Thomas Emde (* 22. März 1959 in Korbach) ist ein deutscher Künstler, Lichtdesigner, Erfinder und Unternehmer.

Leben
Nach der Schule absolvierte Thomas Emde eine Ausbildung zum Tiefdruck-Farbretuscheur beim Verlag der Tageszeitung Frankfurter Rundschau. 1983 begann er ein Studium der Freien Kunst an der Kunsthochschule Kassel, das er 1985 an der Hochschule der Künste Berlin fortsetzte. 1990 schloss er sein Studium als Meisterschüler ab. Ein Atelierstipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung und der Stadt Frankfurt am Main brachte ihn noch vor Abschluss des Studiums nach Frankfurt, wo er seitdem lebt und arbeitet. Er ist verheiratet mit Cathrin Ehrlich, die Filmfestivals in Baden-Baden und Wiesbaden organisiert. Sie haben zwei Töchter, die Regisseurin Niva Ehrlich (*1990) und die Schauspielerin Mala Emde (* 1996).
Von Anfang an stand für Thomas Emde Farbe als Material im Mittelpunkt seines künstlerischen Interesses. Emde schuf vor allem Farbobjekte und Farbvliese. Gegen Ende der 1990er Jahre begann er sich intensiver mit Licht – verstanden als immaterialisierte Farbe – auseinanderzusetzen. 1999 entstanden erste Lichtkunstwerke und architektonische Lichtinstallationen.
Seit 1999 gründete Emde mehrere Unternehmen zur Planung und Durchführung künstlerischer Großprojekte im Bereich Licht und war an anderen Unternehmen im Bereich Forschung, Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Lichtlösungen beteiligt. Seit 2013 widmet sich Thomas Emde mit seinem Unternehmen EMDE development of light GmbH schwerpunktmäßig der Erforschung und Entwicklung von Herstellungsverfahren und Anwendungen von organischem Licht.
Werk
Kunst
Schon bei den frühen Arbeiten von Thomas Emde stand die Auseinandersetzung mit dem Material Farbe und ihre Wahrnehmung im Vordergrund. Bereits in den Werkgruppen der Farbobjekte und Farbraumkörper begann Thomas Emde, Farbmaterial physikalisch zu verändern, so dass es neue Eigenschaften wie z. B. höhere Zähigkeit und Dichte gewann. So konnte er Farbe als autonom gestaltbaren Stoff einsetzen, der eigene dreidimensionale Gebilde hervorbringt. Bei den Farbobjekten bildet die Farbe selbst den plastischen Körper, Farbe wird materieller Bestandteil als oder in einem Objekt, z. B. in einem (Bilder-)rahmen. Noppenartige Felder aus Farbstalagmiten besetzen die Hohlräume dieser Körper oder überziehen sie mit einem changierenden Pelz aus Farbmaterie.
Ab 1992 entwickelte Thomas Emde mit der Werkgruppe der Farb- und Motivvliese ein Herstellungsverfahren, das es ermöglicht, ein Bild aus reiner Farbmaterie zu schaffen und auf traditionelle Bildträger wie Leinwand zu verzichten. Auf einem Grund aus reinem Farbmaterial werden durch hundertfachen Farbauftrag punktuell hauchdünne Farblagen übereinander geschichtet, so dass eine dreidimensionale Rasterstruktur aus winzigen Farbstalagmiten entsteht. Diese bestehen am Ende aus Schichten mit bis zu sieben unterschiedlichen Farben. Der gleiche Wachstumsprozess von Farbe geschieht anschließend auf der Rückseite des Farbvlieses. Im Ergebnis entsteht ein Werk, das je nach Blickrichtung des Betrachters seine Farbigkeit ändert. In den Farbvliesen kündigt sich somit bereits das dynamische Spiel der Farben an, das in Thomas Emdes späteren Lichtkunstwerken eine große Rolle spielen wird.
Die Motivvliese sind eine Weiterentwicklung der Farbvliese. Als Bildvorlage nutzt Emde Momentaufnahmen von flüchtiger Natur in Bewegung, wie etwa Wolken, Wellen, Wasserfälle. Punktgerasterte Vorlagen der Motive werden zunächst in Glasmatrizen umgesetzt, die die Position und Dicke der späteren Farbstalagmiten genau festlegen. Wie im klassischen Tiefdruckverfahren wird sodann Farbe auf und in der Matrize verteilt. Nach Trocknung wird diese rein aus Farbmaterial bestehende Farbmatrize aus der Glasmatrize gelöst und bildet den Farbgrund für den nun folgenden Wachstumsprozess der dreidimensionalen Noppenstruktur. Die einzelnen Noppen werden aus bis zu dreihundert Farbschichten aufgebaut, so dass im Ergebnis ein Bildmotiv mit changierender Farbigkeit entsteht. Mit diesem Verfahren schuf Thomas Emde von Ende 1996 bis Anfang 1998 für das Hochhaus der Commerzbank in Frankfurt am Main (Commerzbank Tower) ein monumentales Wolkenvlies im Format von 1680 × 1235 cm.
Architektonische Lichtinstallationen
Bei den ortsspezifischen Arbeiten von Thomas Emde trat schon während der frühen 1990er Jahre das Licht als zusätzliches Element hinzu. So montierte er lichtdurchlässige Farbvliese vor Fenster, wodurch Farblichträume entstanden. Der nächste Schritt – die alleinige Nutzung von Licht als immaterieller Träger von Farbe – lag auf der Hand. 1999 realisierte er mit der künstlerischen Beleuchtung des von Norman Foster gebauten Commerzbank-Hochhauses seine erste monumentale Lichtinstallation.
Zu den weiteren Projekten, die Emde in den Folgejahren mit seinen Unternehmen realisierte, gehört u. a. die Beleuchtung des Kaiserdoms St. Bartholomäus in Frankfurt am Main, des Regierungspalastes des Emirs von Katar, des Tornado Towers und eines Großteils der gegenüber dem Palast befindlichen Altstadt von Doha.
Künstlerischer Grundsatz aller architektonischen Lichtprojekte ist es, den Baukörper nicht lediglich zu beleuchten, sondern ein echtes Lichtbild zu schaffen, das die Struktur und den Sinn eines Gebäudes auch in der Nacht sichtbar macht.
Patente und Produkte
Um die in den Projekten angestrebte Lichtwirkung umsetzen zu können, entwickelte Emde neue Produkte und technische Verfahren, die er sich patentieren ließ. Zu seinen Patentanmeldungen und Produktentwicklungen gehört das emdelight-Glas – ein Lichtglas, dessen Farbe und Helligkeit stufenlos steuerbar sind. Als Lichtquelle dienen LEDs, deren Licht von einer oder zwei gegenüberliegenden Kanten in eine Glasscheibe eingespeist wird. Das Glas ist mit einem Punkteraster bedruckt, durch welches das Licht kontrolliert aus der Scheibe ausgekoppelt wird. Licht bzw. leuchtendes Glas wird so zu einem flexibel einsetzbaren Werkstoff und integralen Bestandteil von Architektur und Design.
Eine weitere Patent- und Produktfamilie von Emde bezieht sich auf organische LEDs (OLEDs; Link zu https://de.wikipedia.org/wiki/Organische_Leuchtdiode) als Lichtquelle. Unter seiner Regie wurde am Braunschweiger Institut für Hochfrequenztechnik 2012 der erste Demonstrator eines OLED-Leuchtmittels vergleichbar einer Retrofit-Birne entwickelt. Gemeinsam mit dem Fraunhofer FEP in Dresden arbeitet er an weiteren Anwendungen für die OLED – Lichttechnologie.
2016 brachte er unter dem Namen OMLED die weltweit erste Leuchten-Familie mit OLED-Panels auf den Markt, die mit internationalen Designpreisen ausgezeichnet wurde.
Ebenfalls mit dem Dresdner Fraunhofer FEP widmet er sich der Weiterentwicklung der OLED Rolle-zu-Rolle-Technologie (Link zu https://en.wikipedia.org/wiki/Roll-to-roll_processing ), um diese für zahlreiche Anwendungen von flächigem Licht nutzbar zu machen. Emde hält des Weiteren Patente im Bereich großflächig transparenter Displays, die im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden können. Darüber hinaus hat er hierzu 2019 ein Patent angemeldet, das sich mit der Entwicklung eines hybriden Immersionsraum und neuen filmischen Erzählstrukturen beschäftigt.
Seit 2019 beschäftigt sich Emde mit der EMDE development of light GmbH mit neuartigen organischen Materialien zur Erzeugung von weißem LED-Licht, um zukünftig auf den bisher notwendigen Einsatz von Seltenen Erden verzichten zu können. Zudem können diese Materialien eingesetzt werden, um LED-Licht qualitativ positiv zu beeinflussen. Mit ihnen ist es möglich, Lichtwellen selektiv zu verschieben, ohne die Effizienz negativ zu beeinflussen, wie dies etwa beim herkömmlichen Herausfiltern von schädlichen Blauanteilen im LED-Licht der Fall ist. Neben dem Einsatz für Allgemeinbeleuchtung nutzt Emde die Technologie auch für die Entwicklung von Lichtlösungen für die Agrarwirtschaft und zur Datenübertragung mit Licht.
Als Mitgründer rief Thomas Emde 2018 u.a. gemeinsam mit der Merck AG und OLEDWorks das OLED-Licht-Forum ins Leben .
Forschungsprojekte
Von 2016 bis 2019 war Thomas Emde mit der EMDE development of light GmbH Projektpartner im Forschungsprojekt PI-SCALE der EU . Es verfolgte das Ziel, eine erste Pilotanlage für flexible OLEDs in Europa zu planen; Emde entwickelte verschiedene Demonstratoren, die das Anwendungspotential der flexiblen OLEDS zeigen.
Seit 2019 ist die Emde GmbH Konsortialführer im Forschungsprojekt KODOS , das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Projektziel ist es, einen Baukasten an Funktionswerkstoffen, Halbzeugen, Werkzeugen und Technologien für die Rolle-zu-Rolle-Herstellung von optoelektronischen Systemen auf Dünnglas anbieten zu können.
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1991: Thomas Emde: Neue Arbeiten, Friedman-Guiness-Gallery, Frankfurt am Main, Deutschland
- 1991: Mannheimer Kubus, Kunsthalle Mannheim, Mannheim, Deutschland
- 1993: pro Forma, Sprengel Museum, Hannover, Deutschland
- 1993: Galerie James van Damme, Antwerpen, Belgien
- 1994: THOMAS EMDE, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, Deutschland
- 1995: Motiv Farbe, Galerie Andreas Weiss, Berlin, Deutschland
- 1995: Motiv Farbe, Museum am Ostwall, Dortmund, Deutschland / Van Reekum Museum, Apeldoorn, Niederlande
- 1995: Motiv Farbe, Galerie Beatrix Wilhelm, Stuttgart, Deutschland
- 1996: Über den Wolken, unter den Sternen (gemeinsam mit Thomas Ruff), Kunsthaus Kaufbeuren, Kaufbeuren, Deutschland
- 1997: Centro Wilfredo Lam, Havanna, Kuba
- 1997: Carpaccio Joe, Telemedia Projekt, Sao Paulo, Brasilien
- 1998: Thomas Emde Obras 1988-1997, Museo de Arte y Diseno Contemporaneo, San Jose, Costa Rica
- 1999: Thomas Emde, Museu de Arte Carillo Gil, Mexiko-Stadt, Mexiko
- 2000: Thomas Emde, Centre d’art contemporain, Brüssel, Belgien
- 2002: Das Ende der Beleuchtung, Stilwerk Berlin / Hamburg / Düsseldorf, Deutschland
- 2003: Thomas Emde, Galerie Erhard Witzel, Wiesbaden, Deutschland
- 2014: Back to Light, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, Deutschland
Gruppenausstellungen (Auswahl)
- 1990: 6. Ausstellung der Jürgen-Ponto-Stiftung, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main, Deutschland
- 1991: Bildlicht, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien, Österreich
- 1991: Zwischen Malerei und Objekt, Museum Schloß Philippsruhe, Hanau, Deutschland
- 1991: Forum Junger Kunst, Kunsthalle zu Kiel / Museum Bochum / Städtische Galerie Wolfsburg, Deutschland
- 1991: Dem Herkules zu Füßen II, Museum Fridericianum, Kassel, Deutschland
- 1991: ars viva, Westfälischer Kunstverein Münster / Museum Bochum / Galerie am Ratswall, Bitterfeld / Kulturbrauerei, Berlin / Büro Orange, München, Deutschland
- 1992: Objekt, Zeichnung, und…, Galerie Neher, Essen, Deutschland
- 1993: Seh-Räume, Galerie Neher, Essen, Deutschland
- 1994: Ad libitium, Kasseler Kunstverein, Kassel, Deutschland
- 1995: Deyle-Emde-Heßling, Kunst-Museum Ahlen, Ahlen, Deutschland
- 1996: Red Colour, Newspace Gallery, Los Angeles, USA
- 1996: Visions of a New Morning, Hambacher Schloß, Neustadt an der Weinstraße, Deutschland
- 1997: Emde-Heimerdinger-Koether, Newspace Gallery, Los Angeles / LASCA Gallery, Los Angeles (deutscher Beitrag zur LA International Biennial), USA
- 1997: No Limite da Forma, Paco Imperial, Rio de Janeiro / Casa das Rosas, Sao Paulo / Palacio das Artes, Belo Horizonte, Brasilien
- 1997: Radicaal-Beeld, Stedelijk Museum Schiedam, Schiedam, Niederlande
- 1998: Beyond the Physical, Main Art Gallery California State University, Fullerton, USA
- 1998: Visions of a New Morning, Herzliya Museum of Modern Art, Tel Aviv, Israel
- Contemporary Art Collective, Las Vegas, USA
- 2000: Galerie Susanne Albrecht, München, Deutschland
- 2000: Abstraction: From Field to Field, Elizabeth Leach Gallery, Portland, USA
- 2004: Farbe als Farbe, Museum am Ostwall, Dortmund, Deutschland
- GLOW, Eindhoven, Niederlande (mit emdedesign)
- 2016/17: Edison Spa, Rom, Italien (mit emdedesign)
Architektonische Lichtinstallationen (Auswahl)
- 1999: Schönhauser Allee Arkaden, Berlin, Deutschland
- 1999: Commerzbank Tower, Frankfurt am Main, Deutschland
- 2000: Nassauische Sparkasse, Wiesbaden, Deutschland
- 2001: Bauhaus Meisterhäuser, Dessau, Deutschland
- 2002: Deutsche Börse, Frankfurt am Main, Deutschland
- 2002: Verwaltungsgebäude Kali & Salz AG, Kassel, Deutschland
- 2005: Innside Hotel, Frankfurt am Main, Deutschland
- 2005: Römer, Frankfurt am Main, Deutschland
- 2006: Aspire Dome / Aspire Academy, Doha, Katar
- 2006: Union Investment Bank, Frankfurt am Main, Deutschland
- 2008: Al Hitmi Building, Doha, Katar
- 2009: Emiri Diwan Palace (Regierungspalast), Doha, Katar
- 2009: Tornado Tower / Qipco Tower, Doha, Katar
- 2010: Kaiserdom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main, Deutschland
- 2010: Hamad International Airport Control Tower, Doha, Katar
- 2011: Horse Stable, Doha, Katar
- 2011: Bo El Qabib Moscque, Doha, Katar
- 2011 Falcon Market, Doha, Katar
- 2013: Barwa Commercial Avenue, Doha, Katar
Literatur
Kataloge (Auswahl)
- Ad libitum: Kasseler Kunstverein (Hrsg.), 1994, ISBN 3-927941-06-9.
- Bildlicht. Malerei Zwischen Material und Immaterialität: Wiener Festwochen, Wolfgang Drechsler, Peter Weibel (Hrsg.), 1991, ISBN 3-203-51133-9.
- Dem Herkules zu Füßen: Museum Fridericianum (Hrsg.), 1991, ISBN 3-927015-02-4.
- Himmelfahrt: Hatje Cantz Verlag (Hrsg.), 2000, ISBN 3-7757-9032-2.
- Thomas Emde: Städtische Kunsthalle Mannheim (Hrsg.), 1992, ISBN 3-89165-079-5.
- Forum junger Kunst 1991: Kunsthalle zu Kiel (Hrsg.), 1991, ISBN 3-923701-48-9.
- Visions of a New Morning: LINK e.V. Verein zur Förderung der internationalen Verständigung durch Kunst und Kultur (Hrsg.), 1996, ISBN 3-89466-166-6.
- Farbe als Farbe. Bilder der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung: Dr. Carl Dörken Stiftung (Hrsg.), Kettler Verlag, 2004, ISBN 3-93730-23-5.
Sekundärliteratur (Auswahl)
- Das Farbvlies von Thomas Emde im Commerzbank Hochhaus: Commerzbank AG (Hrsg.), 1998
- Der Frankfurter Dom. Stadtbild, Geschichte, Restaurierung: Hochbauamt der Stadt Frankfurt am Main (Hrsg.), 2009, ISBN 978-3-86795-017-6.
Weblinks
- Literatur von und über Thomas Emde im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Emde, Thomas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Künstler, Lichtdesigner, Erfinder und Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 22. März 1959 |
GEBURTSORT | Korbach |