Wortart
Die Wörter einer Sprache lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten in Wortarten einteilen.
Bezüglich seiner Funktion innerhalb eines Satzes lässt sich ein Wort seiner syntaktischen Kategorie zuordnen. Die Morphologie unterscheidet Wörter hinsichtlich der Möglichkeit, sie zu beugen.
Klassifikation
Die Klassifikation der Wortarten ist umstritten. So gibt es zum Beispiel die Zehn-Wortarten-Lehre der traditionellen Grammatik und die Fünf-Wortarten-Lehre nach Hans Glitz.
In verschiedenen Sprachen können unterschiedliche Wortarten auftreten oder fehlen. Die im folgenden angegebenen Klassifikationen gelten für Deutsch und gegebenenfalls ähnliche Sprachen.
Zehn-Wortarten-Lehre der traditionellen Grammatik
Die traditionelle deutsche Grammatik unterscheidet Wörter nach folgenden Wortarten:
- Substantiv (Hauptwort, Namenwort): Haus, Garten, Frau
- Konkrete Substantive (mit Sinnen wahrnehmbare Sachen)
- Abstrakte Substantive (nur geistig wahrnehmbare Dinge)
- Verb (Zeitwort, Tätigkeitswort): lachen, laufen, lieben
- finit (konjugiert) oder infinit (unkonjugiert)
- in sechs verschieden Zeiten zu gebrauchen
- Passiv oder Aktiv
- transitiv oder intransitiv
- Indikativ , Konjunktiv oder Imperativ
- Adjektiv (Wiewort, Eigenschaftswort): rot, schön, hoch
- attributiver Gebrauch (Adjektiv unmittelbar vor Substantiv)
- prädikativer Gebrauch (Adjektiv bei den Verben "sein, werden, scheinen, bleiben")
- adverbialer Gebrauch (Adjektiv bezieht sich auf Verb)
- substantivischer Gebrauch (Adjektiv nach Indefinitpronomen)
- Artikel (Geschlechtswort)
- bestimmter Artikel (der, die, das)
- unbestimmter Artikel (ein, eine)
- Partizip (Mittelwort): lachend, weinend
- Adverb (Umstandswort): hier, da, dort, heute, darum, deshalb
- Adverb des Ortes
- Adverb der Zeit
- Adverb der Art und Weise
- Adverb des Grundes
- Adverb der Frage
- Präposition (Verhältniswort): in, auf, unter, über, zwischen, mitten
- der Unterschied zwischen Adverb und Präposition ist unscharf
- Numerale (Zahlwort): eins, zwei, drei; erster, zweiter
- Kardinalzahlen (Grundzahlen)
- Ordinalzahlen (Ordnungszahlen)
- Bruchzahlen
- Vervielfältigungszahlwörter
- unbestimmte Zahlwörter (= Indefinitpronomen)
- Pronomen (Fürwort): ich, du, er, sie, es; dein, mein
- Personalpronomen (persönliches Fürwort)
- Reflexivpronomen (rückbezügliches Fürwort)
- Relativpronomen (bezügliches Fürwort)
- Possessivpronomen (besitzanzeigendes Fürwort)
- Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort)
- Indefinitpronomen (unbestimmtes Fürwort)
- Interrogativpronomen (fragendes Fürwort)
- Konjunktion (Bindewort): und, oder
- beiordnend (parataktisch)
- unterordnend (hypotaktisch)
- Interjektion (Ausrufewort): Oh!
Es gibt in der Wortform veränderbare und unveränderbare Wörter:
- veränderbare Wörter nennt man flektierbar (= beugbar)
- unveränderbare Wörter nennt man unflektierbar
Die Veränderung (Flexion oder Beugung der Wortform heißt
- bei Haupt- und Eigenschaftswörtern Deklination
- das Haus, des Hauses, dem Haus, das Haus; die Häuser, der Häuser, den Häusern, die Häuser
- bei den Verben (Tuwörtern) Konjugation
- ich gehe, du gehst, er/sie geht, wir gehen, ihr geht, sie gehen
- ich ging, du gingst, ...
Bei Adjektiven gibt es die Vergleichsform (Steigerung, Komparation).
Die Zehn-Wortarten-Lehre ist aus dem Lateinischen hervorgegangen und wurde über sehr lange Zeit erfolgreich angewandt und wird auch heute noch an vielen Schulen gelehrt. Sie erfüllt aber einige grundlegende Eigenschaften von Klassifizierungssystemen nicht. Beispielsweise ist unklar, was sie klassifiziert: Lexeme, syntaktische Wörter oder Wortformen. Die Zehn-Wortarten-Lehre betrachtet die oben angegebenen Wortarten außer dem Partizip.
Beispiel:
- Sie ist eine schöne Frau: "schön" ist Adjektiv.
- Sie singt schön: "schön" ist Adverb.
Fünf-Wortarten-Lehre nach Hans Glitz
Bei der Fünf-Wortarten-Lehre beruht die Klassifikation auf formalen Kriterien
Man unterscheidet fünf Hauptwortarten nach morphologischen Kriterien:
- flektierbar
- konjugierbar --> Verb
- deklinierbar
- festes Genus --> Nomen/Substantiv
- variables Genus
- steigerbar, zwei Flexionsreihen --> Adjektiv
- nicht steigerbar, eine Flexionsreihe --> Begleiter oder Stellvertreter (Artikel oder Pronomen)
- nicht flektierbar: --> Partikel
Die Partikeln können nach ihrem syntaktischen Verhalten in fünf Untergruppen unterteilt werden. Präpositionen bestimmen den Kasus der Wortgruppen, bei denen sie stehen. Beiordnende Konjunktionen verbinden gleichwertige Einheiten, nebenordnende Konjunktionen leiten Nebensätze ein, die Interjektionen stehen außerhalb des Satzes und der Rest wird als Adverbien bezeichnet. Da diese Untereinteilung auf der Funktion im Satz beruht, können einige Wörter je nach syntaktischer Verwendung zu mehreren Unterarten gehören.
Einige Beispiele:
- Präpositionen: auf, mit, zu, an, bei, durch ...
- beiordnende Konjunktionen: und, aber, sondern, denn, nämlich, als, wie ...
- unterordnende Konjunktionen: als, dass, wenn, weil, obwohl, seit, wie...
- Interjektion: Autsch!, Ja., Nein!, bitte, hallo, miau ...
- Adverbien: unten, oft, sehr, wohl, damit, warum, deshalb ...
Bei der Bestimmung der Wortarten bestimmt man Lexeme, und keine Wortformen. Das bedeutet, dass in den Sätzen "er sieht ein schönes Haus" und "er zeichnet schön" die beiden unterschiedlichen Wortformen von "schön" als Adjektive bestimmt werden. Wenn man die unterschiedliche Funktion der Adjektive berücksichtigen will, kann man von attributiven (schönes Haus) und adverbialen (er singt schön) Adkjektiven sprechen. Analog dazu spricht man in Sätzen wie "sie ist hübsch" von prädikativen Adjektiven.
Die Fünf-Wortarten-Lehre fasste in den letzten Jahren in Schweizer Grundschulen Fuß.
Weblinks
- http://www.udoklinger.de/Grammatik/Wortarten.htm
- http://www.interdeutsch.de/Uebungen/Malbuch/wortartflash.html
- http://www.lateinservice.de/grammatik/inhalte/wortarten.htm
- http://home.pfaffenhofen.de/schyren-gym/gramm/wa/wortarten.htm
- http://benjamin.stangl-taller.at/SCHULE/DEUTSCH/Wortarten.html
Siehe auch: Relatoren