Kurt Löwenstein

deutscher Politiker (SPD), MdR
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Kurt Löwenstein (* 18. Mai 1895 in Bleckede an der Elbe; † 8. Mai 1939 in Paris)

Zwischen 1904 und 1907 studiert Löwenstein Theologie und Philosophie in Halberstadt und tritt dann in das orthodoxe Rabbiner-Seminar in Berlin ein. In Berlin hört Löwenstein auch philosophische und pädagogische Vorlesungen an der Friedrich-Wilhelm-Universität. Weitere Stationen seines Studiums sind Erlangen und Hannover. 1910 promoviert Löwenstein mit der Arbeit "J. M. Guyau's pädagogische Anschauungen".

Der Kriegsgegner Löwenstein meldet sich 1914 zum Roten Kreuz, dass ihn bis 1918 in Kriegslazaretten einsetzt. Nach dem Krieg – Löwenstein ist inzwischen Mitglied eines Soldatenrates und versteht sich als Sozialist – schließt er sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an und beteiligt sich an der Ausarbeitung des Organisationsstatuts der USPD Berlin-Brandenburg und des Schul- und Bildungsprogramms der Partei.

Ab März 1919 ist Kurt Löwenstein Stadt- und Bezirksverordneter von Charlottenburg und ab 1920 Stadtverordneter von Groß-Berlin. Im Juni 1920 wird Löwenstein in den Reichstag gewählt, wo er bis 1922 als USPD- und dann bis 1933 als SPD-Mitglied vor allem in der Bildungspolitik tätig ist. Ab 1920 ist Löwenstein Leiter des städtischen Bildungswesen Berlins und von 1921 bis 1933 Stadtrat für Volksbildungswesen in Berlin-Neukölln. Wesentliche soziale Maßnahmen, wie beispielsweise einkommensabhängige Schulgelder, Ausweitung der Schulspeisung, Einrichtung von Abiturklassen an Volksschulen oder Arbeiter-Abiturienten-Kurse, können in dieser Zeit von ihm und seinen Mitarbeitern durchgesetzt werden.

Von 1922 bis 1934 ist Löwenstein Vizepräsident der Sozialistischen Erziehungs-Internationale und von August 1924 bis 1933 Vorsitzender der Kinderfreunde Deutschlands. Gleichzeitig ist er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands, Mitglied des Vorstandes des Sozialistischen Kulturbundes und des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit.

Nachdem Löwenstein 1933 unter drastischen Repressalien der SA zu leiden hat, verlässt er Berlin und geht erst nach Sachsen, später nach Prag und schließlich nach Draveil bei Paris, Frankreich. Von hier aus arbeitet Löwenstein weiter für die Sozialistische Erziehungs-Internationale, ist Mitorganisator der internationalen Falkenrepubliken und ist ab 1934 im Vorstand der französischen Kinderfreundebewegung aktiv. Gleichzeitig arbeitet Löwenstein auch in den Vorständen der Arbeiter-Wohlfahrt Paris, des Verbands Deutscher Lehrer-Emigranten, des Vorstands der Zentralvereinigung der deutschen Emigration und im Arbeitsausschuß der Deutschen Opferhilfe in Paris.

1937 wird der Familie Löwenstein die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Am 8. Mai 1939 erliegt Kurt Löwenstein einem Herzinfarkt. Er wird am 13. Mai 1939 auf dem Friedhof Pere Lachaise in Paris beigesetzt.

(siehe auch: [1] - Online-Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung)