Bornu

historischer Staat
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Bornu, war ein historisches Reich im zentralen Afrika, welches auf dem Gebiet der heutigen Staaten Nigeria und Tschad lag. Zum Ende des 19. Jahrhundert hatte es im mittleren Sudan in seiner größten Ausdehnung zusammen des von ihm abhängigen Kanem und des von beiden eingeschlossenen Tschadsees eine Fläche von ungefähr 242.701 km². Das eigentliche Reich Bornu, umgeben von den benachbarten Reichen Bagirmi, Adamáua, Sokoto und dem Tuareggebiet in der Sahara hatte eine Fläche von ungefähr 148.405 km².

Das Land

Das Land war im ganzen eine weite Tiefebene; nur im Westen und Süden treten Bergzüge von 200-300 Meter in die Höhe. Der Boden ist zum großen Teil sandig und unfruchtbar, kulturfähig aber in den sehr zahlreichen Oasen sowie in den regelmäßig durch Überschwemmungen bewässerten, dicht bewaldeten Uferlandschaften der Flüsse, wo auch die Bevölkerung lebte.

Unter den Gewässern gelten der Tschadsee, durch welchen Bornu-Kanem getrennt wird, der Komadugu oder Waubé und der Schari, welcher die Ostgrenze bildet, als die bedeutendsten.

Die Produkte von Bornu sind im allgemeinen die Mittelafrikas. Der Baumwuchs besteht fast nur aus Akazien und Tamarinden, Palmen finden sich nur unmittelbar an den Flußufern. Zu den vorzüglichsten Kulturgewächsen gehören Indigo, Baumwolle, Durra, die Erdnuss, Mais.

Reich ausgestattet ist die Fauna von Bornu Herden von Elefanten, Löwen, Giraffen, Büffeln und Antilopen sind häufig anzutreffen. Die Wälder sind belebt von Affen verschiedener Art, Zibetkatzen und farbenvollen Vögeln; aber auch Schlangen, Skorpione und Raubtiere der Wüste umlagern die Oasen. Während der trocknen Jahreszeit durchziehen das Land Schwärme von Gazellen und Straußen. Gleich zahlreich sind die zahmen Haustiere.

Die streng muslemische Bevölkerung, deren Zahl Heinrich Barth und Gustav Nachtigal übereinstimmend auf fünf Millionen schätzen, bestand aus einem Gemisch verschiedener Stämme: Kanuri (1,5 Mill.), Kanembu, Kojam und Tibbu (150.000), Makari, Keribina und Musgo (750.000), Manga und Bedde (750.000), Haussa und Fulbe (500.000), Mandara, Gamergu, Marghi (250.000), Araber, Tuareg und andere (250.000), Bebbe, Ngizzem, Kerrikerri, Babir (250.000).

Die Hauptausfuhr des Landes bildeten Sklaven; eingeführt wurden Kattun, Burnusse, Zucker und Salz. Landübliches Zahlmittel waren die Kauris, von denen etwa 4000 einem Mariatheresienthaler wert waren; bei größern Summen bedient man sich der Toben (blauer Hemden). Der Marktverkehr ist durch vollständige Handels- und Gewerbefreiheit erleichtert gewesen.

Hauptstadt und Residenz des Sultans war Kuka (Kukaua), mit 60.000 Einwohner; die übrigen bevölkertsten Städte waren: Ngornu am Tschadsee und Digoa, mit je 30.000 Einwohner, Birni am Komadogu, Maschena, Dora, Gudjeba, Logone und andere.

Geschichte

Das eigentliche Reich Bornu, welches früher einen Teil des Reichs Kanem bildete, war von Ali Dunamani (1472–1505) begründet, erreichte seine höchste Macht unter Edriß Alaoma (1571–1603), geriet aber dann rasch in Verfall. Als 1808 die Fulbe unter ihrem Emir Saki Domfodio alle umliegenden Länder unterwarfen und auch Bornu angriffen, floh der Sultan von Bornu zu den stammverwandten Kanembu, deren Herrscher, der Scheich Emin, ein Heer sammelte, mit dem er Saki eine blutige Niederlage beibrachte. Der Sultan von Bornu nahm nun seinen Thron wieder ein; doch behielt seitdem der Scheich von Bornu, wie Emin und seine Nachfolger sich nannten, alle wirkliche Macht in Bornu in den Händen, und der Sultan sank zur bloßen Staatsfigur herab. Der Sultan Omar (1835-82) ist durch die Unterstützung, welche er den deutschen Reisenden Barth, Vogel, Beurmann, Rohlfs und Nachtigal angedeihen ließ, bekannt geworden; 1870 sandte ihm König Wilhelm von Preußen deshalb eine Anzahl Geschenke.

Heute trägt noch ein Bundesstaat Nigerias, Borno, den Namen des historischen Reiches im Namen.