Seele

Gesamtheit aller Gefühlsregungen und geistigen Vorgänge beim Menschen
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Dieser Artikel behandelt die Seele als Merkmal belebter Wesen. Weiteres siehe: Seele (Begriffsklärung).


Der Begriff Seele (griech.: psyche, lat.: anima) wird in unterschiedlichen Zusammenhängen mit verschiedenen Bedeutungen benutzt.

Ursprünglich bezeichnet die Seele einen als zentral gesehenen Aspekt jedes Menschen. Diese Bedeutung wird vor allem in der Philosophie, den Religionen und in der Psychologie verwendet.

  • Philosophisch wird der "Geist" (im Menschen) unterschieden von der "Seele". Seele ist das Belebungsprinzip und wird demnach allen Lebewesen, insbesondere den Tieren, zugesprochen. Geist (lat.: spiritus) hingegen ist darüber hinaus auch noch die substanzielle Ursache des freien Willens und der abstrakten Erkenntnis.
  • Theologisch wird in den meisten Religionen von der Seele als eine Art "höheres Selbst" gesprochen, dem Teil des Individuums, der den sog. "göttlichen Funken" (zum Beispiel in der Gnosis) im Lebewesen repräsentiert. Einige Religionen sprechen in diesem Zusammenhang auch von Wiedergeburt, Auferstehung, Seelenreise, eingehen in die All-Seele, oder die Seele als der, von den Tieren und Lebewesen der Welt differenzierende, göttliche Aspekt in den Menschen. In der Bibel, genauer dem Alten Testament, wird die Seele als dem Blut innewohnend bezeichnet. Wie auch in den anderen Religionen ist sie hier unsterblich, wird allerdings nicht wiedergeboren. Im Judentum und im Christentum wird der Mensch als Einheit von Leib, Seele und Geist gesehen. Weiterhin wird Seele als Synonym für Mensch gebraucht. Dies findet man auch in den Literaturklassikern. ("Ein Dorf hat 300 Seelen.")
  • Psychologisch wird die Seele als ein Teilbereich des Geistes gesehen und findet u.a. als Synonym für die Gesamtheit aller Gefühle und Gefühlsäußerungen eines Lebewesens Verwendung. Tieren wird hierbei aufgrund ihrer belegten Gefühlswahrnehmung inzwischen auch eine Seele zugesprochen. Gültigkeit hat der Begriff in der Psychologie auch als Auffassung der Gesamtheit aller Erlebnisse und der Gesamtheit aller vererbten Charakterzüge eines Individuums, d.h. der individuellen Persönlichkeit. In diesem Sinne überlappt sich die Seele mit unserem Gedächtnis, wobei die Neurophysiologie sich mehr mit den biologischen Aspekten und die Parapsychologie mehr mit den okkulten Aspekten befasst.

Um übertragenen Sinne wird mit Seele auch ein wichtiges Element eines Gegenstands, eines ideellen Objektes oder mehrerer Menschen bezeichnet.

Der englische Begriff soul deckt sich nicht völlig mit dem deutschen Begriff Seele. Der Begriff soul versteht sich praktisch nur als religiöse Vorstellung einer von Gott geschenkten und nach dem Tod weiterlebenden Seele. Im Deutschen hat der Begriff Seele ebenfalls einen religiösen Hintergrund und wird häufig auch durch den Begriff Psyche (aus dem Griechischen) oder Geist ersetzt.

Mensch - Tier

In vielen Kulturkreisen wie auch in der Antike wurden sowohl die physische Ähnlichkeit zwischen Menschen und Tieren, gleichzeitig aber auch die Unterschiede (Sprech- und Denkfähigkeit, Werkzeuggebrauch) erkannt. Schöpfungsmythen beantworten diesen Unterschied durch eine dem Menschen innewohnende Seele, die Tieren nicht gegeben ist. Der Ursprung dieser Seele liegt in dieser Sichtweise generell im Bereich des übernatürlichen (Religion). - Sie wird oft mit der Fähigkeiten des Menschen, moralisch zu urteilen und zu handeln, verknüpft. - Tieren wird dagegen selten die Fähigkeit zugesprochen, zwischen "Gut" und "Böse" zu unterscheiden.

Die geistige Seele gibt dem Menschen die Fähigkeit, über seine Handlungen zu reflektieren, und damit auch die Verantwortung für sein Handeln. Insbesondere das Reflektionsvermögen und das Verantwortungsvermögen hängen eng mit der Einmaligkeit des Individuums und seiner Persönlichkeit zusammen (siehe Selbstbewusstsein).

Die genaue Beschaffenheit der Seele, ihre Funktion und Bedeutung sowie ihr Ursprung wird in den Religionen und in den Wissenschaften unterschiedlich verstanden.

Theologisch

Gemeinsam ist vielen Religionen, dass die Seele innerhalb ihrer Theologie mehr ist als 'nur' der Körper, sondern etwas Besonderes, oft Unsterbliches. Sie wird als der innerste Kern, das geistige, Leben spendende Prinzip im Menschen angesehen und gilt als gottgeschaffen. Sie bestimmt demnach eine gottgegebene, unverwechselbare Individualität jedes Lebewesens.

Viele Religionen, wie z.B. der Hinduismus, das Judentum, das Christentum (vgl. hier Seelsorge) oder der Islam kennen den Begriff der Seele und haben unterschiedliche Vorstellungen davon entwickelt. Dabei unterscheiden sich die Betrachtungen vor allem in der Art und Weise der Seeleneigenschaften, nicht jedoch bezüglich der Existenz einer Seele an sich.

Insbesondere Hindus glauben an eine Reinkarnation, also an eine Wiedergeburt der Seele, möglicherweise auch im Körper eines Tieres. Der Buddhismus hingegen lehrt zwar auch die Wiedergeburt (als Weitergabe von Karma an eine nächste Existenz), die Existenz einer Seele aber wird - im Gegensatz zu vielen anderen Religionen - strikt verneint.

Das Christentum glaubt an ein körperloses Weiterleben der Seele im Jenseits. Einzelne Bibelstellen scheinen dem zu widersprechen (siehe Levitikus 7,18 und Hesekiel 18,4). Hier wird vom Tod der Seelen gesprochen, was im Christentum als die ewige Verdammnis (Hölle) ausgelegt wird. Weiter Bibelstellen jedoch sprechen auch von der Errettung der Seele (Hebräer 10,39; 1. Petrus 3,20; Jakobus 5,20; Apostelgeschichte 2,27). Im Christentum wie auch im Judentum existiert keine Reinkarnation der Seele. Das Christentum glaubt an die Auferstehung von den Toten zum jüngsten Gericht.

Demgegenüber belegt die Forschung des Prof. Stevenson (University of Virginia) mit ca. tausend Fällen aus allen Kulturkreisen der Erde Reinkarnationserinnerungen von Kindern an frühere Leben.

Seine Forschung ist umstritten und wird nur von einigen Fachleuten anerkannt. Die Forschung zur Seelenreise steht in direktem Zusammenhang mit der Reinkarnationstheorie, wird jedoch theologisch in der westlichen Welt nicht begleitet.

Philosophisch

Die klassische Philosophie (insbesondere Platon, Aristoteles und Thomas von Aquin) lehren die Unsterblichkeit der Seele. Diese folgt aus der Tatsache, dass die Seele eine immaterielle, einfache, d.h. nicht zusammengesetze Substanz ist. Weil sie nicht aus Teilen besteht, kann sie auch nicht zerstört werden bzw. vergehen.

Naturwissenschaftlich

Naturwissenschaftlich gesehen ist die Seele identisch mit der Psyche. Die Seele ist an ein funktionierendes Nervensystem gebunden. Sie stirbt zusammen mit dem Körper oder beim Hirntod auch schon vor dem Körper.

Mit der Seele befassen sich folgende Wissenschaften: Die Psychologie, die Verhaltensforschung, die Kognitionsforschung, die Neurowissenschaften, die Anthropologie und die Endokrinologie.

Die Forschungen zum Nahtodeserlebnis (engl. near-death experience, NDE) oder die Reinkarnationsforschung werden oft als Pseudowissenschaften angesehen.

Wissenschaftler bewerten Erkenntnisse zur Seele oft unter der Sichtweise ihrer Weltanschauung. - Rein materialistische oder reduktionalistische Wissenschaftler spekulieren, dass die psychologisch betrachteten Vorgänge sich letztendlich auf das komplexe Zusammenspiel biochemischer, elektrischer und Prozesse und die Eigenschaften komplexer Systeme des Menschen zurückführen lassen könnten. - Die Seele existiert nach dieser Sichtweise als Bestandteil des Lebendigen und ist genetischen Faktoren sowie der Lebensumgebung des Individuums ausgesetzt.

Zitate

- Der Körper ist ein Mietwagen, den man irgendwann abgeben muss. Nichts spricht dagegen, dass der Fahrer bleibt. Aber es spricht auch nichts dafür. (Peter Ustinov)
- Und im Wissen, dass die Seele den Körper überlebt, brennt er nicht ungeduldig darauf, den Sieg der Wahrheit im gegenwärtigen Körper zu erleben. (Mahatma Gandhi [sanskrit: Große Seele])
- Seele lebt, weil Gott sie liebt (Harold Klemp, derzeitiger spiritueller Führer von Eckankar, einer kleinen religiösen Gemenschaft, welche die Seelenreise als zentralen Glaubenssatz vermittelt)
- Das Denken ist das Selbstgespräch der Seele. (Plato, griechischer Philosoph, Begründer der abendländischen Philosophie)
- Lernen besteht in einem Erinnern von Informationen, die bereits seit Generationen in der Seele des Menschen wohnen. (Sokrates, griechischer Philosoph im Dialog mit Plato)
- Verzichten wir auf die Illusion, in der Seele eine immaterielle 'Substanz' zu sehen, dann leugnen wir nicht deren Existenz, sondern wir beginnen im Gegenteil, die Komplexität (...) zu erkennen, die zusammen das Wesen ausmachen, das sich in uns einmalig und unwiderleglich selber bezeugt. (Jacques Monod, Zufall und Notwendigkeit, Philosophische Fragen der modernen Biologie)
Die große Frage, die ich trotz meines dreißigjährigen Studiums der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag, lautet: Was will eine Frau? (Sigmund Freud, Begründer der modernen Psychoanalyse)

Literatur

  • Zimmer, Dieter E.; Die Vernunft der Gefühle.
  • Schwartz, Steven; Wie Pawlow auf den Hund kam.
  • Terrill Willson; Wie ich Seelenreisen lernte.
  • Zimbardo, P.G.; Psychologie, Springer Verlag, Ein Lehrbuch der Psychologie.
  • Breuer, Reinhard; Das Rätsel von Leib und Seele; über das Verhältnis von Geist u. Körper. Aus der Reihe »Bild der Wissenschaft«.
  • Jüttemann, Gerd; Die Seele - Ihre Geschichte im Abendland.
  • Seifert, Josef: Das Leib-Seele-Problem und die gegenwärtige philosophische Diskussion, eine systematisch-kritische Analyse. Zweite, korrigierte und erweiterte Auflage, Darmstadt, 1989
  • Hasselmann/Schmolke: Welten der Seele, Archetypen der Seele, Weisheit der Seele, Wege der Seele, Goldmann Verlag
  • Hoffnung für alle, Brunnen Verlag Basel

Siehe auch: Geist, Seelsorge, Seelenwanderung, Außerkörperliche Erfahrung, Leib-Seele Problem, Leib, Anam Cara