Silvia Leonor Alvarez de la Fuente

argentinisch-deutsche Komponistin und Pianistin
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. April 2021 um 22:44 Uhr durch Andim (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Dieser Artikel wurde am 13. April 2021 auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion!
Folgendes muss noch verbessert werden: wikifizieren --dä onkäl us kölle (Diskussion) 18:07, 13. Apr. 2021 (CEST)

Silvia Leonor Alvarez de la Fuente (* 18. März 1953 in Buenos Aires, Argentinien; † zwischen dem 22. und 26. April 2004 in Esslingen, Deutschland) war eine argentinisch-deutsche Komponistin und Pianistin.

Leben

Silvia Leonor Alvarez de la Fuente wurde am 18. März 1953 in Buenos Aires, Argentinien geboren. Ihre Eltern waren Ernesta de la Fuente und Manuel Alberto Alvarez. Sie hatte zwei Brüder, Javier und Luis A. Alvarez. Im Jahr 1985 übersiedelte sie nach Deutschland, zunächst nach Stuttgart, wo sie ihre Studien und Berufsausübung fortsetzte. Zuletzt war sie wohnhaft in Esslingen/Neckar.

In Deutschland wurde die Komponistin nie wirklich heimisch, obwohl ihre Werke von einigen Veranstaltern hoch geschätzt und häufig aufgeführt wurden. [1] So machte sich die Sängerin und Begründerin verschiedener Konzertreihen, Festivals, Ensembles sowie des Heidelberger Künstlerinnenpreises, Roswitha Sperber [2], mit Kompositionsaufträgen und zahlreichen Aufführungen um Silvia Alvarez verdient.[3] Ebenso Dietburg Spohr, Sängerin und Leiterin des Ensemble <belcanto>, eines Vokalensembles für Zeitgenössische Musik. Die beiden letzten Werke der Komponistin, CUESTIONAMIENTOS und STILLE LIEDER, sind diesem Spezialensemble für Frauenstimmen gewidmet. [4]

Silvia Alvarez de la Fuente versuchte sehr aktiv, nach der Übersiedlung nach Deutschland in Stuttgart und Esslingen beruflich Fuß zu fassen. Dennoch geriet sie mehr und mehr in ein Gefühl der Isolation und entwickelte zunehmend Psychosen und Verfolgungswahn. Ihre komplizierte Krankheitsgeschichte ist noch nicht vollständig recherchiert; es liegen keine offiziellen psychiatrischen Gutachten vor. Silvia Alvarez fühlte sich nachweislich mit ihren Krankheitssymptomen nicht ernst genommen. [5] Im April 2004 beendete sie selbst ihr Leben.

Ihre letzte Ruhestätte fand sie am 04. Juni 2004 auf dem Pliensaufriedhof in Esslingen/Neckar. Sie wurde anonym auf dem Urnengemeinschaftsgrabfeld bestattet. [6] Am 19. März 2005 wurde auf Initiative Dietburg Spohrs unter Mitwirkung des Ensemble <belcanto> im Münster St. Paul in Esslingen ein Gedenkkonzert für die Komponistin veranstaltet.[7]

Ausbildung

Studium Komposition/ Klavier/ Schulmusik

Datei:Fraumusik Projekte worauf warten wir 01 Schriftgut Dok-ALV1-0027 PDF Dok-ALV1-0027 AFM Dokument Alvarez0033 00001 recto.jpg.png
Silvia Leonor Alvarez de la Fuente-Studentenausweis Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart 25. März 1985

Silvia Leonor Alvarez de la Fuente studierte Klavier und Schulmusik an der Staatlichen Musikhochschule Carlos López Buchardo in Buenos Aires sowie Komposition bei Fermina Casanova und Roberto García Morillo am Instituto Santa Ana in Buenos Aires. Ihre Ausbildung schloss sie am 24. April 1981 mit dem Titel Profesora Superior de Composición sowie am 21. Mai 1981 mit dem Titel Profesora Nacional de Música en la especialidad de Piano ab.[8]

Silvia Alvarez de la Fuente konnte als Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung (Institut für Begabtenförderung, Ausländerabteilung) ihre Studien in Deutschland vertiefen. 1985 übersiedelte sie nach Deutschland und studierte zu ihrer weiteren Fortbildung Komposition bei Milko Kelemen an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart. Am 28. Februar 1989 legte sie dort die Künstlerische Abschlussprüfung im Fach Komposition ab.[9]

Das Führen ihres akademischen Grades wurde vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg am 25. September 1991 mit folgendem Zusatz versehen: „Auf Grund des Gesetzes über die Führung akademischer Grade vom 07.06.1939 (RGB) erhält Frau Alvarez die Genehmigung, den am Instituto Santa Ana in Buenos Aires am 21. Mai 1981 erworbenen Grad Profesora Nacional de Música en la Especialidad de Piano in folgender Form in der Bundesrepublik Deutschland zu führen: Musiklehrerin im Fach Klavier (Profesora Nacional de Música en la especialidad de Piano) / Instituto Santa Ana Diese Genehmigung hat nur in Verbindung mit dem Original des Diploms Rechtsgültigkeit. Der Originalgrad darf nur in Verbindung mit dem Klammerzusatz geführt werden."[10]

Sprachkurse

Goethe-Institut/Buenos Aires/Stufe G4[11]

Goethe-Institut/Mannheim/Stufe M2[12]

Komponistin

Erste Kompositionen sind ab 1975 belegt, zumeist für kleinere Besetzungen wie Klavierlieder und Kammermusik. Silvia Alvarez schrieb Vokalwerke, Orchester- Ballett- und Kammermusik.. Silvia Alvarez war aktives Mitglied des Verbandes Argentinischer Komponisten (Asociación Argentina de Compositores) Buenos Aires seit dem 18. Dezember 1981. Sie erhielt 1992 einen Kompositionsauftrag des Heidelberger Festival Ensembles für PIECECITOS sowie 1996 einen Kompositionsauftrag des Diabelli - Trio für EVOCACION. Am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg war sie 1992 als Referentin für den Vortrag „Komponistinnen aus Brasilien und Argentinien“ eingeladen.[13] In der Zusammenarbeit mit Dietburg Spohr und dem Ensemble < belcanto> entstanden Kompositionen für Stimme solo und Vokalensemble (CUESTIONAMIENTOS, 1998 und STILLE LIEDER, 2001). Silvia Alvarez de la Fuente war eine expressive und hochsensible Klangsprache zu eigen. Ihre Schreibweise ist sowohl in ihren Briefen als auch den Partituren äußerst präzise, das Schriftbild künstlerisch. Die Komponistin fertigte vor der finalen Ausführungen Skizzen ihrer Partituren an. Der Qualität ihrer Werke sehr bewusst, verfasste sie, wohl für Vorträge, Projektionsfolien mit genauen Analysen der Akkordik und Rhythmik (übermäßige Dreiklänge, symmetrische Intervalle u. a.). Handschriftliche Notizen belegen eine akribische Rechenarbeit und Vorskizzierung der Werke. Sie schrieb neben den üblichen Orchesterinstrumenten auch die Verwendung spanisch-lateinamerikanischer Instrumente wie Gϋiro, Rainmaker, Ocean drum u.a. in ihren Werken vor. Der Einsatz von expressiven Tonsprüngen wie Septimen, Nonen, übermäßigen Quarten sowie Augmentationen und Seufzermotivik prägt ihre Kompositionen. In ihren Vokalwerken schreibt sie einen neben der Singstimme auch Schreie und geräuschhafte Effekte vor. Die Verarbeitung ihrer gegen Ende ihres Lebens zunehmenden psychotischen Zustände ist vorwiegend in den letzten Vokalwerken zu hören.

Lehrtätigkeit

Ab 1973 übte sie Lehrtätigkeiten im Bereich Musik in verschiedenen Fächern und Ausbildungsrichtungen an mehreren Institutionen in Argentinien aus. Von 1990 bis 1996 war Silvia Alvarez als Lehrkraft für Musikalische Früherziehung – Grundausbildung, Gehörbildung, Musiktheorie und Klavier an der freien Musikschule Stuttgart sowie freischaffend tätig. Von 1988 bis 1989 war sie als Tutorin in der Fachgruppe Musiktheorie an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart.[14] sowie 1992/93 als Korrepetitorin bei Dein Theater Stuttgart tätig.[15]

Nachlass

Der Nachlass der Komponistin wurde nach Silvia Leonor Alvarez de la Fuentes Tod im Jahr 2004 von Frau Dietburg Spohr aufbewahrt und geordnet. Das Archiv Frau und Musik in Frankfurt am Main erhielt von Dietburg Spohr den Nachlass der Komponistin als Depositum.[16] Der Nachlass in Form von Autographen, Musikkassetten, Briefen sowie persönlichen Dokumenten werden derzeit (Stand April 2021) im #WoraufWartenWir-Projekt des Digitalen Deutschen Frauenarchivs (DDF) digitalisiert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente legte einige Tage vor ihrem Tod handschriftlich fest, wie mit "meinen eigenen Kompositionen und Dokumenten" verfahren werden sollte.[17]

Auszeichnungen

Für die SONATA PARA CLARINETE Y PIANO erhielt Silvia Alvarez 1977 den Preis Floro Ugarte von der Staatlichen Musikhochschule Carlos López Buchardo Buenos Aires verliehen. Des Weiteren erhielt sie eine Ehrenvolle Erwähnung 1977, verliehen von der Gesellschaft für Kulturellen Ansporn Buenos Aires.

Werkverzeichnis

Kammermusik

Folgende Werke[18]

  • Preludios para piano (1975) UA 26. November 1982, Teatro Colon Buenos Aires Salón Dorado
  • Canciones para Soprano y piano (1975) UA Teatro Colon Buenos Aires Salón Dorado
  • Variaciones para piano (1976) UA 09. April 1977, Staatliche Musikhochschule Carlos López Buchardo Buenos Aires
  • Sonata para piano (1976) UA 30. September 1978, Staatliche Musikhochschule Carlos Lopez Buchardo Acto del ciclo académico Buenos Aires
  • Sonata para clarinete y piano (1977) UA 19. November 1977, Staatliche Musikhochschule Carlos Lopez Buchardo Acto del ciclo académico Buenos Aires
  • Suite para trio de cañas (1978) UA 11. September 1979, Casa Amèrica/Conservatorio Argentinos Buenos Aires/Radio Nacional Buenos Aires
  • Cuarteto de cuerdas (1978) ohne Aufführungsnachweis
  • Sonata para Violoncello y Piano (1981) UA 24.Oktober 1988, Centro Argentino Ingeniero/ Asociación Argentina de Compositores Buenos Aires
  • Sonatina für Flöte (1985) ohne Aufführungsnachweis
  • Sonate für Geige und Klavier (1986) UA 29.Januar 1987, Staatliche Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart
  • Tres Poemas für Sopran und Klavier (1986) UA 18. Februar 1987, Studio Landesgirokasse Stuttgart
  • Drei Lieder für Sopran und Klavier (Transkription für Alt und Klavier) UA 29. Oktober 1988, Castelginest/Frankreich
  • Tiempo y Sueño Kammerchor, Klarinette, Schlagzeug, Klavier und Streichquartett (1988) UA 28. Januar 1988, Studio Landesgirokasse Stuttgart
  • Jugando Kinderlieder für Alt und Streichquartett (1988) UA 26. Januar 1989, Studio Landesgirokasse Stuttgart (Musica Nova)
  • Collage für vier Hörner (1990) UA 18. November 1995, Musik der Jahrhunderte (Noise)[19]
  • Opus 1 für Flöte und Tonband (1991) UA 23. Juni 1991, Studio Landesgirokasse Stuttgart (Musica Nova)
  • Piececitos für Alt, Flöte, Klavier, Tonband und Schlagzeug (1992) UA Workshopkonzert 7. Februar 1993, Odeon/Sindelfingen
  • Evocación für Flöte, Gitarre und Bratsche (1996) UA 3. März 1996, Studio Landesgirokasse Stuttgart
  • Cuestionamientos/Fragenerörterungen für drei Frauenstimmen (1998) UA 2000 Frankfurt am Main/Festeburgkirche[20]
  • Stille Lieder für Stimme solo und Ocean drum (2001) UA 12. April 2002, Frankfurt am Main/Zauberberg[21]

Orchesterwerke

Folgende Werke[22]

  • Cinco piezas para orquestra (1979), ohne Aufführungsnachweis
  • O Navis - Cantata para coro mixto y orquestra (1981), ohne Aufführungsnachweis
  • Aus der Dunkelheit - Ballett für großes Orchester (1988), Uraufführung der Klavierfassung 1988 in einer Einspielung mit Silvia Alvarez

Diskographie

Diverse Mitschnitte, unveröffentlicht[23]

  • MC (Mitschnitte) MC-K alv 2 Piececitos (1992) SDR-Kommentar Heidelberger Herbst 1992[24]
  • MC (Mitschnitt) MC-K alv 13 Collage für vier Hörner (1990)– Sendung am Di., 12.3.96 um 19.05, SDR Kultur, Stuttgarter Hornquartett
  • CD 25 Plus – Piano solo – Klaviermusik aus aller Welt von 27 Komponistinnen/Piano Music by 27 women composers Salto Records International SAL 7015 LC 01986


Einzelnachweise

  1. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente: Nachlass. In: https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir. Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, 2020, abgerufen am 4. März 2021.
  2. [https://www.dilsberg.de/66-kultur/menschlich/623-sperber-roswitha.html Roswitha Sperber]
  3. Archiv Frau und Musik
  4. Dietburg Spohr: Ensemble Belcanto Dietburg Spohr. In: https://www.belcanto-spohr.de/repertoire. Dietburg Spohr, September 2019, abgerufen am 5. März 2021.
  5. Archiv Frau und Musik Frankfurt, Nachlass
  6. Stadt Esslingen am Neckar, Grünflächenamt
  7. Dietburg Spohr: Ensemble <belcanto> Dietburg Spohr. In: https://www.belcanto-spohr.de. Dietburg Spohr, 2019, abgerufen am 9. März 2021.
  8. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir
  9. Staatliche Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart
  10. Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg, 1991
  11. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir
  12. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir
  13. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir
  14. Staatliche Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart
  15. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir
  16. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir
  17. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir
  18. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, www.archiv-frau-musik.de
  19. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Aufzeichnungen im Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, https://www.archiv-frau-musik.de/woraufwartenwir
  20. Ensemble <belcanto> Dietburg Spohr- Frankfurt
  21. Ensemble <belcanto> Dietburg Spohr- Frankfurt
  22. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main, www.archiv-frau-musik.de
  23. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main
  24. Silvia Leonor Alvarez de la Fuente, Nachlass, Archiv Frau und Musik Frankfurt am Main