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Moritz Suter

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Moritz Suter

Moritz Suter (* 3. September 1943 in Basel) ist ein Schweizer Unternehmer, Pilot und Pionier der schweizerischen sowie europäischen Luftfahrt. Er gründete mit der Crossair die führende europäischen Regionalfluggesellschaft der 80er- und 90er-Jahre und ist massgeblich an der neuen Fluggesellschaft Hello beteiligt.

Suter ist in der Schweiz eine umstrittene Persönlichkeit, seit nach zwei Flugzeugunglücken der damaligen Crossair nicht nur an den Piloten, sondern auch am Management der Crossair Kritik geübt wurde. Die Schweizerische Bundesanwaltschaft untersucht momentan, ob Suter und andere Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden.

Leben

Kindheit und Jugend

Moritz Suter wird am 3. September 1943 in Basel als Sohn eines Musikprofessors und Komponisten geboren und wächst als Einzelkind auf. Die Grund- und Mittelschule besuchte er in den Kantonen Basel-Stadt, Bern, Graubünden und St. Gallen; schon während dieser Zeit begeistert sich Suter für die Fliegerei, beginnt im Alter von 18 Jahren die Ausbildung als Privatpilot und erhält nach 1962 nach einem Jahr das Brevet, womit er seinen Drang nach Freiheit nun in der Luft ausleben kann. In der Schule fällt es ihm schwer sich unterzuordnen und so verlässt er im Alter von 20 Jahren die Mittelschule ohne Abschluss (Maturität).

Fliegen im Ausland

Dank seinem Grossvater kann Suter seinem Traum von Freiraum und Fliegen trotzdem leben. Sein Grossvater finanziert ihm die private Ausbildung zum Linienpiloten, die er in England, in den Niederlanden und in der Schweiz erfolgreich abschliesst.

1963 verlässt Suter die Schweiz und sammelt in Afrika Erfahrungen beim Besprühen von Feldern mit Pflanzenschutzmitteln per Kleinflugzeug. Ab 1965 arbeitet er als Linienpilot in Luxemburg und heiratet kurz nach seinem 23igsten Geburtstag noch im gleichen Jahr.

Swissair

1967 bewirbt sich Suter bei der damaligen nationalen Fluggesellschaft Swissair und kehrt in die Schweiz zurück; mangels einer schweizerischen Lizenz muss er diese trotz seinen Erfahrungen im Ausland erwerben und kommt danach als Co-Pilot zum Einsatz. Zuerst fliegt Suter das Kolbenflugzeug Convair Metropolitan, später dann den viermotorigen Jet Convair Coronado auf Flügen in den Mittleren Osten, in den Fernen Osten und nach Südamerika sowie Afrika. 1974 erhält Suter die Beförderung zum Flugkapitän auf der DC-9 und befördert damit nun bis zu 120 Passagiere auf seinen Flügen.

Business Flyers Basel AG (BFB)

Cessna T310P der Business Flyers Basel AG

Ab Mitte der 70er-Jahre fällt Suter auf, dass die Flugzeuge auf vielen europäischen Strecken nicht ausgelastet sind, während gleichzeitig viele Destinationen in Europa gar nicht angeflogen werden. Daraus zieht er den Schluss, dass eine Regionalfluggesellschaft, die neue Destinationen mit kleineren Flugzeugen bedient, in Europa Erfolg haben könnte.

Am 14. Februar 1975 gründet Moritz Suter zusammen mit seinem Jugendfreund Peter Kalt - trotz der Ölkrise und Rezession -, die Business Flyers Basel AG (BFB) als Gesellschaft zur Vermietung von Flugzeugen, zur Pilotenschulung und für Taxiflüge. Das Startkapital beträgt 65.000 Schweizerfranken und die Flotte besteht aus einer gebrauchten Cessna 320 mit vier Sitzen und einer zweisitzigen Piper L4 mit Baujahr 1943 - das Flugzeug ist gleich alt wie Suter selbst. Geschäftsführer und Hauptaktionär der neuen Gesellschaft ist Suter selbst, Kalt amtet als Verwaltungsratspräsident. Daneben arbeitet Suter weiterhin als Linienpilot für die Swissair.

Crossair

Gründung

Swearingen SA 226TC / II Metroliner der Crossair

1977 entschliesst sich Suter aufgrund seiner Erfahrungen als Swissair-Pilot und mit der Business Flyers Basel AG zur Gründung einer Regionalfluggesellschaft für Linienverkehr in Europa. Ein Jahr später findet er private Investoren, kann so das Aktienkapital auf eine Million Schweizerfranken erhöhen und tauft das Unternehmen in Crossair um; Suter selbst wird Delegierter des Verwaltungsrates.

Noch im gleichen Jahr 1978 fordert das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) von der Crossair eine Kapitalerhöhung auf zwei oder drei Millionen Schweizerfranken. Aus diesem Grund bietet Suter der Swissair eine Beteiligung an und diese verpflichtet sich zur Zeichnung von 40 Prozent des Aktienkapitals. Weitere Aktionäre kommen hinzu und die Crossair bestellt neue Flugzeuge für insgesamt 14 Millionen Schweizerfranken, als sich die Swissair plötzlich wieder zurückzieht und damit die junge Fluggesellschaft gefährdet. Moritz Suter beweist aber Kämpferqualitäten sowie einen zählen Willen und es gelingt ihm neue private Aktionäre von seiner Idee zu überzeugen, so dass die Crossair am 26. April 1979 vom BAZL eine provisorische Konzession für einige Strecken erhält und ab dem 2. Juli mit zwei Swearingen Metroliner II-Flugzeugen von Zürich aus im Linienverkehr nach Innsbruck, Klagenfurt und Nürnberg fliegt.

European Regional Airlines Association

1980 erhält die Crossair weitere Konzessionen für Flüge nach Hannover und Lugano, für die Strecke von Bern nach Paris sowie jene von Lugano nach Genf. Das Aktienkapital wird auf 8 Millionen Schweizerfranken erhöht; die meisten Investoren stammen aus dem Freundeskreis von Moritz Suter. In der gleichen Zeit gründet Suter die European Regional Airlines Association (ERA), die damals fünf Fluggesellschaften mit 16 Flugzeugen, 450 Mitarbeitern und 58.000 beförderten Passagieren pro Jahr zählte. 20 Jahre später zählte die Vereinigung 73 Fluggesellschaften mit 1.174 Flugzeugen, 40.000 Mitarbeitern und 65 Millionen beförderten Passagieren pro Jahr!

Die Crossair wächst schnell und so wird 1981 eine weitere Kapitalerhöhung auf 16 Millionen Schweizerfranken notwendig, die wiederum von privaten Investoren aus dem Umfeld von Moritz Suter finanziert wird. Im gleichen Jahr verlangt die Swissair, wo Suter immer noch als Pilot arbeitet, er müsse sich zwischen seinen Aktivitäten für die Crossair und seiner Anstellung bei Swissair entscheiden - obwohl Suter nur noch mit einem Teilzeitarbeitsvertrag angestellt ist und über eine schriftliche Bewilligung für sein unternehmerisches Wirken bei der Crossair verfügt. Aeropers, die Gewerkschaft der Swissair-Piloten, setzt sich aber für Suter ein und so kann er weiterhin für die Swissair arbeiten, darf aber nicht mehr fliegen. Da die Crossair ihrem Gründer noch keinen Lohn bezahlen kann, ist die Anstellung bei der Swissair für Suter existenziell und da er nun nicht mehr fliegen darf, kann er auch mehr Zeit seinem eigenen Unternehmen widmen.

Crossair versus Swissair

Ende 1981 ergeben sich neue Probleme mit der Swissair, da diese pötzlich die Verkehrsrechte für die Linienflüge von Zürich nach Nürnberg und Hannover beansprucht, was das Ende der Crossair bedeutet hätte. Suter setzt sich zur Wehr und kann dank Rolf Künzi, dem damaligen BAZL-Direktor, den verantwortlichen Bundesrat Leon Schlumpf als Vermittler für einen Kommpromiss gewinnen: Am 12. Februar 1982 vereinbaren Crossair und Swissair in einem Vertrag mit fünf Jahren Laufzeit eine Zusammenarbeit, wobei Swissair die gewünschten Strecken erhält, die Crossair dafür aber entschädigen muss. Gleichzeitig arbeitet Suter nach rund 11.500 Flugstunden nicht mehr für die Swissair, sondern ist ab sofort nur noch für die Crossair tätig. Die Swissair fliegt nun die beiden früheren Crossair-Strecken in Zusammenarbeit mit Lufthansa und der Deutschen Luftverkehrsgesellschaft (DLT), während die Crossair als Entschädigung auf den Strecken von Basel nach Brüssel und Wien sowie für einzelne Flüge nach Genf und Zürich operieren darf. Daneben fliegt die Crossair neu auch von Lugano nach Venedig und das Aktienkapital wird von 16 auf 25 Millionen Schweizerfranken erhöht.

1983 erfolgt die nächste Kapitalerhöhung von 25 auf 50 Millionen Schweizerfranken. Die Investoren stammen nun nicht mehr nur aus dem Umfeld von Moritz Suter, sondern werden über die Vorbörse gewonnen. Im gleichen Jahr erhält die Crossair vom BAZL ausserdem die definitive Betriebskonzession.

Saab 340

Saab 2000 der Crossair

Im nächsten Jahr 1984 kauft die Crossair die ersten Flugzeuge vom Typ Saab Fairchild 340, die überhaupt erst auf Betreiben von Moritz Suter hin gebaut worden waren. Am 15. Juli 1984 stellt die Crossair ausserdem ihre ersten Flugbegleiter vor, nachdem vorher jeweils die Piloten für die Betreuung der Passagiere zuständig gewesen waren. Ausserdem fliegt die Crossair neu von Basel aus nach Paris und Frankfurt, womit sie am Basler Flughafen weiter an Bedeutung gewinnt.

Saab 2000

1985 wird das Aktienkapital auf 80 Millionen Schweizerfranken erhöht und die Aktie an den Börsen von Basel, Genf und Zürich kotiert. 1988 erfolgt eine weitere Kapitalerhöhung auf 160 Millionen Schweizerfranken, was die Swissair dazu nutzt, 38 Prozent der Crossair-Aktien mit einem Stimmenanteil von 41 Prozent zu ewerben. Daneben kauft die Crossair ersten Saab 2000-Flugzeuge, die ähnlich wie schon die Saab 340-Maschinen speziell für ihre Anforderungen entwickelt worden war.

Übernahme durch die Swissair

Im Jahr 1990 befördert die Crossair zum ersten Mal mehr als eine Million Passagiere pro Jahr. Im nächsten Jahr 1991 übernimmt die Swissair die Mehrheit am Aktienkapital der Crossair, welche ihren Sitz von Zürich nach Basel verlegt, wo sie am Flughafen Basel Mulhouse Freiburg Quartier bezieht.

Ab 1992 fliegt die Crossair den London City Airport mit einem Jet vom Typ BAe 146 an.

1993 erweitert die Swissair ihre Crossair-Beteiligung auf 56,1 Prozent der Aktien und einen Stimmrechtsanteil von 59, Prozent. Die Crossair erwibt ausserdem vier Avro RJ85-Flugzeuge.

Wachstum

Ende 1994 arbeiten 1.420 Personen für die Crossair und erzielen einen Umsatz von 400 Millionen Schweizerfranken. Die Flotte umfasst 36 Flugzeuge, mit denen knapp zwei Millionen Passagiere befördert werden.

1995 wächst die Crossair weiter durch die Übernahme von acht MD-82- und MD-83-Flugzeuge, welche von der damaligen Fluggesellschaften Balair/CTA stammen, die ihr Kurzstreckengeschäft aufgibt. Das Streckennetz der Crossair wird ständig um neue Destinationen ergänzt, das Aktienkapital wird auf 328,5 Millionen Schweizerfranken erhöht und die Crossair gilt als die grösste Ferienfluggesellschaft in Europa. Bis zum Jahresende wächst der Umsatz um 15 Prozent und die Flotte umfasst 74 Flugzeuge; immer häufiger fliegt die Crossair Strecken im Auftrag der Swissair, da sie effizienter operiert und gleichzeitig dank komfortablen Flugzeugen und einer exzellenten Betreuung an Bord einen sehr guten Ruf geniesst.