24-Stunden-Rennen von Le Mans

Langstreckenrennen für Sportwagen
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Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist ein Langstreckenrennen für Sportwagen und Motorräder, die vom Automobile Club de l'Ouest (ACO) südlich der französischen Stadt Le Mans veranstaltet wird. Die 24 Heures du Mans für Automobile wird seit 1923 auf einer etwa 13 km langen Strecke auch über Landstraßen ausgetragen. Die Motorräder fahren die 24 Heures Moto auf der deutlich kürzeren permanenten Rennstrecke Circuit Bugatti.

Überblick

 
Le Mans Streckenverlauf

Die 24-Stunden von Le Mans wurden als Langstreckenrennen geplant, bei dem die Automobilhersteller die Zuverlässigkeit und den Entwicklungsstand ihrer Fahrzeuge unter Beweis stellen konnten. In den ersten Jahren war es nur den Fahrern selbst erlaubt, Reparaturen mit Bordwerkzeug durchzuführen. Heute dürfen die Wagen in den Boxen von Mechanikern repariert werden. Bleibt der Wagen allerdings auf der Rennstrecke liegen, darf der Fahrer keine fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Ziel des Rennens ist es, möglichst viele Runden innerhalb von 24 Stunden zurückzulegen und nach 24 Stunden die Ziellinie zu überqueren. Die traditionelle Startzeit des Rennens ist 16:00, um Terminkollisionen mit anderen Ereignissen zu verhindern, wurde manchmal das Rennen früher (1998: 14:00) oder später (2006: 17:00) gestartet.

Traditionell findet das Rennen jährlich am zweiten Juniwochenende am Stadtrand von Le Mans statt. Die Strecke Circuit de la Sarthe, benannt nach dem Fluss Sarthe, hat eine Länge von 13.880 m und besteht zu einem Teil aus öffentlichen Landstraßen. Seit 1965 ist der permanente Rundkurs Circuit Bugatti Teil der Strecke. Dazu gehören auch die Boxen und der Start- und Zielraum. Da im Laufe der Jahre die Fahrzeuge immer schneller wurden, musste die Strecke mehrmals aus Sicherheitsgründen überarbeitet und durch Schikanen langsamer gemacht werden.

1955 kam es bei diesem Rennen zur größten Katastrophe des Motorsports, als der Mercedes-Benz 300 SLR des Franzosen Pierre Levegh nach einer Kollision auf der Zielgeraden in die dort versammelte Zuschauermenge flog. Bei diesem Unfall starben 82 Menschen. Auslöser war der Jaguar-Pilot Mike Hawthorn, der den langsamen Austin Healey Lance Macklin links überholte um dann plötzlich nach rechts zu ziehen und stark zu bremsen, um seinen Boxenstopp zu absolvieren. Der "geschnittene" Macklin musste nach links ausweichen, wo jedoch Levegh mit hoher Geschwindigkeit nahte und deshalb nicht mehr reagieren konnte. Die verbliebenen Mercedes wurden nachts von Rennleiter Alfred Neubauer nach Rücksprache mit der Firmenleitung als Zeichen des Respekts zurückgezogen. Jaguar gewann dieses Rennen mit dem Fahrer Mike Hawthorn.

Dieser Unfall wird häufig irrtümlich als Auslöser für den kompletten Rückzug von Mercedes-Benz aus dem Motorsport bezeichnet. Die Entscheidung, sich nach Ende der Rennsaison 1955 auf die Serienentwicklung zu konzentrieren, hatte der Vorstand bereits im Frühjahr, also lange vor dem Le-Mans-Unfall, getroffen. Wie geplant wurde danach an allen verbliebenen und nicht aufgrund des Unfalls abgesagten (u.a. Großer Preis von Deutschland) oder gar verbotenen Rennen (Großer Preis der Schweiz) des Jahres 1955 teilgenommen. Als Mercedes-Benz Ende des Jahres erneut mit Juan Manuel Fangio die Formel 1-Weltmeisterschaft, mit Stirling Moss und Peter Collins mit der Targa Florio die Sportwagen-WM und auch noch die Tourenwagen-EM gewonnen hatte, wurde der Rückzug zudem mit den nicht mehr zu übertreffenden Erfolgen begründet.

Bis in die 80er Jahre fand das Rennen in Teams a zwei Mann statt, heute wechseln sich drei Fahrer ab.

Legendär war der 1925 eingeführte Le-Mans-Start, bei dem die Fahrer über die Fahrbahn zu ihren vor der Boxengasse aufgestellten Fahrzeugen sprinten mussten und stehend starteten. Dieser kam nach Einführung der Sicherheitsgurte 1969 in die Diskussion. Der spätere Sieger Jacky Ickx protestierte durch demonstrativ langsames Gehen gegen diesen Startmodus. Nach einem stehenden Start mit bereits angeschnallten Fahrern im Jahr 1970 wird das Rennen seit 1971 aus Sicherheitsgründen wie in Indianapolis nach einer Einführungsrunde mit einem fliegendem Start begonnen.

Das Rennen ist auch bekannt für seine lange Gerade, die Ligne Droite des Hunaudières, oder Mulsanne Straight, wie sie in England genannt wird. Dabei handelt es sich um eine nahezu fünf Kilometer lange Gerade, auf der Geschwindigkeiten von über 400 km/h erreicht wurden. 1990 wurden aus Sicherheitsgründen zwei Schikanen eingebaut. Seitdem liegt die Spitzengeschwindigkeit bei etwa 340 km/h. Der Auslöser für diese Maßnahme war unter anderem der tödliche Unfall des Österreichers Jo Gartner am 1. Juni 1986. Sein Porsche 962 kam wegen einer gebrochenen Hinterradaufhängung mit über 300 km/h von der Strecke ab.

Die Le Mans Gesamtsieger seit 1923

 
Bentley, 1929
 
Jaguar D-Type, 1956
 
Ford GT40, 1965
 
Porsche 917 Coupé, 1970
 
Porsche 911 GT1 '98, 1998
Datei:Le mans bentley no8.jpg
Bentley Speed 8 GT, 2003
Datei:Audi le mans 2004.jpg
Audi R8, 2004


Jahr Fahrer Wagen
1923 A. Lagache (F) / R. Leonard (F) Chenard-Walcker
1924 J. Duff (ENG) / F. Clement (F) Bentley 3.0
1925 G. de Courcelles (F) / A. Rossignol (F) La Lorraine
1926 R. Bloch (F) / A. Rossignol (F) La Lorraine
1927 D. Benjafield (ENG) / S. Davis (ENG) Bentley 3.0
1928 W. Barnato (ENG) / B. Rubin (ENG) Bentley 4.4
1929 W. Barnato (ENG) / Sir H. Birkin (ENG) Bentley 6.6
1930 W. Barnato (ENG) / G. Kidston (ENG) Bentley 6.6
1931 Earl Howe (ENG) / Sir H. Birkin (ENG) Alfa Romeo 8C
1932 R. Sommer (F) / L. Chinetti (IT) Alfa Romeo 8C
1933 R. Sommer (F) / T. Nuvolari (IT) Alfa Romeo 8C
1934 L. Chinetti (IT) / P. Étancelin (F) Alfa Romeo 8C
1935 J.S. Hindmarsh (ENG) / L. Fontes (RA) Lagonda M45R
1936 kein Rennen
1937 J.P. Wimille (F) / R. Benoist (F) Bugatti 57 GSC
1938 E. Chaboud (F) / J. Tremoulet (F) Delahaye 135M
1939 J.P. Wimille(F) / P. Veyron (F) Bugatti 57 GSC
1940-48 Zweiter Weltkrieg - keine Rennen
1949 L. Chinetti (IT) / Lord Selsdon (ENG) Ferrari 166 MM
1950 L. Rosier (F) / J.-L. Rosier (F) Talbot Lago
1951 P. Walker (ENG) / P. Whitehead (ENG) Jaguar C-Type
1952 H. Lang (D) / F. Riess (D) Mercedes-Benz 300 SL
1953 T. Rolt (ENG) / D. Hamilton (ENG) Jaguar C-Type
1954 J. F. González (RA) / M. Trintignant (F) Ferrari 375
1955 M. Hawthorn (ENG) / I. Bueb (ENG) Jaguar D-Type
1956 R. Flockhart (ENG) / N. Sanderson (ENG) Jaguar D-Type
1957 R. Flockhart (ENG) / I. Bueb (ENG) Jaguar D-Type
1958 O. Gendebien (B) / P. Hill (USA) Ferrari 250TR58
1959 C. Shelby (USA) / R. Salvadori (ENG) Aston Martin DBR1
1960 O. Gendebien (B) / P. Frère (B) Ferrari 250TR60
1961 O. Gendebien (B) / P. Hill (USA) Ferrari 250TR61
1962 O. Gendebien (B) / P. Hill (USA) Ferrari 330LM
1963 L. Scarfiotti (IT) / L. Bandini (IT) Ferrari 250P
1964 J. Guichet (F) / N. Vaccarella (IT) Ferrari 275P
1965 J. Rindt (A) / M. Gregory (USA) Ferrari 250LM
1966 B. McLaren (NZ) / C. Amon (NZ) Ford GT40 MK2
1967 D. Gurney (USA) / A.J. Foyt (USA) Ford GT40 MK4
1968 P. Rodriguez (MEX) / L. Bianchi (B) Ford GT40
1969 J. Ickx (B) / J. Oliver (ENG) Ford GT40
1970 H. Herrmann (D) / R. Attwood (ENG) Porsche 917K
1971 H. Marko (A) / G. v. Lennep (NL) Porsche 917K
1972 H. Pescarolo (F) / G. Hill (ENG) Matra Simca MS670
1973 H. Pescarolo (F) / G. Larrousse (F) Matra Simca MS670 B
1974 H. Pescarolo (F) / G. Larrousse (F) Matra Simca MS670 B
1975 J. Ickx (B) / D. Bell (ENG) Mirage Ford M 8
1976 J. Ickx (B) / G. v. Lennep (NL) Porsche 936
1977 J. Ickx (B) / J. Barth (D) / H. Haywood (USA) Porsche 936
1978 J.-P. Jassaud (F) / D. Pironi (F) Renault Alpine A442
1979 K. Ludwig (D) / B.Wittington (USA) / D. Wittington (USA) Porsche 935
1980 J.-P. Jassaud (F) / J. Rondeau (F) Rondeau Ford M379 B
1981 J. Ickx (B) / D. Bell (ENG) Porsche 936
1982 J. Ickx (B) / D. Bell (ENG) Porsche 956
1983 V. Schuppan (AUS) / H. Haywood (USA) / A.Holbert (USA) Porsche 956
1984 K. Ludwig (D) / H. Pescarolo (F) Joest-Porsche 956
1985 K. Ludwig (D) / P. Barilla (IT) / J. Winter (D) Joest-Porsche 956
1986 D. Bell (ENG) / H.-J. Stuck (D) / A. Holbert (USA) Porsche 962
1987 D. Bell (ENG) / H.-J. Stuck (D) / A. Holbert (USA) Porsche 962
1988 J. Dumfries (ENG) / A. Wallace (ENG) / J. Lammers (NL) Jaguar XJR-9LM
1989 J. Mass (D) / M. Reuter (D) / S. Dickens (ENG) Sauber-Mercedes C9
1990 M. Brundle (ENG) / J. Nielsen (DK) / P.Cobb (USA) Jaguar XJR 12
1991 J. Herbert (ENG) / B. Gachot (B) / V. Weidler (D) Mazda 787B
1992 D. Warwick (ENG) / M. Blundell (ENG) / Y. Dalmas (F) Peugeot 905
1993 G. Brabham (AUS) / E. Hélary (F) / C. Bouchut (F) Peugeot 905
1994 Y. Dalmas (F) / H. Haywood (USA) / M. Baldi (IT) Dauer-Porsche 962LM
1995 Y. Dalmas (F) / JJ Lehto (SF) / Sekiya (J) McLaren F1 GTR BMW-V12
1996 M. Reuter (D) / D. Jones (USA) / A. Wurz (A) Joest TWR-Porsche WSC
1997 M. Alboreto (IT) / S. Johansson (S) / T. Kristensen (DK) Joest TWR-Porsche WSC
1998 S. Ortelli (IT) / L. Aiello (F) / A. McNish (ENG) Porsche 911 GT1
1999 P. Martini (IT) / Y. Dalmas (F) / J. Winkelhock (D) BMW V12 LMR
2000 E. Pirro (IT) / F. Biela (D) / T. Kristensen (DK) Audi R8 LMP
2001 E. Pirro (IT) / F. Biela (D) / T. Kristensen (DK) Audi R8 LMP
2002 E. Pirro (IT) / F. Biela (D) / T. Kristensen (DK) Audi R8 LMP
2003 R. Capello (IT) / T. Kristensen (DK) / G. Smith (GB) Bentley Speed 8 GT
2004 S. Ara (J) / R. Capello (IT) / T. Kristensen (DK) Audi R8 LMP
2005 T. Kristensen (DK) / M. Werner (D) / JJ Lehto (FIN) Audi R8 LMP
2006 F. Biela (D) / E. Pirro (I) / M. Werner (D) Audi R10 TDI LMP1

Sonstiges

1971 drehte Steve McQueen einen Spielfilm rund um das 24-Stunden-Rennen, mit dem Titel Le Mans.

Im Jahre 2006 war erstmalig im deutschsprachigen Raum die komplette Live-Übertragung des Rennens bei Premiere zu sehen.

MotorsTV übertrug zusätzlich zum kompletten Rennen noch beide Qualifikationen à 4h sowie die technische Abnahme und die traditionelle Fahrerparade am Freitag. Insgesamt war MotorsTV über 50h auf Sendung - wahlweise mit französischem, englischem oder deutschem Kommentar.

Im Jahr 2006 gewann erstmals in der Geschichte von Le Mans mit dem Audi R10 ein Diesel-Fahrzeug das Rennen. Allerdings war dies nicht der erste Einsatz mit einem anderen Treibstoff als Benzin. Das Team Nasamax versuchte sich zwei Mal mit einem Methanol-betriebenen Fahrzeug. Der Treibstoff wird auch in der US-Champcar-Serie verwendet. 2003 trat Nasamax mit einem Champcar-Motor (2,65l V8 Turbo) an und im Jahr darauf mit einem 5 Liter Judd V10.

2004 trat bereits das Team Taurus mit einem Diesel an. Allerdings war der Einsatz nicht erfolgreich. Gemeldet in der schnellsten Prototypenklasse, qualifizierte Taurus sich für den 41sten von 48 Plätzen. Das eingesetzte Fahrzeug war 24 Sekunden langsamer als das baugleiche Schwesterfahrzeug mit Benzin-Motor und 42 Sekunden langsamer als der Trainingsschnellste. Das Rennen wurde nach 35 Runden mit Getriebeschaden beendet.

Angesichts von neun Dänen im Starterfeld und der Erfolgsserie von Tom Kristensen fanden sich 2006 35.000 Dänen unter den 230.000 Zuschauern.