Kurt Waldheim

österreichischer Politiker und Diplomat
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Kurt Josef Waldheim (* 21. Dezember 1918 in Sankt Andrä-Wördern, Niederösterreich) ist ein österreichischer Diplomat und Politiker (ÖVP). Er war von 1972 bis 1981 UN-Generalsekretär sowie von 1986 bis 1992 Bundespräsident der Republik Österreich.

Biographie

bis 1972

Kurt Waldheim besuchte das Stiftsgymnasium in Klosterneuburg. Während dieser Zeit war er an der Gründung der K.Ö.St.V Comagena Tulln im MKV als sogenannter „Gründungsfuchs“ beteiligt.

Kurt Waldheim war während der Zeit des Nationalsozialismus als Mitglied des NS-Studentenbundes und einer SA-Reiterstaffel eingetragen, obwohl er nach eigenen Angaben keine Mitgliedsanträge unterschrieben hatte. Nachdem er zuerst als Schwadronchef einer Vorausabteilung der Wehrmacht in der Sowjetunion eingesetzt war, wurde er als 23jähriger als Ordonnanzoffizier in der Heeresgruppe E unter General Alexander Löhr im besetzten Saloniki in Griechenland stationiert. Danach war Waldheim, wiederum unter General Löhr, Oberleutnant für Feindaufklärung in Jugoslawien. Er hatte in seiner Position keinen direkten Einfluss auf Geschehnisse wie die Deportation von 40.000 Juden aus Saloniki, oder die von der Wehrmacht in Westbosnien verübten Massaker. Waldheim war jedoch bei Stabsbesprechungen anwesend, wirkte (beispielsweise durch das Erstellen von Lageberichten) daran mit und hatte Kenntnis von den Vorgängen (auch von solchen, die im Widerspruch zum Kriegsrecht und den Grundsätzen der Menschlichkeit standen).

1945 promovierte Waldheim an der Universität Wien zum Doktor der Rechtswissenschaft. Er arbeitete als Sekretär von Außenminister Karl Gruber, anschließend war er als Diplomat in Paris, Toronto und New York tätig.

Als Außenminister von 1968 bis 1970 war er mit der schwierigen Situation während des Prager Frühlings konfrontiert. Waldheim gab damals die Weisung, die Botschaft zu schließen und keine Flüchtlinge aufzunehmen. Der österreichische Botschafter in Prag, Rudolf Kirchschläger, ignorierte dies jedoch.

Bereits 1971 kandidierte Waldheim bei der Bundespräsidentenwahl. Er unterlag aber gegen Franz Jonas.

Die UNO-Zeit

Waldheim war bereits von 1955 bis 1956 ständiger österreichischer Beobachter bei der UNO. Von 1964 bis 1968 und von 1970 bis 1971 war er ständiger österreichischer Vertreter bei den Vereinten Nationen. 1972 wurde er zum UN-Generalsekretär gewählt und übte dieses Amt für zwei fünfjährige Amtsperioden aus. In seiner Amtszeit wurden die UN-Resolutionen 332 (21. April 1973; Verurteilung militärischer Aggressionen Israels gegen den Libanon) und 452 (20. Juli 1979; Verurteilung der israelischen Siedlungspolitik in besetzten Gebieten) beschlossen sowie das Südtirol-Paket 1972, das der deutschsprachigen Bevölkerung in der Provinz Südtirol Autonomierechte gewährte. Seine Bewerbung für eine dritte Amtszeit wurde im Dezember 1981 durch ein Veto der Volksrepublik China abgelehnt. Kurt Waldheim lancierte am Ende seiner Amtszeit einen seiner Mitarbeiter, Wolfgang Ischinger, über die Familie des damaligen deutschen UNO-Botschafters Horstmann in den deutschen Auswärtigen Dienst.

Bundespräsidentschaft und Waldheim-Affäre

siehe Hauptartikel: Waldheim-Affäre

1986 trat Kurt Waldheim als Kandidat der ÖVP bei der Wahl zum Bundespräsidenten gegen Kurt Steyrer, den Kandidaten der SPÖ, an. Durch Recherchen des Nachrichtenmagazins profil wurde bekannt, dass Waldheim in seiner kurz zuvor erschienenen Autobiographie „Im Glaspalast der Weltpolitik“ bezüglich seines Verhaltens während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs gelogen hatte.

Infolgedessen verschärfte sich der Wahlkampf. Anhänger Waldheims sprachen von einer „Schmutzkübel-Kampagne“, Gegner warfen der ÖVP vor, antisemitische Argumente zu gebrauchen. Nachdem Waldheim die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang knapp verfehlt hatte, entschied er die Stichwahl gegen Kurt Steyrer für sich. Wegen des Ausgangs der Wahl trat Bundeskanzler Fred Sinowatz zurück.

Die Regierung setzte eine internationale Historikerkommission ein, um Waldheims Tätigkeiten während des Krieges zu untersuchen und zu dokumentieren. Es konnten ihm keine Kriegsverbrechen nachgewiesen werden. Jedoch stellte die Kommission fest, dass Waldheims eigene Darstellung lückenhaft und teilweise falsch war. Als Ordonnanzoffizier im Stab General Löhrs in Saloniki im besetzten Griechenland stationiert, musste er Kenntnis von der Deportation von rund 40.000 Juden in die Konzentrationslager Auschwitz und Treblinka gehabt haben. Ebenso waren ihm die Abtransporte italienischer Gefangener in das Deutsche Reich bekannt, zu einem Zeitpunkt, als zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Italien kein Kriegszustand herrschte. Diese Transporte waren, wie auch die Erschießungen gefangener alliierter Soldaten, klar rechtswidrig. In Westbosnien war er als Stabsoffizier ebenfalls über die dort verübten Massaker an jugoslawischen Partisanen sowie die Zerstörung zahlreicher Dörfer informiert, kannte die taktischen, strategischen und administrativen Anordnungen und war selbst mit der Erstellung von Lageberichten für den Stab befasst.

Die abschließende Erklärung des Berichtes lautet:

Waldheims Darstellung seiner militärischen Vergangenheit steht in vielen Punkten nicht im Einklang mit den Ergebnissen der Kommissionsarbeit. Er war bemüht, seine militärische Vergangenheit in Vergessenheit geraten zu lassen, und sobald das nicht mehr möglich war, zu verharmlosen. Dieses Vergessen ist nach Auffassung der Kommission so grundsätzlich, dass sie keine klärenden Hinweise für ihre Arbeit von Waldheim erhalten konnte.

Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse verursachte 1988, kurz vor dem 50. Jahrestag des „Anschlusses“, eine Regierungskrise. Manche Kritiker sehen in der Affäre ein Symptom für die ausgebliebene Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Österreich.

Am 25. März 1986 beantragte der Jüdische Weltkongress (WJC) die Eintragung Waldheims in die „watch list“ des amerikanischen Justizministeriums. Am 27. April 1987 wurde dem stattgegeben. Waldheim darf seither nicht mehr in die USA einreisen. Gute Beziehungen unterhielt er dagegen zum Vatikan und zu arabischen Nationen.

1990 konnte er einen diplomatischen Erfolg feiern: Als Saddam Hussein vor Beginn des Zweiten Golfkrieges zahlreiche Ausländer als Geiseln festhielt, reiste er persönlich nach Bagdad und konnte dort die Freilassung der österreichischen und schweizer Geiseln erwirken.

Seit 1992 ist er Ehrenmitglied der K.H.V. Welfia Klosterneuburg im ÖCV.

Ehrungen (Auswahl)

Siehe auch


Literatur

  • Kurt Waldheim, Die Antwort, Amalthea Verlag 1996
  • Vorlage:PND


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