Astra (lateinisch für Sterne) ist der Name einer Flotte von 14 geostationären Kommunikationssatelliten.
Zweck
Sie dienen vor allem dem Direktempfang von Hörfunk- und Fernsehsignalen mit einer meist 60 bis 90 cm großen Parabolantenne oder auch Satellitenschüssel. Damit sind über 1.500 analoge und digitale Kanäle für über 102 Millionen Haushalte in Europa empfangbar. Eigentümer der Satellitenflotte ist die SES Global (vormals: SES-Astra – Société Européenne des Satellites-Astra) mit Sitz in Betzdorf in Luxemburg.
Orbitalpositionen
Astra 1 | Astra 2 | Astra 3 | Astra 4 | Astra 1 | |
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19,2° Ost | 28,2° Ost | 23,5° Ost | 37,5° West | 19,2° Ost geplant | deaktiviert |
Astra 1C | Astra 2A | Astra 3A | Astra 4A | Astra 1L Nov 2006 [1] | Astra 1A |
Astra 1E | Astra 2B | Astra 1D | Astra 1M 2008 [2] | Astra 1B | |
Astra 1F | Astra 2D | ||||
Astra 1G | |||||
Astra 1H | |||||
Astra 1KR | |||||
Astra 2C |
Zurzeit haben größtenteils die Positionen 19,2° Ost und 28,2° Ost für den Direktempfang Bedeutung. 19,2° Ost richtet sich an Kontinentaleuropa mit einem hohen Anteil deutscher und spanischer Sender, 28.2° Ost an Großbritannien, vor allem mit dem British Sky Broadcasting-Pay-TV und den Sendern der BBC.
Premiere hat auf Astra 3A (23.5° Ost) ausländische Programme aufgeschaltet, die gegen Gebühr abonniert werden können. Kabel Deutschland führt die Signale für die Kabelkopfstationen verschlüsselt über Astra 3 zu, da kein flächendeckendes Glasfasernetz vorhanden ist.
Elevationstabelle
Für die Astra-Satelliten auf 19,2° Ost gelten in Deutschland folgende Elevationswerte:
Kiel | Hamburg | Rostock | Berlin | Bremen | Hannover | Düsseldorf |
---|---|---|---|---|---|---|
27,5 | 28,3 | 27,9 | 29,7 | 28,6 | 29,5 | 30,2 |
Kassel | Dresden | Wiesbaden | Nürnberg | Saarbrücken | Stuttgart | München |
30,6 | 31,3 | 31,6 | 32,8 | 32,3 | 33,2 | 34,2 |
Besondere Dienste
Einige der Satelliten sind mit besonderen von Astra entwickelten Techniken ausgestattet, so zum Beispiel mit
- Skyplex, einem Multiplexverfahren für Satelliten
- Satmode, einem Dienst für Interaktives Fernsehen
- Blucom
Projekt Dolphin
Von 2007 an will der Satellitenbetreiber SES Global eine digitale Vertriebsplattform namens Entavio (vormals als Dolphin bekannt) errichten. Während die Abonnementabrechnung und Kundenverwaltung kostenpflichtiger Kanäle direkt über Astra erfolgen soll, würde künftig auch für bisher kostenlose Programme (Free-TV) eine Grundgebühr erhoben. SES-Präsident Ferdinand Kayser begründet diese Maßnahme mit höherem technischen Aufwand, Kritiker sehen in diesen Plänen jedoch eine Strategie zur Gewinnmaximierung; auf diesem Wege solle "durch die Hintertür" eine Rundfunkgebühr für kommerzielle Fernsehprogramme eingeführt werden, die sich Satelliten-, Fernseh-, und Kabelbetreiber untereinander aufteilen.
Außerdem trafen die Betreiber von RTL und ProSiebenSat.1 Media mit den führenden deutschen Kabelgesellschaften eine Übereinkunft über die Einspeisung ihrer Programme ins digitale Kabelnetz. Dies wäre mit einer "Grundverschlüsselung" aller werbefinanzierten, bisher frei empfangbaren Fernsehkanäle, verbunden. Um eine Abwanderung von Kabelkunden zum Satellitendirektempfang zu verhindern, planen die kommerziellen Fernsehanbieter schon seit längerem, ihre Fernsehprogramme auch über Satellit nur noch verschlüsselt auszustrahlen. Die zentrale Vermarktung der Kanäle würde dann über die Astra-Tochtergesellschaft APS erfolgen, dem früheren Playout-Center von Premiere.
Die Übernahme dieser ehemaligen Betriebssparte von Premiere durch Astra wird derzeit vom Satelliten-Konkurrenzunternehmen Eutelsat bei der Kartellbehörde angefochten. Sollte der Dienstleister wieder an Premiere zurückfallen, könnten die Dolphin-Pläne schnell Makulatur werden. Das Bundeskartellamt ermittelt seit Februar gegen die Teilnehmer des Dolphin-Projektes wegen des begründeten "Anfangsverdachts auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung". In diesem Zusammenhang wird auch die Verwertung der Bundesliga-Erstausstrahlungsrechte durch das Kabelkonsortium Arena genau beobachtet.
Überdies planen RTL und ProSiebenSat.1 Media mehrere kostenpflichtige Zusatzkanäle, die digital über Kabel und Satellit übertragen werden sollen. Daher dürften sich die über Astra und Kabel empfangbaren Angebote (Fernsehbouquets) zunehmend angleichen und nach ähnlichen Tarifmodellen abgerechnet werden. Die mit den Kabelgesellschaften getroffenen Vereinbarungen sehen die Einspeisung von Bezahl-Angeboten vor, die von Fernsehanbietern und Kabelbetreibern gemeinsam vermarktet werden und vor allem den Fernsehgesellschaften als zusätzliche Einnahmequelle dienen sollen. Noch ist unklar, wie die von Astra als "Infrastruktur-Gebühr" ausgegebene Monatspauschale den Empfang öffentlich-rechtlicher, also gebührenfinanzierter, Kanäle berührt. Die Sendeverantwortlichen von ARD und ZDF haben sich bereits klar gegen eine verschlüsselte Ausstrahlung über Satellit ausgesprochen.
Anfang März 2006 gab Astra bekannt, mit dem Schweizer Unternehmen Kudelski über die Entwicklung eines neuen Verschlüsselungssystems der Gattung Nagravision handelseinig geworden zu sein (auch Premiere nutzt bislang eine spezielle Variante von Nagravision). Mitte März einigten sich Arena und Astra über die Anmietung eines gesamten Satellitentransponders für die Übertragung der Bundesliga-Begegnungen, an denen Arena die Erstrechte hält. Arena ist auf die Reichweite von Astra angewiesen, da ungefähr 16 Millionen Haushalte ihr Fernsehsignal über den Satellitendirektempfang beziehen.
Die führenden Elektronikhersteller protestierten indessen gegen den von Astra vorgegebenen Dolphin-Standard, weil er anderen Vermarktungsplattformen oder frei empfangbaren Kanälen den technischen Zugang zu den nach den Spezifikationen von Astra gefertigten Empfangsgeräten verwehren oder erschweren könnte. Sie schlossen sich am 11. März zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um künftig mit einer Stimme sprechen zu können. Astra machte in einer Ausschreibung konkrete Preisangaben für die herzustellenden Geräte (99 Euro) und will diese nach exakten technischen Vorgaben produzieren lassen. Durch die schon heute marktbeherrschende Stellung Astras beim Satellitenempfang werden bei Herstellern und Politikern zunehmen Befürchtungen laut, Astra betreibe Marktabschottung und wolle seine einzigartige Stellung finanziell ausschöpfen.
Mittlerweile haben sich die RTL- und MTV-Gruppe offen zum Dolphin-Projekt bekannt. Laut Astra soll das Monatsentgelt für "frei empfangbare" (werbefinanzierte) Kanäle pauschal 3,50 Euro betragen und nicht pauschal nach Haushalt, sondern je Receiver/Smartcard abgerechnet werden. Die zum Empfang erforderlichen Geräte sollen auch technische Restriktionen ermöglichen, die das Überspringen von Werbespots bei Fernsehaufzeichnungen verhindern oder die Aufzeichnung bestimmter Sendungen, auch mittels externer Geräte, ganz unterbinden sollen.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- ↑ SES Global: SES ASTRA startet ASTRA 1KR auf Atlas-Rakete in 2006 SES Pressemitteilung
- ↑ SES Astra: SES ASTRA beauftragt EADS Astrium mit dem Bau von Astra 1M. SES Pressemitteilung vom 21. Juli 2005. (pdf)