Als Transpluto oder manchmal auch Planet X wurde vor der Entdeckung der transneptunischen Objekte und der Deklassierung des Pluto zum Zwergplaneten ein hypothetischer „zehnter“ Planet des Sonnensystems bezeichnet und außerhalb (trans–) der Umlaufbahn von Pluto postuliert (siehe auch Planet X).
Definition in Abgrenzung zum Artikel Planet X
Der Beriff Planet X bezeichnet allgemein einen noch unbekannten Planeten des Sonnensystems, den es gemäß einer Theorie geben müsste.
Vorgeschichte
Nachdem Neptun durch eine genaue Bahnanalyse des Uranus erfolgreich vorhergesagt wurde, postulierte Percival Lowell jenseits von Neptun einen neunten Planeten, den so genannten Transneptun, um Bahnabweichungen des Uranus und Neptun zu erklären. Der durch das von ihm gegründete Lowell-Observatorium mit der Suche beauftragte Clyde Tombaugh fand 1930 beim intensiven Durchsuchen eines enger begrenzten Himmelsausschnittes eher durch Zufall den Pluto. Trotz dessen eher geringer Größe wurde Pluto 76 Jahre lang als neunter Planet geführt.
Suche nach Transpluto
Schnell stellte sich heraus, dass Pluto zu klein ist, um die Bahn des Neptun merklich zu stören und dessen Bahnabweichungen zu erklären. So begann im Jahr 1930 am Lowell-Observatorium schon bald nach der Suche des Transneptun die nach dem noch ferneren Transpluto. Ab 1957 führte Henry Lee Giclas eine systematische fotografische Durchmusterung des Himmels durch, die achtzehn Jahre in Anspruch nahm.
Die Suche nach Transpluto durchzog das ganze 20. Jahrhundert, führte aber zu keinem wirklichen Ergebnis. Die der Suche zugrunde liegenden Bahnabweichungen des Neptun sind heute nicht mehr nachzuvollziehen, es ergab sich, dass es sich um die Auswirkungen kleiner, unvermeidlicher Messfehler gehandelt hatte.
Entdeckung kleinerer Objekte
Im März 2004 wurde das Thema „Zehnter Planet“ für die Medien wieder aktuell, als die Entdeckung des etwa 1600 km großen Sedna in doppelter Pluto-Entfernung gemeldet wurde, der aber von der Fachwelt nicht als Planet eingestuft wurde. Des weiteren wurde am 29. Juli 2005 die Entdeckung von 2003 UB313 bekanntgegeben, der sowohl von der NASA als auch der Presse zur Zeit der Entdeckung als „zehnter Planet“ eingestuft wurde.
Für die Astronomen zählen solche Himmelskörper allerdings zu jenen sonnenfernen Asteroiden wie den Plutinos, deren Umlaufbahnen sich im Kuipergürtel bzw. jenseits desselben befinden. Auch Pluto selbst wird heute nicht mehr als Planet gewertet, da er mit 2400 km Durchmesser kleiner als viele Monde und außerdem an die Neptunbahn gekoppelt ist. Die IAU hat für diese Himmelskörper am 24. August 2006 die Klassifikation Zwergplanet eingeführt.
Zwar wurden in diesen Fernen seit 1992 zahlreiche große Körper entdeckt, aber keine über 1500 km Durchmesser (mit Ausnahme von 2003 UB313). Außerdem haben diese Objekte jenseits der Plutobahn kein festes Gestein, sondern setzen sich aus sehr dunklem Lockergestein zusammen. Sie sind den Asteroiden oder Kometen zuzuordnen. Daher gilt heute die Existenz eines weiteren Planeten als unwahrscheinlich.
Trotzdem wird – auch unter der Bezeichnung „Planet X“ – immer wieder über die Existenz eines solchen Planeten spekuliert. Ein Grund dafür ist der offenbar unbegrenzte Vorrat an Kometen aus den Zonen des Kuipergürtels und der Oortschen Wolke. Ein weiter außen kreisender Planet könnte mit seiner Schwerkraft dafür sorgen, dass Materie aus der Oortschen Wolke in das Innere des Sonnensystems gelangt.
Bedingungen für einen weiteren Planeten
Nach heutigem Wissen kann es durchaus einen weiteren Planeten geben, aber man kann einige Bedingungen angeben:
- So müsste seine Entfernung zur Sonne groß genug sein, um keine merklichen Bahnstörungen der bekannten Planeten und Raumsonden im äußeren Sonnensystem zu verursachen
- Er muss den vollständigen Himmelsdurchmusterungen für sich bewegende Objekte entgangen sein, die bis heute durchgeführt wurden.
Diese Bedingungen führen schon für einen Planeten von etwa Erdgröße zu einem Abstand von mindestens 100 Astronomischen Einheiten (AE) zur Sonne, dem 2,5-fachen Abstand des Pluto. Die Größe eines solchen Transpluto müsste an jene von Neptun heranreichen und seine Bahn stark elliptisch sein oder seine Bahn muß weit außerhalb der Ekliptik liegen.
Falls er existiert, könnte er in den nächsten Jahrzehnten durch Bahnstörungen von Raumsonden nachgewiesen werden. Optische Suchprogramme bis etwa 50 AE wurden in letzter Zeit durchgeführt, stoßen aber durch die dort meist extrem dunklen, kohleartigen Körper an die Grenzen der terrestrischen Teleskope und der bisherigen Weltraumteleskope.
Selbst ein Brauner Zwerg oder ein schwacher Stern („Nemesis“), der unsere Sonne zum Mitglied eines Doppelsternsystems machen würde, ist auch heute noch durchaus möglich. Sämtliche bisher entdeckten Transneptune sind aufgrund ihrer Größe und Zusammensetzung den Zwergplaneten, Asteroiden oder Kometen zuzuordnen.
Astrologie
In der Astrologie vertreten einige Richtungen die Meinung, dass ein fiktiver „Transpluto“ zur Abrundung der Symbolik nötig sei.