Übersicht
Als Todeszelle bezeichnet man eine Gefängniszelle, in der ein zum Tode verurteilter Verbrecher (Todesstrafe) auf den Tag seiner Hinrichtung (meistens mehrere Jahre lang) warten muss. Die psychische sowie physische Belastung der dort einsitzenden Menschen ist sehr groß, so dass einige von ihnen Selbstmord begehen oder den Verstand verlieren. Bezogen auf die USA ist die Gefängnisleitung letztendlich nur dafür verantwortlich, dass der Gefangene bis zum Tage seiner Hinrichtung "funktioniert" und deshalb eine Behandlung der geistig erkrankten Insassen mit Psychopharmaka als hinreichend ansieht. In anderen Ländern ist die Situation für zum Tode verurteile Häftlinge noch trostloser.
Todeskandidaten in den USA
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Umgang mit zu Tode verurteilten Menschen in den USA, hier vor allem auf das Gefängnis in San Quentin, Kalfornien.
Überführung
Die Überführung der Gefangenen erfolgt meist durch die Kreisgefängnisse, wo auch die Verhandlung und Verurteilung stattfand. Der Ablauf bei der Ankunft im Staatsgefängnis ist im groben folgender: Die Verurteilten werden zuerst in die R & R verbracht (Reception and Release = Aufnahme und Entlassung), wo sie für das Gefängnis abgefertigt werden. Hier werden sie fotografiert, es werden Fingerabdrücke genommen und sie bekommen Decken und die Gefängniskleidung ausgehändigt. Zwei Wachen begleiten sie sodann in das sogenannte Adjustment Center (Eingewöhnungszentrum) auch A/C genannt. Hier bleiben die Gefangenen bis das Klassifizierungs-Komitee über die Unterbringung in welchen Todestrakt entscheidet. Diese Entscheidung fällt meist innerhalb von anderthalb Wochen.
Todestrakte
In San Quentin gibt es drei Todestrakte. Entweder bleiben die Gefangenen im A/C - dies gilt vor allem für Gangmitglieder, die eine Gefahr für andere Mitgefangene darstellen oder die selber durch andere Gefangene gefährdet sind. Daneben gibt es den Nord-Block mit 35 Todeszellen, in den Gefangene kommen, die der Gefängnisleitung keine Probleme machen, und den Trakt II (Ost-Block) mit 250 Todeszellen. In Trakt II sind auf der der Bucht zugewandten Seite die Todeskandidaten untergebracht und auf der Hofseite befindet sich der Normalvollzug und die Todeszellen der Häftlinge mit schweren mentalen Störungen.
Ausstattung der Todeszellen
Die Todeszellen sind Einzelzellen, welche wie im Normalvollzug ausgestattet sind. Das heisst, sie haben eine Größe von 1,20m x 3,00m und sind eingerichtet mit einem relativ kurzen Bett, einem Waschbecken, einer Toilette aus rostfreiem Stahl sowie einem Ablagebrett und einer Tischlampe. Alle weiteren Gegenstände wie Fernsehen, Radio oder Schreibmaschine müssen in San Quentin über das Gefängnis bestellt werden und kosten eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr von 10 Prozent des regulären Preises. Im Gegensatz zu öffentlichen Verlautbarungen gibt es in den Zellen kein Kabelfernsehen und keine Klimaanlage bzw. eine vernünftige Heizung.
Warten auf den Revisionsprozess
Todeskandidaten sitzen deshalb so lange in den Zellen, da es in den USA sehr schwierig ist, Revisionsprozesse zu durchlaufen. Viele Rechtsanwälte lehnen es deshalb ab, einen solchen Prozess zu übernehmen. Es kann also einige Jahre dauern, bis ein Todeskandidat einen Anwalt findet, der seinen Fall nochmals vor Gericht aufrollt. Schneller geht es, einen Angeklagten zum Tode zu verurteilen. Es sind Fälle bekannt, wo ein solcher Prozess nur zwei bis vier Tage inklusive Schiedsverfahren dauerte. Normal sind aber Verfahren mit einer Länge von vier bis sechs Wochen für das Schiedsverfahren und einige Wochen für die Urteilsfindung.
Behandlung der Todeskandaten
Ein Insasse einer Todeszelle hat regelmäßige Zellendurchsuchungen zu erdulden, ansonsten wird er aber wie ein normaler Häftling behandelt. Er bekommt zwei Mahlzeiten pro Tag (Frühstück und Abendessen), die er in seiner Zelle einnimmt. An vier Tagen in der Woche kann er zwischen 8:00 Uhr und 14:00 Uhr Besuch von Freunden und Verwandten oder von seinem juristischen Beistand empfangen. Telefongespräche sind ebenfalls erlaubt, ebenso wie der Empfang und das Versenden von Briefen - wobei eingehende Briefe teilweise zwei bis drei Wochen auf der Poststelle liegen blieben, während der Feiertage verlängert sich diese Spanne sogar auf vier bis sechs Wochen. Auf allen ausgehenden Briefen ist ein großer, roter Stempel mit der Anschrift des Gefängnisses aufgebracht, weshalb es die meisten Häftlinge vermeiden, an ihre Freunde und Verwandten zu schreiben, um ihnen Peinlichkeiten zu ersparen.