Nenngröße 0
Die Nenngröße 0 (gesprochen: Nenngröße Null), in England und Nordamerika auch unter dem Begriff 7 mm scale gängig, ist eine in den Normen Europäischer Modellbahnen (NEM), den Normen des British Railway Modelling Standards Bureau (BRMSB) und den Normen der National Model Railroad Association (NMRA) festgelegte Baugröße für Modelleisenbahnen. Die Normalspur mit einer Vorbild-Spurweite von 1435 mm weist dabei eine Modell-Spurweite von 32 mm auf und wird umgangssprachlich als Spur 0 bezeichnet. Der Maßstab unterscheidet sich geschichtlich bedingt in den verschiedenen Regionen: In Kontinentaleuropa beträgt er meist 1:45, in England und Frankreich 1:43,5 und in Nordamerika 1:48.


Geschichte
Entwicklung der Marktstellung
Die Nenngröße 0 für Modelleisenbahnen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt. Sie löste die Nenngröße I als meistverwendete Größe ab, weil der Platzbedarf geringer und die Modelle (auch dank der aufkommenden industriellen Großserienfertigung) billiger wurden. Die Nenngröße 0 wurde so zur zweiten dominierenden Nenngröße der Modellbahngeschichte. In den 1950er und 1960er Jahren wurde sie von der Nenngröße H0 aus dieser Rolle verdrängt.
Marktstellung heute
In Europa sind heute Modelle der Nenngröße 0 vorwiegend bei Modelleisenbahnbauern und in Ausstellungen zu finden, etwa als Fahrzeugmodelle in Museen, als Dioramen, Modul- oder Vereinsanlagen. In jüngerer Zeit hat der Maßstab auch bei den Anhängern von historischen Modellen, die vorwiegend aus Weißblech (Tinplate) hergestellt sind, wieder eine gewisse Verbreitung gefunden. Modelle und Zubehör werden noch immer hergestellt, sei es als Nachbildungen (Replikate) oder als Neukonstruktionen.
Auch in den USA und Kanada ist die Nenngröße 0 weit verbreitet.
Ab 2007 begann Lenz Elektronik, Spur-0-Gleise und Fahrzeugmodelle nach deutschen Vorbildern in Großserientechnik herzustellen. Das hat eine Renaissance der Spur 0 in Deutschland ausgelöst. In den letzten Jahren sind diesbezüglich bekannte Hersteller dazugekommen: Brawa, Busch, MBW, Viessmann und andere. Popularität und Marktanteil sind gewachsen. Man findet Spur-0-Modelle in immer mehr Modellbahnläden; auch die Fachpresse bringt vermehrt Artikel über Spur 0. Spur 0 hat sich inzwischen in Deutschland, wo die Stellung im Vergleich zu anderen Nationen wegen der Verbreitung der Spur 1 (Märklin) jahrzehntelang schwach war, wieder einen Nischenmarkt neben der Spur 1 erarbeitet.
Spurweiten
Kontinentaleuropa
Folgende Modell-Spurweiten sind für den Maßstab 1:43,5 und 1:45 in den Normen Europäischer Modellbahnen (NEM) festgelegt:
Spur | Bezeichnung | Modell-Spurweite | Vorbild-Spurweite (Auswahl) | Verwendung der Vorbild-Spurweiten |
---|---|---|---|---|
0 | Normalspur | 32 mm | 1435 mm | von 1250 mm bis 1700 mm |
0m | Meterspur | 22,2[1] sowie 22,5 mm[2] | 1000 mm | von 850 mm bis < 1250 mm |
0e | Schmalspur | 16,5 mm | 750 mm, 760 mm und 800 mm | von 650 mm bis < 850 mm |
0i (0f) | Feldbahn | 12 mm | 500 mm und 600 mm | von 400 mm bis < 650 mm |
0p | Parkbahn | 9 mm | 381 mm | von 300 mm bis < 400 mm |
Großbritannien
Folgende Modell-Spurweiten sind für den Maßstab 1:43,5 in den British Railway Modelling Standards Bureau (BRMSB) festgelegt:
Spur | Bezeichnung | Modell-Spurweite | Vorbild-Spurweite |
---|---|---|---|
0 | Normalspur | 32 mm | 1435 mm (4 Fuß 8½ Zoll) |
0-22,5 | Kapspur | 22,5 mm | 1067 mm (3½ Fuß) |
0-18 | Schmalspur | 18 mm | 762 mm (2½ Fuß) |
0-16,5 | Schmalspur | 16,5 mm | 686 mm und 711 mm (2¼ und 2⅓ Fuß) |
0-14 | Schmalspur | 14 mm | 610 mm (2 Fuß) |
Nordamerika
Folgende Spurweiten im Maßstab 1:48 wurden durch die National Model Railroad Association (NMRA) festgelegt:
Spur | Bezeichnung | Modell-Spurweite | Vorbild-Spurweite |
---|---|---|---|
0 | Normalspur | 32 mm | 1435 mm (4 Fuß 8½ Zoll) |
0n3 | Schmalspur | 19,1 mm | 914 mm (3 Fuß) |
0n30 (0n2½) | Schmalspur | 16,5 mm | 762 mm (2½ Fuß bzw. 30 Zoll) |
0n2 | Schmalspur | 12,7 mm | 610 mm (2 Fuß) |
Gleissysteme der Spur 0
Hauptartikel: Gleissysteme der Spur H0
Ähnlich wie bei Spur H0 existieren heute auch für Spur 0 drei elektrische Gleissysteme: Das Zweileiter-, das Dreileiter- und das Mittelleiter-Gleissystem. Auch hier werden heute vorwiegend das Zweileiter-Gleissystem und das Mittelleiter-System verwendet, mit Wechsel- oder Gleichstrom, zunehmend auch im Digitalbetrieb. Beim Betrieb mit Uhrwerkmotoren und Dampf können elektrisch nicht getrennte Gleise oder solche aus Kunststoff verwendet werden.
In Nordamerika hat Lionel eine gewisse Marktstellung.[3] Dort wird bis heute der Mittelleiter durch eine dritte durchgehende Schiene gebildet.
Um Modelle verschiedener elektrischer Konstruktion auf einer Anlage betreiben zu können, wird manchmal auch ein umschaltbares Dreileiter-Gleissystem verwendet.
Verbreitet sind vergleichsweise grobe Schienensysteme der Firmen M.T.H. und Atlas aus USA. Näher am Vorbild und ebenso weit verbreitet sind die Gleise der britischen Firma Peco mit der Nachbildung englischer Schienenbefestigungen mit Schienenstühlen. Im deutschsprachigen Raum ist das Gleissystem der Firma Lenz in den letzten Jahren für Heimanlagen und Modulanlagen populär geworden. Daneben bieten zahlreiche Kleinserienhersteller Selbstbaugleise und Weichen mit Holzschwellen mit sehr hoher Vorbildtreue an.
Maßstababweichungen
Geschichtlich bedingt sind die Maßstäbe für die Nenngröße 0 unterschiedlich. So beträgt der Maßstab in den Ländern Kontinentaleuropas 1:45 (errechnet aus der Spur des Vorbildes 1435 mm dividiert durch die 32 mm der Modellspurweite). In Großbritannien ist der Maßstab 1:43,5 üblich, errechnet aus 7 mm im Modell entsprechen einem Fuß (304,8 mm) des Vorbildes. In Nordamerika ist ein Maßstab von 1:48 üblich, errechnet aus 1/4 Inch (6,35 mm) im Model entspricht einem Fuß (304,8 mm) des Vorbildes.
Natürlich wirken die Modelle nach gleichen Vorbildern im Maßstab 1:43,5 wuchtiger als die im Maßstab 1:45 oder 1:48.
Bedeutsam ist heute bei der Nenngröße 0 auch der Stellenwert von Modellautos im weit verbreiteten Maßstab von 1:43. Zu den 1:48er Bahnmodellen passt auch der Maßstab 1:50, in dem überwiegend LKW und Baufahrzeuge erhältlich sind.
Hersteller
Modelle und Zubehör der Spur 0 wurden in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich von Märklin, Bing, Kraus Fandor und Karl Bub hergestellt, ab 1946 bot auch Konrad Dressler einfache Modelle an. 1949 kam Fleischmann hinzu, der als wesentliche Neuerung auf den Mittelleiter verzichtete und im Gegensatz zu Märklin wesentlich weniger Lokomotiven mit Uhrwerkantrieb anbot. In der Schweiz waren Buco und HAG bekannte Hersteller in der Spur 0. Modelle und Zubehör der Spur 0 fertigten in der DDR die Metallwarenfabrik Stadtilm und Zeuke & Wegwerth. Die Formen von Pola waren bei verschiedenen Herstellern im Einsatz und werden teils heute noch verwendet. Da die Detaillierung den damals von Ende der 1960er- bis Anfang der 1990er-Jahre in großen Stückzahlen produzierten Modellen von Lima und Jouef für die Spur H0 entsprach, waren die Preise im Vergleich zu Produkten von Kleinserienherstellern entsprechend günstig.
Bereits Mitte der 1930er-Jahre waren industriell gefertigte Schmalspurmodelle für die Spur 0e erhältlich. Erst produzierte Billerbahn entsprechende Modelle, dann von 1970 bis 1972 vertrieb Märklin unter dem Namen Märklin-Minex Schmalspurmodelle, später folgte Fleischmann unter dem Namen Fleischmann Magic-Train. Während Billerbahn ein eigenes Feldbahngleissystem anbot, vertrieben Märklin und Fleischmann ihre Schmalspurfahrzeuge mit ihrem Gleissystem der Spur H0, das mit 16,5 mm dieselbe Modellspurweite hat wie die Spur 0e.
Kurzzeitig in den 1980er- und 1990er-Jahren war auch die Spur 0m im Alpenraum populär, nachdem UTZ ein vollständiges Alpenbahnprogramm zu günstigen Preisen initiierte. Nach dem Verkauf der entsprechenden Produktsparte, verbunden mit der Auslagerung der Produktion, sank der Marktanteil aber wieder deutlich.
Heute bieten zahlreiche Hersteller Rollmaterial, Gleismaterial und Zubehör für die Nenngröße 0 an. Während Fleischmann die Produktion der Fleischmann Magic-Train Fahrzeuge für die Spur 0e zwischenzeitlich wieder aufgegeben hat, haben die Produkte von Peco für die Spur 0-16,5 und Bachmann für die Spur 0n30 eine größere Verbreitung gefunden (beide mit der Modellspurweite von 16,5 mm, entsprechend der Spur H0).
Bezüglich der Spur 0 traten zudem Ende der 2000er-Jahre in Europa neu Brawa und Lenz Elektronik als Großserienhersteller mit entsprechenden Produkten am Markt auf.
Bezeichnungen
In Nordamerika, teilweise auch in England, wird für die Bezeichnung der Nenngröße oder der Spur vielfach der Buchstabe O statt der Zahl 0 verwendet. In den USA ist auch die Bezeichnung 1/4 inch scale und in Großbritannien der Ausdruck 7 mm gauge üblich.
In England ist die Bezeichnung für die Schmalspurbahnen uneinheitlich. In diesem Artikel wird die Schreibweise einheitlich wie folgt angewendet: 0 für die Nenngröße Minuszeichen für die Trennung zur Modell-Spurweite, Komma als Trennzeichen der Dezimalstelle in der Zahl der Modellspurweite. Beispiel: 0-16,5.
Literatur
- Volker Kutschera: Kleine Bahn auf großer Fahrt: Spielzeugeisenbahnen der Spur 0. Edition Ellert & Richter, Hamburg 1996, ISBN 3-89234-684-4.
Weblinks
- Internationale Arbeitsgemeinschaft Modellbahnbau der Spur 0 – Arbeitsgemeinschaft (Verein) und Herausgeber einer Deutschsprachigen Zeitschrift für die Nenngröße 0
- Spur Null Magazin – Deutschsprachige Zeitschrift für die Nenngröße 0
- Online-Katalog und Enzyklopädie rund um die Alte Spur 0 der Fa. Märklin aus Göppingen
Einzelnachweise
- ↑ Alle Hersteller von 0m-Bahnen und die Fremo-Normen verwenden für 0m die Spurweite 22,2 mm, die sich aus dem Maßstab 1:45 ergibt.
- ↑ www.morop.org Normen Europäischer Modellbahnen, NEM 010, Ausgabe 2011 (PDF; 30 kB) Abruf am 10. Oktober 2012
- ↑ Website von Lionel (Modelleisenbahn Hersteller) und Lionel Fan Seite ( vom 25. Februar 2011 im Internet Archive)