Der Bahnhof Flüelen ist der Bahnhof der Gemeinde Flüelen im Schweizer Kanton Uri. Er ist vor allem als Umsteigebahnhof zwischen der Gotthardbahn und der Schifffahrt des Vierwaldstättersees bekannt, aber auch für seine avantgardistische Architektur. Er befindet sich im Eigentum der Schweizerischen Bundesbahnen und wird auch von deren Zügen im Fern- und Regionalverkehr bedient.
Flüelen | |
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![]() Stationsgebäude, 2011
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Daten | |
Lage im Netz | Durchgangsbahnhof |
Perrongleise | 3 |
Abkürzung | FL |
IBNR | 8505112 |
Eröffnung | 1882 |
Architektonische Daten | |
Architekt | Alfred Ramseyer |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Flüelen |
Kanton | Uri |
Staat | Schweiz |
Koordinaten | 690311 / 195002 |
Höhe (SO) | 435 m ü. M. |
Eisenbahnstrecken | |
Liste der Bahnhöfe in der Schweiz |
Geschichte
Die Anfänge
Die ursprünglich geplante Linienführung der Gotthardbahn sah die Umfahrung Flüelens im Berg vor, was auch von der Gemeinde bewilligt und subventioniert wurde.[1] Bei dieser Idee war der Bahnhof auf einer Seeaufschüttung westlich des Dorfes geplant gewesen. Wegen fehlender finanzieller Mittel wurde das Projekt jedoch geändert, so dass die Gleise nun den Berg beim Gruonbach zwischen Flüelen und Sisikon verlassen und parallel zur Axenstrasse das Dorf in Richtung Erstfeld durchqueren. Die Bauarbeiten begannen 1879. In Flüelen stiess die verwirklichte Variante anfänglich auf geringes Wohlwollen, denn durch diese Linienführung wurde das Dorf vom direkten Seeanstoss abgeschnitten. In den Jahren 1880 und 1881 wurde das Stationsgebäude erbaut. Während der Bauzeit erlebte das Dorf einen vorübergehenden Anstieg seiner Einwohnerzahl: 1880 betrug sie 1'425, während sie sich 1888, sechs Jahre nach der Vollendung der Bauarbeiten, nur noch auf 730 belief.
Nach der Eröffnung
Nach der Eröffnung der Gotthardbahn 1882 wurde Flüelen zum Schnellzugshalt des Urner Hauptortes Altdorf, da dessen Bahnhof weit ausserhalb des Dorfkerns errichtet worden war. Von 1906 bis 1951 verkehrte die 3,1 km lange Strassenbahn Altdorf–Flüelen zwischen dem Bahnhof und dem Telldenkmal in Altdorf. In den 1920er-Jahren wurde die Gotthardbahn elektrifiziert und 1922 zwischen Immensee und Brunnen auf Doppelspur ausgebaut. Auch der Ausbau des Teilstücks zwischen Brunnen und Flüelen stand zur Diskussion. Bei diesen Ausbaugedanken kam in der Flüeler Bevölkerung der Wunsch auf, doch noch eine Dorfumfahrung zu bauen, wenn auch nur für das zweite Gleis. Beide Ideen verliefen jedoch im Sand.[1]
Der neue Bahnhof
Im Verlauf des Doppelspurausbaus zwischen Sisikon und Flüelen wurde 1942 das alte Bahnhofsgebäude abgebrochen.[2] Im November 1944 wurde das neue Bahnhofsgebäude nach Plänen des SBB-Architekten Alfred Ramseyer erstellt, dessen Werk durch seine damals ungewöhnliche Modernität für Aufsehen sorgte.
Südlich des Bahnhofs wurde 1947 zu Ehren Emil Huber-Stockars ein steinerner Pylon von 4.10 m Höhe als Denkmal für den "Vorkämpfer und Schöpfer des elektrischen Betriebes der Schweizer Bahnen" errichtet.[3]
1991 folgte der Bau des Mittelbahnsteigs und der Unterführungen. Die ebenerdigen Übergänge zwischen der Axenstrasse und der Schiffstation verschwanden.
Wegen mangelnder Nachfrage entschied die SBB, den Billettschalter per März 2016 zu schliessen.
Ausblick
Die SBB und der Kanton Uri planen, die Fernverkehrszüge ab 2021 im neu ausgebauten Kantonsbahnhof Altdorf halten zu lassen.[4] Dadurch wird Flüelen nur noch von S-Bahn-Zügen bedient. Ferner ist geplant, den Fernverkehr durch den geplanten Axentunnel zu leiten und damit das Dorf Flüelen zu umfahren.
Empfangsgebäude
Das 1944 erbaute Empfangsgebäude umfasst nebst dem Hauptgebäude einen nach Norden halbrund ablaufenden Anbau und einen Uhrturm, in dem das Treppenhaus untergebracht ist.[5] Der Bau ist ein Baudenkmal nationaler Bedeutung, vor allem wegen seiner ungewöhnlichen Modernität. Des Weiteren umfasste er ein Bildstellwerk. So wurde der Bahnhof auf einer Briefmarke verewigt und der deutsche Modellbahnzubehörhersteller Faller hatte ein Modell des Bahnhofs in seinem Sortiment.[6] Heute ist er mit einem gelben Fassadenanstrich versehen.
Die Föhnwacht
Im Wartesaal des Bahnhofs befindet sich das vom Urner Maler Heinrich Danioth gemalte Gemälde Föhnwacht. Die Idee eines Gemäldes im neuen Bahnhof tauchte bereits in der Projektphase 1942 auf. Der Stanser Bildhauer Heinrich von Matt hatte die Idee, den Wartesaal mit einem malerischen Kunstwerk zu versehen. Danioths Projektierung erstreckte sich über ein Jahr, denn die Suche nach einem idealen Thema gestaltete sich als schwierig. Anfangs zog Danioth die Bedeutung Flüelens als Umschlagplatz für den Gotthardtransit in Betracht, änderte jedoch später das Bildthema auf Bucht der Fischer. Zwei Tage vor Einreichung änderte Danioth jedoch den Gestaltungsplan abermals und fertigte nun ein Projekt zum Thema des Föhns an, der im Urner Reusstal häufig weht. Das Bild wurde 1944 zeitgleich mit dem Bahnhof eingeweiht.[7]
Anlage
Die Anlage umfasst vier Durchgangsgleise, wovon drei mit einem Bahnsteig versehen sind. Am Hausbahnsteig (Gleis 1) halten diejenigen Züge, die in Flüelen enden. Momentan sind das drei S2-Zugpaare in den Abendstunden, die nicht nach Erstfeld verlängert werden. Am Mittelbahnsteig halten alle übrigen, weiterfahrenden Züge. Auf Gleis 2 diejenigen in Richtung Brunnen, auf Gleis 3 diejenigen in Richtung Altdorf. Das vierte Gleis ist bahnsteiglos und dient als Überholgleis. Nach dem Bahnhof folgen diverse Anschlussgleise zu Kiesverladestellen am See.
Verkehr
Der Bahnhof Flüelen wird von den SBB sowohl vom Fern- als auch vom Regionalverkehr (Stadtbahn Zug) im Stundentakt bedient, was eine Überlagerung zum Halbstundentakt bedeutet. Die Interregio-Züge überlagern sich zu einem Stundentakt. Bis 2008 hielten an Randstunden noch vereinzelte Eurocity-Züge aus Mailand, sie wurden jedoch bei der Umstellung auf ETR 470 durch einen verlängerten Interregio-Stundentakt gestrichen. Seit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2011 hält zur morgendlichen Hauptverkehrszeit ein Intercity-Neigezug (ICN) von Chiasso nach Zürich. Mit der Betriebsaufnahme des Gotthard-Basistunnels wurde Flüelen zusätzlich Halt dreier Eurocity- und zweier ICN-Züge.[8] Diese Halte werden nach Fertigstellung des Kantonsbahnhofs in Altdorf zu diesem verlegt.
Fernverkehr
- 2 Zürich HB – Zug – Lugano FZ BZ FS RZ , im Sommer zusätzlich (einmal täglich pro Richtung)
- 21 Basel SBB – Luzern – Lugano FZ BZ FS RZ , im Sommer zusätzlich (zweimal täglich pro Richtung)
- 26 Basel SBB – Luzern – Göschenen – Locarno FS (Treno Gottardo)
- 46 Zürich HB – Göschenen – Locarno FS (Treno Gottardo)
- Arth-Goldau – Göschenen – Lugano (Gotthard-Panorama-Express, nur im Sommer)
Regionalverkehr
- S 2 Baar Lindenpark – Walchwil (– Erstfeld)
Busverkehr
In der nahen Umgebung des Bahnhofs befinden sich zwei Bushaltestellen. Von der Haltestelle Flüelen, Bahnhof auf dem Bahnhofplatz verkehren ausschliesslich Postauto-Kurse. Sie bieten Verbindungen über den Klausenpass nach Linthal, ins Isenthal sowie nach Stans an. Von der Haltestelle Flüelen, Hauptplatz auf der anderen Seite der Bahngleise, die mit einer Unterführung an den Bahnhof angebunden ist, verkehrt die Linie 401 der Auto AG Uri nach Flüelen, Gruonbach sowie nach Altdorf–Schattdorf(–Erstfeld–Amsteg–Göschenen)
Erwähnenswertes
- Der Flüeler Bahnhof wurde 1947 auf der so genannten Bundesfeierspende-Marke der Schweizerischen Post abgebildet. Die Marke hat einen Nennwert von 30 Rappen und wurde mit einem Zuschlag von 10 Rappen pro Marke zugunsten der Nationalspende verkauft.[9]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Bahngeschichte - Geschichte Eisenbahn. Fluelen.ch
- ↑ Altes Stationsgebäude. Fluelen.ch, 22. Januar 2002, archiviert vom am 31. Juli 2012 .
- ↑ Denkmal Emil Huber-Stockar. In: Gemeinde Flüelen. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- ↑ Kantonsbahnhof Altdorf wird zur neuen Drehscheibe In: SRF, 16. März 2017
- ↑ Bahnhof Flüelen. Fluelen.ch, 5. August 2002, archiviert vom am 1. August 2012 .
- ↑ Wolfgang Renschler: Faller Bahnhof Flüelen 111. In: Wolfi's Modelleisenbahn Seiten. Abgerufen am 20. Januar 2021.
- ↑ "Föhnwacht" von Heinrich Danioth. In: Gemeinde Flüelen. Abgerufen am 19. Januar 2021.
- ↑ Ihr Gotthard. Das neue Angebot auf der Nord-Süd-Achse. SBB. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
- ↑ Tra-ri-tra-ra die Post ist da! Fluelen.ch, 18. September 2002, archiviert vom am 1. Februar 2016 .