Seemannschaft
Unter Seemannschaft versteht man die Fertigkeiten, die ein Seemann zur praktischen Handhabung eines Schiffes beherrschen muss. Die Anforderungen an den Seemann sind sehr vielseitig. Insbesondere die an den verantwortlichen Schiffsführer:
- Manöver (Anlegen, Ablegen, Ankern, Segelmanöver wie reffen, wenden oder halsen und Manöver unter Motor).
- Nautisches Wissen und Können
- Umgang mit Sicherheitsausrüstung (Rettungsinsel, Lifebelt, Signalraketen, Feuerlöscher)
- Knotenkunde: Knoten, Spleißen und Takeln
- Segelführung: Umgang mit Leinen, Taljen und Segeln, Segeltrimm
- Navigation
- Seefunk
- Erste Hilfe und Medizin
- Wetterkunde, Wetterbeobachtung und -vorhersage
- Mannschaftsführung
- Törnplanung
- Kochen und Vorratshaltung
- Verhalten in Seenotfällen
- Mann-über-Bord-Manöver (Bergung und Rettung)
- Abdichten von Lecks
- Feuer an Bord
- Seenotrettung
- Instandhaltung des Schiffs und Reparaturen
- Motorenkunde
- Segelreparatur
- Rigg-Trimm
- Umgang mit Holz, Metall, Kunststoff, Gas, Wasser
- Elektrotechnik und Elektronik
- Verschiedenes
- Schifffahrtsrecht
- Kollisionsverhütungsregeln
- Zollbestimmungen
- Kenntnis der Begriffe (siehe Seemannssprache)
- Etikette, z. B. Flaggenführung, Verhalten im Hafen
Die tatsächlichen Anforderungen variieren dabei je nach der Art des Schiffes, dem Revier, dem Wetter und Seegang, den Fähigkeiten und Zahl der Crew, und zwischen Berufsschifffahrt und Sportschifffahrt.
Der Begriff „Regeln guter Seemannschaft“ bezieht sich meistens auf die Kollisionsverhütungsregeln. Dort ist die Rede von „Vorsichtsmaßnahmen, welche allgemeine seemännische Praxis oder besondere Umstände des Falles erfordern.“ Gemeint sind damit Vorsichtsmaßnahmen, die über die gesetzlich vorgeschriebenen Regeln hinausgehen, wie beispielsweise das Tragen von Rettungsweste und Lifebelt bei viel Seegang, oder eine vorausschauende Törnplanung, die mögliche Wetteränderungen mit einplant. Obwohl diese Begriffe nur durch Fallbeispiele aus der Praxis definiert sind, haben sie bei Entscheidungen von Seegerichten fast Gesetzescharakter. Eine Rolle bei der Beurteilung von „Regeln guter Seemannschaft“ spielen neben dem gesunden Menschenverstand vor allem Sicherheitsempfehlungen wie die Broschüre „Sicherheit im See- und Küstenbereich“ des BSH.