Weighted Average Cost of Capital

Ansatz zur Bewvon Unternehmen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. September 2006 um 17:32 Uhr durch FutureValue (Diskussion | Beiträge) (Problematik des WACC vorerst entfernt, Gespräch mit Herrn Löffler). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Weighted Average Cost of Capital (WACC) (deutsch Gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten) bezeichnet einen zu den Discounted-Cash-Flow-Verfahren der Unternehmensbewertung gehörenden Ansatz.

Die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten werden von vielen Unternehmen verwendet, um den Diskontzinssatz in Investitionsprojekten zu bestimmen. Der WACC-Kapitalkostensatz gibt hierzu eine wirtschaftlich vernünftige Mindestrendite vor.

Firmen finanzieren sich über zwei Quellen (die Kapitalstruktur): Eigenkapital und Fremdkapital (Verschuldung in Form von z. B. Anleihen, Bankkrediten etc.). Der WACC-Satz entspricht dem kapitalgewichteten Durchschnitt der verschiedenen Zinssätze und Mindestrenditen.

Überblick

Der Sinn der Discounted Cash Flow Verfahren besteht in einer genauen (quantitativen) Bestimmung des Steuervorteiles aus einer anteiligen Fremdfinanzierung. Jetzt hängt die Höhe des Steuervorteiles von der Finanzierungspolitik des Unternehmens ab. In vielen Fällen wird nur eine Unternehmenssteuer (also beispielsweise eine Körperschaftsteuer oder Gewerbesteuer) unterstellt, eine Besteuerung der Anteilseigner wird vernachlässigt.

Wird nun weiterhin angenommen, dass das Unternehmen eine so genannte marktwertorientierte Finanzierung betreibt (bei einer marktwertorientierten Finanzierung wird bereits heute die zukünftige Fremdkapitalquote, also das Verhältnis von Fremdkapital zu Aktienwert, in der gesamten Zukunft exakt vorgegeben, Abweichungen oder andere Unsicherheiten werden ausgeschlossen), dann bietet sich die Verwendung des WACC-Ansatzes (Weighted Average Cost of Capital) an. Die Verwendung des WACC-Ansatzes ist an die Voraussetzung einer marktwertorientierten Finanzierung gebunden - wird das Unternehmen anders als marktwertorientiert finanziert, dann wird der korrekte Unternehmenswert nicht mit dem WACC-Wert übereinstimmen.

Neben dem WACC-Ansatz kann man ebenfalls den TCF-Zugang oder die FTE-Gleichung verwenden. Alle drei Verfahren führen zum gleichen Unternehmenswert. Welche der drei Methoden man verwendet richtet sich danach, welche Informationen der Bewerter besitzt. Beim WACC-Verfahren wird angenommen, dass der Bewerter die erwarteten Cashflows des unverschuldeten Unternehmens und außerdem die gewichteten Kapitalkosten des verschuldeten Unternehmens kennt. Sowohl das FTE- wie auch das TCF-Verfahren treffen andere Annahmen hinsichtlich dieser Informationen.


Berechnung der WACC

Die WACC sind definiert als:

 

wobei

 


unter Verwendung der folgenden Symbole:


Symbol Bedeutung Einheit
  weighted average cost of capital %
  Verzinsungsanspruch der Eigenkapitalgeber (risikolose Kapitalanleihe + Risikoprämie, siehe auch CAPM) %
  Erforderliche oder erwartete Fremdkapitalverzinsung, oder Fremdkapitalkosten %
  Unternehmenssteuerrate %
  Summe der Schulden und Leasingverbindlichkeiten $ or € or £
  Marktwert der Aktien und aktienähnlichen Papiere $ or € or £
  Insgesamt investiertes Kapital unter Annahme der Unternehmensfortführung $ or € or £


Diese Gleichung beschreibt die Situation mit homogenem Aktien- und Fremdkapital. Wenn das Kapital z. B. zusätzlich bevorzugtes Aktienkapital enthält mit einem anderen Kurswert (z. B. Namensaktien mit anderem Nennwert, Kurs aber gleicher Stimmenzahl) muss die Formel für jede solche zusätzliche Kapitalklasse um einen Term erweitert werden.

Bewertungseffekt der Steuern

Die Ökonomen Merton Miller und Franco Modigliani haben in ihren Theoremen gezeigt, dass in einer perfekten Volkswirtschaft (insbesondere ohne Steuern) der Unternehmenswert unabhängig vom Verschuldungsgrad ist. Da aber viele Regierungen einen Abzug der Fremdkapitalzinsen von der Steuerbasis erlauben, schafft dies eine Neigung zur Fremdfinanzierung.

Wert des verschuldeten Unternehmens

 

mit:

  •   Wert des verschuldeten Unternehmens
  •   gewichtete Kapitalkosten des verschuldeten Unternehmens im Zeitpunkt t
  •   erwartete Cashflows des unverschuldeten Unternehmens im Zeitpunkt t

Das WACC-Verfahren setzt (im Gegensatz zur landläufigen Meinung) nicht die Konstanz der Kapitalstruktur voraus. Die gewichteten Kapitalkosten können mit so genannten Anpassungsformeln von Miles-Ezzel oder Modigliani-Miller aus den Eigen- und Fremdkapitalkosten des verschuldeten Unternehmens berechnet werden.

  • WACC erklärt in Manalex Management Lexikon
  • Wissenschaftliche Literatur zum Thema WACC und Unternehmensbewertung
  • Brennan M., Torous W.: “Individual Decision-Making and Investor Welfare”, in: Economic notes 1999, Heft 28(2), S. 119-143.
  • Froot, K.; Scharfstein, D.; Stein, J.: A Framework for Risk Management, in: Harvard Business Review 1994, Nov.-Dez., S. 91-102.
  • Gleißner, W.: FutureValue – 12 Module für eine wertorientierte strategische Unternehmensführung, Wiesbaden 2004, S. 318-325, ISBN 3 409 11698 2.
  • Gleißner, W.: Kapitalkosten: Der Schwachpunkt bei der Unternehmensbewertung und im wertorientierten Management, in: Finanzbetrieb 2005, Heft 4, Seite 217-229.
  • Haugen, R. A.: Inefficient Stock Markets, Prentice Hall 2002.
  • Hering, T.: Finanzwirtschaftliche Unternehmensbewertung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden 1999, ISBN: 3 824 47044 6.
  • Kerins F.; Smith J.K.; Smith R.: “Opportunity Cost of Capital for Venture Capital Investors and Entrepreneurs”, in: Journal of financial and quantitative analysis 2004, Vol. 39, No. 2, S. 385-405.
  • M. Miller und F. Modigliani: Corporate income taxes and the cost of capital: a correction. American Economic Review, 48 (1963), S. 261-297.
  • J. Miles und J. Ezzell: The weighted average cost of capital, perfect capital markets and project life: a clarification. Journal of Financial and Quantitative Analysis, 15 (1980), S. 719-730.
  • Myers, S.; Majluf, N. S.: Corporate Financing and Investment Decisions when Firms have Information that Investors Do Not Have, in: Journal of Financial Economics 1984, Vol. 13, S. 187-221.
  • Shleifer, A.: Inefficient Markets: An Introduction to Behavioral Finance, Oxford University Press, Oxford 2000.