, USA

Die bedeutendste Schulgründung ist jedoch das Atlantic College in Wales, das im August 1962 mit 54 Schülern eröffnet wird und heute mit anderen sog. United World Colleges auf der ganzen Welt pädagogische Standards internationaler Erziehung setzt.

Zum 80. Geburtstag von Kurt Hahn im Juni 1966 wird ein entscheidender Schritt zur Internationalisierung Salems vollzogen. Bei den Feierlichkeiten wird die sog. Round Square Conference, benannt nach einem Gebäude in Gordonstoun, gegründet. Dieser internationale Zusammenschluss von Internatsschulen auf der ganzen Welt legt einen wichtigen Grundstein für die Internationalität, die heute in Form des International Baccalaureate, internationaler Schüler- und Lehrerschaft und einem weit ausgestalteten System von Schüleraustausch auf der ganzen Welt seinen Ausdruck findet.

1970 bis 2005

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage Salems in den frühen siebziger Jahren gelingt es unter Leitung von Fr. Prof. Lichtenstein-Rother und ab 1974 unter Leitung von Dr. Bernhard Bueb, dem Oberstufenkolleg in Spetzgart Gestalt zu geben und die anderen Salemer Teilschulen fortzuentwickeln. Kurt Hahn hat diese Entwicklung mit kritischer Solidarität bis zu seinem Tod 1974 begleitet.

Mitte der achtziger Jahre gerät Salem durch ein Zerwürfnis mit dem markgräflichen Hause und der Kündigung der Nutzungsrechte des Salemer Schlosses in eine bedrohliche Lage. 1996 wird eine Einigung zwischen dem markgräflichen Hause und der Schule mit einem langfristigen Miet- und Pachtvertrag erreicht.

Offensiv und mutig setzt die Leitung Salems mit Unterstützung der Altsalemer Vereinigung und des Vorstandes des Trägervereins der Schule die Neugründung des Salem International College in Überlingen durch. Mit einem Aufwand von ca. 70 Millionen DM das größte Schulbauprojekt Deutschlands, füllt das College seit September 2000 die Erziehungsgrundsätze der Gründungsväter und die Idee der Internationalität mit neuem Leben. Im Jahr 2005 wechselt nach 30 Jahren die Schulleitung, und Ingrid Sund übernimmt die Gesamtleitung.

Bekannte Schüler Salems (Ehemalige)

Konzept

Erfahrungsgestützte Einheit von Erziehung und Unterricht, von Leben und Lernen, ob in sozialer, akademischer oder musisch-kreativer Perspektive, ist Leitvorstellung der Salemer Pädagogik. Dieses Konzept wurde bereits 1930 von Kurt Hahn für die von ihm gegründeten Schulen in seinen so genannten Sieben Salemer Gesetzen zusammengefasst. Die Salemer Dienste, Handwerk, Sport, Musik, Theater, Erlebnispädagogik, eine Vielzahl von Arbeitsgemeinschaften und nicht zuletzt das Erfahrungsfeld Internat stehen zusammen mit dem schulischen Unterricht für den ganzheitlichen Erziehungs- und Bildungsanspruch Salems.

Abschlüsse

Heute kann an dem staatlich anerkannten Gymnasium in Salem sowohl das deutsche Abitur (Allgemeine Hochschulreife nach baden-württembergischem Recht) abgelegt werden als auch in englischer Sprache das International Baccalaureate (IB).

Zusammensetzung der Schülerschaft

Salem schreibt alljährlich Schulen in ganz Deutschland an, um interessierte, motivierte und leistungsstarke Schüler für das Internat zu gewinnen. Auch ist Salem anerkannt für dessen Internationalität und Präsenz in internationalen Organisationen (z.B. Round Square Conference). Es werden etwa an ein Drittel der Schüler Stipendien oder Teilstipendien vergeben; mit Leistungsstipendien wendet sich die Schule an besonders begabte und interessierte Schüler.

Schulleitung und -trägerschaft

Datei:Struktur des SSS e.V.2.jpg

Traditionell befindet sich die Schule in freier Trägerschaft des gemeinnützigen Vereins "Schule Schloss Salem e. V.". Der Verein setzt sich hauptsächlich aus Altschülern der Schule zusammen, die sich alle fünf Jahr wählen. Zusätzlich können neue Kandidaten, auch durch Nichtmitglieder, z.B. durch den Elternbeirat oder die Schulleitung, vorgeschlagen werden.

Der Vorstand des Internatvereins besteht aus 7 Vereinsmitgliedern, die in der Vollversammlung auf jeweils 3 Jahre gewählt werden. Die Mitglieder des Vorstandes haften nach den Regeln des Vereinsrechts.

Der Vorstand überträgt seine Kompetenzen mit einer Generalvollmacht auf das von ihm bestimmte Leitungsgremium, welches sämtliche operativen Tätigkeiten übernimmt. Das Leitungsgremium umfasst den Gesamtleiter, den Geschäftsführer und den Studienleiter, sowie die Leiter der drei Teilschulen. Die Arbeit des Gremiums wird vom Vorstand kontrolliert, welcher wiederum durch den Internatsverein legitimiert wird. Dieser bedarf als Besitzer der Schule keiner weiteren Legitimation.

Auf der Suche nach den Nachfolgern für Herrn Dr. Bernhard Bueb, Gesamtleiter von 1973-2005, und Herrn Dieter Plate, Stufenleiter der Oberstufe von 2001-2005, hat es das erste Mal in der Geschichte Salems ein transparentes Auswahlverfahren gegeben, bei dem eine Vielzahl verschiedener Personen aus dem Umfeld des Internats (z.B. Mitglieder des Elternbeirats, Schüler und Mitarbeiter) ein Mitspracherecht hatten. Nach der 4 Jahre andauernden Suche traten 2005 Frau Ingrid Sund, Gesamtleitung, und Herr Pelham Lindfield Roberts, Oberstufenleitung, die Nachfolge an. Im Juni 2006 jedoch trat Lindfield Roberts noch vor Ende des Schuljahres wegen persönlichen und ungeklärten Gründen vom Amt des Oberstufenleiters zurück und wurde durch Christian Niederhofer, Geschäftsführer der Schule Schloss Salem, ersetzt. Niederhofer wird das Amt des Geschäftsführers UND des Oberstufenleiters bekleiden bis ein Nachfolger für Lindfield Roberts gefunden ist.

Weiteres

Salem gehört der Round Square Conference an, einem internationalen Zusammenschluss von Internatsschulen mit gemeinsamer Zielsetzung. Diese Schulen unternehmen zusammen Projekte und pflegen einen regen Schüleraustausch quer über alle Kontinente. Außerdem ist Salem Mitglieder in der Vereinigung deutscher Landerziehungsheime, LEH.

Von Salem ausgehend wurden die Internate Schule Birklehof 1932 und Stiftung Louisenlund 1949 gegründet.

Vorlage:Koordinate Artikel