Vorlage:Infobox Stadt in der Ukraine

Charkiw (ukrainisch Харків, russisch: Харькoв, Charkow) ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Sie befindet sich im Nordosten des Landes und ist ein wichtiges Industriezentrum (Elektro-, Nahrungsmittel-, chemische Industrie; Maschinen- und Schienenfahrzeugbau), kultureller Mittelpunkt des Gebietes mit Universität, Hochschulen, Theater, Museen und Verkehrsknotenpunkt (Flughafen, Eisenbahn, U-Bahn).
Geschichte
Der Name der Stadt soll auf Sharukan (Sharuk-Khan) zurückgehen, eine ursprünglich am selben Platz gelegene Hauptstadt der Kumanen, die aber bereits nach dem Mongolensturm 1223 bzw. endgültig 1238 verfiel.
Das heutige Charkiw wurde im Jahre 1656 von ukrainischen Kosaken gegründet. Der Name der Stadt geht auf den legendären Gründer Kosak Charko. Sie war ursprünglich eine Festung zur Verteidigung der Südgrenzen des Russischen Reiches. Ihre Einwohner waren hauptsächlich Soldaten, die die Stadt vor den Überfällen der Tataren schützten und sich in friedlichen Zeiten mit Handwerk und Ackerbau befassten. Am Ende des 18. Jahrhunderts verlor die Stadt ihre Bedeutung als Festung und wurde 1765 Verwaltungszentrum eines Gouvernements.
Im Zusammenhang mit dem Bau von Eisenbahnen und dem Beginn der Gewinnung von Kohle und Eisenerz in der Ukraine wurde Charkiw Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum. Während des Bürgerkriegs 1917 bis 1920 kam es in der Stadt zu schweren Kämpfen zwischen Oppositionskräften.
Im Januar 1918 tagte in Charkiw der erste ukrainische Sowjetkongress, der die Ukraine zur Sowjetrepublik ausrief und Charkiw zu ihrer ersten Hauptstadt erklärte. 1934 wurde die Hauptstadt nach Kiew verlegt. Im Zweiten Weltkrieg war Charkiw heftig umkämpft. Im Oktober 1941 wurde die viertgrößte Stadt der Sowjetunion von deutschen Truppen erobert, im Mai 1942 scheiterte ein sowjetischer Rückeroberungsversuch (Schlacht bei Charkow). Im Februar 1943 befreiten Sowjets die Stadt zwar kurzzeitig, doch schon im März 1943 fiel sie erneut. Dabei wurden große Teile der Stadt durch die deutsche Wehrmacht zerstört. Erst nach der Schlacht bei Kursk wurde die Stadt im August 1943 endgültig befreit.
Sehenswürdigkeiten
Zu den ältesten Baudenkmälern von Charkiw gehört die steinerne Kathedrale des Maria-Schutz-Klosters aus dem Jahre 1689. Hier verquicken sich die Gepflogenheiten des russischen Sakralbaus mit einer Komposition, die für die ukrainischen dreikuppeligen Holzkirchen typisch ist. Es gibt weitere Bauwerke vom Ende des 18. Jahrhunderts, so die 1771 erbaute Maria-Entschlafens-Kirche und den einstigen Katherinenpalast, der heute als Hochschule fungiert. Das prächtige neoklassizistische Theater ist ein Werk des berühmten russischen Architekten Konstantin Andrejewitsch Thon.
Charakteristisch für das Stadtzentrum von Charkiw ist der mit über elf Hektar Fläche zwischen 1920 und 1930 entstandene größte Platz Europas und einer der größten der Welt. Markante Gebäude an diesem Platz sind das „Dershprom“ (Haus der Staatlichen Industrie) und die Universität.
Die vielen Theater und zahlreichen Museen in der Stadt vermitteln einen Einblick in die ukrainische darstellende und bildende Kunst. Hervorzuheben sind das Historische Museum und das Museum für bildende Künste.
Die Bevölkerung der Stadt spricht mehrheitlich Russisch als Muttersprache, wobei das Ukrainische nach und nach wieder zum Volk findet.
Verkehr
Die Stadt ist Ausgangspunkt zahlreicher nationaler und internationaler Bahnverbindungen und besitzt zwei Rangierbahnhöfe (Charkiv-Sort. und Osnova). Den innerörtlichen Verkehr übernehmen die Metro (siehe Metro Charkiw), Obuslinien und die Straßenbahn. Zudem existiert noch eine rund 1,4 Kilometer lange Standseilbahn (siehe Standseilbahn Charkiw) zwischen dem Zentrum und dem Wohnviertel Pawlowe Pole.
Hochschulen
- Nationale N.J. Schukowski-Raumfahrtuniversität Charkiw Luftfahrtinstitut Charkiw
Söhne und Töchter der Stadt
- Sergej Eduardowitsch Bortkiewicz, Komponist
- Dawid Dawidowitsch Burljuk, russisch-amerikanischer Künstler
- A. M. Cassandre, Grafikdesigner, Typograf, Maler, Bühnenbildner und Lehrer
- Vladimir Drinfeld, Mathematiker
- Walentina Stepanowna Grisodubowa, sowjetische Fliegerin und Offizier (Oberst)
- Mikhail Gurevich, zunächst belgischer, jetzt türkischer Schachmeister
- Theodor Hetzer, deutscher Kunsthistoriker
- Wladimir Kaluchin, Europameister im Fernschach
- Simon Smith Kuznets, US-amerikanischer Ökonom und Nobelpreisträger
- Jewgeni Michailowitsch Lifschitz, Physiker
- Tamara Press, Kugelstoßerin und Diskuswerferin
- Irina Press, ehemalige sowjetische Leichtathletin der 1960er Jahre
- Alexander Siloti, Pianist, Komponist und Dirigent
- Pjotr Petrowitsch Sokalski, Komponist und Musikwissenschaftler
- Jura Soyfer, politischer Schriftsteller Österreichs
- Otto von Struve, russisch-amerikanischer Astronom deutscher Abstammung
- Mark Jewgenjewitsch Taimanow, Schachspieler
- Nikolai Alexandrowitsch Tichonow, Vorsitzender des Ministerrats der Sowjetunion
- Wladimir Wladimirowitsch Wasjutin, ehemaliger sowjetischer Kosmonaut ukrainischer Nationalität