Franzburger Kreisbahnen

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Die Franzburger Bahnen wurden 1940 ein Teil der Pommerschen Landesbahnen. Sie waren aus zwei Gesellschaften entstanden, nämlich der AG Franzburger Kreisbahnen und der AG Franzburger Südbahn, die beide unter gleicher Leitung mit Sitz (1914) in Barth standen.

Ihre Namen gehen auf den damaligen Kreis Franzburg in der ehemals preußischen Provinz Pommern zurück. Dieser verlegte 1925 seinen Sitz nach Barth und hieß nun Kreis Franzburg-Barth. Er gehört heute zum Landkreis Nordvorpommern mit Sitz in Grimmen.


Entstehung

Die AG Franzburger Kreisbahnen wurde am 21. November 1893 gegründet. Ein Teil der Gründer waren auch 1939 noch Aktionäre, fast 50% hielt der Kreis Franzburg-Barth, fast 48% die Provinz, während der preußische Staat und die nicht kreisangehörige Stadt Stralsund nur ganz gering beteiligt waren. Die Firma Lenz & Co GmbH war inzwischen ausgeschieden.

Diese Gesellschaft erschloß die Landschaft zwischen der Ostseeküste und der Haupteisenbahnlinie Stralsund – Rostock durch eine Kleinbahn in Meterspur. Ihr 66 km langes Netz wurde am 3. Mai 1895 in Betrieb genommen. Die Stammstrecke begann am Kleinbahnhof Stralsund (später Stralsund Landesbahn, dann Ost) und führte in westlicher Richtung über Altenpleen nach Barth, wo die Staatsbahnstrecke von Velgast hinzukam, die seit 1910 nach Prerow weiterging. Die Kleinbahn erreichte nach 57 km Länge schließlich in Damgarten an der Recknitz, die hier die mecklenburgische Grenze bildete, die Staatsbahn Stralsund - Rostock. Eine 9 km lange Abzweigung gelangte von Altenpleen zu dem nördlich von Stralsund gelegenen Küstenort Klausdorf.

Die AG Franzburger Südbahn wurde im April 1894 gegründet. Ihre Strecken standen nicht in unmittelbarer Verbindung mit denen der Kreisbahn, obwohl auch hier dieselben Körperschaften als Großaktionäre auftraten. Nach Ausscheiden der Firma Lenz & Co hielten Provinz und Kreis jeweils über 40% des Kapitals. Neben 14% Beteiligung des Staates waren die Anteile des Nachbarkreises Grimmen und der Städte Barth und Tribsees mit insgesamt 2,6% kaum erwähnenswert.

Die „Stammstrecke“ der Kleinbahn führte vom Bahnhof Velgast der Staatsbahnlinie Stralsund – Rostock ab 23. November 1894 nach Süden über Neuseehagen (ursprünglich Hövet) nach Ravenhorst und ab 19. Mai 1895 in einem Bogen über Semlow weiter zum Endpunkt Tribsees (30 km) am Fluß Trebel, wo außer der Staatsbahn (Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn Strecke Rostock - Tribsees) damals drei Privatbahnen zusammenkamen. Seit dem 18. Oktober 1895 gab es noch die Querverbindung von Neuseehagen nach der Kreisstadt Franzburg an der Privatbahn Stralsund – Tribsees. Das Netz der Südbahn war insgesamt 39 km lang und normalspurig angelegt.

In den ersten Jahren hatte die Firma Lenz & Co GmbH die Betriebsführung beider Bahnen übernommen. Sie ging am 1. April 1910 auf die Kleinbahn-Abteilung des Provinzialverbandes der Provinz Pommern in Stettin über. Am 22. September 1919 trat an deren Stelle die Vereinigung vorpommerscher Kleinbahnen GmbH in Stettin, zeitweise auch in Stralsund, und am 1. April 1937 die Landesbahndirektion Pommern.

Ab 1. Januar 1940 waren die beiden Aktiengesellschaften in die Körperschaft des öffentlichen Rechts „Pommersche Landesbahnen“ eingegliedert worden. Ihre neue Bezeichnung lautete Franzburger Bahnen (Nord) mit der Betriebsleitung in Barth und Franzburger Bahnen (Süd) mit der Betriebsleitung in Tribsees.

Die neue Organisation löste sich jedoch schon Anfang 1945 mit dem Ende des Krieges auf. Die Landesbahnverwaltung hatte sich vor der Roten Armee aus Stettin nach Greifswald und Binz auf Rügen zurückgezogen, wurde dann aber nach Demmin verlegt. Sie übernahm ab 1. Januar 1947 als Hauptverwaltung der Eisenbahnen des Landes Mecklenburg-Vorpommern auch die Führung der übrigen ehemaligen Privatbahnen im Lande, bis diese am 1. April 1949 Teil der Deutschen Reichsbahn wurden.


Stillegung

Für die meterspurige „Kreisbahn“ kam das Ende bereits in den sechziger Jahren: Seit 16. Juni 1961 begannen die Züge in Stralsund nicht mehr am Landesbahnhof, sondern an der 2,5 km entfernten Station Stadtwald, um die Fahrt auf den Straßen der Stadt, vor allem dem Bahnhofsvorplatz, zu vermeiden. Der Personenverkehr auf dem Westteil der Strecke zwischen Hermannshof und (Ribnitz-) Damgarten Ost endete am 29. Juni 1965 und ab Barth am 4. Januar 1971. Danach wurde die Bahn abgebaut, denn der Gesamtverkehr der Strecke Stralsund – Barth sowie auf der Zweigbahn nach Klausdorf hatte schon am 30. November 1968 geendet. Der restliche Güterverkehr Barth – Hermannshof wurde noch bis 31. Mai 1969 bedient.

Bei der „Südbahn“ verschwand zuerst die Zweigbahn nach Franzburg, die nach Eröffnung der Bahnlinie Stralsund - Tribsees nur noch eine untergeordnete Rolle gespielt hatte. Hier war schon einmal mit Beginn des Winterfahrplans 1930 der Personenverkehr eingestellt worden. Aber nach Kriegsende 1945 war er wieder in Gang gekommen und bis zum 13. Januar 1969 weitergeführt worden, weil die Bahnlinie Stralsund – Franzburg – Tribsees demontiert worden war. Der Güterverkehr endete im Jahre 1975.

Zwischen Velgast und Tribsees verkehrten die Güterzüge noch bis Jahresende 1994 und die Personenzüge bis zum 27. Mai 1995. Die Strecke der Franzburger Südbahn war damit über einhundert Jahre alt geworden und die letzte Bahnverbindung nach dem einstigen Bahnknoten Tribsees.


Erhaltene Fahrzeuge

Beim Deutschen Eisenbahn-Verein e. V. (DEV) sind einige Fahrzeuge der Franzburger Kreisbahnen erhalten geblieben (Fahrzeug / ehemalige FKB-Nr. / ehemalige DR-Nr.):

  • Lokomotive "Franzburg" / FKB 4 i / 99 5605
  • Triebwagen T42 / FKB T2 / VT 137 532
  • Personenwagen Nr. 11 / FKB 7 / 901-312
  • Personenwagen mit Gepächabteil Nr. 31 / FKB 3 / 908-002
  • Gepäck-/Postwagen Nr. 55 / FKB 15 / 905-101
  • Güterwagen Nr. 133 / FKB 257 / 99-32-43
  • Güterwagen Nr. 137 / FKB 54 / 99-39-02
  • Güterwagen Nr. 146 / FKB 551 / 99-39-01

Der B-Kuppler 99 5606 steht auf dem Gelände des LGB-Herstellers "Ernst Paul Lehmann-Patentwerk" in Nürnberg.

Literatur

  • Peter Wilhelm: Die Franzburger Südbahn. EK Verkag, Freiburg 1997. ISBN 3-88255-424-x
  • Klaus Kieper, Walter Bauchspies: Franzburger Kreisbahnen. Verlag Ingrid Zeunert, Gifhorn 2002. ISBN 3-924335-25-5