Zainab (Roman)

Buch von Mohammad Husein Haykal
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Zainab ländliche Szenen und Sitten (arabisch (زينب مناظر وأخلاق ريفية, DMG Zainab (Manāẓir wa-aḫlāq rīfīya) ist ein arabischer Roman, der vom ägyptischen Schriftsteller Muḥammad Hussaīn Haīkal gest. 1956 verfasst wurde. Dieser Roman gilt als erster Roman in der arabischen Literatur im eigentlichen Sinne, dessen Protagonisten Ägypter sind und dessen Handlung ganz im zeitgenössischen Ägypten stattfindet. [1] Außerdem gilt als erster Roman, in dem die Dialoge zum ersten Mal mit dem ägyptischen Dialekt anstatt der gesetzlichen hocharabischen Sprache geführt werden.[2] Haikals in Paris 1911 von ihm fertiggestelltes Erstlingswerk hat er zum ersten Mal 1914 in Kairo unter dem Pseudonym Miṣrī Fallāḥ (ein Ägypter vom Land) veröffentlicht. [3] Nachdem Haikal ein bekannter Journalist und Politiker geworden wurde, hat er den Roman 1929 zum zweiten Mal herausgegeben. In diesem Jahr wurde Zainab verfilmet und gilt als erster ägyptischer Film.

Autor und Entstehungsgeschichte

Autor

Datei:Muhammad Hussain Haikal
 

Muḥammad Ḥussain Haikal wurde im Jahr 1888 in einem Dorf (Kafr al-Ġannāma) Ägyptens geboren. Als Sohn einer wohlhabenden Grundbesitzerfamilie studierte er Jura zwischen 1905 und 1909 in Kairo. Dann ist er nach Frankreich gezogen, wo er seine Promotion in Paris 1912 abgeschlossen hat. Im selben Jahr kehrte er nach Ägypten zurück, wo er den Rest seines Lebens hielt. Er war lange Zeit als Anwalt tätig, und daneben beschäftigte er sich mit den politischen und journalistischen Tätigkeiten. Parallel dazu wurde er an der ägyptischen Universität als Dozent angestellt. Außerdem gehörte er den Mitbegründern der Liberal-Konstitutionellen Partei (Ḥizbu-l-aḥrār ad-Dustūriyyīn) im Jahr 1922 an und war ab dem Jahr 1937 mehrmals Regierungsmitglied. Im Jahr 1956 ist er in Kairo gestorben. [4]

Entstehungsgeschichte

Während Haikal in Paris promovierte, begann er im Jahr 1910 aufgrund seines Heimwehes sowie auch seiner Bewunderung der französischen Literatur diesen Roman zu schreiben. In seinem Vorwort drückte Haikal zwei Elemente aus, die den größten Einfluss auf diesen Roman haben, in dem er sagte: „Zainab ist das Ergebnis des Heimwehs und was dahinter steht. Das ist mit dem Stift eines Ansässigen Paris beschrieben, der mit seiner Nostalgie für Ägypten, aber auch mit seiner Bewunderung für Paris und die französische Literatur aufgefüllt ist.“ [5]

Haikal hat den ganzen Roman nicht komplett in Paris geschrieben, sondern ein paar Teile davon in London und in der Schweiz während seiner Vorlesungsfreizeit. Haikal zufolge widerspiegelt sich sein kurzer Aufenthalt in der Schweiz in der detaillierten Beschreibung der ägyptischen ländlichen Natur. Im Jahr 1911 hat er den Roman fertiggestellt und ist im nächsten Jahr ist nach Ägypten zurückgekommen. Laut Haykal war er sich bewusst, dass Zainab eine „neue Tür” in der ägyptischen Literatur öffnen würde, trotzdem zögerte er sich diesen Roman zu veröffentlichen. Nach langer Überlegung entschied er sein während eines Studienaufenthalts in Paris entstandenes Erstlingswerk unter dem Pseudonym Miṣrī Fallāḥ (ein Ägypter vom Land) im Jahr 1914 in Kairo herauszugeben. Trotzdem ist Haikals Verfasserschaft bekannt geworden, deshalb hat er die neue Auflage 1929 unter seinem Namen veröffentlicht. Daraufhin wurde Zainab von Muhammad Karim für das Kino verfilmet und gilt als erste Produktion Ägyptens. [6]

Inhalt und Stil

Zainab, die Protagonistin dieses Romans ist die Bauerntochter, die auf den Bauwollfeldern arbeitet. Der Sohn des Grundbesitzers Ḥāmid, der in Kairo mit seiner Familie lebt, verliebt sich in ihr während eines Besuchs des Dorfes, fühlte sich jedoch seit seiner Kindheit zu seiner Cousine ʿAziza herangezogen. Im Gegensatz zu Ḥāmid emfindet Zainab ihm keine Liebesgefühle gegenüber und verliebt sich in dem Aufsichtesführenden der Feldarbeit Ibrāhīm. Schockiert ist sie wegen der Entscheidung ihrer Eltern, die sie zur Ehe mit Hasan gezwungen haben. Ḥasan war der Sohn einer begüterten Familie, der Zainab auch auf dem Wunsch seiner Eltern heiratet. Zainab ist zwischen der Loyalität zu ihrem Ehemann und die Liebe zu Ibrāhīm, der sie aus Skrupel nicht angehlten hat, verwirrt. Ḥāmid muss enttäuscht feststellen, dass seine Cousine ʿAziza anderweitig auch auf dem Wunsch ihrer Eltern heiratete. Als Zainab ihn auch abgelehnt hat, da sie mit Hasan verlobt war, kehrte er desillusioniert in die Anonymität Kairos zurück. [7] Auf der anderen Seite wird Ibrāhīm zum Militärdienst in den Sudan - da er kein genung Geld hat, um sich davon befreien zu können - geschickt. Daraufhin versinkt Zainab in Schwermut und erkränkt schwer mit Tuberkulose. Während Zainab am Totenbett liegt, bittet sie ihre Mutter darum, ihre Schwester nicht zur Ehe zu zwingen. Kurz vor dem Tod Zainab nimmt sie ein Tuch in ihr Hand auf, das sie einmal von Ibrāhīm als Geschenck bekam, und nimmt von ihrer Mutter das Versprechen ab, dass Ibrāhīms Tuch mit ihr begraben wird und stirbt. [8]

Stil

Der Roman Zainab konnte seine besondere Bedeutung durch seinen neuen Stil kriegen. Zainab ist der erste arabische Roman, indem in Dialogen der umgangssprachliche ägyptische Dialekt zum ersten Mal verwendet wurde.[9] Durch die Nachzeichnung der inneren Entwicklung und der Selbstreflixion seiner jugendlichen Protagonisten trägt Zainab Züge des Bildungsroman. [10] Mit Hinblick auf den Untertitel „ländliche Szenen und Sitten“ zeigt sich klar, wie er weniger von Handlung als vielmehr von den Schilderungen und Beschreibungen des ägyptischen Landlebens und der Einstellung der Bevölkerung Anfang des 20. Jahrhundertes lebt. [11] Anders als die anderen schriftlichen Arbeiten der damaligen Zeit bezieht sich Hayikal in diesem Roman auf realistische und eigene Erlebnnisse, die er als Fellache und Sohn einer begüterten Familie erlebte. Die Handlung entfaltet sich durch die Fellachen und das Dorf, wobei Haikal die ländliche Sitten, Gewohnheit und Traditionen, die er selbst erlebte, wiederspiegeln konnte. [12] Dank des Heimwehs Haikals ist der nostalgische Grundton in dem Roman zu erkennen. Hilary Kilpatrick geht auf den französischen Einfluss auf Zainab auf und meinte, dass Zainab Rousseaus Gedanken viel zu verdanken hat. Für sie bilden die Verteidigung der Gefühle gegen die vorgeschriebenen Gesetze einen Beweis für die romantische Tendenz. Ihr zufolge ist die Figur Ḥāmid in vilerei Hinsichten nach den Hauptfiguren Rousseaus nachgestaltet. [13]

Zainabs Bedeutung in der arabischen Literaturgeschichte

Zainab ist ein sehr bedeutender Roman in der arabischen Literaturgeschichte. Ob dieser der erste Roman der arabischen Literatur ist oder nicht, ist es unter den Literaturkritikern umstritten. Laut Roger Allen gilt Zainab als erster ahistorischer Roman der arabischen Literatur. [14] Obwohl es vor Haikals Roman schon andere schriftliche Arbeiten wie etwa Al-muwaylīḥīs Hadiṯh ʿĪsa ibn Hīšām oder Maḥmūd Ḥaqqīs ʿAḏrā' Dinschawāy gab, haben die meisten Literaturkritiker die Meinung vertreten, dass Zainab der erste arabische Roman ist. [15] Entscheidend bei dieser Betrachtung ist es aus der Sicht von Sakkut, dass Haikal sich auf realistische zeitgenössische Ereignisse stützt, was aber in den vorherigen Versuchen nicht der Fall ist. [16]. Dieser Annahme setzte Elliott Colla in einer Studie entgegen. Ihrer Ansicht nach liegt dieses Missverständnisses zum einen darin, dass das Wort „rūwāya“, das heute für den Begriff Roman verwendet wird, erst in den 1960er Jahren benutzt wurde. Zum anderen war die erste Ausgabe Zainab keine einzigartige Arbeit, sondern gab es noch zeitgenössische Bücher aber auch ältere, die die gleichen Themen behandeln und denselben Stil haben. [17] Auf der anderen Seite entschied sich Sakkut dafür, dass die zweite Ausgabe Zainabs des Jahres 1929 die Geburt der arabischen Roman darstellt: "Man kann daher zutreffender sagen, dass die eigentliche Geburt des arabischen Romans im Jahr 1929 liegt, nämlich als Zaynab einen zweiten Druck durchlief. [18] Für Roger Allen liegt die Bedeutung Zainab nicht darin, ob er der erste arabische Roman ist oder nicht, sondern vielmehr „als äußerst wichtiger Schritt in einem kontinuierlichen Prozess.“ [19]

Reziption

Von vielen Literaturkritikern ist Zainab nicht nur als erster arabischer Roman betrachtet worden, sondern mehr als einzigartiger Roman der damaligen Zeit. Der amrikanische Arbistiker Roger Allen betont den neuen Stil Zainabs und erklärt, was sie von den vorherigen schriftlichen Arbeiten unterscheidet: „Während früheren Versuchen, Romane zu schreiben, ein realistischer Hintergrund fehlte, setzte Haykal seinen Leser inmitten eines ägyptischen Dorfes ein und ging in großer Länge auf Naturphänomene [..] ein.“ [20] In dem Vorwort des Romans gibt Haikal zu, dass die erste Ausgabe des Romans in Vergessenheit geraten wurde. Laut Sakkut liegt der Misserfolg der erste Ausgabe darin, dass die Leute zu dieser Zeit wegen des ersten Weltkriegs abgelenkt worden sind. Danebn wurden in Folge des ersten Weltkrieges aufgrud des Widerstands der Ägypter gegen die Briten viele Zeitungen, darunter Al-ǧarīda, die Zainab veröffentlichten, geschlossen. [21] Obwohl es umstritten ist, ob Zainab der erste Roman der arabischen Literatur ist oder nicht, hat der ägyptische Schriftsteller Yahya Hakki Zainab klar als erster Roman der ägyptischen Literatur betrachtet: „Glücklicherweise wurde die erste Geschichte unserer modernen Literatur auf wunderschöne Weise geboren, deshalb hat sie erstens sich das Recht auf Existenz und Bestand bewiesen. Zweitens hat es verdient: an die Stelle der Urroman hinsichtlich des Sich-Beziehen und der Zugehörigkeit zu ihr zu setzen.“ [22]

Textausgaben

Erste Ausgabe

Laut Haikal hat er Zainabs Erstlingswerk 1911 in Paris fertiggestellt, trotzdem hat er es drei Jahre später bzw. zwei zum ersten Mal unter dem Peseudonym (Miṣrī Fallāḥ) herausgegeben. [23] Obwohl Haikal in dem Vorwort der zweiten Ausgabe Zainabs angegeben hat, dass er Zainab zum ersten Mal im Jahr 1914 veröffentlichte, vertritt Sakkut die Meinung, dass Zainab erstmal im Jahr 1913 ans Publikum gebracht wurde. [24] Sakkut zufolge hat der ägyptische Schriftsteller Zaki Kuhin einen Artikel über den Roman Zainab am 02.09.1913 in der Al-ǧarīda-Zeitschrift geschrieben. Dieser ist mit einem anderen Artikel am 02.10.1913 in der Al-bayān-Zeitschrift gefolget. Al-bayāns Artikel veranlasste einige Literaturforscher zur Annahme, dass der Roman im Jahr 1912 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, da der Artikel eine Reihe gesammelter Ausgaben dieses Jahres beinhaltet. Allerdings wurde dieser Artikel nach dem islamischen Kalender datiert, daher haben die Forscher nach der Sicht Sakkuts dies nicht bemerket oder erkannten nicht, dass der Artikel in dem ersten islamischen Monat „Ḏū Al-qiʿḍa“ 1331 n.H. herausgegeben wurde, was aber dem zweiten Oktober 1913 entspricht. [25] In Ihrer Studie betont Elliott Colla, dass die erste Ausgabe Zainabs 1913 nicht als einzigartes Werkes anerkannt wurde, deshalb wurde sie während des ersten Weltkriegs und des Kampf der Ägypter um die nationale Unabhängigkeit in Vergessenheit geraten. [26]

Zweite Ausgabe

Nachdem Haykal ein bekannter Journalist und bedeutender Politiker geworden war, hat er Zainab zum zweiten Mal im Jahr 1929 unter seinem Namen herausgegeben. [27] Während Zainabs zweite Ausgabe für Sakkut die Geburt des arabischen Romans darstellt, vertritt Colla die Meinung, dass Haykal in der zweiten Ausgabe viele Prosa-Fiktionen ingnoriert habe, die in der ersten Ausgabe zu finden sind.[28] Zainabs zweite Ausgabe wurde verfilmmet und gilt als erster arabischer Film.

Verfilmung

  • Der Roman wurde im Jahr 1930 zum ersten Mal als Stummfilm verfilmet. [29]
  • Der Roman wurde im Jahr 1952 zum zweiten Mal als Tonfilm reproduziert. [30]

Literatur

Einzelverzeichnis

  1. Vgl. Kindlers Literaturlexikon
  2. Vgl. [1]David Semah (1974) S. 74, Four Egyptian Literary Critics
  3. Haikal: Zainab,Daru-l-maʿārif Verlag, 5. Auflage, 1992, S.7
  4. Vgl. Kindlers Literaturlexikon
  5. Vgl. [[2]] Haikal: Zainab, Daru-l-maʿārif Verlag, 5. Auflage, 1992, S. 9.
  6. Vgl. Haikal: Zainab, Daru-l-maʿārif Verlag, 5. Auflage, 1992, S.7-11
  7. Vgl. Mahfuz' Kairo im Kontext der kanonischen Metropolenliteratur, Magisterarbeit, 2004
  8. Haikal: Zainab, Manāẓir wa ʾaḫlāq rīfīya, Daru-l-maʿārif Verlag, 5. Auflage, 1992
  9. Vgl. Roger Allen:The arabic novel an historical and critical Introducing. Syracuse university press, 1982, S. 34-35.
  10. Kindlers Literatur Lexikon
  11. Kindlers Literatur Lexikon
  12. Vgl. Hamdi Sakkut: The Arabic Novel Bibliography and Critical Introduction 1865-1995, Daru-l-Kutub, S. 18.
  13. Vgl Ed. von M. M. Badawi: The Cambridge History of Arabic Literature, Modern Arabic literature Hilary Kilpatrick:The Egyptian Novel from Zaynab to 1980, Cambridge university press, 1992, S. 225.
  14. Vgl. Roger Allen:The arabic novel an historical and critical Introducing. Syracuse university press, 1982, S. 31.
  15. Vgl. Hamdi Sakkut: The Arabic Novel Bibliography and Critical Introduction 1865-1995, Daru-l-Kutub, S. 17.
  16. Vgl. Hamdi Sakkut: The Arabic Novel Bibliography and Critical Introduction 1865-1995, Daru-l-Kutub, S. 18
  17. Vgl. Elliott Colla: How Zaynab Became the First Arabic Novel, History Compass 6, 2008
  18. Vgl. Hamdi Sakkut: The Arabic Novel Bibliography and Critical Introduction 1865-1995, Daru-l-Kutub, S. 19
  19. Vgl. Roger Allen:„The status of 'Zaynab' by Muhammad Husayn Haykal“, Modern Arabic literature, ed. von M. M. Badawi, Cambridge university press, 1992, S. 190
  20. Roger Allen:The arabic novel an historical and critical Introducing. Syracuse university press, 1982, S. 31-32
  21. Vgl. Hamdi Sakkut: The Arabic Novel Bibliography and Critical Introduction 1865-1995, Daru-l-Kutub, S. 19.
  22. Yahya Hakki:Faǧr al-qiṣatu-l-maṣria, al-maktaba aṯ-Ṯaqāfia 6, V. Daru-l-qalam bi al-qāhira, S. 38
  23. Vgl. Haikal: Zainab, Daru-l-maʿārif Verlag, 5. Auflage, 1992, S.7-11
  24. Vgl. Hamdi Sakkut: The Arabic Novel Bibliography and Critical Introduction 1865-1995, Daru-l-Kutub, S. 20.
  25. Vgl. Hamdi Sakkut: The Arabic Novel Bibliography and Critical Introduction 1865-1995, Daru-l-Kutub, S. 20.
  26. Vgl. Elliott Colla: How Zaynab Became the First Arabic Novel, History Compass 6, 2008
  27. Vgl. Roger Allen:The arabic novel an historical and critical Introducing. Syracuse university press, 1982, S. 34.
  28. Vgl. Elliott Colla: How Zaynab Became the First Arabic Novel, History Compass 6, 2008
  29. Vgl. [3]Zainab.1930
  30. Vgl. [https://elcinema.com/work/1306281/ Zainab.1952