Westsaharakonflikt

Streitfall zwischen der Frente Polisario und Marokko um die Westsahara
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. September 2006 um 22:08 Uhr durch Olaf2 (Diskussion | Beiträge) (Link Grüner Marsch). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die frühere spanische Kolonie Westsahara wurde 1975 von Spanien aufgegeben, woraufhin 350.000 unbewaffnete marokkanische Zivilisten im Grünen Marsch das Land besetzten. Sie waren einem Aufruf des marokkanischen Königs Hassan II. vom 6. November 1975 gefolgt. Marokkanische Militärverbände griffen selbst nicht aktiv ein, hielten sich aber im Hintergrund, um die Zivilisten vor eventuellen Angriffen der spanischen Streitkräfte notfalls schützen zu können. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte im Oktober 1975 die historische Bindung zwischen Marokko und der Westsahara anerkannt, aber dem Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung einen höheren Wert beigemessen. 1976 wurde das Land zwischen Mauretanien und Marokko geteilt, wobei Marokko die Kontrolle über den Nordteil, und damit auch über die dort vorhandenen reichen Phosphatvorkommen bekam. Nachdem Mauretanien sich 1979 aus dem Krieg um die Westsahara zurückzog und seine Gebiete aufgab, besetzte Marokko den UN-Resolutionen zum Trotz auch diese Landesteile.

Karte von Westsahara

Im Rahmen des Kalten Krieges zwischen Ost und West entbrannte daraufhin dort ein Stellvertreterkrieg zwischen den beiden Blöcken. So unterstützten das sozialistisch regierte Algerien und Libyen die Guerilla-Aktionen der POLISARIO, die aus Teilen der einheimischen saharauischen Bevölkerung bestand, während das prowestliche Marokko darauf bestand, dass es sich um historisches marokkanisches Gebiet handelte. Strategisches Ziel dieses Stellvertreterkrieges war nicht zuletzt auch der Versuch Algeriens und somit auch des sozialistischen Lagers, durch die Kontrolle der Westsahara Zugang zur nordatlantischen Küste zu erlangen. Dieser Krieg führte zu einer schweren Belastung für die marokkanische Wirtschaft. Mit Hilfe eines befestigten und verminten ca. 1000 km langen Grenzwalls (der „Mauer“), der den marokkanisch besetzten Teil der West-Sahara von dem der Frente Polisario kontrollierten Teil abgrenzt, konnte die marokkanische Armee den Guerillakampf der POLISARIO eingrenzen. Die Teile der einheimischen Bewohner, die auf Seiten der POLISARIO kämpften, flohen nach Algerien, wo ca. 180.000 Saharauis seit 1976 in Flüchtlingslagern bei Tindouf leben und so gut wie vollständig von Hilfslieferungen der EU, der UNO und einigen internationalen nichtstaatlichen Organisationen abhängig sind.

Die POLISARIO rief am 27. Februar 1976 die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) ins Leben, die von ca. 53 Staaten aus aller Welt, u.a. auch von der Afrikanischen Union (ehemals Organisation für Afrikanische Einheit OAU) diplomatisch anerkannt wurde. Daraufhin trat Marokko 1985 aus der OAU aus und ist auch heute der einzige afrikanische Staat, der es vorzog, nicht Mitglied der Afrikanischen Union AU zu werden. Die DARS selbst existiert jedoch nur auf dem Papier und wird von einer Exilregierung vertreten, die etwa ein Drittel des Landes kontrolliert. Etwa zwei Drittel des Gebietes der Westsahara werden effektiv von Marokko verwaltet, wobei die übriggebliebene saharauische Bevölkerung massiven Repressionen ausgesetzt ist.

Seit 1988 bemüht sich die UNO um eine Lösung des Konflikts. 1991 wurde ein Waffenstillstand ausgehandelt, den seitdem eine UN-Mission, die MINURSO, kontrolliert. Des Weiteren wurde die MINURSO mit der Erstellung einer Wählerliste zur Durchführung eines Referendums beauftragt. Bis heute fand dieses Referendum nicht statt, da keine Einigung über die Frage der Stimmberechtigten besteht. Seit Südafrika die DARS im September 2004 anerkannt hat, gerät Marokko zunehmend in Isolation, auch nimmt die Unterstützung der marokkanischen Position durch die USA ab, welche die Westsahara als Rückzugsgebiet für fundamentalistische Terroristen ansieht.

2005 entlässt die POLISARIO die letzten 404 marokkanischen gefangenen Soldaten, darunter die, nach 19 Jahren, „dienstältesten“ Kriegsgefangenen weltweit, in die Freiheit.