Osteopathie (Osteopathy) ist in den USA eine schulmedizinische Facharztausbildung an Colleges. Diese Colleges sind teilweise auch an Universitäten angeschlossen. Während des Studiums ist nur einer der vielen Fachbereiche die manualmedizinische Ausbildung. Im Unterschied dazu ist „Osteopathie“ in vielen anderen Ländern eine komplementärmedizinische, rein manuelle Behandlungsform, die Verbesserungen bei Leiden vor allem im Bereich der Bewegung erreichen will, ähnlich wie die Chiropraktik. Praktizierende dieser „Europäischen Form“ der Osteopathie werden in Amerika als „European Osteopathic Manipulators“ bezeichnet.
Nur wenige amerikanische Osteopathen behandeln noch mit den Händen. Die Wirksamkeit der manuellen Behandlung der Osteopathie zielt auf die Linderung oder Behebung funktioneller Beschwerden, vor allem im Bewegungsapparat, nicht auf die Behebung von Krankheiten. Eine therapeutische Wirksamkeit im funktionellen Bereich konnte bisher nur in einzelnen Studien nachgewiesen werden. (Eine Studie wurde veröffentlicht im New England Journal of Medicine; A Comparison of Osteopathic Spinal Manipulation with Standard Care for Patients with Low Back Pain; Andersson G. B.J., Lucente T., Davis A. M., Kappler R. E., Lipton J. A., Leurgans S.; N Engl J Med 1999; 341:1426-1431, Nov 4, 1999). Bei Krankheiten kann osteopathische Behandlung zur Verbesserung der Kompensationsfähigkeit eingesetzt werden.
Geschichte der Osteopathie
Das Konzept der Osteopathie wurde durch den Arzt Andrew Taylor Still (1828 - 1917) Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt. Erst 1884 bekam das Projekt den Namen „Osteopathy“. Etwa ein Jahr später benannte Daniel David Palmer sein eigenes Projekt „Chiropractic“. 1892 gründete Dr. A. T. Still seine erste Schule, die spätere American School of Osteopathy in Kirksville, USA.
Die Ausbildung in den USA ist schulmedizinisch und folgt dem Schema der Facharztausbildungen an den Universitäten. Die Ausbildung in osteopathisch manueller Behandlung ist dabei nur ein Fachbereich dieser Colleges. Die meisten Absolventen arbeiten nach ihrer Ausbildung rein schulmedizinisch. Der Abschlusstitel lautet D. O. als ein „Doctor Osteopathy“. Es ist wie der D. C. als „Doctor Chiropractic“ ein rein fachspezifischer Abschluss und wird deshalb nur innerhalb der USA staatlich anerkannt.
Die Bezeichnung D. O. wurde traditionell auch in England den Osteopathen zugeteilt. Seit der staatlichen Anerkennung der Osteopathie in England werden nur noch Bachelor B. Sc. Zertifikate verliehen. Ein sich in Deutschland als D. O. bezeichnender Therapeut ist in Deutschland kein Doktor und hat auch kein Diplom, denn diese Bezeichnungen sind in Deutschland nur für Hochschulabsolventen rechtlich zulässig. In Deutschland ist die Bezeichnung D. O. eine Marke, die markenrechtlich durch Eintrag beim Patent- und Markenamt geschützt ist. Die Verwendung des D. O. in Deutschland ist rechtlich umstritten. Durch die Verwechslung mit dem amerikanischen D. O. könnte ein Hochschulabschluss vorgetäuscht werden.
Anfang des 20. Jahrhunderts erreichte Osteopathie noch als klassisch manuelles Behandlungskonzept England und in den fünfziger Jahren in dieser Form auch Frankreich. Osteopathie wird in Europa als rein manuelle Behandlungsmethode praktiziert.
Behandlung in der Osteopathie
Osteopathy ist in den USA eine Bezeichnung für Fachärzte, die an osteopathischen Schulen oder Colleges ausgebildet wurden. Deshalb ist eine Behandlung bei einem Osteopathen in den USA in erster Linie eine fachmedizinische Behandlung. Nur 5% der osteopathischen Ärzte in den USA behandeln nach ihrer Facharztausbildung auch osteopathisch - manualmedizinisch.
In Europa ist Osteopathie eine primär manuelle Behandlung. Es gibt Staaten, in denen es den Osteopathen als staatlich anerkannten Beruf gibt und Länder, in denen bereits etablierte Heilberufe wie Ärzte oder Heilpraktiker oder Heilhilfsberufe wie der Physiotherapeut auch osteopathisch manuell behandeln.
Da es in Deutschland keine staatliche Regelung für den Begriff "Osteopathie" gibt, kann jeder im Gesundheitswesen zugelassene Beruf "Osteopathie" anbieten, ohne überhaupt eine Prüfung oder Mindeststundenzahl absolviert zu haben. Deshalb ist es sinnvoll, sich vor einer Behandlung über Ausbildungszeit, Qualifikation / Prüfung, Behandlungszeit und die zu erwartenden Kosten vor Ort zu informieren.
Eine osteopathisch manuelle Behandlung ist individuell und folgt keinem Schema. So unterschiedlich Patienten und Beschwerden sein können, so unterschiedlich sind auch die Behandlungen aufgebaut. Allerdings folgt eine manuelle Behandlung dem Ziel, im ihrem Verlauf die Variablen zu finden und zu verändern, welche den psychovegetativen Gesamtstatus verbessern. Dazu folgt ein Therapeut, wenn er korrekt vorgeht, in jeder Behandlung dem bewährten Konzept aller Medizinsysteme: 1) Untersuchung 2) Behandlung und Beratung 3) Nachtestung.
Teilgebiete des Fachbereichs manuelle Behandlung in der Osteopathie
Auch wenn der Name Osteopathie ein einheitliches Grundkonzept andeutet, werden im Bereich der manuellen Behandlung doch verschiedene Methoden unterrichtet, die sich mit der Chiropraktik oder der manuellen Medizin überschneiden. Einige solcher Behandlungsmethoden sind:
- Strain/Conterstrain – positional release
- Muskel-Energie-Techniken (siehe zum Prinzip auch Postisometrische Relaxation)
- Faszien-Techniken
- HVLA-Techniken („high velocity, low amplitude“, also kleine schnelle Bewegungen; sie entsprechen dem „Einrenken“ in Chirotherapie und Chiropraktik)
- Osteopathie im kranialen Bereich (Cranial Osteopathy) (s.u.)
Diese indirekte Methode geht zurück auf Dr. A.T. Still. Sie wird aber aufgrund der Erklärungshypothesen, welche sich durchgesetzt hatten, oft fälschlicherweise deren Erfinder W.G. Sutherland zugeschrieben.