Wappen | Karte |
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Deutschlandkarte, Position von Dilsberg hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Landkreis: | Rhein-Neckar-Kreis |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | |
Fläche: | 688 ha |
Einwohner: | 2.126 Stand 30.06.2004 |
Bevölkerungsdichte: | |
Ausländeranteil: | |
Postleitzahlen: | 69151 |
Vorwahl: | 06223 |
Kfz-Kennzeichen: | HD |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Ortsverwaltung Dilsberg Burghofweg 1 D- 69151 Neckargemünd
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Offizielle Website: | www.dilsberg.de |
E-Mail-Adresse: | [1] |
Politik | |
Ortsvorsteher: | Stefan Wiltschko (CDU) |
Dilsberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Neckargemünd im Rhein-Neckar-Kreis und liegt im Naturpark Neckartal-Odenwald malerisch auf einem Berg über dem Neckartal.
Geschichte
Römerfunde auf Dilsberger Gemarkung lassen die Vermutung aufkommen, dass der Dilsberg früher als Signalstation für die Römer diente. Dies wird belegt durch Funde wie die einer Honorius-Goldmünze und Teilstücke eines Merkur-Reliefs. Seit 988 gehörte der Dilsberg als Teil des Wimpfener Bannforsts zum Bistum Worms. Mitte des 12. Jahrhunderts ließen die Wormser Bischöfe Teile des Berges roden und die Burg bauen. Die fertige Burg Dilsberg wird im Jahr 1208 zum ersten Mal erwähnt.
Chronologie
- 1150-1200 Bau der Burg
- 1208 Erste urkundliche Erwähnung von „Dilighesberch“ als Wohnsitz des Grafen Boppo V. von Lauffen
- Um 1219 Die Burg geht in den Besitz der Herren von Dürn über
- 1253 Dilsberg wird Grafschaft
- 1262 Der Graf von Dilsberg wird Burgmann des Heidelberger Hofes
- 1288 Rudolf von Habsburg kauft die Bergfeste
- 1300 Dilsberg fällt an die Kurpfalz
- 1347 Dilsberg wird zur Stadt erhoben
- 1368 Dilsberg wird "untrennbarer Bestandteil" der Kurpfalz
- 15. Jahrhundert Dilsberg wird Sitz eines Kurpfälzischen Amtes als Verwaltungsbehörde für die umliegenden Dörfer
- 1621 Belagerung durch Johann t'Serclaes von Tilly im Dreißigjährigen Krieg
- 1622 Kapitulation nach der Eroberung Heidelbergs
- 1633 Rückeroberung durch die Schweden
- 1635 Rückeroberung durch die Kaiserlichen
- 1648 Rückgabe an die Kurpfalz und Ausbau als Garnison
- 1690 Dilsberg übersteht die Eroberung durch die Truppen Ezéchiel de Mélacs im Pfälzischen Erbfolgekrieg
- 1799 Ein französisches Revolutionsheer wird durch die Insassen der Dilsberger Invalidenstation zurückgeschlagen.
- 1803 Die Bergfeste Dilsberg fällt an Baden und dient als Staatsgefängnis sowie als Karzer für Studenten der Universität Heidelberg
- 1826 Die Burganlage wird zum Abbruch freigegeben.
- Um 1895 Teilweise Restaurierung der Burg
- 1934 Bau der Jugendherberge
- Um 1964 Anschluß an die Wasserversorgung der Stadt Neckargemünd
- 1967 Sanierungsplan für den historischen Ortskern
- 1973 Eingemeindung nach Neckargemünd
Die Bienen von Dilsberg
Der Erzählung zufolge war der Graf von Dilsberg auf Jagd und das wollten seine Feinde dazu nutzen, um die Burg zu erobern. Die wenigen Bauern, die zu Hause waren, konnten ihm kaum Widerstand leisten. Da hatten sie einen Einfall und holten ihre Bienenkörbe. Dann stellten sie sich damit hinter der Stadtmauer auf. Als die Angreifer nahe genug herangekommen waren, schüttelten die Bauern die Bienenkörbe und ließen die gereizten Bienen auf die Angreifer los, womit der Angriff erfolgreich abgewehrt wurde. An diese Begebenheit erinnert heute noch das »Bienengärtlein« an der Stadtmauer.
Die Rose vom Dilsberg
Die Rose vom Dilsberg erinnert an die Tochter des Grafen Heinrich von Düren, die ein trauriges Schicksal hatte, da zwei Ritter um ihre Hand anhielten, der Landschad von Steinach und Ritter Wolf von Hirschhorn. Als sich herausstellte, dass sie dem Ritter Wolf zugetan war, schwor der abgewiesene Brautwerber Rache und erschlug Ritter Wolf auf dem Weg zum Dilsberg hinterrücks. Auf der Burg liefen schon die letzten Vorbereitungen zur Hochzeit und niemand getraute sich, der Braut das Verbrechen mitzuteilen. Als ein Diener der Braut die Tragödie mitteilte, stürzte sie sich von der Burgmauer. An der Stelle, an der man ihre Leiche fand, wächst seitdem ein großer Rosenstrauch mit weißen Rosen.
Sehenswertes
Lage
Dilsberg liegt weithin sichtbar über dem Neckartal auf einem Bergrücken in einer Flussschleife. Diese sichere Siedlungsfläche wurde bereits sehr früh von den Menschen genutzt.
Burg
Die Burg überstand kriegerische Auseinandersetzungen unter Anderem mit den Truppen Tillys, Melacs und den französischen Revolutionsheeren unbeschadet. Dennoch ist sie heute eine Ruine, da die verarmte Bevölkerung am Anfang des 19. Jahrhunderts Steine zum Hausbau brauchte. Und so wurde die Burg im Jahr 1826 zum Abbruch freigegeben.
Die Burg ist in Vor- und Hauptburg untergliedert. Zur Vorburg gehörte die Invalidenkaserne (heute Gartenanlage), die Zehntscheuer, der Marstall mit dem Fruchtspeicher und das Kommandantenhaus.
Um in die Hauptburg zu gelangen, mussten zwei Flankierungstürme passiert werden. Im Hof der Hauptburg lag der Palas, von dem nur noch ein Kellergewölbe erhalten ist und ein sechseckiger Treppenturm. Die 16 Meter hohe Ringmauer umgab früher die ganze Hauptburg, bevor der östliche und südliche Teil abgerissen wurde.
Und 1842 wollten die Dilsberger auch noch das Stadttor schleifen, um sich die Unterhaltungskosten zu sparen. Dies wurde ihnen aber von der Heidelberger Baubehörde untersagt, die der Ansicht war "daß der Abriß des Stadttors dem "Gesamteindruck" des Dilsbergs abträglich wäre; außerdem sei zu befürchten, daß im Falle des Abbaus des Stadttors das Läuten der von dort in die kath. Kirche umzusiedelnden Bürgerglocke in der Feldflur nicht mehr zu hören sei."
Karzer
Im Bereich der Burg findet sich ein Kellergewölbe, das eine Zeitlang als Karzer der Universität Heidelberg diente. Später wurde es zu einer militärischen Arrestanstalt.
Brunnen
Der Burgbrunnen mit Kurbelgehäuse für den Wassereimer hat eine Tiefe von etwa 46 Metern und wurde vermutlich nach der Errichtung der Burg um das Jahr 1150 mit einer Tiefe von 21,50 Meter angelegt. Das kärgliche Wasserangebot war nur der Burgbesatzung vorbehalten. Die Dorfbevölkerung musste sich ihr Wasser woanders besorgen.
In einer zweiten Bauphase, vermutlich in den Jahren 1650 bis 1680 wurde der Brunnen verbreitert und vertieft, da eine durch die Errichtung einer kurpfälzischen Garnison stark vergrößerte Burgbesatzung mit Wasser versorgt werden musste. Bemerkenswert ist, dass vermutlich in beiden Bauphasen keine Sprengung vorgenommen wurde, sondern die ganze Arbeit mit Hammer, Meißel und Schlägel erledigt wurde.
Burgstollen
Der Burgstollen wurde unter Ausnutzung der Trennfugen im Gestein angelegt, deshalb laufen Sohle und Firste spitz zu. Der Stollen wurde von außen in den Berg hinein vorgetrieben und sollte nach 65 Metern auf den Brunnenschacht stoßen. Die Bergleute kamen aber mehrfach von der Richtung ab. Deshalb beträgt die Gesamtlänge des Stollens 78 Meter.
Dilsberger Heimatforscher nahmen bisher an, dass der Stollen gebaut wurde, damit sich die Burgbesatzung bei Belagerungen ins Freie retten konnte. Heute vermutet man jedoch, dass der Gang ein Belüftungsstollen war.
Nachdem der Stollen seinen Zweck erfüllt hatte, die Arbeiter vor Giftgasen zu schützen, wurde der Stollen zeitweise zugeschüttet. Es bildete sich danach die Sage vom unterirdischen Gang, der unter dem Neckar zu einer Neckarsteinacher Burg führen soll. Diese Sage erwähnte der Schriftsteller Mark Twain ein. Diese Sage regte den Deutsch-Amerikaner Fritz von Briesen um das Jahr 1900 an, aus New York anzureisen, um den Stollen zu finden. Er ließ sich abseilen und fand tatsächlich den Stollenabgang. Mit seiner finanziellen Hilfe wurde dann im Jahr 1926 der Brunnen und der Stollen von Schutt befreit und der Stollenanfang im Wald freigelegt.
Aussichtsturm
Über den sechseckigen Treppenturm gelangt man auf die Mantelmauer, eine 16 Meter hohe Ringmauer, von der aus man einen Rundblick über den Ort und das Neckartal hat. Die Ringmauer umschloss ursprünglich die ganze Hauptburg, ist aber nach Osten und Süden zum größten Teil zerstört.
Katholische Kirche
Die Katholische Kirche Sankt Bartholomäus wurde etwa um das Jahr 1380 erbaut. Sie war dem Heiligen Oswald geweiht, der wie die Heilige Margarethe zu den vierzehn Nothelfern gehörte.
Evangelische Kirche
Eine reformierte Gemeinde ist in Dilsberg schon seit dem Jahr 1566 nachweisbar. Sie florierte bis zum Dreißigjährigen Krieg, erholte sich aber nie mehr von den unruhigen Jahren und versank nach 1705 in Armut. Die heutige evangelische Kirche wurde von 1871 bis 1873 unter großem Einsatz der Kirchengemeinde gebaut, die zum größten Teil aus armen Kuhbauern bestand.
Kultur
Brauchtum
Dilsberger Nachtwächter
Nachdem es dem Dilsberger Gemeinderat erst im Jahr 1878 gestattet wurde, die Nachtwache aufzuheben, lebte der Brauch im Jahr 1923 wieder auf, indem die Nachtwächter das Neue Jahr "einläuten". Nachdem der Nachtwächter zwölf Mal in das Horn geblasen hat, stimmen die Männer das folgende Lied an:
- Hört, Ihr Leut, und lasst Euch sagen:
- Unsre Glock' hat Zwölf geschlagen.
- Das alte Jahr ist vergangen,
- das neue hat angefangen.
- Wir wünschen Euch allzugleichen,
- den Armen wie den Reichen,
- wir wünschen Euch allzumal
- ein glückseliges neues Jahr Lobet Gott, den Herrn.
Literatur
Mark Twain beschreibt in seinem Buch »Ein Bummel durch Europa« auch eine Floßfahrt auf dem Neckar von Heilbronn nach Heidelberg, bei der er auch an Dilsberg vorbei kam:
- »Wir liefen zur rechten Zeit in den Hafen von Neckarsteinach ein, gingen ins Hotel und bestellten uns ein Forellenessen. Es sollte bei unserer Rückkehr von einem zweistündigen Ausflug zum Dorf und zur Feste Dilsberg jenseits des Flusses bereitstehen Es war ein Weg von einer englischen Meile, und ich hatte durchaus nicht die Absicht, die ganzen zwei Stunden für diese kurze Strecke zu brauchen. Wir wollten die Hauptzeit für die Besichtigung des Ortes und der Feste verwenden. Als wir zurückkamen, tauchten wir unsere erhitzten Köpfe in das Becken des Stadtbrunnens, begaben uns in unser Hotel und aßen im Garten behaglich und gemächlich die Forellen. Uns zu Füßen strömte der schöne Neckar. Hinter ihm lugte phantastisch die Feste Dilsberg hervor.«
- Mark Twain: Ein Amerikaner in Heidelberg. 1878. 4. A. 1996. 208 S. ISBN 3925817026
- Frans Hermans: Die Geschichte der Dilsberger Nachtwächter. ISBN 3931033309
- Frans Hermans: 80 Jahre Jugendherberge Dilsberg. ISBN 3931033317
- Wolfgang Wiese: Burgfeste Dilsberg. ISBN 3926318805
- Frans Hermans: Die Rose von Dilsberg. Eigenverlag
- Stefan Wiltschko: Burg und Gemeinde Dilsberg. Eigenverlag, 1994
- Stefan Wiltschko: Dilsberg im Widerstand gegen kurpfälzischen Strassenbau. ISBN 3894260262
- Rüdiger Lenz: Kellerei und Unteramt Dilsberg. ISBN 3170105264
- Wolfgang Seidenspinner: Dilsberg, Stadt Neckargemünd. In: Heidelberg, Mannheim und der Rhein-Neckar-Raum. Reihe "Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland". Stuttgart: Theiss, 1999. ISBN 3-8062-1407-7.
Weblinks
- Dilsberg, offizielle Webseite der Gemeinde Dilsberg
- Burg Dilsberg auf der privaten Burgen-Projektseite burgen.de
- Burg Dilsberg auf der privaten Burgen-Projektseite burgen-web.de