Neuntöter

Art der Gattung Lanius
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Neuntöter (Lanius collurio)

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Der Neuntöter (Lanius collurio), auch Dorndreher oder Rotrückenwürger genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Würger (Laniidae).

Manchmal wird auch der zentralasiatische Isabellwürger (Lanius isabellinus) als eine Gruppe von Unterarten des Neuntöters bewertet.

Aussehen

Der Neuntöter ist ein ca. 17 cm großer Vogel, oben rostbraun, unten rötlich-weiß gefärbt. Männchen haben einen grauen Scheitel und Bürzel, schwarze Augenstreifen und einen schwarzen Schwanz. Weibchen sind unterseits, Jungtiere unterseits und oberseits quergewellt.

Verbreitung

Als Zugvogel ist der Neuntöter in Europa von Ende April bis September anwesend. Er brütet in weiten Teilen Europas, nach Norden bis Schottland, Mittelschweden und Südfinnland. In Südeuropa fehlt er etwa im größten Teil der Iberischen Halbinsel. Außerhalb Europas brütet er in Westsibirien, vom Ural bis zum Altai-Gebirge, und in Südwestasien, von Anatolien bis in den Nordwesten und Norden von Iran. Der Neuntöter überwintert in Ost- und Südafrika. Der Durchzugsweg verläuft über Südosteuropa.
In Mitteleuropa ist der Neuntöter die häufigste Würger-Art.

Lebensraum

Der Neuntöter bewohnt offenes Gelände, das einerseits Büsche und Hecken als Neststandorte, andererseits niedrige Bodenvegetation, etwa Weiderasen, mit reichlich Insekten bietet. Seine Lebensräume reichen also von buschbestandenem Weideland bis zu Bahnböschungen und Waldrandgebüschen. Er bevorzugt dornige Heckenbüsche und dort besonders die Sträucher (z.B. Weissdorn, Schlehdorn) am Anfang und am Ende einer Hecke.

Ernährung und Lebensweise

Die Nahrung besteht hauptsächlich aus großen Insekten, seltener aus kleinen Wirbeltieren, etwa jungen Mäusen, kleinen Eidechsen, Fröschen oder Jungvögeln.

Indem er seine Beute an Dornen und Stacheln, notfalls auch am Stacheldrahtzaun aufspiesst, schafft er Vorräte für schlechte Tag. Auffällig ist sein Verhalten, wenn er am höchsten verfügbaren Aussichtspunkt sitzt und von dort nach Beute Ausschau hält. Blitzschnell fliegt er zum Boden, holt sich einen Happen und kehrt mit der Beute wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Lautäußerungen

Der Gesang ist ein relativ leises, wohlklingendes, aber auch kratzende Töne enthaltendes Schwätzen, in das auch Nachahmungen anderer Vogelstimmen eingebaut werden.

Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen

Neuntöter verpaaren sich grundsätzlich nur für die Dauer einer Brutsaison. Infolge der Reviertreue sind Wiederverpaarung im Folgejahr aber möglich. Die Brutzeit beginnt im Mai, es findet nur eine Brut pro Saison statt. Beim Verlust des Geleges kann es bis in den Juli hinein zu Nachbruten kommen.
Als Neststandorte werden Dornsträucher bevorzugt. Das Nest wird von beiden Partnern aus Pflanzenstängeln, dünnen Zweigen und Moos gebaut und innen mit Federn gepolstert. Das Weibchen legt 4-6 Eier und bebrütet sie etwa zwei Wochen lang. Schon nach weiteren zwei Wochen verlassen die Jungvögel das Nest, bleiben dann aber noch mehrere Wochen bei den Eltern.

Gefährdete Bestände

Bestandesrückgänge haben in den letzten Jahrzehnten zu markanten Arealschrumpfungen an seiner Nordgrenze geführt. Auf den Britischen Inseln beispielsweise ist der Neuntöter zur Zeit kein ständiger Brutvogel mehr. Ursachen liegen z.T. in der Veränderung der Landschaftsstruktur, etwa durch Rodung von Hecken und Feldgehölzen, andererseits sicher auch im verstärkten Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.