Unitarismus (Religion)

theologische Auffassung, religiöse Bewegung
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Der Unitarismus ist in seiner Hauptströmung, dem humanistischen Unitarismus (Eggenberger), den die "Deutsche Unitarier, Religionsgemeinschaft" repräsentiert, eine panentheistische Religion, die sich zunächst als innerchristliche die göttliche Trinität ablehnende Konfession gebildet hatte.

Eine Minderheitsrichtung, die theistischen Unitarier (Eggenberger), teilen die Kritik an der Trinitätslehre, halten aber am Glauben an einen persönlichen Gott fest und sehen mit Ausnahme der Dreifaltigkeitslehre Gemeinsamkeiten mit dem christlichen Mainstream.

In den Vereinigten Staaten haben sich die Unitarier mit den Universalisten des 19. Jahrhunderts zur Konfession der Unitarian Universalists zusammengeschlossen.

Die Unitarier dürfen nicht mit den Unierten Kirchen verwechselt werden.

Glaubensgrundsätze

"Unitas" ist ein Wort aus dem Lateinischen und bedeutet "Einheit". Daher der Name Unitarier. Zentraler Grundsatz ist der Glaube an die Einheit allen Seins welches vom Wesen des Göttlichen, dem Schöpferischen durchdrungen ist und der Glaube an die menschliche Vernunft.Die Deutsche Unitartier Religionsgemeinschaft besitzt kein religiöses Dogma.

Als Gegenstück zum christlichen Glaube, Liebe, Hoffnung wird oft Freiheit, Vernunft, Toleranz angeführt.

Die Deutschen Unitarier nehmen eine Sonderform unter den Unitariern in aller Welt ein. Sie sind keine Kirche sondern eine Laiengemeinschaft. Die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft ist eine nichtchristliche Religionsgemeinschaft. Religion oder besser gesagt Religiosität betrachtet sie dem Menschen als angeboren. Ihre Entfaltung soll den Menschen menschlicher, freiheitlicher, toleranter und liebesfähiger machen. Philosophie, Wissenschaft und eigenes Erleben bilden eine Einheit, damit die Welt für den Einzelnen begreifbarer wird. Die Interpretation der Welt bleibt dabei unbedingt dem Einzelnen überlassen. Damit wird auch die Verantwortung für das eigene Handeln und Unterlassen vom Menschen als unverzichtbar eingefordert.

Im Wunder des Seins liegt für den Unitarier die spirituelle Kraft. Das Sein ist geworden und damit alles was ist. Eine zusammenhangstiftende Kraft wie Unitarier sie auch nennen, der Grund des Werdens, des Wandels, des Sichentwickelns und Vergehens entspringt aus dem Urgrund, dem Beginn von allem. Dieses Göttliche, dessen Wirkung als immerwährende treibende Kraft angesehen wird, verwirklicht sich selbst und offenbart sich in Allen Erscheinungen des Seins. Das Göttliche macht so alles mit allem verwandt und durchdringt auch den Menschen. Gott - besser gesagt das Göttliche ist somit völlig unpersonal und wird so als Einheit von Gott, Mensch und Welt empfunden. Der Unitarier betrachtet daher alles was ist als heilig. Er empfindet Dankbarkeit gegenüber diesem Göttlichen. Obwohl er nicht sagen kann, was dieses Göttliche tatsächlich ist, weil er denkt, das es nicht möglich ist, etwas endgültig Wißbares darüber auszusagen, so kann er doch dieses Göttliche im oben beschriebenen Sinne erleben. Dieses Erleben ist individuell untersschiedlich und somit nur für jeden einzelnen verbindlich. Jedoch gibt es untereinander ähnliche Empfindungen. Sie führen zu gemeinsam erstellten Glaubensaussagen der Gemeinschaft und bilden die Religion der Unitarier aus. Aus diesem Grunde kann er so für sich Sinn aus diesen Vorstellungen in seinem Leben suchen und finden. Diese Glaubensaussagen werden von Zeit zu Zeit immer wieder aktualisiert und den Erkenntnissen der Zeit angepasst.

Ursprung

Obwohl unitarische Vorstellungen in der Geschichte verschiedener Religionen und religiösen Traditionen aufgetreten sind, spricht man von Unitariern erst, seitdem sich Menschen dieses Glaubens zu Gemeinden organisierten. Dies geschah im Wesentlichen nach der Reformation und im Zeichen der Aufklärung, als es in Europa möglich wurde, die Doktrin von der Dreieinigkeit in Frage zu stellen. Von den großen Kirchen als Ketzer angesehen, wurden die Unitarier (von unitas, dt. Einheit (Gottes), im Gegensatz zur Dreieinigkeit) oft verfolgt.

Geographische Verbreitung

Unitarische Glaubensgemeinschaften finden sich heute v.a. in Ungarn, Rumänien (Siebenbürgen) und Nordamerika, wo viele Unitarier eine konfliktfreie Verwirklichung ihres Glaubenslebens suchten. Die Verfassung der USA, mit ihrer Trennung von Staat und Kirche, wurde auch von einer Reihe von Unitariern (Thomas Jefferson, John Adams) maßgeblich mitgeprägt. Es gibt aber auch in anderen Ländern Europas, in Afrika, Asien und Australien Unitarier, die jeweils durch ihre Kultur geprägt sind. Zur Zeit wird versucht solche verstreuten Gemeinschaften in der internationalen Organisation ICUU (International Council of Unitarian & Universalists) zusammenzufassen.

Geschichte

In den USA bildeten sich im 18. Jahrhundert die ersten unitarischen Gemeinden. In Europa ließ sich dies erst ein Jahrhundert später verwirklichen. 1876 wurde in Rheinhessen die "Religionsgemeinschaft Freier Protestanten" gegründet. Ihre Zeitschrift erhielt 1911 den Untertitel "deutsch-unitarische Blätter", nachdem ihr Leiter Rudolf Walbaum Verbindung zu den amerikanischen Unitariern aufgenommen hatte. Diese Freien Protestanten nannten sich 1950 "Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft" und bildeten damit die Basis für die heutige Gemeinschaft in Deutschland. Der Glaube an die Einheit Gottes und an die Göttlichkeit der All-Natur ist der eine Ausgangspunkt für den unitarischen Glauben. Dazu kam in der Aufklärung die Bedeutung, die man der menschlichen Vernunft zuerkannte. Beides wurde im Laufe der Zeit so weiterentwickelt, daß die Bibel ihre Rolle als Offenbarungsquelle für Unitarier verlor. Seit 1950 existiert die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft, die sich in der Tradition der „freien Protestanten“ sieht. Weiterhin existiert seit 1949 die von Pfarrer Hansgeorg Remus gegründete Unitarische Kirche in Berlin (UKiB). Die UKiB ist unabhängig von den Deutschen Unitariern. (Quellenstand: 08-Feb-2004)

Kontroversen

Die Gemeinschaft hat aufgrund demokratischer Meinungsbildungsprozesse in ihren Reihen, frühere Tendenzen rechtsgerichteten Gedankengutes isolieren können. Vertreter dieser nie gewünschten Richtung haben dann die Gemeinschaft entweder verlassen oder sind wegen gemeinschaftschädigendem Verhaltens und Verstoß gegen die Grundgedanken der Gemeinschaft ausgeschlossen worden. Dazu zählte auch die hier darunter erwähnte Sigrid Hunke, bis 1983 Ehrenvorsitzende und Vizepräsidentin war.

Bekannte Vertreterinnen und Vertreter

  • Sigrid Hunke (1913-1999), Religionswissenschaftlerin, Germanistin, 1971-1983 Vizepräsidentin der DUR.
  • Wolfgang Deppert (* 1938), Physiker, Philosophie-Professor, FDP-Mitglied, derzeitiger "Leiter des geistigen Rates" der DUR.

Literatur

  • unitarische blätter. Zweimonatszeitschrift - Zeitschrift für ganzheitliche Religion und Kultur der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft e.V.
  • Was GLAUBEN SIE eigentlich (neu erschienen: verfasst von einem Arbeitskreis und verschiedensten Mitgliedern der Religionsgemeinschaft Deutsche Unitarier - Verlag Deutsche Unitarier - ISBN 3-922483-07-0

Es gibt aber auch noch weiteres umfangreiches Schriftmaterial, welches über den gemeinschafteigenen Verlag zu bestellen ist.