Bezeichnung für eine weiterentwickelte Form der Oberstufe, bei der ein Leistungskurs und ein Grundkurs miteinander gekoppelt sind.
Einführung
Seitdem 1972 beschlossen wurde, für die gymnasiale Oberstufe in Deutschland ein Kurssystem einzuführen, hat es - insbesondere in den letzten Jahren - zahlreiche Versuche gegeben, dieses System weiterzuentwickeln. In der Tendenz führt dies zu einer Einschränkung der anfangs sehr weitreichenden Wahlmöglichkeiten für die Schüler. Zu diesen Weiterentwicklungen gehört auch die sogenannte Profiloberstufe, bei denen (mindestens) ein Leistungskurs und (mindestens) ein Grundkurs miteinander gekoppelt sind und ein Profil bilden. Die dabei entstehenden festen Lerngruppen straffen die heterogene Kurslandschaft der Oberstufe.
Zur Geschichte
In Hamburg gab es 1993-99 einen wissenschaftlich begleiteten Schulversuch zur Profiloberstufe an der Max-Brauer-Schule. Dort werden heute, gut zehn Jahre nach Beginn dieses Versuchs, folgende Profile angeboten (die Leistungskurse sind in Großbuchstaben genannt):
- Profil Umwelt: BIOLOGIE - ERDKUNDE - Religion - Physik (2 Semester) - Mathematik (2 Semester)
- Profil Kommunikation: DEUTSCH - KUNST - Philosophie - Informatik - Mathematik (Prüfungsfach)
- Profil Sprachen- und Kulturenvielfalt: ENGLISCH oder SPANISCH - GESCHICHTE - Musik - Religion
Beschlossen ist die flächendeckende Einführung der Profiloberstufe zum Schuljahr 2004/05 in Bremen und Nordrhein-Westfalen; in Niedersachsen befindet sich diese Einführung noch im Planungsstadium.
Beispiele
Beispiele für Profiloberstufen in Bremen:
1. Altes Gymnasium
- The World is our stage: ENGLISCH – Darstellendes Spiel – Politik
- Die Weltsprachen Französisch und Spanisch: FRANZÖSISCH – Spanisch (Anf.) – Geschichte
- Kunst, Literatur und Gesellschaft: KUNST – Deutsch – Geschichte
- Wissenschaftliche und religiöse Welterklärung: GESCHICHTE – Religion – Mathematik
- Modell und Umwelt: MATHEMATIK – Informatik – Geographie
- Natur und Umwelt: BIOLOGIE – Mathematik – Geographie
(zweiter Leistungskurs: Deutsch, Englisch, Latein, Musik, Physik, Chemie, Biologie, Geographie)
2. Schulzentrum Blumenthal
- A: Sprache und Kultur: DEUTSCH – Kunst – Biologie
- B: Erziehung und Gesellschaft: PÄDAGOGIK – Geschichte/Politik – Mathematik
- C: Modell und Wirklichkeit: MATHEMATIK – Physik – Deutsch
- D: Umwelt und Natur: BIOLOGIE – Chemie – Englisch
- E: Sport und Gesundheit: SPORT – Pädagogik – Ernährungslehre
Zu den genannten Fächern treten jeweils ein zweiter Leistungskurs sowie eine Reihe von Grundkursen.
Beispiele für Profiloberstufen in Nordrhein-Westfalen:
1. Heinrich-Böll-Gesamtschule Oberhausen
- Kulturgeschichte als Orientierung für Gegenwart und Zukunft: DEUTSCH – Kunst
- Die Wirtschaftswelt wird zunehmend internationaler: ENGLISCH – Sozialwissenschaften
- Die Naturwissenschaften entwickeln sich international vernetzt: BIOLOGIE – Englisch
2. Käthe-Kollwitz-Gesamtschule Grevenrboich
- Profil Kultur: DEUTSCH – Kunst
- Profil Umwelt: BIOLOGIE – Erdkunde
- Profil Kosmos: PHYSIK – Philosophie
3. Josef-Beuys-Gesamtschule Düsseldorf
- Profil Sprache und Gestaltung: DEUTSCH – Kunst
- Profil Natur und Gesellschaft: BIOLOGIE – Sozialwissenschaften
Zu den genannten Fächern treten jeweils ein zweiter Leistungskurs sowie eine Reihe von Grundkursen.
Folgen
Die Einführung von Profiloberstufen stellt eine Rationalisierungsmaßnahme dar, mit der Ressourcen gebündelt und fächerübergreifendes Arbeiten erleichtert werden soll, da der Schüler nun einen bestimmten Themenkomplex aus verschiedenen Perspektiven beleuchten kann, allerdings auf Kosten einer Einschränkung seiner Wahlmöglichkeiten z.T. schon in der Einführungsphase der Oberstufe (also vor der eigentlichen Kursstufe).
Vergleich mit Entwicklungen in anderen Ländern
Die Einrichtung von Profilen, die den verschiedenen Neigungen der Schüler möglichst entsprechen sollen (literarisch-sprachlich-künstlerisch, gesellschaftswissenschaftlich, mathematisch-naturwissenschaftlich) erinnern an das ebenfalls in Profilen (séries) organisierte System der Oberstufe in Frankreich, wo sich der Schüler zwischen der série littéraire (literarisches Profil), der série économique et sociale (wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Profil) und série scientifique (naturwissenschaftliches Profil) entscheiden muß. Mit diesem einfachen System wurde 1993 das nach dem 2. Weltkrieg entstandene System verschiedenster Profile radikal vereinfacht. Genau diese Vereinfachung ist auch der Grund für die Einführung der Profiloberstufe in mehreren deutschen Bundesländern.
Eine gegenläufige Tendenz ist dagegen in der Schweiz festzustellen, wo 1995 beschlossen wurde, die bislang üblichen Profile zugunsten eines Wahlfachsystems abzuschaffen.
(Mark Möst)
Links
Schulen
Altes Gymnasium Bremen [[1]]
Heinrich-Böll-Gymnasium Oberhausen [[2]]
Josef-Beuys-Gesamtschule Düsseldorf (Infos zur Profiloberstufe) [[3]]
Käthe-Kollwitz-Gesamtschule Grevenbroich [[4]]
Max-Brauer-Schule Hamburg [[5]]
Schulzentrum Blumenthal Bremen - Gymnasium Eggestedter Straße [[6]]
Kultusministerien
Behörde für Bildung und Sport Hamburg [[7]]
Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen [[8]]
Senator für Bildung und Wissenschaft Bremen [[9]]