In der Einleitungswissenschaft / Biblischen Literaturgeschichte wird u. a. auch nach der möglichen Verfasserschaft einzelner biblischer Bücher gefragt.
Dabei werden verschiedene Zuordnungen getätigt.
- 1. anonyme Verfasserschaft
- 2. Verfasser historisch namentlich bekannt
- 3. pseudonyme Verfasserschaft (Verf. publiziert unter anderem Namen)
- 4. deuteronyme Verfasserschaft (Verf. steht in deutlich erkennbarer Schule / Tradition)
ZU 1. Anonyme Verfasserschaft
Leider ist ein Großteil der biblischen Schriften von Verfassern geschrieben, deren Identität nicht angegeben ist.
Im Neuen Testament sind formal durch fehlende Verfasserangaben anonym:
- Ev. Matthäus
- Ev. Markus
- Ev. Lukas
- Apg.
- Ev. Johannes
- Hebräer
- 1. Johannes
Diese Schriften haben ursprünglich alle keine Verfasserangaben. Da das verständlicher Weise nicht befriedigend war, wurden ihnen (teilweise recht zügig) in den Überschriften oder durch die mündliche Tradition Verfassernamen zugeordnet.
Im einzelnen ergibt sich folgendes Bild:
- Ev. Matthäus - erste Erwähnung eines Verfassers "Matthäus" durch Papias von Hierapolis um 130 n. Chr.
- Ev. Markus - erste Erwähnung eines Verfassers "Markus" durch Papias von Hierapolis um 130 n. Chr.
- Ev. Lukas - erste Erwähnung eines Verfassers "Lukas" durch Irenäus von Lyon um 180 n. Chr.
- Apg. - wird sinnvoller Weise wie Ev. Luk. entschieden.
- Ev. Johannes - erste Erwähnung eines Verfassers "Johannes, der Herrenjünger" durch Irenäus von Lyon um 180 n. Chr. mit Verweis auf Papias, der das leider so nicht schreibt.
- Hebräer - ab 180 wird in der Alexandrinischen Schule (Clemens, Origenes) die Verfasserschaft durch Paulus vertreten.
- 1. Johannes - kann lediglich in der johanneischen Schule zugeordnet werden.
ZU 2. Verfasserschaft historisch namentlich bekannt
Nur wenige der biblischen Schriften sind von Verfassern geschrieben, deren Identität bekannt ist.
Im Neuen Testament sind das ausschließlich die echten Paulusbriefe. In jedem Fall werden sieben Briefe als paulinisch angesehen:
- Römer
- 1. Korinther
- 2. Korinther
- Galater
- Philipper
- 1. Thessalonicher
- Philemon
ZU 3. pseudonyme Verfasserschaft
Entsprechend antikem Brauch sind viele biblischen Schriften schon von den Verfassern bedeutenden Personen zugeordnet oder wurden auf Grund unvollständiger Angaben durch die Tradition eingeordnet.
Im Neuen Testament sind betrifft das die überwiegende Anzahl der Schriften. Das Phänomen der Pseudepigraphie überhaupt wie auch der Konkrete Befund pseudepigraphischer Schriften im Besonderen wird jedoch immer wieder auf das Schärfste bestritten. Deswegen sei an dieser Stelle nochmals darauf verwiesen, das sich die einleitungswissenschaftliche Analyse, wie jede andere wissenschaftliche Forschung immer im Bereich von Arbeitshypothesen bewegt. Im Rahmen dieser Prämissen erscheint die Annahme der Pseudepigraphie jedoch als sinnvoll. Die Feststellung von pseudepigraphischer Verfasserschaft bedeutet ausdrücklich kein Urteil über die theologische Aussage des Schriftstückes. Von einer großen Zahl von Forschern werden folgende Schriften als Pseudepigraphen eingeordnet:
- Epheser - gibt sich als Paulusbrief aus
- Kolosser - gibt sich, unter Mitarbeit des Timotheus, als Paulusbrief aus
- 2. Thessalonicher - gibt sich, unter Mitarbeit von Timotheus und Silvanus, als Paulusbrief aus
- 1 Timotheus - gibt sich als Paulusbrief aus.
- 2. Timotheus - gibt sich als Paulusbrief aus.
- Titus - gibt sich als Paulusbrief aus.
- 1. Petrus - gibt sich als Brief Petrus' aus.
- 2. Petrus - gibt sich als Brief Simon Petrus' aus
- Jakobus - gibt sich als Brief von Jakobus, dem Herrenbruder aus.
- Judas - gibt sich als Brief von Judas, des Bruders des Herrenbruders aus.
ZU 4. deuteronyme Verfasserschaft
Nur wenige der biblischen Schriften sind von Verfassern geschrieben, deren Zuordnung auf Grund von unvollständigen Verfasserangaben zu einer größeren Schule erfolgte..
Im Neuen Testament sind das Schriften aus dem Umfeld der johanneischen Schule:
- 2. Johannes - von einem "Presbyter" verfasst. Ab 130 berichtet Papias von Hierapolis über einen "Presbyter Johannes, Jünger des Herrn", den man damit identifizieren könnte?
- 3. Johannes - von einem "Presbyter" verfaßt. Ab 130 berichtet Papias von Hierapolis über einen "Presbyter Johannes, Jünger des Herrn", den man damit identifizieren könnte?
- Apokalypse - von einem "Knecht Johannes" verfaßt. Wird um 150 von Justin Martyr als identisch mit Johannes dem Zebedaiden erklärt . Irenäus (ca. 180) schreibt das Werk "Johannes, dem Herrenjünger" zu.