Obrigheim (Baden)

Gemeinde in Baden-Württemberg, Deutschland
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. September 2006 um 14:16 Uhr durch Castellan (Diskussion | Beiträge) (Erste Besiedlung: Korrektur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen Karte
Wappen Obrigheims Deutschlandkarte, Position von Obrigheim hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Neckar-Odenwald-Kreis
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 147 m ü. NN
Fläche: 24,27 km²
Einwohner: 5293 (31. Dezember 2005)
Bevölkerungsdichte: 218 Einwohner je km²
Ausländeranteil: 10,0 %
Postleitzahl: 74847
Vorwahl: 06261, 06262
Kfz-Kennzeichen: MOS
Gemeindeschlüssel: 08 2 25 074
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 7
74847 Obrigheim
Offizielle Website: www.obrigheim.de
E-Mail-Adresse: info@obrigheim.de
Politik
Bürgermeister: Roland Lauer

Obrigheim ist eine kreisangehörige Gemeinde in Baden-Württemberg.

Geografie

Geografische Lage

Die Gemeinde Obrigheim liegt an der Burgenstraße an den Ausläufern des Odenwaldes (siehe auch Portal:Odenwald) am Westufer des Neckars unmittelbar gegenüber dem Mosbacher Stadtteil Diedesheim, ca. 50 km von Heidelberg und ca. 30 km von Heilbronn entfernt. Das Gemeindegebiet liegt im Naturpark Neckartal-Odenwald zwischen 138 und 323 Meter Höhe.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde hat folgende Ortsteile:

  • Asbach
  • Mörtelstein
  • Obrigheim

Geschichte

Erste Besiedlung

Verschiedene Funde aus der Jungsteinzeit und der Zeit der Brandkeramiker weisen auf eine sehr frühe Besiedlung im heutigen Gemeindegebiet von Obrigheim hin. Ebenso wurden stein- und bronzezeitliche Gräber entdeckt. Die Römer unterhielten in Obrigheim eine Siedlung, um den Neckarlimes zu sichern und den Neckar- und damit Grenzübergang (vermutlich eine Furt, da keine Brücke nachgewiesen werden konnte) zu überwachen. Aus römischer Zeit sind die Fundamente einer Villa Rustica bei Kälbertshausen und der in der Ortsmitte ausgegrabene Merkurstein erhalten. Wie im gesamten rechtsrheinischen Südwestdeutschland wurden die Römer im 3. Jahrhundert von den Alemannen vertrieben, denen im 6. Jahrhundert die Franken folgten. Aus keltischer Zeit wurden in Obrigheim Skelettgräber und Grabbeigaben gefunden.

Erste Erwähnung

Im 8. Jahrhundert wurde Südwestdeutschland christianisiert. Den neu gegründeten Bistümern und Klöstern wurde in Schenkungen der Besitz über zahlreiche Ländereien übertragen. Im Codex Laureshamensis aus dem Jahr 773 wird die Schenkung des Ortes Ubarachheim von einem gewissen Reginhard an das Kloster Lorsch erwähnt. Obrigheim wurde abermals im Jahr 976 im Zusammenhang mit der Verleihung des Stifts Mosbach an Worms durch Kaiser Otto II. erwähnt. Die erste Erwähnung des Ortsteils Mörtelstein datiert um das Jahr 1000, die des Ortsteils Asbach um 1100.

Mittelalter

Etwa im Jahr 970 wurde auf einem steil aufragenden Felsen des Neckartalhanges oberhalb des Ortes Burg Hohinrot errichtet und wurde ab 976 von der Abtei Mosbach als Lehen des Bistums Worms genutzt. Eine weitere Burg, die Mettlenburg (auch Alte Burg), wurde an der Stelle der heutigen evangelischen Kirche im 11. Jahrhundert errichtet. Um 1290 wurde Burg Hohinrot durch einen größeren Neubau ersetzt, der sich zunächst im Besitz derer von Obrigheim, später derer von Helmstatt befand. 1401 erwarb Ruprecht von der Pfalz den seit 1384 Neuburg genannten Bau. Asbach war bereits bis 1380 pfälzisch, Mörtelstein ebenso vor 1400. Im 14. Jahrhundert wurde vermutlich auf dem neckaraufwärts gelegenen Karlsberg als dritte Burg noch Burg Landsehr errichtet, die ebenfalls kurpfälzisch war und von der keine Fragmente mehr erhalten sind. Im 15. Jahrhundert waren die Herren von Rossau Lehensherren der Neuburg und gestalteten diese zu einem Schloss um, das bis heute das von fern zu sehende Wahrzeichen der Stadt ist. Kirchen in Obrigheim und Mörtelstein sind seit 1371 nachgewiesen.

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Obrigheim 1635 praktisch ausgelöscht. Die weitere Existenz des Ortes ist ist nur der Ansiedlung von mehrheitlich Schweizer Einwanderern durch die Pfalzgrafen zu verdanken. Lehensherr der Neuburg war während des Krieges mehrere Jahre der kurfürstlich-bayerischen Kanzler Georg Friedrich von Iselbach. Der ohnehin von Kriegen und Seuchen nicht verschonte Ort sollte nach dem Dreißigjährigen Krieg über 200 Jahre von Armut und großem Elend geprägt sein.

Aufklärung

1786 bestanden im Ort Obrigheim drei Kirchen, eine Schule und 118 Häuser. 1803 kam der Ort zum Fürstentum Leiningen, 1806 Übergang zum neu geschaffenen Großherzogtum Baden. Das Elend der Einwohner verursacht eine Auswanderungswelle, überwiegend nach Amerika. Der Bau der Eisenbahn im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts brachte einen bescheidenen Aufschwung. 1845 erwarb Graf Carl von Leiningen-Billigheim Schloss Neuburg, 1869 das Haus von Cetto.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg 1933-1945

1935 wurde Schloss Neuburg Kreisschulungsburg der NSDAP. In Neckarelz war von 1944 bis 1945 ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die Häftlinge haben in die Obrigheimer Gipsstollen Fabrikationsräume gehauen. Gefangen waren sie zunächst in der Schule im Ortsteil Mosbach-Neckarelz auf der gegenüberliegenden Neckarseite. Der Lagerkomplex wuchs schnell. In der unterirdischen Bomberflugzeugmotorenfabrik in Obrigheim arbeiteten fast 10.000 Menschen, viele von ihnen Gefangene verschiedener Art. Unter ihnen bildeten die 5.000 KZ-Häftlinge die Hauptgruppe. 900 konnten April 1945 befreit werden. Die Eisenbahnverbindungen und die nahen Rüstungsbetriebe waren der Anlass mehrerer Luftangriffe während des Krieges.

Gegenwart

Nach dem Krieg wurden Heimatvertriebene in Schloss Neuburg untergebracht. 1961 wurde die Gemeinde als Standort des ersten kommerziell genutzten Kernkraftwerks in Deutschland auserwählt. Die Gründung der Kernkraftwerk Obrigheim GmbH (KWO) mit einem Stammkapital von 100 Mio. DM setzte ab 1964 wichtige wirtschaftliche Impulse in der Region, war aber auch umstritten. Das Kraftwerk wurde auch als eines der ersten 2005 stillgelegt.


Politik

Wappen

Durch eine aufsteigende, eingebogene rote Spitze, worin ein schmaler, in drei beieinanderliegende Kugeln (1:2) auslaufender silberner (weißer) Göpel, gespalten; vorn von Blau und Silber (Weiß) schräglinks gerautet, hinten in Schwarz ein rot bewehrter und rot bezungter goldener (gelber) Löwe. - Seit dem 18.Jh. wurden die pfälzischen heraldischen Embleme Rauten und Löwe neben dem nicht zu deutenden Fleckenzeichen Obrigheims in den Siegeln geführt, wobei das Fleckenzeichen entweder wie im Gemeindewappen oder umgekehrt, als aus einem Dreiberg wachsende schmale Deichsel, dargestellt ist.

Gemeindepartnerschaften

Obrighein unterhält partnerschaftliche Beziehungen mit

Infrastruktur und Wirtschaft

Kernkraftwerk

Kernkraftwerk Obrigheim (KWO) (Druckwasserreaktor, 345 MW). Am 11. Mai 2005 wurde der Reaktor außer Betrieb gesetzt, der aufwändige Rückbau soll etwa zehn Jahre benötigen.


Verkehr

Von Obrigheim führt eine Brücke über den Neckar nach Diedesheim, einem Stadtteil von Mosbach. Die Bundesstraße 292 führt durch Obrigheim in Richtung Sinsheim.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Burghotel Schloss Neuburg, das Wahrzeichen des Ortes liegt hoch über dem Neckar
  • Georgskapelle mit Fresken aus dem 15.Jh. (Mörtelstein)
  • Goldfischpfad der KZ-Gedenkstätte Neckarelz, Geschichtslehrpfad zu den Tunnelanlagen "Goldfisch" und "Brasse"